Arm [Spaltenumbruch]k), die eine Seite des Angesichtes k++), die eine Seite der Zunge, gelähmt wird; und man könnte dar- aus folgern, daß weder die gesunde Seite der Kranken mit Hülfsfasern zu Hülfe komme, noch daß die gesunde gegentheils von der kranken Seite Fasern empfange, wel- che nothwendig verdorben sein müsten k*+.
§. 28. Der Nutzen der Hirnkammern.
Da die Gehirnkammern in den mehresten Geschlech- tern der Thiere beständig vorkommen, so scheinen solche auch nicht ohne einen besondern Nutzen zu sein. Da berümte Männer wah nahmen, daß sich etwas vom Ader- gewebe in dieselbe begiebt, und daß aus diesem Geflechte überall kleine Schlagadern in das Mark laufen, so muth- massen sie, daß von der Wärme [Spaltenumbruch]l, welche zugleich mit den grössern Schlagadern, und von den Gefässen, wel- che sich nahe ins Mark werfen, zu hoffen stünde, Nu- tzen zu erwarten sein müsse. Es scheinet auch sehr wahr- scheinlich zu sein, daß durch die Anlage dieser Kammern, die Oberflächen grösser werden müssen, vermittelst deren die dünne Gehirnhaut an dem Marke anhängt, und aus denen ins Mark Gefässe abgesendet werden; denn wenn diese lang wären, so hätten gar zu grosse und zu stark klopfende Gefässe gemacht werden müssen, wären sie aber eben so klein, und dennoch lang, so wären sie der nothwendigen Geschwindigkeit des Blutes nicht ge- wachsen gewesen.
Da es aber dennoch auch Kammern ohne derglei- chen Adergeflechte giebt, wie man an der dritten ein Beispiel hat m, wie auch an der Höhlung, welche sich
in
k)Pigrai p. 378. bei einer Ge- hirnwunde.
k++)Viridet. bon chyle p. 558.
k*+Hofmann disquis. p. 342. Manne p. 154. seqq.
lWharton. p. 164. Ridley p. 63. Boerhaave I. R. M. n. 272.
mTarin. tab. 2. f. 3.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
Arm [Spaltenumbruch]k), die eine Seite des Angeſichtes k††), die eine Seite der Zunge, gelaͤhmt wird; und man koͤnnte dar- aus folgern, daß weder die geſunde Seite der Kranken mit Huͤlfsfaſern zu Huͤlfe komme, noch daß die geſunde gegentheils von der kranken Seite Faſern empfange, wel- che nothwendig verdorben ſein muͤſten k*†.
§. 28. Der Nutzen der Hirnkammern.
Da die Gehirnkammern in den mehreſten Geſchlech- tern der Thiere beſtaͤndig vorkommen, ſo ſcheinen ſolche auch nicht ohne einen beſondern Nutzen zu ſein. Da beruͤmte Maͤnner wah nahmen, daß ſich etwas vom Ader- gewebe in dieſelbe begiebt, und daß aus dieſem Geflechte uͤberall kleine Schlagadern in das Mark laufen, ſo muth- maſſen ſie, daß von der Waͤrme [Spaltenumbruch]l, welche zugleich mit den groͤſſern Schlagadern, und von den Gefaͤſſen, wel- che ſich nahe ins Mark werfen, zu hoffen ſtuͤnde, Nu- tzen zu erwarten ſein muͤſſe. Es ſcheinet auch ſehr wahr- ſcheinlich zu ſein, daß durch die Anlage dieſer Kammern, die Oberflaͤchen groͤſſer werden muͤſſen, vermittelſt deren die duͤnne Gehirnhaut an dem Marke anhaͤngt, und aus denen ins Mark Gefaͤſſe abgeſendet werden; denn wenn dieſe lang waͤren, ſo haͤtten gar zu groſſe und zu ſtark klopfende Gefaͤſſe gemacht werden muͤſſen, waͤren ſie aber eben ſo klein, und dennoch lang, ſo waͤren ſie der nothwendigen Geſchwindigkeit des Blutes nicht ge- wachſen geweſen.
Da es aber dennoch auch Kammern ohne derglei- chen Adergeflechte giebt, wie man an der dritten ein Beiſpiel hat m, wie auch an der Hoͤhlung, welche ſich
in
k)Pigrai p. 378. bei einer Ge- hirnwunde.
k††)Viridet. bon chyle p. 558.
k*†Hofmann disquiſ. p. 342. Manne p. 154. ſeqq.
lWharton. p. 164. Ridley p. 63. Boerhaave I. R. M. n. 272.
mTarin. tab. 2. f. 3.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
Arm
k), die eine Seite des Angeſichtes k††), die eine
Seite der Zunge, gelaͤhmt wird; und man koͤnnte dar-
aus folgern, daß weder die geſunde Seite der Kranken
mit Huͤlfsfaſern zu Huͤlfe komme, noch daß die geſunde
gegentheils von der kranken Seite Faſern empfange, wel-
che nothwendig verdorben ſein muͤſten k*†.
§. 28.
Der Nutzen der Hirnkammern.
Da die Gehirnkammern in den mehreſten Geſchlech-
tern der Thiere beſtaͤndig vorkommen, ſo ſcheinen ſolche
auch nicht ohne einen beſondern Nutzen zu ſein. Da
beruͤmte Maͤnner wah nahmen, daß ſich etwas vom Ader-
gewebe in dieſelbe begiebt, und daß aus dieſem Geflechte
uͤberall kleine Schlagadern in das Mark laufen, ſo muth-
maſſen ſie, daß von der Waͤrme
l, welche zugleich mit
den groͤſſern Schlagadern, und von den Gefaͤſſen, wel-
che ſich nahe ins Mark werfen, zu hoffen ſtuͤnde, Nu-
tzen zu erwarten ſein muͤſſe. Es ſcheinet auch ſehr wahr-
ſcheinlich zu ſein, daß durch die Anlage dieſer Kammern,
die Oberflaͤchen groͤſſer werden muͤſſen, vermittelſt deren
die duͤnne Gehirnhaut an dem Marke anhaͤngt, und
aus denen ins Mark Gefaͤſſe abgeſendet werden; denn
wenn dieſe lang waͤren, ſo haͤtten gar zu groſſe und zu
ſtark klopfende Gefaͤſſe gemacht werden muͤſſen, waͤren
ſie aber eben ſo klein, und dennoch lang, ſo waͤren ſie
der nothwendigen Geſchwindigkeit des Blutes nicht ge-
wachſen geweſen.
Da es aber dennoch auch Kammern ohne derglei-
chen Adergeflechte giebt, wie man an der dritten ein
Beiſpiel hat m, wie auch an der Hoͤhlung, welche ſich
in
k) Pigrai p. 378. bei einer Ge-
hirnwunde.
k††) Viridet. bon chyle p. 558.
k*† Hofmann disquiſ. p. 342.
Manne p. 154. ſeqq.
l Wharton. p. 164. Ridley p.
63. Boerhaave I. R. M. n. 272.
m Tarin. tab. 2. f. 3.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/666>, abgerufen am 22.11.2024.
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