endlich die Graden der Spannung dieser Bänder zur Hauptursach der veränderten Töne (b), wovon die Folge diese sey, daß sich eben diese Bänder einander nähern, und gegen einander treten (c).
Er lehrte ferner, daß zu einer ordentlichen, reinen, und klaren Stimme Bänder ersordert würden, welche mit gleich großer Kraft gespannt wären (d), und es würde die Stimme falsch, so bald eben diese Lippen un- gleich gespannt wären, so daß ein anderer Ton heraus- gebracht würde, als den man herausbringen wollen (e).
Jndessen ist der berühmte Ferrein(f) weiter, als die Dodartische Entdekkung gegangen, und er hat das Ansehen der Spannung derjenigen Bänder, von denen die Luströhrenspalte umgeben ist, dergestalt ausgedehnt, daß er überhaupt keine verschiedene Breite statt finden lies, und das Werkzeug der menschlichen Stimme der Flötenklasse entzog, und es davor mit derjenigen Art von Jnstrumenten verglich, an welchen verschiedene Span- nungen die Ursach zu veränderlichen Tönen ist. Er ver- gleicht daher die Bänder der Luftröhrenspalte mit musika- lischen Saiten (g), welche die Luft beben macht (h). Er sahe nämlich, als er in die Luftröhre Luft einblies, und zu eben der Zeit die Luftröhrenspalte auf verschiedene Wei- se verengerte, daß sich zwar die Stärke des Tons bei der engen Spalte vergrössere (i), der Ton aber übrigens nicht die mindeste Veränderung leide (k).
Nachdem er nun von allen Seiten die Bänder der Spalte betrachtet, ihre Schwingung gefunden (l), und
die
(b)[Spaltenumbruch]
S. 262.
(c) Ebendas.
(d) 1706. S. 42. 1700. S. 262.
(e) 1706. S. 143.
(f) Jn den zwölf Fragen, die zu Montpellier aufgegeben worden; ferner in Mem. de l'Acad. 1741. S. 409. u. f. Von dieser Dissertation hat der ber. montagn. die vor- nehmsten Punkte wiederholt.
(g)[Spaltenumbruch]
Er vergleicht die Werkzeuge der Stimme mit den Saiteninstru- menten. (Viole, Geige) S. 416.
(h)Mem. de l'Acad. 1741. S. 416. 422. u. f.
(i) S. 418.
(k) S. 418. 419.
(l) S. 420. 421. 431. rvnge. S. 36.
X x 3
III. Abſchn. Die Toͤne.
endlich die Graden der Spannung dieſer Baͤnder zur Haupturſach der veraͤnderten Toͤne (b), wovon die Folge dieſe ſey, daß ſich eben dieſe Baͤnder einander naͤhern, und gegen einander treten (c).
Er lehrte ferner, daß zu einer ordentlichen, reinen, und klaren Stimme Baͤnder erſordert wuͤrden, welche mit gleich großer Kraft geſpannt waͤren (d), und es wuͤrde die Stimme falſch, ſo bald eben dieſe Lippen un- gleich geſpannt waͤren, ſo daß ein anderer Ton heraus- gebracht wuͤrde, als den man herausbringen wollen (e).
Jndeſſen iſt der beruͤhmte Ferrein(f) weiter, als die Dodartiſche Entdekkung gegangen, und er hat das Anſehen der Spannung derjenigen Baͤnder, von denen die Luſtroͤhrenſpalte umgeben iſt, dergeſtalt ausgedehnt, daß er uͤberhaupt keine verſchiedene Breite ſtatt finden lies, und das Werkzeug der menſchlichen Stimme der Floͤtenklaſſe entzog, und es davor mit derjenigen Art von Jnſtrumenten verglich, an welchen verſchiedene Span- nungen die Urſach zu veraͤnderlichen Toͤnen iſt. Er ver- gleicht daher die Baͤnder der Luftroͤhrenſpalte mit muſika- liſchen Saiten (g), welche die Luft beben macht (h). Er ſahe naͤmlich, als er in die Luftroͤhre Luft einblies, und zu eben der Zeit die Luftroͤhrenſpalte auf verſchiedene Wei- ſe verengerte, daß ſich zwar die Staͤrke des Tons bei der engen Spalte vergroͤſſere (i), der Ton aber uͤbrigens nicht die mindeſte Veraͤnderung leide (k).
