Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
VI. Abschnitt. und den Nerven.
§. 39.
Der hintere Schenkelnerve (ischiadicus).

Es ist dieses unter allen Nerven im menschlichen
Körper der gröste, er hat einen gemischten Ursprung,
von dem heiligen Beine und den Lenden, ich muß den-
selben hier aber schon mit den übrigen Schenkelnerven
beschreiben.

Es entspringt aber derselbe aus dem fünften und
sechsten, der nach unserer Art gezählten Lendennerven,
wie auch aus dem ersten, zweeten und dritten der heili-
gen Nerven [Spaltenumbruch] l. Diesem widerspricht gar nicht, daß
entweder eine Wurzel von oben oder unten zu ihm noch
hinzustossen könnte.

Jndem er in dem Bekken und zwar vorne ent.
springt, so kriecht er nach der hintern Gegend, und
zwar durch den Einschnitt bei dem Hüften und heiligen
Beine, welcher auch die grossen Bekkengefässe durchläßt,
und er schleicht sich also zwischen den Piramidenmuskel
und den vierfachen Muskeln hindurch m. Er zerästelt
sich, ausser den kleinen Aesten, welche sich in das Fleisch
des Hintern werfen n, und ausser einem Zweige, wel-
cher zu den Geburtstheilen, und dem Ende der Gedär-
me geht o, wie auch ausser einem noch andern, welcher
sich zum Gesässe hinwendet p, in zween Aeste, welche
durch ein loses Zellgewebe vereinigt werden, sich mit

ein-
l So Winslow n. 318. nach ver-
gliechnen Zahlen, Vieussens tab. 29.
Eustach. tab.
19. und tab. 18. f. 2. auf
der einen Seite, denn auf der an-
dern hat er eine Wurzel weniger.
Man ziehe den nervus ischi-
adicus
zu rathe, den Camperns
f. sc.
2. und sehe die Endigung des
Ribbennerven p. 268. im Bekken,
[Spaltenumbruch] wo er ebenfalls die letzten Aeste des-
selben für wenig bekannt angiebt.
m Winslow n. 319.
n Winslow n. 321. 322.
o Eustach. tab. 20. Vieussens
t. 29. 12. Winslow n.
321. 303.
304.
p Vieussens n. 20.
B b 4
VI. Abſchnitt. und den Nerven.
§. 39.
Der hintere Schenkelnerve (iſchiadicus).

Es iſt dieſes unter allen Nerven im menſchlichen
Koͤrper der groͤſte, er hat einen gemiſchten Urſprung,
von dem heiligen Beine und den Lenden, ich muß den-
ſelben hier aber ſchon mit den uͤbrigen Schenkelnerven
beſchreiben.

Es entſpringt aber derſelbe aus dem fuͤnften und
ſechſten, der nach unſerer Art gezaͤhlten Lendennerven,
wie auch aus dem erſten, zweeten und dritten der heili-
gen Nerven [Spaltenumbruch] l. Dieſem widerſpricht gar nicht, daß
entweder eine Wurzel von oben oder unten zu ihm noch
hinzuſtoſſen koͤnnte.

Jndem er in dem Bekken und zwar vorne ent.
ſpringt, ſo kriecht er nach der hintern Gegend, und
zwar durch den Einſchnitt bei dem Huͤften und heiligen
Beine, welcher auch die groſſen Bekkengefaͤſſe durchlaͤßt,
und er ſchleicht ſich alſo zwiſchen den Piramidenmuskel
und den vierfachen Muskeln hindurch m. Er zeraͤſtelt
ſich, auſſer den kleinen Aeſten, welche ſich in das Fleiſch
des Hintern werfen n, und auſſer einem Zweige, wel-
cher zu den Geburtstheilen, und dem Ende der Gedaͤr-
me geht o, wie auch auſſer einem noch andern, welcher
ſich zum Geſaͤſſe hinwendet p, in zween Aeſte, welche
durch ein loſes Zellgewebe vereinigt werden, ſich mit

