Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Stimme. IX. Buch.

Jn dem o der Franzosen, der Deutschen, und Jta-
liener, schließen sich die Lippen enger an einander (i), als
im a, und es nähert sich ein grösserer Theil der Zunge
den vordern und inwendigen Zähnen, und dieses beinahe,
wie im a, indem man dabei Veränderungen machen kan.

Jn dem ö der Schweizer, der Schweden, und Nie-
dersachsen, oder in dem eu der Franzosen, wird die Spal-
te der Lippen enger, als im o gemacht, hingegen die
Zunge wie im e gelenket, indem sie sich mit ihren Seiten
an die Zähne schliest, und die Spizze gegen die obere
Zähne herauf krümmt (k).

Jn dem ü der Niedersachsen, und dem o der Franzo-
sen, zieht man die Lippen mehr, als im ö zusammen (l),
so daß die Oefnung des Mundes unter allen am kleinsten
wird, die Seiten der Zunge aber an den Zähnen zu lie-
gen kommen, und die Zungenspizze an den untern, und
vordern Zähnen ruht. Dieses ü, so wie ihr ähnliches
ö, stellt die Lippen, wie im o und u, und gebraucht die
Zähne wie im e und i.

Das helle u, wie in dem Worte Uhr, in dem
ou der Franzosen, in dem oo der Engländer, zieht man
die Lippen ein wenig näher gegen einander (m), als im o,
dargegen legt man die Zunge an die Zähne an, da sie sonst
im tauben u freie bleibt. Man kann das u aber heraus-
bringen, entweder, wenn man die Zungen pizze an die
untern Schneidezähne, oder ihre Seiten an die obern
Zähne bringt. Dieser Buchstab kann schwerlich ausge-
sprochen werden, wenn man nicht die Zunge dabei anlegt.

Es können ferner eben so viel taube oder kurze
Selbstlauter gezählet werden, die man in der Kehle bil-
det, und wobei der Luftröhrenkopf ganz und gar nicht
zittert, sondern nur etwas, doch aber weniger, als bei

ei-
(i) AMMAN. S. 66. raphel.
(k) [Spaltenumbruch] RAPHEL, AMMAN.
S. 67.
(l) Ebendas.
(m) [Spaltenumbruch] RAPHEL. AMMAN.
S. 66.
Die Stimme. IX. Buch.

Jn dem o der Franzoſen, der Deutſchen, und Jta-
liener, ſchließen ſich die Lippen enger an einander (i), als
im a, und es naͤhert ſich ein groͤſſerer Theil der Zunge
den vordern und inwendigen Zaͤhnen, und dieſes beinahe,
wie im a, indem man dabei Veraͤnderungen machen kan.

Jn dem der Schweizer, der Schweden, und Nie-
derſachſen, oder in dem eu der Franzoſen, wird die Spal-
te der Lippen enger, als im o gemacht, hingegen die
Zunge wie im e gelenket, indem ſie ſich mit ihren Seiten
an die Zaͤhne ſchlieſt, und die Spizze gegen die obere
Zaͤhne herauf kruͤmmt (k).

Jn dem der Niederſachſen, und dem o der Franzo-
ſen, zieht man die Lippen mehr, als im zuſammen (l),
ſo daß die Oefnung des Mundes unter allen am kleinſten
wird, die Seiten der Zunge aber an den Zaͤhnen zu lie-
gen kommen, und die Zungenſpizze an den untern, und
vordern Zaͤhnen ruht. Dieſes uͤ, ſo wie ihr aͤhnliches
oͤ, ſtellt die Lippen, wie im o und u, und gebraucht die
Zaͤhne wie im e und i.

Das helle u, wie in dem Worte Uhr, in dem
ou der Franzoſen, in dem oo der Englaͤnder, zieht man
die Lippen ein wenig naͤher gegen einander (m), als im o,
dargegen legt man die Zunge an die Zaͤhne an, da ſie ſonſt
im tauben u freie bleibt. Man kann das u aber heraus-
bringen, entweder, wenn man die Zungen pizze an die
untern Schneidezaͤhne, oder ihre Seiten an die obern
Zaͤhne bringt. Dieſer Buchſtab kann ſchwerlich ausge-
ſprochen werden, wenn man nicht die Zunge dabei anlegt.

