aber in dieser Gegend keine Aeste machen gesehen, wel- che in das Wesen der Sehne eingedrungen wären.
§. 10. Die Enden der Nerven.
Es nehmen die Nerven, wie iedermann glaubt, in dem Marke der Gehirnmasse und des Rükkenmarkes, ihren Ursprung. Wenn sich ia vor einiger Zeit ein be- rühmter Jtaliäner [Spaltenumbruch](h) geäußert hat, daß ein Nerve vom siebenten Paare zum Gehirne zurüklaufe, so muß man dieses überhaupt von dem Nerven verstehen, wel- cher in der That aus dem harten Stamm hervor kömt, sich aber dennoch in den zweeten Ast des fünften Paares hinein wirft. Wenn der berühmte Petit[Spaltenumbruch](i), den so berühmten Ribbennerven, aus dem Rükkenmarke entste- hen, und in den Nerven des sechsten Paares gehen läßt, so würde doch dieser Nerve vielmehr zum Auge, als zur Gehirnmasse rükgängig genannt werden müssen.
Folglich stekken die Enden der Nerven aller Orten in denienigen sehr kleinen Zweigchen, in welche sich die Nerven nach und nach zertheilen, bis sie endlich ver- schwinden. Es läßt sich von diesen Enden nicht viel sa- gen, weil sie für das Auge zu klein sind, und sich durch keine Kunstgriffe vergrößern lassen. Man kann es an einigen Empfindungsnerven augenscheinlich sehen, wie sie sich in einen sehr weichen Brei auflösen, der mit dem- ienigen alle Aehnlichkeit hat, welchen sie vom Gehirn empfingen. So verwandelt sich der Sehnerve, nach- dem ihn die harte Membrane, von der die dunkle Horn- haut hervor gebracht wird, oder mit ihr in Verbindung
steht,
(h)SIMONCELLIVS an MISTICHELLI. D. DES- NOVES ep. S. 206. 207. 208.
(i)Mem. de l'Acad. des Scien- ce 1727.
U 5
VI. Abſchn. Die Nerven.
aber in dieſer Gegend keine Aeſte machen geſehen, wel- che in das Weſen der Sehne eingedrungen waͤren.
§. 10. Die Enden der Nerven.
Es nehmen die Nerven, wie iedermann glaubt, in dem Marke der Gehirnmaſſe und des Ruͤkkenmarkes, ihren Urſprung. Wenn ſich ia vor einiger Zeit ein be- ruͤhmter Jtaliaͤner [Spaltenumbruch](h) geaͤußert hat, daß ein Nerve vom ſiebenten Paare zum Gehirne zuruͤklaufe, ſo muß man dieſes uͤberhaupt von dem Nerven verſtehen, wel- cher in der That aus dem harten Stamm hervor koͤmt, ſich aber dennoch in den zweeten Aſt des fuͤnften Paares hinein wirft. Wenn der beruͤhmte Petit[Spaltenumbruch](i), den ſo beruͤhmten Ribbennerven, aus dem Ruͤkkenmarke entſte- hen, und in den Nerven des ſechſten Paares gehen laͤßt, ſo wuͤrde doch dieſer Nerve vielmehr zum Auge, als zur Gehirnmaſſe ruͤkgaͤngig genannt werden muͤſſen.
Folglich ſtekken die Enden der Nerven aller Orten in denienigen ſehr kleinen Zweigchen, in welche ſich die Nerven nach und nach zertheilen, bis ſie endlich ver- ſchwinden. Es laͤßt ſich von dieſen Enden nicht viel ſa- gen, weil ſie fuͤr das Auge zu klein ſind, und ſich durch keine Kunſtgriffe vergroͤßern laſſen. Man kann es an einigen Empfindungsnerven augenſcheinlich ſehen, wie ſie ſich in einen ſehr weichen Brei aufloͤſen, der mit dem- ienigen alle Aehnlichkeit hat, welchen ſie vom Gehirn empfingen. So verwandelt ſich der Sehnerve, nach- dem ihn die harte Membrane, von der die dunkle Horn- haut hervor gebracht wird, oder mit ihr in Verbindung
ſteht,
(h)SIMONCELLIVS an MISTICHELLI. D. DES- NOVES ep. S. 206. 207. 208.
(i)Mem. de l’Acad. des Scien- ce 1727.
U 5
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VI. Abſchn. Die Nerven.
aber in dieſer Gegend keine Aeſte machen geſehen, wel-
che in das Weſen der Sehne eingedrungen waͤren.
§. 10.
Die Enden der Nerven.
Es nehmen die Nerven, wie iedermann glaubt, in
dem Marke der Gehirnmaſſe und des Ruͤkkenmarkes,
ihren Urſprung. Wenn ſich ia vor einiger Zeit ein be-
ruͤhmter Jtaliaͤner
(h) geaͤußert hat, daß ein Nerve
vom ſiebenten Paare zum Gehirne zuruͤklaufe, ſo muß
man dieſes uͤberhaupt von dem Nerven verſtehen, wel-
cher in der That aus dem harten Stamm hervor koͤmt,
ſich aber dennoch in den zweeten Aſt des fuͤnften Paares
hinein wirft. Wenn der beruͤhmte Petit
(i), den ſo
beruͤhmten Ribbennerven, aus dem Ruͤkkenmarke entſte-
hen, und in den Nerven des ſechſten Paares gehen laͤßt,
ſo wuͤrde doch dieſer Nerve vielmehr zum Auge, als zur
Gehirnmaſſe ruͤkgaͤngig genannt werden muͤſſen.
Folglich ſtekken die Enden der Nerven aller Orten
in denienigen ſehr kleinen Zweigchen, in welche ſich die
Nerven nach und nach zertheilen, bis ſie endlich ver-
ſchwinden. Es laͤßt ſich von dieſen Enden nicht viel ſa-
gen, weil ſie fuͤr das Auge zu klein ſind, und ſich durch
keine Kunſtgriffe vergroͤßern laſſen. Man kann es an
einigen Empfindungsnerven augenſcheinlich ſehen, wie
ſie ſich in einen ſehr weichen Brei aufloͤſen, der mit dem-
ienigen alle Aehnlichkeit hat, welchen ſie vom Gehirn
empfingen. So verwandelt ſich der Sehnerve, nach-
dem ihn die harte Membrane, von der die dunkle Horn-
haut hervor gebracht wird, oder mit ihr in Verbindung
ſteht,
(h) SIMONCELLIVS an
MISTICHELLI. D. DES-
NOVES ep. S. 206. 207. 208.
(i) Mem. de l’Acad. des Scien-
ce 1727.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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