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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
doch ohne Fieber oder Eckel vor Speisen [Spaltenumbruch] c. Nach einem
Falle, der vor vierzig Jahren vorangegangen war, fand
man ein Geschwür im Gehirn, wodurch sich ein grosser
Theil des Gehirns verzehrt hatte, und es erfolgte also
der Tod erst nach langer Zeit d, und man hat Exem-
pel e, daß Kranke bei ähnlichen Zufällen dennoch wie-
der hergestellt worden. Da das Gehirn von einem Stosse
beschädigt, vom heissen Brande angegriffen, wegge-
schnitten, ausgerissen war, und viele üble Zufälle damit
verbunden waren, so ward der Kranke dennoch wieder-
hergestellt f,

Als man das halbe Gehirn herausnahm, so behiel-
ten alle Gliedmassen ihre ehemalige Bewegungen übrig g.
Nach einer Zernagung der Hirnschaale, fand man das
Gehirn ohne alle Schmerzen und Fühllosigkeit ver-
fault h. Jch sehe noch oft eine Jungfrau vor mir, wel-
che bei einem cariösen Geschwüre, und nachdem man ihr
einen Schnitt in die harte Gehirnhaut gemacht, die doch
sehr empfindlich ist, einen grossen Theil des Gehirns
durch Schwämme verloren hatte. Es scheint sich zwar
ihre Wunde zu schliessen, doch hat diese Person einiger-
massen etwas von der willkürlichen Bewegung verloren.

Es hatte sich in einem ungeheuren Wasserkopfe,
nicht nur in die Hirnkammern, sondern auch über das
Gehirn hie und da Wasser ergossen, welches gleichsam wie
eine Blase anzusehen war, und dennoch blieben die natür-
lichen Verrichtungen in ihrem gehörigen Zustande i. Wir
lesen endlich Berichte, wie das Gehirn zu Knochen oder

Stein
c Bonnet anat. pract. c. 8.
d Cardan p. 304.
e Horst epist. 6. mem. de chir.
T. I. P. 2. p. 110. La Peyronie p.
166.
f Mem. de l'Acad. de chir. T.
I. P. 2. p.
150.
g Phil. trans. n. 226. Derglei-
[Spaltenumbruch] chen Bericht beim Spindler obs. 1.
doch verlor der Kranke den Ge-
brauch der Stimme.
h Eph. nat. cur. Dec. ann. 3.
obs.
44.
i Paludanus ad Hildanum. Bet-
beder
hist. hydroceph.

Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
doch ohne Fieber oder Eckel vor Speiſen [Spaltenumbruch] c. Nach einem
Falle, der vor vierzig Jahren vorangegangen war, fand
man ein Geſchwuͤr im Gehirn, wodurch ſich ein groſſer
Theil des Gehirns verzehrt hatte, und es erfolgte alſo
der Tod erſt nach langer Zeit d, und man hat Exem-
pel e, daß Kranke bei aͤhnlichen Zufaͤllen dennoch wie-
der hergeſtellt worden. Da das Gehirn von einem Stoſſe
beſchaͤdigt, vom heiſſen Brande angegriffen, wegge-
ſchnitten, ausgeriſſen war, und viele uͤble Zufaͤlle damit
verbunden waren, ſo ward der Kranke dennoch wieder-
hergeſtellt f,

Als man das halbe Gehirn herausnahm, ſo behiel-
ten alle Gliedmaſſen ihre ehemalige Bewegungen uͤbrig g.
Nach einer Zernagung der Hirnſchaale, fand man das
Gehirn ohne alle Schmerzen und Fuͤhlloſigkeit ver-
fault h. Jch ſehe noch oft eine Jungfrau vor mir, wel-
che bei einem carioͤſen Geſchwuͤre, und nachdem man ihr
einen Schnitt in die harte Gehirnhaut gemacht, die doch
ſehr empfindlich iſt, einen groſſen Theil des Gehirns
durch Schwaͤmme verloren hatte. Es ſcheint ſich zwar
ihre Wunde zu ſchlieſſen, doch hat dieſe Perſon einiger-
maſſen etwas von der willkuͤrlichen Bewegung verloren.

