Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

V. Abschn. Die Pulsadern des Gehirns.
erweiterte Gegend bestimt, sondern auch die gegenseitige
Gewalt genannt werden, von der die eingesogene Luft
wieder heraus gestoßen wird [Spaltenumbruch] (x), dergleichen an der
Brust und den Hebezeugen bekannt ist, welche diese Hö-
le für die Luft eröfnen, wie auch im Gegentheil Kräfte
äußern, welche die eingezogenen Luft zu seiner Zeit wieder
zurükke treiben.

Was die beschädigten Köpfe der Thiere betrift, so
halten sich solche lange Zeit ruhig (y), und zwar ganze
Stunden lang, indessen daß die Hirnschaale, besonders
bei nicht gar zu großer Wunde, offen steht. Nun ver-
stattet es die Nothwendigkeit nicht, daß bei dergleichen
würklicher Athmung eine Zwischenpause Platz finden soll-
te. Doch es stehen auch eben so wenig die Löcher des
Siebbeins offen, indem diese so wol mit ihren, von der
harten Gehirnhaut fortgesetzten Trichtern, sondern auch
die Nerven des Geruchs, mit dem in diese Trichter auf-
genommenen Marke angefüllt sind (z). Es können hin-
gegen in einem todten Körper, dessen Säfte sehr geschwin-
de verfliegen, zwischen den zusammen gefallenen Ner-
ven, und zwischen der harten Gehirnhaut Wege entste-
hen (a), durch die der Trieb der Atmosphäre, einen
Farbensaft herauf zu drengen vermag. Es wird am
Menschen niemand zeigen können, daß der so genannte

zizzen-
(x) Die harte Membran wer-
den wir gleich untersuchen.
(y) Mem. sur les part. sensibl.
et irrit. exp.
73. 75. 76. 77. 78. 79.
81. 82. 83. 84. 85. 86. 88. 89. 91.
S. 171. WALSDORF S. 2. 3.
TOSETTI Lett. 2. obs. 4.
HOVSSET exp.
21. 22. V.
HILDAN. obs. 7. Cent. 1.
PLATER.
S. 177. FALLOP.
S. 221. 222. b. Doch dieser be-
rühmte Mann hat sich niemals das
[Spaltenumbruch] Gehirn in Verwundeten bewegen
gesehen.
(z) Daß diese Gänge voll seyn,
sagt VESAL Lib. VII. S. 795.
LOWER S. 249. WEPFER
de apoplex.
S. 225. SCHNEI-
DER
de osse cribriformi. VI-
EVSSENS
neurogr.
S. 161.
(a) Daß auf diesem Wege die
noch heftig eingeblasene Luft nicht
fortkomme, sagt SCHNEIDER
S. 30, noch die Feuchtigkeit VI-
EVSSENS
S. 107. 108.
H. Phisiol. 4. B. S

V. Abſchn. Die Pulsadern des Gehirns.
erweiterte Gegend beſtimt, ſondern auch die gegenſeitige
Gewalt genannt werden, von der die eingeſogene Luft
wieder heraus geſtoßen wird [Spaltenumbruch] (x), dergleichen an der
Bruſt und den Hebezeugen bekannt iſt, welche dieſe Hoͤ-
le fuͤr die Luft eroͤfnen, wie auch im Gegentheil Kraͤfte
aͤußern, welche die eingezogenen Luft zu ſeiner Zeit wieder
zuruͤkke treiben.

Was die beſchaͤdigten Koͤpfe der Thiere betrift, ſo
halten ſich ſolche lange Zeit ruhig (y), und zwar ganze
Stunden lang, indeſſen daß die Hirnſchaale, beſonders
bei nicht gar zu großer Wunde, offen ſteht. Nun ver-
ſtattet es die Nothwendigkeit nicht, daß bei dergleichen
wuͤrklicher Athmung eine Zwiſchenpauſe Platz finden ſoll-
te. Doch es ſtehen auch eben ſo wenig die Loͤcher des
Siebbeins offen, indem dieſe ſo wol mit ihren, von der
harten Gehirnhaut fortgeſetzten Trichtern, ſondern auch
die Nerven des Geruchs, mit dem in dieſe Trichter auf-
genommenen Marke angefuͤllt ſind (z). Es koͤnnen hin-
gegen in einem todten Koͤrper, deſſen Saͤfte ſehr geſchwin-
de verfliegen, zwiſchen den zuſammen gefallenen Ner-
ven, und zwiſchen der harten Gehirnhaut Wege entſte-
hen (a), durch die der Trieb der Atmoſphaͤre, einen
Farbenſaft herauf zu drengen vermag. Es wird am
Menſchen niemand zeigen koͤnnen, daß der ſo genannte

