Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

VI. Abschn. Die Nerven.
welche hinaufwärts und hinabwärts spitz sind [Spaltenumbruch] (b). Es
könnten also die Nerven theils ihre Aeste, wie die Schlag-
adern auszubreiten, und theils solche nach Art der Blut-
adern in sich aufzunehmen scheinen, wenn es überhaupt
erlaubt wäre, etwas aus den Winkeln zu folgern.

Es sind die Nerven mehr, als die Schlagadern zu
Verwikkelungen geneigt und sie vereinigen sich sehr oft
durch Aeste, welche sie von sich lassen und die sie wieder
in sich nehmen, mit einander, wie man an den Blut-
adern des Arms und Beins deutliche Beispiele hat. Jch
lese, daß diese sich unter spizzen Winkeln zertheilen sol-
len (c), es sind aber hier Winkel von allerlei Art vor-
handen, nämlich so wol gerade [Spaltenumbruch] (d), als stumpfe (e).

Es sind endlich die Nerven gemeiniglich kleiner,
und in größerer Menge vorhanden, als die Schlag-
adern. Doch haben die Nerven, hie und da am Fuße
und Arme und in der Frucht, beständig in diesem Falle
den Vorzug vor gedachten Adern.

Sie begleiten gewöhnlicher Weise die Schlagadern,
indem sie mit denenselben, durch das beiden gemeinschaft-
liche Zellgewebe verwikkelt sind, und es haben auch die-
ienigen, welche einzeln zu laufen scheinen, kleine Schlag-
adern zu ihrer Begleitung, wie man an dem Zwerch-
felsnerven sehen kann (f). Sie scheinen mir, was den
Bau und die Aestabtheilungen betrift, mehreren Ver-
änderungen unterworfen zu seyn, als die Schlagadern,
welches besongers von den Nerven des Herzens gilt. Es
ist ihnen sehr gemein, daß ihre verschiedene Stämme
durch Verbindungsäste zusammen gehängt sind.

Sie
(b) ASCHE f. 4. u. s f.
(c) Unter sehr spizzen, so, daß
sie mit dem Stamme parallel sind
ALEX. MONROO bei CHE-
SELDEN
S. 226.
(d) Wie an den Gaumennerven
tab. 3. des berühmten MEKELS.
(e) Wie in dem Ursprung des
Ribbennerven im Kopfe.
(f) V. Fasc. 3. tab. thyr. ant.
U 4

VI. Abſchn. Die Nerven.
welche hinaufwaͤrts und hinabwaͤrts ſpitz ſind [Spaltenumbruch] (b). Es
koͤnnten alſo die Nerven theils ihre Aeſte, wie die Schlag-
adern auszubreiten, und theils ſolche nach Art der Blut-
adern in ſich aufzunehmen ſcheinen, wenn es uͤberhaupt
erlaubt waͤre, etwas aus den Winkeln zu folgern.

Es ſind die Nerven mehr, als die Schlagadern zu
Verwikkelungen geneigt und ſie vereinigen ſich ſehr oft
durch Aeſte, welche ſie von ſich laſſen und die ſie wieder
in ſich nehmen, mit einander, wie man an den Blut-
adern des Arms und Beins deutliche Beiſpiele hat. Jch
leſe, daß dieſe ſich unter ſpizzen Winkeln zertheilen ſol-
len (c), es ſind aber hier Winkel von allerlei Art vor-
handen, naͤmlich ſo wol gerade [Spaltenumbruch] (d), als ſtumpfe (e).

Es ſind endlich die Nerven gemeiniglich kleiner,
und in groͤßerer Menge vorhanden, als die Schlag-
adern. Doch haben die Nerven, hie und da am Fuße
und Arme und in der Frucht, beſtaͤndig in dieſem Falle
den Vorzug vor gedachten Adern.

