knorpel über dem festern Ringmuskel, von den Ring- schildmuskeln (cricothyreoidei musculi) ein wenig nie- derwerts gezogen werde. Endlich so hat ehedem Gunz gewollt (u), daß eben dieser Knorpel von seinen Neben- knorpeln zwar nicht entfernt, aber doch gedrükkt werden könne, daß davon gleichsam eine brüllende Stimme ent- stünde.
Jch sehe aber nicht eben ein, daß eben dieser Knor- pel, von denjenigen Muskeln, die das Zungenbein, und den Schildknorpel vorwers rükken, gezogen werden kön- ne, daß nicht zugleich der Ringknorpel mit folgen sollte, da er mit diesem durch gar zu kurze Bänder, und beson- ders mit den untern Hörnern, durch eine sehr enge Kap- sel verbunden ist. Jch sehe auch, daß Santorin(x), und ehedem Fabricius(y), mit mir einerlei Sin- nes sind.
Wenn man ferner die Finger an die Kehle legt, wenn sich der Schildknorpel erhebt, und vorwerts rükket, so fühlt man mehr als zu deutlich, daß die ganze Maschine des Luftröhreukopses folge, und zugleich mit vorrükke. Jn diesem Stükke hat der vortrefliche Joseph Exu- perius Bertin(z) mit mir einerlei Gedanken. Es läst sich kaum vermuthen, daß sich ein so dikker, und sehr elastischer Knorpel von den Brustzungenbeinmuskeln zu- sammen drükken lasse. Das will ich nicht leugnen, daß ein Fehler nicht mit unterlaufen, und der Schildknorpel nicht durch Krankheit beweglich gemacht seyn könne (a).
Mehr Schein hat die Santorinsche Meinung, da in der Ferreinschen das Horn des Schildknorpels von dem unbeweglichen Ringmuskel losgehen, nach jener hin-
ge-
(u)[Spaltenumbruch]De oscitat. S. 20. n. 8.
(x) S. 101.
(y) Angef. Ort.
(z)Lettre sur le nouv. syst. de la voix. S. 12. 31.
(a)[Spaltenumbruch]Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 8. obs 33 Sie fugen hinzu, es wäre durch eine Bleiplatte befestiget worden.
Die Stimme. IX. Buch.
knorpel uͤber dem feſtern Ringmuskel, von den Ring- ſchildmuskeln (cricothyreoidei muſculi) ein wenig nie- derwerts gezogen werde. Endlich ſo hat ehedem Gunz gewollt (u), daß eben dieſer Knorpel von ſeinen Neben- knorpeln zwar nicht entfernt, aber doch gedruͤkkt werden koͤnne, daß davon gleichſam eine bruͤllende Stimme ent- ſtuͤnde.
Jch ſehe aber nicht eben ein, daß eben dieſer Knor- pel, von denjenigen Muskeln, die das Zungenbein, und den Schildknorpel vorwers ruͤkken, gezogen werden koͤn- ne, daß nicht zugleich der Ringknorpel mit folgen ſollte, da er mit dieſem durch gar zu kurze Baͤnder, und beſon- ders mit den untern Hoͤrnern, durch eine ſehr enge Kap- ſel verbunden iſt. Jch ſehe auch, daß Santorin(x), und ehedem Fabricius(y), mit mir einerlei Sin- nes ſind.
Wenn man ferner die Finger an die Kehle legt, wenn ſich der Schildknorpel erhebt, und vorwerts ruͤkket, ſo fuͤhlt man mehr als zu deutlich, daß die ganze Maſchine des Luftroͤhreukopſes folge, und zugleich mit vorruͤkke. Jn dieſem Stuͤkke hat der vortrefliche Joſeph Exu- perius Bertin(z) mit mir einerlei Gedanken. Es laͤſt ſich kaum vermuthen, daß ſich ein ſo dikker, und ſehr elaſtiſcher Knorpel von den Bruſtzungenbeinmuskeln zu- ſammen druͤkken laſſe. Das will ich nicht leugnen, daß ein Fehler nicht mit unterlaufen, und der Schildknorpel nicht durch Krankheit beweglich gemacht ſeyn koͤnne (a).
Mehr Schein hat die Santorinſche Meinung, da in der Ferreinſchen das Horn des Schildknorpels von dem unbeweglichen Ringmuskel losgehen, nach jener hin-
ge-
(u)[Spaltenumbruch]De oſcitat. S. 20. n. 8.
(x) S. 101.
(y) Angef. Ort.
(z)Lettre ſur le nouv. ſyſt. de la voix. S. 12. 31.
(a)[Spaltenumbruch]Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 8. obſ 33 Sie fugen hinzu, es waͤre durch eine Bleiplatte befeſtiget worden.
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[592[594]/0600]
Die Stimme. IX. Buch.
knorpel uͤber dem feſtern Ringmuskel, von den Ring-
ſchildmuskeln (cricothyreoidei muſculi) ein wenig nie-
derwerts gezogen werde. Endlich ſo hat ehedem Gunz
gewollt (u), daß eben dieſer Knorpel von ſeinen Neben-
knorpeln zwar nicht entfernt, aber doch gedruͤkkt werden
koͤnne, daß davon gleichſam eine bruͤllende Stimme ent-
ſtuͤnde.
Jch ſehe aber nicht eben ein, daß eben dieſer Knor-
pel, von denjenigen Muskeln, die das Zungenbein, und
den Schildknorpel vorwers ruͤkken, gezogen werden koͤn-
ne, daß nicht zugleich der Ringknorpel mit folgen ſollte,
da er mit dieſem durch gar zu kurze Baͤnder, und beſon-
ders mit den untern Hoͤrnern, durch eine ſehr enge Kap-
ſel verbunden iſt. Jch ſehe auch, daß Santorin (x),
und ehedem Fabricius (y), mit mir einerlei Sin-
nes ſind.
Wenn man ferner die Finger an die Kehle legt, wenn
ſich der Schildknorpel erhebt, und vorwerts ruͤkket, ſo
fuͤhlt man mehr als zu deutlich, daß die ganze Maſchine
des Luftroͤhreukopſes folge, und zugleich mit vorruͤkke.
Jn dieſem Stuͤkke hat der vortrefliche Joſeph Exu-
perius Bertin (z) mit mir einerlei Gedanken. Es
laͤſt ſich kaum vermuthen, daß ſich ein ſo dikker, und ſehr
elaſtiſcher Knorpel von den Bruſtzungenbeinmuskeln zu-
ſammen druͤkken laſſe. Das will ich nicht leugnen, daß
ein Fehler nicht mit unterlaufen, und der Schildknorpel
nicht durch Krankheit beweglich gemacht ſeyn koͤnne (a).
Mehr Schein hat die Santorinſche Meinung, da
in der Ferreinſchen das Horn des Schildknorpels von
dem unbeweglichen Ringmuskel losgehen, nach jener hin-
ge-
(u)
De oſcitat. S. 20. n. 8.
(x) S. 101.
(y) Angef. Ort.
(z) Lettre ſur le nouv. ſyſt. de
la voix. S. 12. 31.
(a)
Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 8.
obſ 33 Sie fugen hinzu, es waͤre
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 592[594]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/600>, abgerufen am 22.11.2024.
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