Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.

ia es hat auch der berümte Erenotti an einem iungen
Menschen gesehen, wie die harte Gehirnhaut von den
Zähnen des Gehirnborers zerrissen worden, ohne, daß
sich der Mensch im geringsten worüber beklagte, da er
doch vollkommen bei Verstande war [Spaltenumbruch] l*. Es hat vor
kurzen auch der scharfsinnige Wundarzt Riecu an
einem Mädchen, welchem er einen Theil der Hirnschaa-
le, welcher angefressen war, abgenommen, die harte
Gehirnhaut zu wiederholten malen gestochen, beschabt,
durchschnitten, und dennoch kein einziges Gefühl hervor-
bringen können. Man hat noch andere Beispiele von
dem berümten Heuermann m, Pozziretti n, wie
auch des berümten Stampius n*, nebst den neuern
Beobachtungen des D. Bordenave [Spaltenumbruch] n+, über diese
Sache.

Es haben sich diese berümte Männer dadurch irre
machen lassen können, daß sie das Gehirn mit ihrem
Jnstrumente zusammengedrückt; denn ich sage es noch
einmal, daß ein solcher Druck Menschen und Thieren
sehr schmerzhaft falle. Ja sie haben so gar durch ihre
beitzende Gifte, durch die dicke Gehirnhaut auch die
dünne, und selbst das Gehirn, angreifen können o.

Es haben die traurige Folgen von den Krankheiten
der harten Gehirnhaut, die man gegen uns anführt,
offenbar ihre Ursachen, in einem verletzten Gehirn ge-
habt p.

Endlich so hat man unter unsern Gegnern nicht we-
nig Versuche aufzuzeigen, darinne sie dennoch nicht, ob
es gleich ihr gröster Wunsch wäre, Merkmaale eines
Schmerzens an der beschädigten harten Gehirnhaut wahr-
nehmen können.

Dieses

l* Mercure de France 1760.
August. p. 148.

m Exp. 4. p. 4. 511.

n Jn der epist.

n* Beim Caldan. ep. 2. p. 401.

n+ Exp. 6.

o Tosetti lettr. 2. obs. 5. exp. 5.
Lorry p. 290.

p Vandelli beim Fabri p. 236.
u. s. f. Hildan. cent. 1. obs. 71.

Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.

ia es hat auch der beruͤmte Erenotti an einem iungen
Menſchen geſehen, wie die harte Gehirnhaut von den
Zaͤhnen des Gehirnborers zerriſſen worden, ohne, daß
ſich der Menſch im geringſten woruͤber beklagte, da er
doch vollkommen bei Verſtande war [Spaltenumbruch] l*. Es hat vor
kurzen auch der ſcharfſinnige Wundarzt Riecu an
einem Maͤdchen, welchem er einen Theil der Hirnſchaa-
le, welcher angefreſſen war, abgenommen, die harte
Gehirnhaut zu wiederholten malen geſtochen, beſchabt,
durchſchnitten, und dennoch kein einziges Gefuͤhl hervor-
bringen koͤnnen. Man hat noch andere Beiſpiele von
dem beruͤmten Heuermann m, Pozziretti n, wie
auch des beruͤmten Stampius n*, nebſt den neuern
Beobachtungen des D. Bordenave [Spaltenumbruch] n†, uͤber dieſe
Sache.

Es haben ſich dieſe beruͤmte Maͤnner dadurch irre
machen laſſen koͤnnen, daß ſie das Gehirn mit ihrem
Jnſtrumente zuſammengedruͤckt; denn ich ſage es noch
einmal, daß ein ſolcher Druck Menſchen und Thieren
ſehr ſchmerzhaft falle. Ja ſie haben ſo gar durch ihre
beitzende Gifte, durch die dicke Gehirnhaut auch die
duͤnne, und ſelbſt das Gehirn, angreifen koͤnnen o.

Es haben die traurige Folgen von den Krankheiten
der harten Gehirnhaut, die man gegen uns anfuͤhrt,
offenbar ihre Urſachen, in einem verletzten Gehirn ge-
habt p.

