in die Brust hineinwerts gezogen würden. Einige be- rühmte Männer halten diese Bewegung vor beständig (c). Doch ich habe bei andern Versuchen, und diese haben ein einnehmendes Ansehen vor sich, gesehen, daß auch diese Ribben, wenn man die Stärke der Zwischenribbenmus- keln rege machte, oder erwekkte, in die Höhe steigen, und nicht einwerts gezogen würden (d), und wenn diese Ribben einwerts hineingerissen wurden, so verwaltete einzig und allein das Zwerchfell, ohne die Zwischenribbenmus- keln, das Geschäfte des Atemholens (e).
Wenn endlich jemand fragen wollte, warum man statt einer, vielmehr zwo Reihen von Zwischenribben- muskeln habe, da doch beide einerlei Verrichtung haben, so müssen wir gestehen, daß uns ohne Zweifel nicht die ganze Absicht der schöpferischen Natur bekannt sey. Doch so viel sehen wir wohl, daß auf solche Weise allein, die Ribben auswerts gewandt werden könnten, wenn ein ein- ziger und gerader Muskel, der von der obern Ribbe in Bewegung gebracht worden, eine jede untere Ribbe, die auswerts liegt, zum innern Anfange hin gezogen hätte. Es hätte endlich ein enziger, schiefer, oder wie man will, gelagerter Muskel, eine doppelte Bewegung gemacht, eine die die Ribbe vor, oder rückwerts (f), die andere, welche durch ohnvermeidliche Gewalt, die Ribben hineinwerts zöge (g). Nun aber, da zween sind, so stimmen beide im Anziehen der untern Ribben gegen die obern, so wie im Erheben, mit einander überein, doch sie ziehen sie keines- weges einwerts hinein. Endlich hat noch die Natur, da sie zween gemacht (h), mehr Reihen von Fasern, und folg- lich einen längern, und stärkern Muskel davon gebracht (i).
§. 18.
(c)[Spaltenumbruch]
Vergl. Exp. 45. 46. 47.
(d)IOH. MAYOW. Mal. thrvston. S. 123. bellin. Lemn. v. borell. Prop, 90. albin. de ossib. n. 178. cvnz. angef. Ort.
(e)Exp. 30.
(f)Exp. 7. 8.
(g)[Spaltenumbruch]
Es sind zwo Reihen, daß die Bewegung der Ribben nicht schief geschehen möge. Henerman. Physiolog. S. 537.
(h)BELLINVS. Lemm. II. borell. prop. 84.
(i)MAYOW. COLLINS. S. 826.
E 4
I. Abſchnitt. Die Bruſt.
in die Bruſt hineinwerts gezogen wuͤrden. Einige be- ruͤhmte Maͤnner halten dieſe Bewegung vor beſtaͤndig (c). Doch ich habe bei andern Verſuchen, und dieſe haben ein einnehmendes Anſehen vor ſich, geſehen, daß auch dieſe Ribben, wenn man die Staͤrke der Zwiſchenribbenmus- keln rege machte, oder erwekkte, in die Hoͤhe ſteigen, und nicht einwerts gezogen wuͤrden (d), und wenn dieſe Ribben einwerts hineingeriſſen wurden, ſo verwaltete einzig und allein das Zwerchfell, ohne die Zwiſchenribbenmus- keln, das Geſchaͤfte des Atemholens (e).
Wenn endlich jemand fragen wollte, warum man ſtatt einer, vielmehr zwo Reihen von Zwiſchenribben- muskeln habe, da doch beide einerlei Verrichtung haben, ſo muͤſſen wir geſtehen, daß uns ohne Zweifel nicht die ganze Abſicht der ſchoͤpferiſchen Natur bekannt ſey. Doch ſo viel ſehen wir wohl, daß auf ſolche Weiſe allein, die Ribben auswerts gewandt werden koͤnnten, wenn ein ein- ziger und gerader Muskel, der von der obern Ribbe in Bewegung gebracht worden, eine jede untere Ribbe, die auswerts liegt, zum innern Anfange hin gezogen haͤtte. Es haͤtte endlich ein enziger, ſchiefer, oder wie man will, gelagerter Muskel, eine doppelte Bewegung gemacht, eine die die Ribbe vor, oder ruͤckwerts (f), die andere, welche durch ohnvermeidliche Gewalt, die Ribben hineinwerts zoͤge (g). Nun aber, da zween ſind, ſo ſtimmen beide im Anziehen der untern Ribben gegen die obern, ſo wie im Erheben, mit einander uͤberein, doch ſie ziehen ſie keines- weges einwerts hinein. Endlich hat noch die Natur, da ſie zween gemacht (h), mehr Reihen von Faſern, und folg- lich einen laͤngern, und ſtaͤrkern Muskel davon gebracht (i).