Es koͤnnen ferner eben ſo viel taube oder kurze
Selbſtlauter gezaͤhlet werden, die man in der Kehle bil-
det, und wobei der Luftroͤhrenkopf ganz und gar nicht
zittert, ſondern nur etwas, doch aber weniger, als bei

ei-
(i) AMMAN. S. 66. raphel.
(k) [Spaltenumbruch] RAPHEL, AMMAN.
S. 67.
(l) Ebendaſ.
(m) [Spaltenumbruch] RAPHEL. AMMAN.
S. 66.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0734" n="726[728]"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Stimme. <hi rendition="#aq">IX.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
            <p>Jn dem <hi rendition="#fr">o</hi> der Franzo&#x017F;en, der Deut&#x017F;chen, und Jta-<lb/>
liener, &#x017F;chließen &#x017F;ich die Lippen enger an einander <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">AMMAN.</hi></hi> S. 66. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">raphel.</hi></hi></hi></note>, als<lb/>
im <hi rendition="#fr">a,</hi> und es na&#x0364;hert &#x017F;ich ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Theil der Zunge<lb/>
den vordern und inwendigen Za&#x0364;hnen, und die&#x017F;es beinahe,<lb/>
wie im <hi rendition="#fr">a,</hi> indem man dabei Vera&#x0364;nderungen machen kan.</p><lb/>
            <p>Jn dem <hi rendition="#fr">o&#x0364;</hi> der Schweizer, der Schweden, und Nie-<lb/>
der&#x017F;ach&#x017F;en, oder in dem <hi rendition="#fr">eu</hi> der Franzo&#x017F;en, wird die Spal-<lb/>
te der Lippen enger, als im <hi rendition="#fr">o</hi> gemacht, hingegen die<lb/>
Zunge wie im <hi rendition="#fr">e</hi> gelenket, indem &#x017F;ie &#x017F;ich mit ihren Seiten<lb/>
an die Za&#x0364;hne &#x017F;chlie&#x017F;t, und die Spizze gegen die obere<lb/>
Za&#x0364;hne herauf kru&#x0364;mmt <note place="foot" n="(k)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">RAPHEL, AMMAN.</hi></hi><lb/>
S. 67.</note>.</p><lb/>
            <p>Jn dem <hi rendition="#fr">u&#x0364;</hi> der Nieder&#x017F;ach&#x017F;en, und dem <hi rendition="#fr">o</hi> der Franzo-<lb/>
&#x017F;en, zieht man die Lippen mehr, als im <hi rendition="#fr">o&#x0364;</hi> zu&#x017F;ammen <note place="foot" n="(l)">Ebenda&#x017F;.</note>,<lb/>
&#x017F;o daß die Oefnung des Mundes unter allen am klein&#x017F;ten<lb/>
wird, die Seiten der Zunge aber an den Za&#x0364;hnen zu lie-<lb/>
gen kommen, und die Zungen&#x017F;pizze an den untern, und<lb/>
vordern Za&#x0364;hnen ruht. Die&#x017F;es <hi rendition="#fr">u&#x0364;,</hi> &#x017F;o wie ihr a&#x0364;hnliches<lb/><hi rendition="#fr">o&#x0364;,</hi> &#x017F;tellt die Lippen, wie im <hi rendition="#fr">o</hi> und <hi rendition="#fr">u,</hi> und gebraucht die<lb/>
Za&#x0364;hne wie im <hi rendition="#fr">e</hi> und <hi rendition="#fr">i.</hi></p><lb/>
            <p>Das helle <hi rendition="#fr">u,</hi> wie in dem Worte <hi rendition="#fr">Uhr,</hi> in dem<lb/><hi rendition="#fr">ou</hi> der Franzo&#x017F;en, in dem <hi rendition="#fr">oo</hi> der Engla&#x0364;nder, zieht man<lb/>
die Lippen ein wenig na&#x0364;her gegen einander <note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">RAPHEL. AMMAN.</hi></hi><lb/>
