chen, eigentlich Nachahmungen von diesen Maschinen, und überhaupt von der Luftröhre der Vögel (n).
§. 23. Die Stimme entsteht von Zitterungen.
Es kann zwar eine |sachte und heisere Stimme, wel- che wir ein leises Geflistere nennen, auch durch eine ruhige Luftröhrenspalte gemacht werden. Wenn aber die Stimme ordentlich, und helle ist, so mus überhaupt die Luft, indem sie durch die Luftröhrenspalte hindurch läuft, an die Wände dieser Rizze dergestalt anstossen, daß nicht nur diese Wände selbst, sondern auch zugleich die Knorpel des Luftröhrenkopfes, und endlich der Kno- chen des Kopfs, der Brust, und des ganzen Körpers (r), Bebungen machen. Daher lernen taube Menschen keine wirkliche Stimme von sich zu geben, wenn sie nicht die Hand an den Luftröhrenkopfe des redenden Sprachmei- sters anlegen, und den zitternden Luftröhrenkopf, mittelst des Gefüles, erkennen (s).
Hieraus erhellet, warum die Werkzeuge der Stim- me in den meisten Thieren aus Knorpeln bestehen, und Bestandtheile haben, die zum Zittern am meisten aufge- leget sind.
Es erhellet auch hieraus, warum die Stimme besser, und heller in lebendigen Thieren hervorgebracht wird, als in todten (t). Es waren nämlich die Ferreinischen (o) (p) (q)
Stim-
(n)[Spaltenumbruch]VERDVC de l'usage des part. II. S. 393.
(r)AMMAN. SCHELH. S. 28.
(s)AMMAN. S. 82. raphei. c. 1.
(t)AMMAN leugnete, daß man Stimmen in todten Körpern hervor- bringen könne. S. 24.
(o)HOLDER Elements of Speeb. S. 47. wallis Gramm. Anglic. S. 3. und vornämlich AM- MANN de loquela. S. 26. 31.
(p) S. 83. Ebendas. u. f.
(q)GAVTIER hat, vermit- telst der Schwingungen, einige tau- be lesen und hören gelehrt, indem [Spaltenumbruch]
sie ihr Kinn an dem Hinterkopfe des redenden Menschen anlehnten, und auf diese Weise die Erzitterungen em- pfanden, obs. T. III. S. 296.
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III. Abſchn. Der Sizz der Stimme.
chen, eigentlich Nachahmungen von dieſen Maſchinen, und uͤberhaupt von der Luftroͤhre der Voͤgel (n).
§. 23. Die Stimme entſteht von Zitterungen.
Es kann zwar eine |ſachte und heiſere Stimme, wel- che wir ein leiſes Gefliſtere nennen, auch durch eine ruhige Luftroͤhrenſpalte gemacht werden. Wenn aber die Stimme ordentlich, und helle iſt, ſo mus uͤberhaupt die Luft, indem ſie durch die Luftroͤhrenſpalte hindurch laͤuft, an die Waͤnde dieſer Rizze dergeſtalt anſtoſſen, daß nicht nur dieſe Waͤnde ſelbſt, ſondern auch zugleich die Knorpel des Luftroͤhrenkopfes, und endlich der Kno- chen des Kopfs, der Bruſt, und des ganzen Koͤrpers (r), Bebungen machen. Daher lernen taube Menſchen keine wirkliche Stimme von ſich zu geben, wenn ſie nicht die Hand an den Luftroͤhrenkopfe des redenden Sprachmei- ſters anlegen, und den zitternden Luftroͤhrenkopf, mittelſt des Gefuͤles, erkennen (s).
Hieraus erhellet, warum die Werkzeuge der Stim- me in den meiſten Thieren aus Knorpeln beſtehen, und Beſtandtheile haben, die zum Zittern am meiſten aufge- leget ſind.
Es erhellet auch hieraus, warum die Stimme beſſer, und heller in lebendigen Thieren hervorgebracht wird, als in todten (t). Es waren naͤmlich die Ferreiniſchen (o) (p) (q)
Stim-
(n)[Spaltenumbruch]VERDVC de l’uſage des part. II. S. 393.
(r)AMMAN. SCHELH. S. 28.
(s)AMMAN. S. 82. raphei. c. 1.
(t)AMMAN leugnete, daß man Stimmen in todten Koͤrpern hervor- bringen koͤnne. S. 24.
(o)HOLDER Elements of Speeb. S. 47. walliſ Gramm. Anglic. S. 3. und vornaͤmlich AM- MANN de loquela. S. 26. 31.
(p) S. 83. Ebendaſ. u. f.
(q)GAVTIER hat, vermit- telſt der Schwingungen, einige tau- be leſen und hoͤren gelehrt, indem [Spaltenumbruch]
ſie ihr Kinn an dem Hinterkopfe des redenden Menſchen anlehnten, und auf dieſe Weiſe die Erzitterungen em- pfanden, obſ. T. III. S. 296.
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[677[679]/0685]
III. Abſchn. Der Sizz der Stimme.
chen, eigentlich Nachahmungen von dieſen Maſchinen,
und uͤberhaupt von der Luftroͤhre der Voͤgel (n).
§. 23.
Die Stimme entſteht von Zitterungen.
Es kann zwar eine |ſachte und heiſere Stimme, wel-
che wir ein leiſes Gefliſtere nennen, auch durch eine
ruhige Luftroͤhrenſpalte gemacht werden. Wenn aber
die Stimme ordentlich, und helle iſt, ſo mus uͤberhaupt
die Luft, indem ſie durch die Luftroͤhrenſpalte hindurch
laͤuft, an die Waͤnde dieſer Rizze dergeſtalt anſtoſſen,
daß nicht nur dieſe Waͤnde ſelbſt, ſondern auch zugleich
die Knorpel des Luftroͤhrenkopfes, und endlich der Kno-
chen des Kopfs, der Bruſt, und des ganzen Koͤrpers (r),
Bebungen machen. Daher lernen taube Menſchen keine
wirkliche Stimme von ſich zu geben, wenn ſie nicht die
Hand an den Luftroͤhrenkopfe des redenden Sprachmei-
ſters anlegen, und den zitternden Luftroͤhrenkopf, mittelſt
des Gefuͤles, erkennen (s).
Hieraus erhellet, warum die Werkzeuge der Stim-
me in den meiſten Thieren aus Knorpeln beſtehen, und
Beſtandtheile haben, die zum Zittern am meiſten aufge-
leget ſind.
Es erhellet auch hieraus, warum die Stimme beſſer,
und heller in lebendigen Thieren hervorgebracht wird,
als in todten (t). Es waren naͤmlich die Ferreiniſchen
Stim-
(o)
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(n)
VERDVC de l’uſage des
part. II. S. 393.
(r) AMMAN. SCHELH. S. 28.
(s) AMMAN. S. 82. raphei.
c. 1.
(t) AMMAN leugnete, daß man
Stimmen in todten Koͤrpern hervor-
bringen koͤnne. S. 24.
(o) HOLDER Elements of
Speeb. S. 47. walliſ Gramm.
Anglic. S. 3. und vornaͤmlich AM-
MANN de loquela. S. 26. 31.
(p) S. 83. Ebendaſ. u. f.
(q) GAVTIER hat, vermit-
telſt der Schwingungen, einige tau-
be leſen und hoͤren gelehrt, indem
ſie ihr Kinn an dem Hinterkopfe des
redenden Menſchen anlehnten, und
auf dieſe Weiſe die Erzitterungen em-
pfanden, obſ. T. III. S. 296.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 677[679]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/685>, abgerufen am 22.11.2024.
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