Stimme nennen wir den klingenden Weg oder Lauf, den die Luft durch die Luftröhrenspalte nimmt: denn es erlauben nicht (o) die Erscheinungen bei dem Schlukken (p), oder hartnäkkigen Husten (q), und endlich die Erscheinung eggasrimuthon, oder an denjenigen Men- schen, welche Buchstaben dergestalt aussprechen, daß sie die Lust, vermittelst des Einatmens, zurükke laufen las- sen, die Nothwendigkeit des Ausatmens nicht. Jch würde dergleichen Hervorbringung der Stimme weder dem Rho- digin, noch dem Adrian Tourneboeuf(r), oder an- dern Zeugen mehr zutrauen (s); man darf aber dem an- gesehenen Schriftsteller, Joh. Conr. Amman, nicht den Glauben versagen, wenn er eine alte Frau im Ein- atmen reden, gesehen hat.
Es mus die Luft im Menschen durch die Luftörhren- spalte gehen (t), wenn eine Stimme hervorgebracht werden soll. Wenn daher am Luftröhrenkopfe (u), oder dem Keh-
dekkel
(o)[Spaltenumbruch]
Daß keine Sprache, ohne durchs Ausatmen, verrichtet wer- de, fabricivs. P. II. c. 5.
(p) B. 8. A. 4. N. 39.
(q) Jm Husten entstehet die Stim- me von der Luft, welche in die Luft- röhre wieder zurükkläuft, dodart Mem. de l'Aaad. de Paris. 1706. S. 249.
(r) Beim FOESIVS in oecon. Hipp.
(s)E. M. V. HELMONT al- [Spaltenumbruch]
phab. naturae. S. 22. svidas. S. 667. Bresl. Samml. 1714. Maymo- nat. camello Phil. trans. n. 307. wobei was abergläubisches ist.
(t)SCHELH. S. 26. DO- DART. angef. Ort. S. 248 per- ravlt ess. S. 393. ferrein in thes. der ber. montagnat.
(u) Da der Schildknorpol zerris- sen war, ward die Stimme fehler- haft, Eph. Nat. Cur. Dec. II. an. 2. obs. 136.
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III. Abſchn. Die Toͤne.
Dritter Abſchnitt. Die Stimme.
§. 1. Der Sizz der Stimme.
Stimme nennen wir den klingenden Weg oder Lauf, den die Luft durch die Luftroͤhrenſpalte nimmt: denn es erlauben nicht (o) die Erſcheinungen bei dem Schlukken (p), oder hartnaͤkkigen Huſten (q), und endlich die Erſcheinung ἐγγαςϱιμυθων, oder an denjenigen Men- ſchen, welche Buchſtaben dergeſtalt ausſprechen, daß ſie die Luſt, vermittelſt des Einatmens, zuruͤkke laufen laſ- ſen, die Nothwendigkeit des Ausatmens nicht. Jch wuͤrde dergleichen Hervorbringung der Stimme weder dem Rho- digin, noch dem Adrian Tourneboeuf(r), oder an- dern Zeugen mehr zutrauen (s); man darf aber dem an- geſehenen Schriftſteller, Joh. Conr. Amman, nicht den Glauben verſagen, wenn er eine alte Frau im Ein- atmen reden, geſehen hat.
Es mus die Luft im Menſchen durch die Luftoͤrhren- ſpalte gehen (t), wenn eine Stimme hervorgebracht werden ſoll. Wenn daher am Luftroͤhrenkopfe (u), oder dem Keh-
dekkel
(o)[Spaltenumbruch]
Daß keine Sprache, ohne durchs Ausatmen, verrichtet wer- de, fabricivſ. P. II. c. 5.
(p) B. 8. A. 4. N. 39.
(q) Jm Huſten entſtehet die Stim- me von der Luft, welche in die Luft- roͤhre wieder zuruͤkklaͤuft, dodart Mem. de l’Aaad. de Paris. 1706. S. 249.
(r) Beim FOESIVS in oecon. Hipp.
(s)E. M. V. HELMONT al- [Spaltenumbruch]
phab. naturae. S. 22. ſvidaſ. S. 667. Bresl. Samml. 1714. Maymo- nat. camello Phil. tranſ. n. 307. wobei was aberglaͤubiſches iſt.
(t)SCHELH. S. 26. DO- DART. angef. Ort. S. 248 per- ravlt eſſ. S. 393. ferrein in theſ. der ber. montagnat.
(u) Da der Schildknorpol zerriſ- ſen war, ward die Stimme fehler- haft, Eph. Nat. Cur. Dec. II. an. 2. obſ. 136.
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[675[677]/0683]
III. Abſchn. Die Toͤne.
Dritter Abſchnitt.
Die Stimme.
§. 1.
Der Sizz der Stimme.
Stimme nennen wir den klingenden Weg oder Lauf,
den die Luft durch die Luftroͤhrenſpalte nimmt:
denn es erlauben nicht (o) die Erſcheinungen bei dem
Schlukken (p), oder hartnaͤkkigen Huſten (q), und endlich
die Erſcheinung ἐγγαςϱιμυθων, oder an denjenigen Men-
ſchen, welche Buchſtaben dergeſtalt ausſprechen, daß ſie
die Luſt, vermittelſt des Einatmens, zuruͤkke laufen laſ-
ſen, die Nothwendigkeit des Ausatmens nicht. Jch wuͤrde
dergleichen Hervorbringung der Stimme weder dem Rho-
digin, noch dem Adrian Tourneboeuf (r), oder an-
dern Zeugen mehr zutrauen (s); man darf aber dem an-
geſehenen Schriftſteller, Joh. Conr. Amman, nicht
den Glauben verſagen, wenn er eine alte Frau im Ein-
atmen reden, geſehen hat.
Es mus die Luft im Menſchen durch die Luftoͤrhren-
ſpalte gehen (t), wenn eine Stimme hervorgebracht werden
ſoll. Wenn daher am Luftroͤhrenkopfe (u), oder dem Keh-
dekkel
(o)
Daß keine Sprache, ohne
durchs Ausatmen, verrichtet wer-
de, fabricivſ. P. II. c. 5.
(p) B. 8. A. 4. N. 39.
(q) Jm Huſten entſtehet die Stim-
me von der Luft, welche in die Luft-
roͤhre wieder zuruͤkklaͤuft, dodart
Mem. de l’Aaad. de Paris. 1706. S.
249.
(r) Beim FOESIVS in oecon.
Hipp.
(s) E. M. V. HELMONT al-
phab. naturae. S. 22. ſvidaſ. S.
667. Bresl. Samml. 1714. Maymo-
nat. camello Phil. tranſ. n. 307.
wobei was aberglaͤubiſches iſt.
(t) SCHELH. S. 26. DO-
DART. angef. Ort. S. 248 per-
ravlt eſſ. S. 393. ferrein in
theſ. der ber. montagnat.
(u) Da der Schildknorpol zerriſ-
ſen war, ward die Stimme fehler-
haft, Eph. Nat. Cur. Dec. II. an. 2.
obſ. 136.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 675[677]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/683>, abgerufen am 22.11.2024.
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