Das eilfte Buch. Die Muskeln, und die thierische Bewegung.
Erster Abschnitt. Der Bau eines Muskels überhaupt.
§. 1.
Wir haben bisher die Nerven des menschlichen Körpers abgehandelt, und von ihnen gemeldet, daß solches die Werkzeuge der Sinnen, und besonders der willkührlichen Bewegungen, sind a; es ist die letzte an sich nur einfach, der Sinn hingegen vielfach.
Unter dem Worte Mausb, verstehen die Alten dasienige Fleisch, welches sich über der Stirn und der Schläfe befindet, und es bedeutet in der teutschen Sprache dieienigen Muskeln, welche wir heut zu Tage durch den Namen des Herabziehers, des Gegners des Herbeiziehers, und des kleinen Biegers am Daumen der Hand unterscheiden. Zu unsern Zeiten erkennt man die Natur eines Muskels vor andern an zweien Merkmalen, an den langen, unter einander parallelen, cilindrischen, und solchen Fäden, welche an Thieren von warmen Blute roth sind, und denn an der Kraft sich zusammen zu ziehen.
Bisweilen lassen sich die Fasern vielmehr an eini- ger Bewegung erkennen, und diese sind unsern Augen unsichtbar.
Wenn
a Die Verrichtung der willkürlichen Bewegung übernehmen sie, Rufus L. II. p. 65.
bPollux Lex. p. 193. ad Hemsterch.
S s 3
Das eilfte Buch. Die Muskeln, und die thieriſche Bewegung.
Erſter Abſchnitt. Der Bau eines Muskels uͤberhaupt.
§. 1.
Wir haben bisher die Nerven des menſchlichen Koͤrpers abgehandelt, und von ihnen gemeldet, daß ſolches die Werkzeuge der Sinnen, und beſonders der willkuͤhrlichen Bewegungen, ſind a; es iſt die letzte an ſich nur einfach, der Sinn hingegen vielfach.
Unter dem Worte Mausb, verſtehen die Alten dasienige Fleiſch, welches ſich uͤber der Stirn und der Schlaͤfe befindet, und es bedeutet in der teutſchen Sprache dieienigen Muskeln, welche wir heut zu Tage durch den Namen des Herabziehers, des Gegners des Herbeiziehers, und des kleinen Biegers am Daumen der Hand unterſcheiden. Zu unſern Zeiten erkennt man die Natur eines Muskels vor andern an zweien Merkmalen, an den langen, unter einander parallelen, cilindriſchen, und ſolchen Faͤden, welche an Thieren von warmen Blute roth ſind, und denn an der Kraft ſich zuſammen zu ziehen.
Bisweilen laſſen ſich die Faſern vielmehr an eini- ger Bewegung erkennen, und dieſe ſind unſern Augen unſichtbar.
Wenn
a Die Verrichtung der willkuͤrlichen Bewegung uͤbernehmen ſie, Rufus L. II. p. 65.
bPollux Lex. p. 193. ad Hemſterch.
S s 3
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[645/0681]
Das eilfte Buch.
Die Muskeln, und die thieriſche
Bewegung.
Erſter Abſchnitt.
Der Bau eines Muskels uͤberhaupt.
§. 1.
Wir haben bisher die Nerven des menſchlichen
Koͤrpers abgehandelt, und von ihnen gemeldet, daß
ſolches die Werkzeuge der Sinnen, und beſonders der
willkuͤhrlichen Bewegungen, ſind a; es iſt die letzte
an ſich nur einfach, der Sinn hingegen vielfach.
Unter dem Worte Maus b, verſtehen die Alten
dasienige Fleiſch, welches ſich uͤber der Stirn und der
Schlaͤfe befindet, und es bedeutet in der teutſchen
Sprache dieienigen Muskeln, welche wir heut zu Tage
durch den Namen des Herabziehers, des Gegners des
Herbeiziehers, und des kleinen Biegers am Daumen der
Hand unterſcheiden. Zu unſern Zeiten erkennt man die
Natur eines Muskels vor andern an zweien Merkmalen,
an den langen, unter einander parallelen, cilindriſchen,
und ſolchen Faͤden, welche an Thieren von warmen
Blute roth ſind, und denn an der Kraft ſich zuſammen zu
ziehen.
Bisweilen laſſen ſich die Faſern vielmehr an eini-
ger Bewegung erkennen, und dieſe ſind unſern Augen
unſichtbar.
Wenn
a Die Verrichtung der willkuͤrlichen Bewegung uͤbernehmen ſie,
Rufus L. II. p. 65.
b Pollux Lex. p. 193. ad Hemſterch.
S s 3
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/681>, abgerufen am 22.11.2024.
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