Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.VIII. Abschnitt. Die Muthmassungen. zen thierischen Körper, als die Nerven erstreckten, undes ist diese Meinung hie und da von der Schule der Stahlianer p gebilligt worden. So verlegte auch Alexander Stuart q, den Empfindungsquell allenthal- ben hin, wo sich das letzte Ende des Nerven befand, und es glauben die neuern Schriftsteller, daß das empfinden- de Wesen r der Quell der thierischen Handlungen, und das Leben aller Orten im Körper anzutreffen sei, daß das Gehirn hierinnen keinen Vorzug besitze, und daß die Gebrechen desselben uns nicht in größre Verwirrung brin- gen, als wenn die Membranen andrer Theile Schaden litten t. Es trug auch der berümte Scotus kein Be- denken, die Seele aller Orten gegenwärtig zu machen, und er läst diese allenthalben, und auch alsdenn em- pfinden, wenn der Nerve unterbunden worden u, ohne zu befürchten, daß mit der Zeit die Seele theilbar ge- macht werde x, ia er versichert, daß die Seele auch noch in denienigen Theilen fortwirke, welche vom thieri- schen Körper abgesondert worden y. Jch weiß nicht, ob dieses ganze Gezänke nicht aus sammen- prius Fortunius, Licetus. Vide Behrens de anim. constit. med. p. 17. p Tabor tract. III. c. 3. p. 302. &c. q De motu musc. p. 24. & Cl. Supprian. p. 77. r R. Whytt l. c. Andreae l. c. t Simson p. 217. 218. u Whytt p. 168. x On vital. motion p. 381. für die Jnsekten p. 383. und Thiere. y p. 383. s) Woodward supplem. p. 103.
VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen. zen thieriſchen Koͤrper, als die Nerven erſtreckten, undes iſt dieſe Meinung hie und da von der Schule der Stahlianer p gebilligt worden. So verlegte auch Alexander Stuart q, den Empfindungsquell allenthal- ben hin, wo ſich das letzte Ende des Nerven befand, und es glauben die neuern Schriftſteller, daß das empfinden- de Weſen r der Quell der thieriſchen Handlungen, und das Leben aller Orten im Koͤrper anzutreffen ſei, daß das Gehirn hierinnen keinen Vorzug beſitze, und daß die Gebrechen deſſelben uns nicht in groͤßre Verwirrung brin- gen, als wenn die Membranen andrer Theile Schaden litten t. Es trug auch der beruͤmte Scotus kein Be- denken, die Seele aller Orten gegenwaͤrtig zu machen, und er laͤſt dieſe allenthalben, und auch alsdenn em- pfinden, wenn der Nerve unterbunden worden u, ohne zu befuͤrchten, daß mit der Zeit die Seele theilbar ge- macht werde x, ia er verſichert, daß die Seele auch noch in denienigen Theilen fortwirke, welche vom thieri- ſchen Koͤrper abgeſondert worden y. Jch weiß nicht, ob dieſes ganze Gezaͤnke nicht aus ſammen- prius Fortunius, Licetus. Vide Behrens de anim. conſtit. med. p. 17. p Tabor tract. III. c. 3. p. 302. &c. q De motu muſc. p. 24. & Cl. Supprian. p. 77. r R. Whytt l. c. Andreae l. c. t Simſon p. 217. 218. u Whytt p. 168. x On vital. motion p. 381. fuͤr die Jnſekten p. 383. und Thiere. y p. 383. s) Woodward ſupplem. p. 103.
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VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen.
zen thieriſchen Koͤrper, als die Nerven erſtreckten, und
es iſt dieſe Meinung hie und da von der Schule der
Stahlianer p gebilligt worden. So verlegte auch
Alexander Stuart q, den Empfindungsquell allenthal-
ben hin, wo ſich das letzte Ende des Nerven befand, und
es glauben die neuern Schriftſteller, daß das empfinden-
de Weſen r der Quell der thieriſchen Handlungen, und
das Leben aller Orten im Koͤrper anzutreffen ſei, daß
das Gehirn hierinnen keinen Vorzug beſitze, und daß die
Gebrechen deſſelben uns nicht in groͤßre Verwirrung brin-
gen, als wenn die Membranen andrer Theile Schaden
litten t. Es trug auch der beruͤmte Scotus kein Be-
denken, die Seele aller Orten gegenwaͤrtig zu machen,
und er laͤſt dieſe allenthalben, und auch alsdenn em-
pfinden, wenn der Nerve unterbunden worden u, ohne
zu befuͤrchten, daß mit der Zeit die Seele theilbar ge-
macht werde x, ia er verſichert, daß die Seele auch
noch in denienigen Theilen fortwirke, welche vom thieri-
ſchen Koͤrper abgeſondert worden y.
Jch weiß nicht, ob dieſes ganze Gezaͤnke nicht aus
der Erklaͤrung des Empfindens entſtanden ſei. Denn
wenn das Empfinden blos irgend eine Veraͤnderung, oder
ein Druck im Nerven von den aͤuſſerlichen Dingen iſt;
ſo wird freilich das Empfinden aller Orten geſchehen;
wenn das Empfinden aber eine Sache der Seele iſt, und
eine Veraͤnderung in der Seele bedeutet, davon die Ur-
ſache in dem Druͤcke eines Koͤrpers auſſer uns, auf unſre
Nerven liegt, ſo geſchicht in der That die Ewpfindung
des Nerven in keinem einzigen Theile des belebten Koͤr-
pers, auſſer im Gehirne; denn wenn man deren Zu-
ſammen-
o
s)
p Tabor tract. III. c. 3. p. 302. &c.
q De motu muſc. p. 24. & Cl.
Supprian. p. 77.
r R. Whytt l. c. Andreae l. c.
t Simſon p. 217. 218.
u Whytt p. 168.
x On vital. motion p. 381. fuͤr
die Jnſekten p. 383. und Thiere.
y p. 383.
o prius Fortunius, Licetus. Vide
Behrens de anim. conſtit. med. p. 17.
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