zizzen-
(x) Die harte Membran wer-
den wir gleich unterſuchen.
(y) Mem. ſur les part. ſenſibl.
et irrit. exp.
73. 75. 76. 77. 78. 79.
81. 82. 83. 84. 85. 86. 88. 89. 91.
S. 171. WALSDORF S. 2. 3.
TOSETTI Lett. 2. obſ. 4.
HOVSSET exp.
21. 22. V.
HILDAN. obſ. 7. Cent. 1.
PLATER.
S. 177. FALLOP.
S. 221. 222. b. Doch dieſer be-
ruͤhmte Mann hat ſich niemals das
[Spaltenumbruch] Gehirn in Verwundeten bewegen
geſehen.
(z) Daß dieſe Gaͤnge voll ſeyn,
ſagt VESAL Lib. VII. S. 795.
LOWER S. 249. WEPFER
de apoplex.
S. 225. SCHNEI-
DER
de oſſe cribriformi. VI-
EVSSENS
neurogr.
S. 161.
(a) Daß auf dieſem Wege die
noch heftig eingeblaſene Luft nicht
fortkomme, ſagt SCHNEIDER
S. 30, noch die Feuchtigkeit VI-
EVSSENS
S. 107. 108.
H. Phiſiol. 4. B. S
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0309" n="273"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> Ab&#x017F;chn. Die Pulsadern des Gehirns.</hi></fw><lb/>
erweiterte Gegend be&#x017F;timt, &#x017F;ondern auch die gegen&#x017F;eitige<lb/>
Gewalt genannt werden, von der die einge&#x017F;ogene Luft<lb/>
wieder heraus ge&#x017F;toßen wird <cb/>
<note place="foot" n="(x)">Die harte Membran wer-<lb/>
den wir gleich unter&#x017F;uchen.</note>, dergleichen an der<lb/>
Bru&#x017F;t und den Hebezeugen bekannt i&#x017F;t, welche die&#x017F;e Ho&#x0364;-<lb/>
le fu&#x0364;r die Luft ero&#x0364;fnen, wie auch im Gegentheil Kra&#x0364;fte<lb/>
a&#x0364;ußern, welche die eingezogenen Luft zu &#x017F;einer Zeit wieder<lb/>
zuru&#x0364;kke treiben.</p><lb/>
            <p>Was die be&#x017F;cha&#x0364;digten Ko&#x0364;pfe der Thiere betrift, &#x017F;o<lb/>
halten &#x017F;ich &#x017F;olche lange Zeit ruhig <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">Mem. &#x017F;ur les part. &#x017F;en&#x017F;ibl.<lb/>
et irrit. exp.</hi> 73. 75. 76. 77. 78. 79.<lb/>
81. 82. 83. 84. 85. 86. 88. 89. 91.<lb/>
S. 171. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">WALSDORF</hi></hi> S. 2. 3.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">TOSETTI</hi> Lett. 2. ob&#x017F;. 4.<lb/><hi rendition="#g">HOVSSET</hi> exp.</hi> 21. 22. V.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HILDAN.</hi> ob&#x017F;. 7. Cent. 1.<lb/><hi rendition="#g">PLATER.</hi></hi> S. 177. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">FALLOP.</hi></hi><lb/>
S. 221. 222. <hi rendition="#aq">b.</hi> Doch die&#x017F;er be-<lb/>
ru&#x0364;hmte Mann hat &#x017F;ich niemals das<lb/><cb/>
Gehirn in Verwundeten bewegen<lb/>
ge&#x017F;ehen.</note>, und zwar ganze<lb/>
Stunden lang, inde&#x017F;&#x017F;en daß die Hirn&#x017F;chaale, be&#x017F;onders<lb/>
bei nicht gar zu großer Wunde, offen &#x017F;teht. Nun ver-<lb/>
&#x017F;tattet es die Nothwendigkeit nicht, daß bei dergleichen<lb/>
wu&#x0364;rklicher Athmung eine Zwi&#x017F;chenpau&#x017F;e Platz finden &#x017F;oll-<lb/>
te. Doch es &#x017F;tehen auch eben &#x017F;o wenig die Lo&#x0364;cher des<lb/>
Siebbeins offen, indem die&#x017F;e &#x017F;o wol mit ihren, von der<lb/>
harten Gehirnhaut fortge&#x017F;etzten Trichtern, &#x017F;ondern auch<lb/>
die Nerven des Geruchs, mit dem in die&#x017F;e Trichter auf-<lb/>
genommenen Marke angefu&#x0364;llt &#x017F;ind <note place="foot" n="(z)">Daß die&#x017F;e Ga&#x0364;nge voll &#x017F;eyn,<lb/>
&#x017F;agt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">VESAL</hi> Lib. VII.</hi> S. 795.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LOWER</hi></hi> S. 249. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">WEPFER</hi><lb/>