Es hatte ſich in einem ungeheuren Waſſerkopfe,
nicht nur in die Hirnkammern, ſondern auch uͤber das
Gehirn hie und da Waſſer ergoſſen, welches gleichſam wie
eine Blaſe anzuſehen war, und dennoch blieben die natuͤr-
lichen Verrichtungen in ihrem gehoͤrigen Zuſtande i. Wir
leſen endlich Berichte, wie das Gehirn zu Knochen oder

Stein
c Bonnet anat. pract. c. 8.
d Cardan p. 304.
e Horſt epiſt. 6. mem. de chir.
T. I. P. 2. p. 110. La Peyronie p.
166.
f Mem. de l’Acad. de chir. T.
I. P. 2. p.
150.
g Phil. trans. n. 226. Derglei-
[Spaltenumbruch] chen Bericht beim Spindler obſ. 1.
doch verlor der Kranke den Ge-
brauch der Stimme.
h Eph. nat. cur. Dec. ann. 3.
obſ.
44.
i Paludanus ad Hildanum. Bet-
beder
hiſt. hydroceph.
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[536/0572] Das Gehirn und die Nerven. X. Buch. doch ohne Fieber oder Eckel vor Speiſen c. Nach einem Falle, der vor vierzig Jahren vorangegangen war, fand man ein Geſchwuͤr im Gehirn, wodurch ſich ein groſſer Theil des Gehirns verzehrt hatte, und es erfolgte alſo der Tod erſt nach langer Zeit d, und man hat Exem- pel e, daß Kranke bei aͤhnlichen Zufaͤllen dennoch wie- der hergeſtellt worden. Da das Gehirn von einem Stoſſe beſchaͤdigt, vom heiſſen Brande angegriffen, wegge- ſchnitten, ausgeriſſen war, und viele uͤble Zufaͤlle damit verbunden waren, ſo ward der Kranke dennoch wieder- hergeſtellt f, Als man das halbe Gehirn herausnahm, ſo behiel- ten alle Gliedmaſſen ihre ehemalige Bewegungen uͤbrig g. Nach einer Zernagung der Hirnſchaale, fand man das Gehirn ohne alle Schmerzen und Fuͤhlloſigkeit ver- fault h. Jch ſehe noch oft eine Jungfrau vor mir, wel- che bei einem carioͤſen Geſchwuͤre, und nachdem man ihr einen Schnitt in die harte Gehirnhaut gemacht, die doch ſehr empfindlich iſt, einen groſſen Theil des Gehirns durch Schwaͤmme verloren hatte. Es ſcheint ſich zwar ihre Wunde zu ſchlieſſen, doch hat dieſe Perſon einiger- maſſen etwas von der willkuͤrlichen Bewegung verloren. Es hatte ſich in einem ungeheuren Waſſerkopfe, nicht nur in die Hirnkammern, ſondern auch uͤber das Gehirn hie und da Waſſer ergoſſen, welches gleichſam wie eine Blaſe anzuſehen war, und dennoch blieben die natuͤr- lichen Verrichtungen in ihrem gehoͤrigen Zuſtande i. Wir leſen endlich Berichte, wie das Gehirn zu Knochen oder Stein c Bonnet anat. pract. c. 8. d Cardan p. 304. e Horſt epiſt. 6. mem. de chir. T. I. P. 2. p. 110. La Peyronie p. 166. f Mem. de l’Acad. de chir. T. I. P. 2. p. 150. g Phil. trans. n. 226. Derglei- chen Bericht beim Spindler obſ. 1. doch verlor der Kranke den Ge- brauch der Stimme. h Eph. nat. cur. Dec. ann. 3. obſ. 44. i Paludanus ad Hildanum. Bet- beder hiſt. hydroceph.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/572>, abgerufen am 25.11.2024.