Krankheiten krumm, und verdreht ist, klüger, und sehr vortheilhaft, den zizzenförmigen Muskel der andern Sei- te, durch fortgesezzte Stiche der Elektrisirung, zu reizzen, als durch einen nicht leichten Schnitt, wobei allezeit Ge- fahr zu befürchten ist, den Muskel der verlezzten Seite wegzuräumen. Das wahre Umdrehen des Kopfes ge- schicht von dem Zizzenmuskel des Brustbeins, als dem schiefergelagerten viel deutlicher, und vom Zizzenmuskel des Schlüsselbeins etwas gelinder.
Es ist ferner kein Zweifel, daß die einstimmige Kräfte bei- der Muskeln, die zu beiden Seiten wirken, wenn man die Sei- tenzüge beider zerstört, nicht den Kopf vorne herabneigen sol- ten (n), welches die vornehmste Verrichtung eines Theiles ist, der vom Schlüsselbeine seinen Ursprung herbekömmt.
Nichts desto weniger mus dieser Muskel eine andre Wirkung thun, so bald der Nakken, und der Kopf, von ihren Kräften, nämlich von dem umschliessenden, von dem gedoppelten riemenförmigen (splenium), von dem kleinen durchflochtenen Zizzenmuskel (trachelomastoideus), von dem zweibäuchigen, und andern Nakkenmuskeln, dergestalt gesteift werden, daß sie fester, als die Brust selbst sind. Alsdenn wird das Schlüsselbein, und zugleich die erste Ribbe, von der vereinigten Kraft beider Zizzenmus- keln, uud an beiden Seiten, heraufgezogen werden. Daß dieses Heraufziehen aber auch wirklich geschehen könne, erhellet daraus, weil der Nakken überhaupt, samt dem Kopf, bei heftigen Einatmen, mit solchem Nachdrukke hinterwerts zurükke gebogen wird, daß der Nakken über- gebogen stehen bleibt, folglich die Kräfte, der Kopf, oder
Nak-
(n)[Spaltenumbruch]CHESELD. VESAL. Sie halten den Kopf, daß er nicht zurükke gezogen werde. i. r. wins- low. n. 1170. und drükken den Kopf nieder. n. 1173. Jndessen glaubt der jüngere Petir das Ge- gentheil, nämlich, daß dieser Mus- [Spaltenumbruch]
kel vielmehr den Kopf ausstrekke, da er mehr hinterwärts am Kopfe eingefügt ist, als der Mittelpunkt der Bewegung ist ad palfyn. S. 257. Es ist nicht nöthig, dieses hier genau zu untersuchen.
Das Atemholen. VIII. Buch.
Krankheiten krumm, und verdreht iſt, kluͤger, und ſehr vortheilhaft, den zizzenfoͤrmigen Muskel der andern Sei- te, durch fortgeſezzte Stiche der Elektriſirung, zu reizzen, als durch einen nicht leichten Schnitt, wobei allezeit Ge- fahr zu befuͤrchten iſt, den Muskel der verlezzten Seite wegzuraͤumen. Das wahre Umdrehen des Kopfes ge- ſchicht von dem Zizzenmuskel des Bruſtbeins, als dem ſchiefergelagerten viel deutlicher, und vom Zizzenmuskel des Schluͤſſelbeins etwas gelinder.
Es iſt ferner kein Zweifel, daß die einſtimmige Kraͤfte bei- der Muskeln, die zu beiden Seiten wirken, wenn man die Sei- tenzuͤge beider zerſtoͤrt, nicht den Kopf vorne herabneigen ſol- ten (n), welches die vornehmſte Verrichtung eines Theiles iſt, der vom Schluͤſſelbeine ſeinen Urſprung herbekoͤmmt.
