Da aber doch die Nerven der Eingeweide gegen die Masse der unempfindlichen Gefässe und der zellförmigen Materie, in viel geringerm Verhältnisse stehen, als in an- dern Theilen des Körpers, so kommt es daher, daß die Versuche, welche man an lebendigen Thieren anstellt, wie auch die Krankheiten überhaupt in diesen Eingewei- den, eine sehr geringe Empfindung, z. E. in der Leber [Spaltenumbruch]t, in der Milz u, in den Nieren x, und so gar in der Lun- ge selbst y, darthun, ia man hat auch vom Weber Ver- suche, welche an lebendigen Menschen und Thieren des- wegen angestellt worden [Spaltenumbruch]z.
Jch habe aber auch die Lunge und Nieren, von grossen Geschwüren zernaget gesehen, ohne, daß sich die Kranken über einigen Schmerz beklagt hätten, und man hat von andern berümten Männern eben solche Berichte aufzuzeigen a, indem dergleichen Uebel vornemlich an den Nieren häufig vorzukommen pflegen b.
Es gesteht daher Börhaaveb*), wie auch ohn- längst der berümte Lorry, daß die Eingeweide nur ganz dunkle Empfindungen haben c, ia ich kann mich besin- nen, gegenseitige Versuche von dieser Sache gelesen zu haben.
Es ist nicht nöthig, von den Haaren, dem Ober- häutchen, den Hörnern, Nägeln und Klauen weitläuf- tig zu reden; denn da diese Theile keinen Nerven em- pfangen, so haben sie auch, nach dem gemeinen Geständ- nisse der Aerzte, überhaupt gar keine Empfindung. Unter
den
tExp. nostr. 170 - 173. Caldan. lettr. 3. p. 9.
uExp. 172. Caldan. eben da.
xExp. 172. 173. Caldan eben da. Cheselden p. 261. Daß sie sehr empfindlich sein, sagt de Haen dif- ficult. p. 84.
yExp. 173.
zLa Motte chir. compl. obs. 59. Muller Profeß. in Giessen in biga obs. med. chir. p. 19.
aQnesnai de la suppur. p. 347.
b V. Mem. sur les part. sensibl. T. 4. p. 110.
b*)Morb. nerv. p. 496. daß sie unempfindlich sind.
cIourn. de Medec. 1756.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
Da aber doch die Nerven der Eingeweide gegen die Maſſe der unempfindlichen Gefaͤſſe und der zellfoͤrmigen Materie, in viel geringerm Verhaͤltniſſe ſtehen, als in an- dern Theilen des Koͤrpers, ſo kommt es daher, daß die Verſuche, welche man an lebendigen Thieren anſtellt, wie auch die Krankheiten uͤberhaupt in dieſen Eingewei- den, eine ſehr geringe Empfindung, z. E. in der Leber [Spaltenumbruch]t, in der Milz u, in den Nieren x, und ſo gar in der Lun- ge ſelbſt y, darthun, ia man hat auch vom Weber Ver- ſuche, welche an lebendigen Menſchen und Thieren des- wegen angeſtellt worden [Spaltenumbruch]z.
Jch habe aber auch die Lunge und Nieren, von groſſen Geſchwuͤren zernaget geſehen, ohne, daß ſich die Kranken uͤber einigen Schmerz beklagt haͤtten, und man hat von andern beruͤmten Maͤnnern eben ſolche Berichte aufzuzeigen a, indem dergleichen Uebel vornemlich an den Nieren haͤufig vorzukommen pflegen b.
Es geſteht daher Boͤrhaaveb*), wie auch ohn- laͤngſt der beruͤmte Lorry, daß die Eingeweide nur ganz dunkle Empfindungen haben c, ia ich kann mich beſin- nen, gegenſeitige Verſuche von dieſer Sache geleſen zu haben.
Es iſt nicht noͤthig, von den Haaren, dem Ober- haͤutchen, den Hoͤrnern, Naͤgeln und Klauen weitlaͤuf- tig zu reden; denn da dieſe Theile keinen Nerven em- pfangen, ſo haben ſie auch, nach dem gemeinen Geſtaͤnd- niſſe der Aerzte, uͤberhaupt gar keine Empfindung. Unter
den
tExp. noſtr. 170 ‒ 173. Caldan. lettr. 3. p. 9.
uExp. 172. Caldan. eben da.
xExp. 172. 173. Caldan eben da. Cheſelden p. 261. Daß ſie ſehr empfindlich ſein, ſagt de Haen dif- ficult. p. 84.
yExp. 173.
zLa Motte chir. compl. obſ. 59. Muller Profeß. in Gieſſen in biga obſ. med. chir. p. 19.
aQnesnai de la ſuppur. p. 347.
b V. Mem. ſur les part. ſenſibl. T. 4. p. 110.
b*)Morb. nerv. p. 496. daß ſie unempfindlich ſind.
cIourn. de Medec. 1756.
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[456/0492]
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Materie, in viel geringerm Verhaͤltniſſe ſtehen, als in an-
dern Theilen des Koͤrpers, ſo kommt es daher, daß die
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ſuche, welche an lebendigen Menſchen und Thieren des-
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Jch habe aber auch die Lunge und Nieren, von
groſſen Geſchwuͤren zernaget geſehen, ohne, daß ſich die
Kranken uͤber einigen Schmerz beklagt haͤtten, und man
hat von andern beruͤmten Maͤnnern eben ſolche Berichte
aufzuzeigen a, indem dergleichen Uebel vornemlich an
den Nieren haͤufig vorzukommen pflegen b.
Es geſteht daher Boͤrhaave b*), wie auch ohn-
laͤngſt der beruͤmte Lorry, daß die Eingeweide nur ganz
dunkle Empfindungen haben c, ia ich kann mich beſin-
nen, gegenſeitige Verſuche von dieſer Sache geleſen zu
haben.
Es iſt nicht noͤthig, von den Haaren, dem Ober-
haͤutchen, den Hoͤrnern, Naͤgeln und Klauen weitlaͤuf-
tig zu reden; denn da dieſe Theile keinen Nerven em-
pfangen, ſo haben ſie auch, nach dem gemeinen Geſtaͤnd-
niſſe der Aerzte, uͤberhaupt gar keine Empfindung. Unter
den
t Exp. noſtr. 170 ‒ 173. Caldan.
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u Exp. 172. Caldan. eben da.
x Exp. 172. 173. Caldan eben
da. Cheſelden p. 261. Daß ſie ſehr
empfindlich ſein, ſagt de Haen dif-
ficult. p. 84.
y Exp. 173.
z La Motte chir. compl. obſ.
59. Muller Profeß. in Gieſſen in
biga obſ. med. chir. p. 19.
a Qnesnai de la ſuppur. p. 347.
b V. Mem. ſur les part. ſenſibl.
T. 4. p. 110.
b*) Morb. nerv. p. 496. daß ſie
unempfindlich ſind.
c Iourn. de Medec. 1756.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/492>, abgerufen am 22.11.2024.
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