Nachdem er nun von allen Seiten die Baͤnder der Spalte betrachtet, ihre Schwingung gefunden (l), und
die
(b)[Spaltenumbruch]
S. 262.
(c) Ebendaſ.
(d) 1706. S. 42. 1700. S. 262.
(e) 1706. S. 143.
(f) Jn den zwoͤlf Fragen, die zu Montpellier aufgegeben worden; ferner in Mem. de l’Acad. 1741. S. 409. u. f. Von dieſer Diſſertation hat der ber. montagn. die vor- nehmſten Punkte wiederholt.
(g)[Spaltenumbruch]
Er vergleicht die Werkzeuge der Stimme mit den Saiteninſtru- menten. (Viole, Geige) S. 416.
(h)Mem. de l’Acad. 1741. S. 416. 422. u. f.
(i) S. 418.
(k) S. 418. 419.
(l) S. 420. 421. 431. rvnge. S. 36.
X x 3
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[691[693]/0699]
III. Abſchn. Die Toͤne.
endlich die Graden der Spannung dieſer Baͤnder zur
Haupturſach der veraͤnderten Toͤne (b), wovon die Folge
dieſe ſey, daß ſich eben dieſe Baͤnder einander naͤhern,
und gegen einander treten (c).
Er lehrte ferner, daß zu einer ordentlichen, reinen,
und klaren Stimme Baͤnder erſordert wuͤrden, welche
mit gleich großer Kraft geſpannt waͤren (d), und es
wuͤrde die Stimme falſch, ſo bald eben dieſe Lippen un-
gleich geſpannt waͤren, ſo daß ein anderer Ton heraus-
gebracht wuͤrde, als den man herausbringen wollen (e).
Jndeſſen iſt der beruͤhmte Ferrein (f) weiter, als
die Dodartiſche Entdekkung gegangen, und er hat das
Anſehen der Spannung derjenigen Baͤnder, von denen
die Luſtroͤhrenſpalte umgeben iſt, dergeſtalt ausgedehnt,
daß er uͤberhaupt keine verſchiedene Breite ſtatt finden
lies, und das Werkzeug der menſchlichen Stimme der
Floͤtenklaſſe entzog, und es davor mit derjenigen Art von
Jnſtrumenten verglich, an welchen verſchiedene Span-
nungen die Urſach zu veraͤnderlichen Toͤnen iſt. Er ver-
gleicht daher die Baͤnder der Luftroͤhrenſpalte mit muſika-
liſchen Saiten (g), welche die Luft beben macht (h). Er
ſahe naͤmlich, als er in die Luftroͤhre Luft einblies, und
zu eben der Zeit die Luftroͤhrenſpalte auf verſchiedene Wei-
ſe verengerte, daß ſich zwar die Staͤrke des Tons bei der
engen Spalte vergroͤſſere (i), der Ton aber uͤbrigens
nicht die mindeſte Veraͤnderung leide (k).
Nachdem er nun von allen Seiten die Baͤnder der
Spalte betrachtet, ihre Schwingung gefunden (l), und
die
(b)
S. 262.
(c) Ebendaſ.
(d) 1706. S. 42. 1700. S. 262.
(e) 1706. S. 143.
(f) Jn den zwoͤlf Fragen, die zu
Montpellier aufgegeben worden;
ferner in Mem. de l’Acad. 1741. S.
409. u. f. Von dieſer Diſſertation
hat der ber. montagn. die vor-
nehmſten Punkte wiederholt.
(g)
Er vergleicht die Werkzeuge
der Stimme mit den Saiteninſtru-
menten. (Viole, Geige) S. 416.
(h) Mem. de l’Acad. 1741. S. 416.
422. u. f.
(i) S. 418.
(k) S. 418. 419.
(l) S. 420. 421. 431. rvnge.
S. 36.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 691[693]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/699>, abgerufen am 22.11.2024.
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