Sie begleiten gewoͤhnlicher Weiſe die Schlagadern,
indem ſie mit denenſelben, durch das beiden gemeinſchaft-
liche Zellgewebe verwikkelt ſind, und es haben auch die-
ienigen, welche einzeln zu laufen ſcheinen, kleine Schlag-
adern zu ihrer Begleitung, wie man an dem Zwerch-
felsnerven ſehen kann (f). Sie ſcheinen mir, was den
Bau und die Aeſtabtheilungen betrift, mehreren Ver-
aͤnderungen unterworfen zu ſeyn, als die Schlagadern,
welches beſongers von den Nerven des Herzens gilt. Es
iſt ihnen ſehr gemein, daß ihre verſchiedene Staͤmme
durch Verbindungsaͤſte zuſammen gehaͤngt ſind.

Sie
(b) ASCHE f. 4. u. ſ f.
(c) Unter ſehr ſpizzen, ſo, daß
ſie mit dem Stamme parallel ſind
ALEX. MONROO bei CHE-
SELDEN
S. 226.
(d) Wie an den Gaumennerven
tab. 3. des beruͤhmten MEKELS.
(e) Wie in dem Urſprung des
Ribbennerven im Kopfe.
(f) V. Faſc. 3. tab. thyr. ant.
U 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0347" n="311"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Ab&#x017F;chn. <hi rendition="#g">Die Nerven.</hi></hi></fw><lb/>
welche hinaufwa&#x0364;rts und hinabwa&#x0364;rts &#x017F;pitz &#x017F;ind <cb/>
<note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ASCHE</hi> f.</hi> 4. u. &#x017F; f.</note>. Es<lb/>
ko&#x0364;nnten al&#x017F;o die Nerven theils ihre Ae&#x017F;te, wie die Schlag-<lb/>
adern auszubreiten, und theils &#x017F;olche nach Art der Blut-<lb/>
adern in &#x017F;ich aufzunehmen &#x017F;cheinen, wenn es u&#x0364;berhaupt<lb/>
erlaubt wa&#x0364;re, etwas aus den Winkeln zu folgern.</p><lb/>
            <p>Es &#x017F;ind die Nerven mehr, als die Schlagadern zu<lb/>
Verwikkelungen geneigt und &#x017F;ie vereinigen &#x017F;ich &#x017F;ehr oft<lb/>
durch Ae&#x017F;te, welche &#x017F;ie von &#x017F;ich la&#x017F;&#x017F;en und die &#x017F;ie wieder<lb/>
in &#x017F;ich nehmen, mit einander, wie man an den Blut-<lb/>
adern des Arms und Beins deutliche Bei&#x017F;piele hat. Jch<lb/>
le&#x017F;e, daß die&#x017F;e &#x017F;ich unter &#x017F;pizzen Winkeln zertheilen &#x017F;ol-<lb/>
len <note place="foot" n="(c)">Unter &#x017F;ehr &#x017F;pizzen, &#x017F;o, daß<lb/>
&#x017F;ie mit dem Stamme parallel &#x017F;ind<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ALEX. MONROO</hi></hi> bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CHE-<lb/>
SELDEN</hi></hi> S. 226.</note>, es &#x017F;ind aber hier Winkel von allerlei Art vor-<lb/>
handen, na&#x0364;mlich &#x017F;o wol gerade <cb/>
<note place="foot" n="(d)">Wie an den Gaumennerven<lb/><hi rendition="#aq">tab.</hi> 3. des beru&#x0364;hmten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MEKELS.</hi></hi></note>, als &#x017F;tumpfe <note place="foot" n="(e)">Wie in dem Ur&#x017F;prung des<lb/>
Ribbennerven im Kopfe.</note>.</p><lb/>
            <p>Es &#x017F;ind endlich die Nerven gemeiniglich kleiner,<lb/>
und in gro&#x0364;ßerer Menge vorhanden, als die Schlag-<lb/>
adern. Doch haben die Nerven, hie und da am Fuße<lb/>
und Arme und in der Frucht, be&#x017F;ta&#x0364;ndig in die&#x017F;em Falle<lb/>