§. 18.
(c)[Spaltenumbruch]
Vergl. Exp. 45. 46. 47.
(d)IOH. MAYOW. Mal. thrvſton. S. 123. bellin. Lemn. v. borell. Prop, 90. albin. de oſſib. n. 178. cvnz. angef. Ort.
(e)Exp. 30.
(f)Exp. 7. 8.
(g)[Spaltenumbruch]
Es ſind zwo Reihen, daß die Bewegung der Ribben nicht ſchief geſchehen moͤge. Henerman. Phyſiolog. S. 537.
(h)BELLINVS. Lemm. II. borell. prop. 84.
(i)MAYOW. COLLINS. S. 826.
E 4
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I. Abſchnitt. Die Bruſt.
in die Bruſt hineinwerts gezogen wuͤrden. Einige be-
ruͤhmte Maͤnner halten dieſe Bewegung vor beſtaͤndig (c).
Doch ich habe bei andern Verſuchen, und dieſe haben ein
einnehmendes Anſehen vor ſich, geſehen, daß auch dieſe
Ribben, wenn man die Staͤrke der Zwiſchenribbenmus-
keln rege machte, oder erwekkte, in die Hoͤhe ſteigen,
und nicht einwerts gezogen wuͤrden (d), und wenn dieſe
Ribben einwerts hineingeriſſen wurden, ſo verwaltete einzig
und allein das Zwerchfell, ohne die Zwiſchenribbenmus-
keln, das Geſchaͤfte des Atemholens (e).
Wenn endlich jemand fragen wollte, warum man
ſtatt einer, vielmehr zwo Reihen von Zwiſchenribben-
muskeln habe, da doch beide einerlei Verrichtung haben,
ſo muͤſſen wir geſtehen, daß uns ohne Zweifel nicht die
ganze Abſicht der ſchoͤpferiſchen Natur bekannt ſey. Doch
ſo viel ſehen wir wohl, daß auf ſolche Weiſe allein, die
Ribben auswerts gewandt werden koͤnnten, wenn ein ein-
ziger und gerader Muskel, der von der obern Ribbe in
Bewegung gebracht worden, eine jede untere Ribbe, die
auswerts liegt, zum innern Anfange hin gezogen haͤtte.
Es haͤtte endlich ein enziger, ſchiefer, oder wie man will,
gelagerter Muskel, eine doppelte Bewegung gemacht, eine
die die Ribbe vor, oder ruͤckwerts (f), die andere, welche
durch ohnvermeidliche Gewalt, die Ribben hineinwerts
zoͤge (g). Nun aber, da zween ſind, ſo ſtimmen beide im
Anziehen der untern Ribben gegen die obern, ſo wie im
Erheben, mit einander uͤberein, doch ſie ziehen ſie keines-
weges einwerts hinein. Endlich hat noch die Natur, da
ſie zween gemacht (h), mehr Reihen von Faſern, und folg-
lich einen laͤngern, und ſtaͤrkern Muskel davon gebracht (i).
§. 18.
(c)
Vergl. Exp. 45. 46. 47.
(d) IOH. MAYOW. Mal.
thrvſton. S. 123. bellin.
Lemn. v. borell. Prop, 90.
albin. de oſſib. n. 178. cvnz.
angef. Ort.
(e) Exp. 30.
(f) Exp. 7. 8.
(g)
Es ſind zwo Reihen, daß die
Bewegung der Ribben nicht ſchief
geſchehen moͤge. Henerman.
Phyſiolog. S. 537.
(h) BELLINVS. Lemm. II.
borell. prop. 84.
(i) MAYOW. COLLINS.
S. 826.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/77>, abgerufen am 04.12.2024.
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