de apoplex.</hi> S. 225. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SCHNEI-<lb/>
DER</hi> de o&#x017F;&#x017F;e cribriformi. <hi rendition="#g">VI-<lb/>
EVSSENS</hi> neurogr.</hi> S. 161.</note>. Es ko&#x0364;nnen hin-<lb/>
gegen in einem todten Ko&#x0364;rper, de&#x017F;&#x017F;en Sa&#x0364;fte &#x017F;ehr ge&#x017F;chwin-<lb/>
de verfliegen, zwi&#x017F;chen den zu&#x017F;ammen gefallenen Ner-<lb/>
ven, und zwi&#x017F;chen der harten Gehirnhaut Wege ent&#x017F;te-<lb/>
hen <note place="foot" n="(a)">Daß auf die&#x017F;em Wege die<lb/>
noch heftig eingebla&#x017F;ene Luft nicht<lb/>
fortkomme, &#x017F;agt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SCHNEIDER</hi></hi><lb/>
S. 30, noch die Feuchtigkeit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">VI-<lb/>
EVSSENS</hi></hi> S. 107. 108.</note>, durch die der Trieb der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re, einen<lb/>
Farben&#x017F;aft herauf zu drengen vermag. Es wird am<lb/>
Men&#x017F;chen niemand zeigen ko&#x0364;nnen, daß der &#x017F;o genannte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zizzen-</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">H. Phi&#x017F;iol. 4. B.</hi> S</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[273/0309] V. Abſchn. Die Pulsadern des Gehirns. erweiterte Gegend beſtimt, ſondern auch die gegenſeitige Gewalt genannt werden, von der die eingeſogene Luft wieder heraus geſtoßen wird (x), dergleichen an der Bruſt und den Hebezeugen bekannt iſt, welche dieſe Hoͤ- le fuͤr die Luft eroͤfnen, wie auch im Gegentheil Kraͤfte aͤußern, welche die eingezogenen Luft zu ſeiner Zeit wieder zuruͤkke treiben. Was die beſchaͤdigten Koͤpfe der Thiere betrift, ſo halten ſich ſolche lange Zeit ruhig (y), und zwar ganze Stunden lang, indeſſen daß die Hirnſchaale, beſonders bei nicht gar zu großer Wunde, offen ſteht. Nun ver- ſtattet es die Nothwendigkeit nicht, daß bei dergleichen wuͤrklicher Athmung eine Zwiſchenpauſe Platz finden ſoll- te. Doch es ſtehen auch eben ſo wenig die Loͤcher des Siebbeins offen, indem dieſe ſo wol mit ihren, von der harten Gehirnhaut fortgeſetzten Trichtern, ſondern auch die Nerven des Geruchs, mit dem in dieſe Trichter auf- genommenen Marke angefuͤllt ſind (z). Es koͤnnen hin- gegen in einem todten Koͤrper, deſſen Saͤfte ſehr geſchwin- de verfliegen, zwiſchen den zuſammen gefallenen Ner- ven, und zwiſchen der harten Gehirnhaut Wege entſte- hen (a), durch die der Trieb der Atmoſphaͤre, einen Farbenſaft herauf zu drengen vermag. Es wird am Menſchen niemand zeigen koͤnnen, daß der ſo genannte zizzen- (x) Die harte Membran wer- den wir gleich unterſuchen. (y) Mem. ſur les part. ſenſibl. et irrit. exp. 73. 75. 76. 77. 78. 79. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 88. 89. 91. S. 171. WALSDORF S. 2. 3. TOSETTI Lett. 2. obſ. 4. HOVSSET exp. 21. 22. V. HILDAN. obſ. 7. Cent. 1. PLATER. S. 177. FALLOP. S. 221. 222. b. Doch dieſer be- ruͤhmte Mann hat ſich niemals das Gehirn in Verwundeten bewegen geſehen. (z) Daß dieſe Gaͤnge voll ſeyn, ſagt VESAL Lib. VII. S. 795. LOWER S. 249. WEPFER de apoplex. S. 225. SCHNEI- DER de oſſe cribriformi. VI- EVSSENS neurogr. S. 161. (a) Daß auf dieſem Wege die noch heftig eingeblaſene Luft nicht fortkomme, ſagt SCHNEIDER S. 30, noch die Feuchtigkeit VI- EVSSENS S. 107. 108. H. Phiſiol. 4. B. S

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/309
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/309>, abgerufen am 22.11.2024.