den Vorzug vor gedachten Adern.</p><lb/>
            <p>Sie begleiten gewo&#x0364;hnlicher Wei&#x017F;e die Schlagadern,<lb/>
indem &#x017F;ie mit denen&#x017F;elben, durch das beiden gemein&#x017F;chaft-<lb/>
liche Zellgewebe verwikkelt &#x017F;ind, und es haben auch die-<lb/>
ienigen, welche einzeln zu laufen &#x017F;cheinen, kleine Schlag-<lb/>
adern zu ihrer Begleitung, wie man an dem Zwerch-<lb/>
felsnerven &#x017F;ehen kann <note place="foot" n="(f)">V. <hi rendition="#aq">Fa&#x017F;c. 3. tab. thyr. ant.</hi></note>. Sie &#x017F;cheinen mir, was den<lb/>
Bau und die Ae&#x017F;tabtheilungen betrift, mehreren Ver-<lb/>
a&#x0364;nderungen unterworfen zu &#x017F;eyn, als die Schlagadern,<lb/>
welches be&#x017F;ongers von den Nerven des Herzens gilt. Es<lb/>
i&#x017F;t ihnen &#x017F;ehr gemein, daß ihre ver&#x017F;chiedene Sta&#x0364;mme<lb/>
durch Verbindungsa&#x0364;&#x017F;te zu&#x017F;ammen geha&#x0364;ngt &#x017F;ind.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">U 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0347] VI. Abſchn. Die Nerven. welche hinaufwaͤrts und hinabwaͤrts ſpitz ſind (b). Es koͤnnten alſo die Nerven theils ihre Aeſte, wie die Schlag- adern auszubreiten, und theils ſolche nach Art der Blut- adern in ſich aufzunehmen ſcheinen, wenn es uͤberhaupt erlaubt waͤre, etwas aus den Winkeln zu folgern. Es ſind die Nerven mehr, als die Schlagadern zu Verwikkelungen geneigt und ſie vereinigen ſich ſehr oft durch Aeſte, welche ſie von ſich laſſen und die ſie wieder in ſich nehmen, mit einander, wie man an den Blut- adern des Arms und Beins deutliche Beiſpiele hat. Jch leſe, daß dieſe ſich unter ſpizzen Winkeln zertheilen ſol- len (c), es ſind aber hier Winkel von allerlei Art vor- handen, naͤmlich ſo wol gerade (d), als ſtumpfe (e). Es ſind endlich die Nerven gemeiniglich kleiner, und in groͤßerer Menge vorhanden, als die Schlag- adern. Doch haben die Nerven, hie und da am Fuße und Arme und in der Frucht, beſtaͤndig in dieſem Falle den Vorzug vor gedachten Adern. Sie begleiten gewoͤhnlicher Weiſe die Schlagadern, indem ſie mit denenſelben, durch das beiden gemeinſchaft- liche Zellgewebe verwikkelt ſind, und es haben auch die- ienigen, welche einzeln zu laufen ſcheinen, kleine Schlag- adern zu ihrer Begleitung, wie man an dem Zwerch- felsnerven ſehen kann (f). Sie ſcheinen mir, was den Bau und die Aeſtabtheilungen betrift, mehreren Ver- aͤnderungen unterworfen zu ſeyn, als die Schlagadern, welches beſongers von den Nerven des Herzens gilt. Es iſt ihnen ſehr gemein, daß ihre verſchiedene Staͤmme durch Verbindungsaͤſte zuſammen gehaͤngt ſind. Sie (b) ASCHE f. 4. u. ſ f. (c) Unter ſehr ſpizzen, ſo, daß ſie mit dem Stamme parallel ſind ALEX. MONROO bei CHE- SELDEN S. 226. (d) Wie an den Gaumennerven tab. 3. des beruͤhmten MEKELS. (e) Wie in dem Urſprung des Ribbennerven im Kopfe. (f) V. Faſc. 3. tab. thyr. ant. U 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/347
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/347>, abgerufen am 22.11.2024.