ein-
l So Winslow n. 318. nach ver-
gliechnen Zahlen, Vieuſſens tab. 29.
Euſtach. tab.
19. und tab. 18. f. 2. auf
der einen Seite, denn auf der an-
dern hat er eine Wurzel weniger.
Man ziehe den nervus iſchi-
adicus
zu rathe, den Camperns
f. ſc.
2. und ſehe die Endigung des
Ribbennerven p. 268. im Bekken,
[Spaltenumbruch] wo er ebenfalls die letzten Aeſte deſ-
ſelben fuͤr wenig bekannt angiebt.
m Winslow n. 319.
n Winslow n. 321. 322.
o Euſtach. tab. 20. Vieuſſens
t. 29. 12. Winslow n.
321. 303.
304.
p Vieuſſens n. 20.
B b 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0427" n="391"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Ab&#x017F;chnitt. und den Nerven.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 39.<lb/>
Der hintere Schenkelnerve (<hi rendition="#aq">i&#x017F;chiadicus</hi>).</head><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t die&#x017F;es unter allen Nerven im men&#x017F;chlichen<lb/>
Ko&#x0364;rper der gro&#x0364;&#x017F;te, er hat einen gemi&#x017F;chten Ur&#x017F;prung,<lb/>
von dem heiligen Beine und den Lenden, ich muß den-<lb/>
&#x017F;elben hier aber &#x017F;chon mit den u&#x0364;brigen Schenkelnerven<lb/>
be&#x017F;chreiben.</p><lb/>
            <p>Es ent&#x017F;pringt aber der&#x017F;elbe aus dem fu&#x0364;nften und<lb/>
&#x017F;ech&#x017F;ten, der nach un&#x017F;erer Art geza&#x0364;hlten Lendennerven,<lb/>
wie auch aus dem er&#x017F;ten, zweeten und dritten der heili-<lb/>
gen Nerven <cb/>
<note place="foot" n="l">So <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Winslow</hi> n.</hi> 318. nach ver-<lb/>
gliechnen Zahlen, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vieu&#x017F;&#x017F;ens</hi> tab. 29.<lb/>
E<hi rendition="#i">u&#x017F;tach.</hi> tab.</hi> 19. und <hi rendition="#aq">tab. 18. f.</hi> 2. auf<lb/>
der einen Seite, denn auf der an-<lb/>
dern hat er eine Wurzel weniger.<lb/>
Man ziehe den <hi rendition="#aq">nervus i&#x017F;chi-<lb/>
adicus</hi> zu rathe, den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Camperns</hi><lb/>
f. &#x017F;c.</hi> 2. und &#x017F;ehe die Endigung des<lb/>
Ribbennerven <hi rendition="#aq">p.</hi> 268. im Bekken,<lb/><cb/>
wo er ebenfalls die letzten Ae&#x017F;te de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elben fu&#x0364;r wenig bekannt angiebt.</note>. Die&#x017F;em wider&#x017F;pricht gar nicht, daß<lb/>
entweder eine Wurzel von oben oder unten zu ihm noch<lb/>
hinzu&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnte.</p><lb/>
            <p>Jndem er in dem Bekken und zwar vorne ent.<lb/>
&#x017F;pringt, &#x017F;o kriecht er nach der hintern Gegend, und<lb/>
zwar durch den Ein&#x017F;chnitt bei dem Hu&#x0364;ften und heiligen<lb/>
Beine, welcher auch die gro&#x017F;&#x017F;en Bekkengefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e durchla&#x0364;ßt,<lb/>
und er &#x017F;chleicht &#x017F;ich al&#x017F;o zwi&#x017F;chen den Piramidenmuskel<lb/>
und den vierfachen Muskeln hindurch <note place="foot" n="m"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Winslow</hi> n.</hi> 319.</note>. Er zera&#x0364;&#x017F;telt<lb/>
&#x017F;ich, au&#x017F;&#x017F;er den kleinen Ae&#x017F;ten, welche &#x017F;ich in das Flei&#x017F;ch<lb/>
des Hintern werfen <note place="foot" n="n"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Winslow</hi> n.</hi> 321. 322.</note>, und au&#x017F;&#x017F;er einem Zweige, wel-<lb/>
cher zu den Geburtstheilen, und dem Ende der Geda&#x0364;r-<lb/>
me geht <note place="foot" n="o"><hi rendition="#aq">E<hi rendition="#i">u&#x017F;tach.</hi> tab. 20. <hi rendition="#i">Vieu&#x017F;&#x017F;ens</hi><lb/>
t. 29. 12. W<hi rendition="#i">inslow</hi> n.</hi> 321. 303.<lb/>
304.</note>, wie auch au&#x017F;&#x017F;er einem noch andern, welcher<lb/>
&#x017F;ich zum Ge&#x017F;a&#x0364;&#x017F;&#x017F;e hinwendet <note place="foot" n="p"><hi rendition="#aq">V<hi rendition="#i">ieu&#x017F;&#x017F;ens</hi> n.</hi> 20.</note>, in zween Ae&#x017F;te, welche<lb/>
durch ein lo&#x017F;es Zellgewebe vereinigt werden, &#x017F;ich mit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ein-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[391/0427] VI. Abſchnitt. und den Nerven. §. 39. Der hintere Schenkelnerve (iſchiadicus). Es iſt dieſes unter allen Nerven im menſchlichen Koͤrper der groͤſte, er hat einen gemiſchten Urſprung, von dem heiligen Beine und den Lenden, ich muß den- ſelben hier aber ſchon mit den uͤbrigen Schenkelnerven beſchreiben. Es entſpringt aber derſelbe aus dem fuͤnften und ſechſten, der nach unſerer Art gezaͤhlten Lendennerven, wie auch aus dem erſten, zweeten und dritten der heili- gen Nerven l. Dieſem widerſpricht gar nicht, daß entweder eine Wurzel von oben oder unten zu ihm noch hinzuſtoſſen koͤnnte. Jndem er in dem Bekken und zwar vorne ent. ſpringt, ſo kriecht er nach der hintern Gegend, und zwar durch den Einſchnitt bei dem Huͤften und heiligen Beine, welcher auch die groſſen Bekkengefaͤſſe durchlaͤßt, und er ſchleicht ſich alſo zwiſchen den Piramidenmuskel und den vierfachen Muskeln hindurch m. Er zeraͤſtelt ſich, auſſer den kleinen Aeſten, welche ſich in das Fleiſch des Hintern werfen n, und auſſer einem Zweige, wel- cher zu den Geburtstheilen, und dem Ende der Gedaͤr- me geht o, wie auch auſſer einem noch andern, welcher ſich zum Geſaͤſſe hinwendet p, in zween Aeſte, welche durch ein loſes Zellgewebe vereinigt werden, ſich mit ein- l So Winslow n. 318. nach ver- gliechnen Zahlen, Vieuſſens tab. 29. Euſtach. tab. 19. und tab. 18. f. 2. auf der einen Seite, denn auf der an- dern hat er eine Wurzel weniger. Man ziehe den nervus iſchi- adicus zu rathe, den Camperns f. ſc. 2. und ſehe die Endigung des Ribbennerven p. 268. im Bekken, wo er ebenfalls die letzten Aeſte deſ- ſelben fuͤr wenig bekannt angiebt. m Winslow n. 319. n Winslow n. 321. 322. o Euſtach. tab. 20. Vieuſſens t. 29. 12. Winslow n. 321. 303. 304. p Vieuſſens n. 20. B b 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/427
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/427>, abgerufen am 22.11.2024.