Es scheint auch nicht die Menge dieser dikken Hü- gelchen in der Markrinde mit den sehr kleinen Gefäß- chens des Marks, die auch für ein scharfsichtiges Auge viel zu fein sind, übereinzustimmen, und eben dieser Schluß bezieht sich auf den Versuch des Mangets.
Da ferner der ungemein schnelle Wille der Seele, und die auf die Empfindungen der Nerven, welche oft ziem- lich weit vom Gehirne berürt worden, auf das schnellste folgende Gedanken, eine solche Flüßigkeit in den Nerven zu verlangen scheinen, welche gleichsam wie ein Blitz durch die Nerven laufen muß; so scheint sich der Drüsen- bau mit dieser Theorie nicht zuvertragen. Wir haben nemlich gezeigt [Spaltenumbruch](g), daß ein Saft sich in einem jeden Behältnisse verdikke, und sich desto länger darinnen ver- weile, wofern die Mündung des Bläsgen größer, als die Mündung der Gefäße ist, welche einen solchen Saft ausschütten müßen.
Wollte man ferner von dergleichen Drüsen lieber, als von den Schlageäderchens der Markrinde des Ge- hirns, diese schnelle Bewegung erwarten, vermöge der ihr Saft durch das Mark getrieben würde, so kann man doch von der äußersten Weiche der grauen Markrinde kein merkliches Zusammenziehen erwarten, indem sie ausserdem auf keinerlei Weife reizbar ist.
Eben so entstellt das Kochen der Markrinde in Oel, ohne Zweifel diesen ungemein zarten Brei, und man kann endlich von der starken Hizze, welche zum Aufsieden des Oels erfordert wird, nichts anders, als das Verderben eines so weichen Flockwerks, und ein verwornes Gerin- nen desselben (h), erwarten. Es ist nemlich mehr als
zu
(g)Libr. VII. S. 449. und prae- lect. Boerhaav. T. II. S. 498.
(h)RUYSCH epist. II. S. 15. Thes. 6 prooem. S. 12. Thes. 8. n. 35. Thes. 10. n. 32. Wenn man das [Spaltenumbruch]
Gehirn kocht, so wird es wie ein Erdenklos, der allerlei Risse hat, SBARAGLI mentis et ocul. vigi- liae S. 34.
C 4
I. Abſchnitt. und den Nerven.
Es ſcheint auch nicht die Menge dieſer dikken Huͤ- gelchen in der Markrinde mit den ſehr kleinen Gefaͤß- chens des Marks, die auch fuͤr ein ſcharfſichtiges Auge viel zu fein ſind, uͤbereinzuſtimmen, und eben dieſer Schluß bezieht ſich auf den Verſuch des Mangets.
Da ferner der ungemein ſchnelle Wille der Seele, und die auf die Empfindungen der Nerven, welche oft ziem- lich weit vom Gehirne beruͤrt worden, auf das ſchnellſte folgende Gedanken, eine ſolche Fluͤßigkeit in den Nerven zu verlangen ſcheinen, welche gleichſam wie ein Blitz durch die Nerven laufen muß; ſo ſcheint ſich der Druͤſen- bau mit dieſer Theorie nicht zuvertragen. Wir haben nemlich gezeigt [Spaltenumbruch](g), daß ein Saft ſich in einem jeden Behaͤltniſſe verdikke, und ſich deſto laͤnger darinnen ver- weile, wofern die Muͤndung des Blaͤsgen groͤßer, als die Muͤndung der Gefaͤße iſt, welche einen ſolchen Saft ausſchuͤtten muͤßen.
Wollte man ferner von dergleichen Druͤſen lieber, als von den Schlageaͤderchens der Markrinde des Ge- hirns, dieſe ſchnelle Bewegung erwarten, vermoͤge der ihr Saft durch das Mark getrieben wuͤrde, ſo kann man doch von der aͤußerſten Weiche der grauen Markrinde kein merkliches Zuſammenziehen erwarten, indem ſie auſſerdem auf keinerlei Weife reizbar iſt.
Eben ſo entſtellt das Kochen der Markrinde in Oel, ohne Zweifel dieſen ungemein zarten Brei, und man kann endlich von der ſtarken Hizze, welche zum Aufſieden des Oels erfordert wird, nichts anders, als das Verderben eines ſo weichen Flockwerks, und ein verwornes Gerin- nen deſſelben (h), erwarten. Es iſt nemlich mehr als
zu
(g)Libr. VII. S. 449. und prae- lect. Boerhaav. T. II. S. 498.
(h)RUYSCH epiſt. II. S. 15. Theſ. 6 prooem. S. 12. Theſ. 8. n. 35. Theſ. 10. n. 32. Wenn man das [Spaltenumbruch]
Gehirn kocht, ſo wird es wie ein Erdenklos, der allerlei Riſſe hat, SBARAGLI mentis et ocul. vigi- liae S. 34.
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I. Abſchnitt. und den Nerven.
Es ſcheint auch nicht die Menge dieſer dikken Huͤ-
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chens des Marks, die auch fuͤr ein ſcharfſichtiges Auge
viel zu fein ſind, uͤbereinzuſtimmen, und eben dieſer
Schluß bezieht ſich auf den Verſuch des Mangets.
Da ferner der ungemein ſchnelle Wille der Seele, und
die auf die Empfindungen der Nerven, welche oft ziem-
lich weit vom Gehirne beruͤrt worden, auf das ſchnellſte
folgende Gedanken, eine ſolche Fluͤßigkeit in den Nerven
zu verlangen ſcheinen, welche gleichſam wie ein Blitz
durch die Nerven laufen muß; ſo ſcheint ſich der Druͤſen-
bau mit dieſer Theorie nicht zuvertragen. Wir haben
nemlich gezeigt
(g), daß ein Saft ſich in einem jeden
Behaͤltniſſe verdikke, und ſich deſto laͤnger darinnen ver-
weile, wofern die Muͤndung des Blaͤsgen groͤßer, als
die Muͤndung der Gefaͤße iſt, welche einen ſolchen Saft
ausſchuͤtten muͤßen.
Wollte man ferner von dergleichen Druͤſen lieber,
als von den Schlageaͤderchens der Markrinde des Ge-
hirns, dieſe ſchnelle Bewegung erwarten, vermoͤge der ihr
Saft durch das Mark getrieben wuͤrde, ſo kann man
doch von der aͤußerſten Weiche der grauen Markrinde
kein merkliches Zuſammenziehen erwarten, indem ſie
auſſerdem auf keinerlei Weife reizbar iſt.
Eben ſo entſtellt das Kochen der Markrinde in Oel,
ohne Zweifel dieſen ungemein zarten Brei, und man kann
endlich von der ſtarken Hizze, welche zum Aufſieden des
Oels erfordert wird, nichts anders, als das Verderben
eines ſo weichen Flockwerks, und ein verwornes Gerin-
nen deſſelben (h), erwarten. Es iſt nemlich mehr als
zu
(g) Libr. VII. S. 449. und prae-
lect. Boerhaav. T. II. S. 498.
(h) RUYSCH epiſt. II. S. 15.
Theſ. 6 prooem. S. 12. Theſ. 8. n.
35. Theſ. 10. n. 32. Wenn man das
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/75>, abgerufen am 21.11.2024.
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