Endlich ſo hat man unter unſern Gegnern nicht we-
nig Verſuche aufzuzeigen, darinne ſie dennoch nicht, ob
es gleich ihr groͤſter Wunſch waͤre, Merkmaale eines
Schmerzens an der beſchaͤdigten harten Gehirnhaut wahr-
nehmen koͤnnen.

Dieſes

l* Mercure de France 1760.
Auguſt. p. 148.

m Exp. 4. p. 4. 511.

n Jn der epiſt.

n* Beim Caldan. ep. 2. p. 401.

n† Exp. 6.

o Toſetti lettr. 2. obſ. 5. exp. 5.
Lorry p. 290.

p Vandelli beim Fabri p. 236.
u. ſ. f. Hildan. cent. 1. obſ. 71.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0522" n="486"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Gehirn und die Nerven. <hi rendition="#aq">X.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
ia es hat auch der beru&#x0364;mte <hi rendition="#fr">Erenotti</hi> an einem iungen<lb/>
Men&#x017F;chen ge&#x017F;ehen, wie die harte Gehirnhaut von den<lb/>
Za&#x0364;hnen des Gehirnborers zerri&#x017F;&#x017F;en worden, ohne, daß<lb/>
&#x017F;ich der Men&#x017F;ch im gering&#x017F;ten woru&#x0364;ber beklagte, da er<lb/>
doch vollkommen bei Ver&#x017F;tande war <cb/>
<note place="foot" n="l*"><hi rendition="#aq">Mercure de France 1760.<lb/>
Augu&#x017F;t. p.</hi> 148.</note>. Es hat vor<lb/>
kurzen auch der &#x017F;charf&#x017F;innige Wundarzt <hi rendition="#fr">Riecu</hi> an<lb/>
einem Ma&#x0364;dchen, welchem er einen Theil der Hirn&#x017F;chaa-<lb/>
le, welcher angefre&#x017F;&#x017F;en war, abgenommen, die harte<lb/>
Gehirnhaut zu wiederholten malen ge&#x017F;tochen, be&#x017F;chabt,<lb/>
durch&#x017F;chnitten, und dennoch kein einziges Gefu&#x0364;hl hervor-<lb/>
bringen ko&#x0364;nnen. Man hat noch andere Bei&#x017F;piele von<lb/>
dem beru&#x0364;mten <hi rendition="#fr">Heuermann</hi> <note place="foot" n="m"><hi rendition="#aq">Exp. 4. p.</hi> 4. 511.</note>, <hi rendition="#fr">Pozziretti</hi> <note place="foot" n="n">Jn der <hi rendition="#aq">epi&#x017F;t.</hi></note>, wie<lb/>
auch des beru&#x0364;mten <hi rendition="#fr">Stampius</hi> <note place="foot" n="n*">Beim <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Caldan.</hi> ep. 2. p.</hi> 401.</note>, neb&#x017F;t den neuern<lb/>
Beobachtungen des D. <hi rendition="#fr">Bordenave</hi> <cb/>
<note place="foot" n="n&#x2020;"><hi rendition="#aq">Exp.</hi> 6.</note>, u&#x0364;ber die&#x017F;e<lb/>
Sache.</p><lb/>
            <p>Es haben &#x017F;ich die&#x017F;e beru&#x0364;mte Ma&#x0364;nner dadurch irre<lb/>
machen la&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen, daß &#x017F;ie das Gehirn mit ihrem<lb/>
Jn&#x017F;trumente zu&#x017F;ammengedru&#x0364;ckt; denn ich &#x017F;age es noch<lb/>
einmal, daß ein &#x017F;olcher Druck Men&#x017F;chen und Thieren<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;chmerzhaft falle. Ja &#x017F;ie haben &#x017F;o gar durch ihre<lb/>
beitzende Gifte, durch die dicke Gehirnhaut auch die<lb/>
du&#x0364;nne, und &#x017F;elb&#x017F;t das Gehirn, angreifen ko&#x0364;nnen <note place="foot" n="o"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">To&#x017F;etti</hi> lettr. 2. ob&#x017F;. 5. exp. 5.<lb/><hi rendition="#i">Lorry</hi> p.</hi> 290.</note>.</p><lb/>
