§. 37. Die Bewegung, welche das Blut der Blutadern aus der Gehirnmasse, beobachtet.
Man muß vorerst eingedenk seyn, daß alle Blut- adern des großen Gehirns, des kleinen Gehirnes und Rükkenmarkes, durchgängig von Klappen entblöst sind [Spaltenumbruch](r). Es hat dagegen die gedoppelte Drosselblut- ader, außerhalb der Hirnschaale, eine Menge Klappen. Es befinden sich nämlich bei dem Ursprunge der Dros- selblutader aus der Schlüsselader zwo merkwürdige Klap- pen (r*), welche ihren Sinus, oder Vertiefung dem Herzen zukehren.
Es liegen ferner bei allen Aesten der Drosselblut- ader, nämlich im Angesichte (s), an der Zunge, den Kinnbakken und dem Schlundkopfe zwo Klappen, oder nur eine, wofern die Adermündung klein ist.
Eben so hat auch die äußere Drosselblutader einige Reihen Klappen, und bei dem Ursprunge der Aeste eine ähnliche Wache liegen.
So oft wir also die Blutadern des Angesichts und des äußern Kopfes durch den Drosselstamm aussprizzen, so oft pflegen viele Aeste leer zu bleiben, und oberhalb den Klappen einzusinken und enger zu werden (t), in- dessen, daß sich die Blutadern des großen Gehirns und die Sinus sehr gut aussprizzen lassen.
Doch ist diese Bewachung nicht eben so genau, daß sich nicht der Drosselstamm fast allemal durch die Schlüs- selblutader ausfüllen lassen sollte, indem hier die Klap- pen nichts verhindern, und auch die Blutadern des An-
gesich-
(r)Lib. II. S. 149.
(r*)Lib. II. S. 148. FABRIC. de ostiol. venar. T. l. A. MOR- [Spaltenumbruch]
GAGN. epist. anat. XV. n. 39. hat es dreimal gesehen.
(s)Lib. II. S. 149.
(t)Ic. duct. saliv. COSCHW. 111.
R 4
V. Abſchn. Die Pulsadern des Gehirns.
§. 37. Die Bewegung, welche das Blut der Blutadern aus der Gehirnmaſſe, beobachtet.
Man muß vorerſt eingedenk ſeyn, daß alle Blut- adern des großen Gehirns, des kleinen Gehirnes und Ruͤkkenmarkes, durchgaͤngig von Klappen entbloͤſt ſind [Spaltenumbruch](r). Es hat dagegen die gedoppelte Droſſelblut- ader, außerhalb der Hirnſchaale, eine Menge Klappen. Es befinden ſich naͤmlich bei dem Urſprunge der Droſ- ſelblutader aus der Schluͤſſelader zwo merkwuͤrdige Klap- pen (r*), welche ihren Sinus, oder Vertiefung dem Herzen zukehren.
Es liegen ferner bei allen Aeſten der Droſſelblut- ader, naͤmlich im Angeſichte (s), an der Zunge, den Kinnbakken und dem Schlundkopfe zwo Klappen, oder nur eine, wofern die Adermuͤndung klein iſt.
Eben ſo hat auch die aͤußere Droſſelblutader einige Reihen Klappen, und bei dem Urſprunge der Aeſte eine aͤhnliche Wache liegen.
So oft wir alſo die Blutadern des Angeſichts und des aͤußern Kopfes durch den Droſſelſtamm ausſprizzen, ſo oft pflegen viele Aeſte leer zu bleiben, und oberhalb den Klappen einzuſinken und enger zu werden (t), in- deſſen, daß ſich die Blutadern des großen Gehirns und die Sinus ſehr gut ausſprizzen laſſen.
Doch iſt dieſe Bewachung nicht eben ſo genau, daß ſich nicht der Droſſelſtamm faſt allemal durch die Schluͤſ- ſelblutader ausfuͤllen laſſen ſollte, indem hier die Klap- pen nichts verhindern, und auch die Blutadern des An-
geſich-
(r)Lib. II. S. 149.
(r*)Lib. II. S. 148. FABRIC. de oſtiol. venar. T. l. A. MOR- [Spaltenumbruch]
GAGN. epiſt. anat. XV. n. 39. hat es dreimal geſehen.
(s)Lib. II. S. 149.
(t)Ic. duct. ſaliv. COSCHW. 111.
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V. Abſchn. Die Pulsadern des Gehirns.
§. 37.
Die Bewegung, welche das Blut der Blutadern
aus der Gehirnmaſſe, beobachtet.
Man muß vorerſt eingedenk ſeyn, daß alle Blut-
adern des großen Gehirns, des kleinen Gehirnes und
Ruͤkkenmarkes, durchgaͤngig von Klappen entbloͤſt
ſind
(r). Es hat dagegen die gedoppelte Droſſelblut-
ader, außerhalb der Hirnſchaale, eine Menge Klappen.
Es befinden ſich naͤmlich bei dem Urſprunge der Droſ-
ſelblutader aus der Schluͤſſelader zwo merkwuͤrdige Klap-
pen (r*), welche ihren Sinus, oder Vertiefung dem
Herzen zukehren.
Es liegen ferner bei allen Aeſten der Droſſelblut-
ader, naͤmlich im Angeſichte (s), an der Zunge, den
Kinnbakken und dem Schlundkopfe zwo Klappen, oder
nur eine, wofern die Adermuͤndung klein iſt.
Eben ſo hat auch die aͤußere Droſſelblutader einige
Reihen Klappen, und bei dem Urſprunge der Aeſte eine
aͤhnliche Wache liegen.
So oft wir alſo die Blutadern des Angeſichts und
des aͤußern Kopfes durch den Droſſelſtamm ausſprizzen,
ſo oft pflegen viele Aeſte leer zu bleiben, und oberhalb
den Klappen einzuſinken und enger zu werden (t), in-
deſſen, daß ſich die Blutadern des großen Gehirns und
die Sinus ſehr gut ausſprizzen laſſen.
Doch iſt dieſe Bewachung nicht eben ſo genau, daß
ſich nicht der Droſſelſtamm faſt allemal durch die Schluͤſ-
ſelblutader ausfuͤllen laſſen ſollte, indem hier die Klap-
pen nichts verhindern, und auch die Blutadern des An-
geſich-
(r) Lib. II. S. 149.
(r*) Lib. II. S. 148. FABRIC.
de oſtiol. venar. T. l. A. MOR-
GAGN. epiſt. anat. XV. n. 39.
hat es dreimal geſehen.
(s) Lib. II. S. 149.
(t) Ic. duct. ſaliv. COSCHW. 111.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/299>, abgerufen am 22.11.2024.
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