S. 66.</note>, als im <hi rendition="#fr">o,</hi><lb/>
dargegen legt man die Zunge an die Za&#x0364;hne an, da &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
im tauben <hi rendition="#fr">u</hi> freie bleibt. Man kann das <hi rendition="#fr">u</hi> aber heraus-<lb/>
bringen, entweder, wenn man die Zungen pizze an die<lb/>
untern Schneideza&#x0364;hne, oder ihre Seiten an die obern<lb/>
Za&#x0364;hne bringt. Die&#x017F;er Buch&#x017F;tab kann &#x017F;chwerlich ausge-<lb/>
&#x017F;prochen werden, wenn man nicht die Zunge dabei anlegt.</p><lb/>
            <p>Es ko&#x0364;nnen ferner eben &#x017F;o viel <hi rendition="#fr">taube</hi> oder <hi rendition="#fr">kurze</hi><lb/>
Selb&#x017F;tlauter geza&#x0364;hlet werden, die man in der Kehle bil-<lb/>
det, und wobei der Luftro&#x0364;hrenkopf ganz und gar nicht<lb/>
zittert, &#x017F;ondern nur etwas, doch aber weniger, als bei<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ei-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[726[728]/0734] Die Stimme. IX. Buch. Jn dem o der Franzoſen, der Deutſchen, und Jta- liener, ſchließen ſich die Lippen enger an einander (i), als im a, und es naͤhert ſich ein groͤſſerer Theil der Zunge den vordern und inwendigen Zaͤhnen, und dieſes beinahe, wie im a, indem man dabei Veraͤnderungen machen kan. Jn dem oͤ der Schweizer, der Schweden, und Nie- derſachſen, oder in dem eu der Franzoſen, wird die Spal- te der Lippen enger, als im o gemacht, hingegen die Zunge wie im e gelenket, indem ſie ſich mit ihren Seiten an die Zaͤhne ſchlieſt, und die Spizze gegen die obere Zaͤhne herauf kruͤmmt (k). Jn dem uͤ der Niederſachſen, und dem o der Franzo- ſen, zieht man die Lippen mehr, als im oͤ zuſammen (l), ſo daß die Oefnung des Mundes unter allen am kleinſten wird, die Seiten der Zunge aber an den Zaͤhnen zu lie- gen kommen, und die Zungenſpizze an den untern, und vordern Zaͤhnen ruht. Dieſes uͤ, ſo wie ihr aͤhnliches oͤ, ſtellt die Lippen, wie im o und u, und gebraucht die Zaͤhne wie im e und i. Das helle u, wie in dem Worte Uhr, in dem ou der Franzoſen, in dem oo der Englaͤnder, zieht man die Lippen ein wenig naͤher gegen einander (m), als im o, dargegen legt man die Zunge an die Zaͤhne an, da ſie ſonſt im tauben u freie bleibt. Man kann das u aber heraus- bringen, entweder, wenn man die Zungen pizze an die untern Schneidezaͤhne, oder ihre Seiten an die obern Zaͤhne bringt. Dieſer Buchſtab kann ſchwerlich ausge- ſprochen werden, wenn man nicht die Zunge dabei anlegt. Es koͤnnen ferner eben ſo viel taube oder kurze Selbſtlauter gezaͤhlet werden, die man in der Kehle bil- det, und wobei der Luftroͤhrenkopf ganz und gar nicht zittert, ſondern nur etwas, doch aber weniger, als bei ei- (i) AMMAN. S. 66. raphel. (k) RAPHEL, AMMAN. S. 67. (l) Ebendaſ. (m) RAPHEL. AMMAN. S. 66.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/734
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 726[728]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/734>, abgerufen am 17.06.2024.