            <p>Es haben die traurige Folgen von den Krankheiten<lb/>
der harten Gehirnhaut, die man gegen uns anfu&#x0364;hrt,<lb/>
offenbar ihre Ur&#x017F;achen, in einem verletzten Gehirn ge-<lb/>
habt <note place="foot" n="p"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vandelli</hi></hi> beim <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fabri</hi> p.</hi> 236.<lb/>
u. &#x017F;. f. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hildan.</hi> cent. 1. ob&#x017F;.</hi> 71.</note>.</p><lb/>
            <p>Endlich &#x017F;o hat man unter un&#x017F;ern Gegnern nicht we-<lb/>
nig Ver&#x017F;uche aufzuzeigen, darinne &#x017F;ie dennoch nicht, ob<lb/>
es gleich ihr gro&#x0364;&#x017F;ter Wun&#x017F;ch wa&#x0364;re, Merkmaale eines<lb/>
Schmerzens an der be&#x017F;cha&#x0364;digten harten Gehirnhaut wahr-<lb/>
nehmen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die&#x017F;es</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[486/0522] Das Gehirn und die Nerven. X. Buch. ia es hat auch der beruͤmte Erenotti an einem iungen Menſchen geſehen, wie die harte Gehirnhaut von den Zaͤhnen des Gehirnborers zerriſſen worden, ohne, daß ſich der Menſch im geringſten woruͤber beklagte, da er doch vollkommen bei Verſtande war l*. Es hat vor kurzen auch der ſcharfſinnige Wundarzt Riecu an einem Maͤdchen, welchem er einen Theil der Hirnſchaa- le, welcher angefreſſen war, abgenommen, die harte Gehirnhaut zu wiederholten malen geſtochen, beſchabt, durchſchnitten, und dennoch kein einziges Gefuͤhl hervor- bringen koͤnnen. Man hat noch andere Beiſpiele von dem beruͤmten Heuermann m, Pozziretti n, wie auch des beruͤmten Stampius n*, nebſt den neuern Beobachtungen des D. Bordenave n†, uͤber dieſe Sache. Es haben ſich dieſe beruͤmte Maͤnner dadurch irre machen laſſen koͤnnen, daß ſie das Gehirn mit ihrem Jnſtrumente zuſammengedruͤckt; denn ich ſage es noch einmal, daß ein ſolcher Druck Menſchen und Thieren ſehr ſchmerzhaft falle. Ja ſie haben ſo gar durch ihre beitzende Gifte, durch die dicke Gehirnhaut auch die duͤnne, und ſelbſt das Gehirn, angreifen koͤnnen o. Es haben die traurige Folgen von den Krankheiten der harten Gehirnhaut, die man gegen uns anfuͤhrt, offenbar ihre Urſachen, in einem verletzten Gehirn ge- habt p. Endlich ſo hat man unter unſern Gegnern nicht we- nig Verſuche aufzuzeigen, darinne ſie dennoch nicht, ob es gleich ihr groͤſter Wunſch waͤre, Merkmaale eines Schmerzens an der beſchaͤdigten harten Gehirnhaut wahr- nehmen koͤnnen. Dieſes l* Mercure de France 1760. Auguſt. p. 148. m Exp. 4. p. 4. 511. n Jn der epiſt. n* Beim Caldan. ep. 2. p. 401. n† Exp. 6. o Toſetti lettr. 2. obſ. 5. exp. 5. Lorry p. 290. p Vandelli beim Fabri p. 236. u. ſ. f. Hildan. cent. 1. obſ. 71.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/522
Zitationshilfe:	Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/522>, abgerufen am 25.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.