Nichts deſto weniger mus dieſer Muskel eine andre Wirkung thun, ſo bald der Nakken, und der Kopf, von ihren Kraͤften, naͤmlich von dem umſchlieſſenden, von dem gedoppelten riemenfoͤrmigen (ſplenium), von dem kleinen durchflochtenen Zizzenmuskel (trachelomaſtoideus), von dem zweibaͤuchigen, und andern Nakkenmuskeln, dergeſtalt geſteift werden, daß ſie feſter, als die Bruſt ſelbſt ſind. Alsdenn wird das Schluͤſſelbein, und zugleich die erſte Ribbe, von der vereinigten Kraft beider Zizzenmus- keln, uud an beiden Seiten, heraufgezogen werden. Daß dieſes Heraufziehen aber auch wirklich geſchehen koͤnne, erhellet daraus, weil der Nakken uͤberhaupt, ſamt dem Kopf, bei heftigen Einatmen, mit ſolchem Nachdrukke hinterwerts zuruͤkke gebogen wird, daß der Nakken uͤber- gebogen ſtehen bleibt, folglich die Kraͤfte, der Kopf, oder
Nak-
(n)[Spaltenumbruch]CHESELD. VESAL. Sie halten den Kopf, daß er nicht zuruͤkke gezogen werde. i. r. winſ- low. n. 1170. und druͤkken den Kopf nieder. n. 1173. Jndeſſen glaubt der juͤngere Petir das Ge- gentheil, naͤmlich, daß dieſer Mus- [Spaltenumbruch]
kel vielmehr den Kopf ausſtrekke, da er mehr hinterwaͤrts am Kopfe eingefuͤgt iſt, als der Mittelpunkt der Bewegung iſt ad palfyn. S. 257. Es iſt nicht noͤthig, dieſes hier genau zu unterſuchen.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
Krankheiten krumm, und verdreht iſt, kluͤger, und ſehr
vortheilhaft, den zizzenfoͤrmigen Muskel der andern Sei-
te, durch fortgeſezzte Stiche der Elektriſirung, zu reizzen,
als durch einen nicht leichten Schnitt, wobei allezeit Ge-
fahr zu befuͤrchten iſt, den Muskel der verlezzten Seite
wegzuraͤumen. Das wahre Umdrehen des Kopfes ge-
ſchicht von dem Zizzenmuskel des Bruſtbeins, als dem
ſchiefergelagerten viel deutlicher, und vom Zizzenmuskel
des Schluͤſſelbeins etwas gelinder.
Es iſt ferner kein Zweifel, daß die einſtimmige Kraͤfte bei-
der Muskeln, die zu beiden Seiten wirken, wenn man die Sei-
tenzuͤge beider zerſtoͤrt, nicht den Kopf vorne herabneigen ſol-
ten (n), welches die vornehmſte Verrichtung eines Theiles iſt,
der vom Schluͤſſelbeine ſeinen Urſprung herbekoͤmmt.
Nichts deſto weniger mus dieſer Muskel eine andre
Wirkung thun, ſo bald der Nakken, und der Kopf, von
ihren Kraͤften, naͤmlich von dem umſchlieſſenden, von
dem gedoppelten riemenfoͤrmigen (ſplenium), von dem
kleinen durchflochtenen Zizzenmuskel (trachelomaſtoideus),
von dem zweibaͤuchigen, und andern Nakkenmuskeln,
dergeſtalt geſteift werden, daß ſie feſter, als die Bruſt ſelbſt
ſind. Alsdenn wird das Schluͤſſelbein, und zugleich die
erſte Ribbe, von der vereinigten Kraft beider Zizzenmus-
keln, uud an beiden Seiten, heraufgezogen werden. Daß
dieſes Heraufziehen aber auch wirklich geſchehen koͤnne,
erhellet daraus, weil der Nakken uͤberhaupt, ſamt dem
Kopf, bei heftigen Einatmen, mit ſolchem Nachdrukke
hinterwerts zuruͤkke gebogen wird, daß der Nakken uͤber-
gebogen ſtehen bleibt, folglich die Kraͤfte, der Kopf, oder
Nak-
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CHESELD. VESAL.
Sie halten den Kopf, daß er nicht
zuruͤkke gezogen werde. i. r. winſ-
low. n. 1170. und druͤkken den
Kopf nieder. n. 1173. Jndeſſen
glaubt der juͤngere Petir das Ge-
gentheil, naͤmlich, daß dieſer Mus-
kel vielmehr den Kopf ausſtrekke,
da er mehr hinterwaͤrts am Kopfe
eingefuͤgt iſt, als der Mittelpunkt
der Bewegung iſt ad palfyn.
S. 257. Es iſt nicht noͤthig, dieſes
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/88>, abgerufen am 04.12.2024.
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