Körpern, wenn solche keine Veränderung erlitten, sind die Fasern so deutlich, daß man sie bisweilen davon ab- lösen kann [Spaltenumbruch](b).
Jch habe auch an einem gefrornen Gehirne gefun- den, daß sich das Wasser durch das Mark hindurch in lange Streifen getheilt hatte, welches folglich den ähn- lichen Markstreifen ihre Bildung gab. Wir wollen hier nichts weiter sagen, als daß das Mark von Natur geneigt sey, sich in lange und unter einander parallele Päckchens zu vereinigen, und es ist hier der Ort nicht von dem Wesen dieser Streifen zu handeln. Jch ziehe auch nicht des Anton von Leeuwenhöks Fasern hieher, von denen es sehr wahrscheinlich ist, daß solche entweder Gefäße (c), oder kleine Gebünde von Fasern sind.
Daß aber das Mark fächerig (d), oder schwam- mig [Spaltenumbruch](e), oder bläsig, und wie ein aufgeblasenes Zellge- webe beschaffen (f), oder überhaupt eine verworrne und unorganische Nasse seyn soll (g), das ist eine Sache, welche man blos willkürlich bestimt hat.
Jch meyne aber auch nicht die rothen gegitterten Gefäße (h), daß sie das Mark ausmachen sollten, und es dringt auch Albin darauf, daß das Mark nicht aus Gefäßen gemacht sey (i).
Man erlaube mir, daß ich hier eine chimische Zerle- gung des Gehirns, welche man durchs Feuer erhält, beifü- gen darf, ob dieses gleich keinen sonderlichen Nuzzen hat. Man hat nemlich in dem Gehirne eines Menschen, seiner Natur nach, gar kein Fett, oder solches anderswo, als in dem fächrigen Gewebe der dünnen Gehirnhaut, ge-
funden,
(b)MORGAGNI advers. anat. 6. S. 15.
(c)Epist. physiolog. 34.
(d)Idee de l' homme physique S. 326. daß nichts faserbaftes sey, la CAMVS S. 9.
(e)ASTRVC de Phantasia n. 7.
(f)BETBEDER de hydroce- phalo S. 22. doch in Krankheiten.
(g)MISTICHELLI de apoplex.
(h)RAMSPEK specim. inau- gur. 1. S. 17.
(i)Libr. I. adnot. 12.
Vom Gehirne X. Buch.
Koͤrpern, wenn ſolche keine Veraͤnderung erlitten, ſind die Faſern ſo deutlich, daß man ſie bisweilen davon ab- loͤſen kann [Spaltenumbruch](b).
Jch habe auch an einem gefrornen Gehirne gefun- den, daß ſich das Waſſer durch das Mark hindurch in lange Streifen getheilt hatte, welches folglich den aͤhn- lichen Markſtreifen ihre Bildung gab. Wir wollen hier nichts weiter ſagen, als daß das Mark von Natur geneigt ſey, ſich in lange und unter einander parallele Paͤckchens zu vereinigen, und es iſt hier der Ort nicht von dem Weſen dieſer Streifen zu handeln. Jch ziehe auch nicht des Anton von Leeuwenhoͤks Faſern hieher, von denen es ſehr wahrſcheinlich iſt, daß ſolche entweder Gefaͤße (c), oder kleine Gebuͤnde von Faſern ſind.
Daß aber das Mark faͤcherig (d), oder ſchwam- mig [Spaltenumbruch](e), oder blaͤſig, und wie ein aufgeblaſenes Zellge- webe beſchaffen (f), oder uͤberhaupt eine verworrne und unorganiſche Naſſe ſeyn ſoll (g), das iſt eine Sache, welche man blos willkuͤrlich beſtimt hat.
Jch meyne aber auch nicht die rothen gegitterten Gefaͤße (h), daß ſie das Mark ausmachen ſollten, und es dringt auch Albin darauf, daß das Mark nicht aus Gefaͤßen gemacht ſey (i).
Man erlaube mir, daß ich hier eine chimiſche Zerle- gung des Gehirns, welche man durchs Feuer erhaͤlt, beifuͤ- gen darf, ob dieſes gleich keinen ſonderlichen Nuzzen hat. Man hat nemlich in dem Gehirne eines Menſchen, ſeiner Natur nach, gar kein Fett, oder ſolches anderswo, als in dem faͤchrigen Gewebe der duͤnnen Gehirnhaut, ge-
funden,
(b)MORGAGNI adverſ. anat. 6. S. 15.
(c)Epiſt. phyſiolog. 34.
(d)Idèe de l’ homme phyſique S. 326. daß nichts faſerbaftes ſey, la CAMVS S. 9.
(e)ASTRVC de Phantaſia n. 7.
(f)BETBEDER de hydroce- phalo S. 22. doch in Krankheiten.
(g)MISTICHELLI de apoplex.
(h)RAMSPEK ſpecim. inau- gur. 1. S. 17.
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Vom Gehirne X. Buch.
Koͤrpern, wenn ſolche keine Veraͤnderung erlitten, ſind
die Faſern ſo deutlich, daß man ſie bisweilen davon ab-
loͤſen kann
(b).
Jch habe auch an einem gefrornen Gehirne gefun-
den, daß ſich das Waſſer durch das Mark hindurch in
lange Streifen getheilt hatte, welches folglich den aͤhn-
lichen Markſtreifen ihre Bildung gab. Wir wollen
hier nichts weiter ſagen, als daß das Mark von Natur
geneigt ſey, ſich in lange und unter einander parallele
Paͤckchens zu vereinigen, und es iſt hier der Ort nicht
von dem Weſen dieſer Streifen zu handeln. Jch ziehe
auch nicht des Anton von Leeuwenhoͤks Faſern hieher,
von denen es ſehr wahrſcheinlich iſt, daß ſolche entweder
Gefaͤße (c), oder kleine Gebuͤnde von Faſern ſind.
Daß aber das Mark faͤcherig (d), oder ſchwam-
mig
(e), oder blaͤſig, und wie ein aufgeblaſenes Zellge-
webe beſchaffen (f), oder uͤberhaupt eine verworrne und
unorganiſche Naſſe ſeyn ſoll (g), das iſt eine Sache,
welche man blos willkuͤrlich beſtimt hat.
Jch meyne aber auch nicht die rothen gegitterten
Gefaͤße (h), daß ſie das Mark ausmachen ſollten, und
es dringt auch Albin darauf, daß das Mark nicht aus
Gefaͤßen gemacht ſey (i).
Man erlaube mir, daß ich hier eine chimiſche Zerle-
gung des Gehirns, welche man durchs Feuer erhaͤlt, beifuͤ-
gen darf, ob dieſes gleich keinen ſonderlichen Nuzzen hat.
Man hat nemlich in dem Gehirne eines Menſchen, ſeiner
Natur nach, gar kein Fett, oder ſolches anderswo, als
in dem faͤchrigen Gewebe der duͤnnen Gehirnhaut, ge-
funden,
(b) MORGAGNI adverſ.
anat. 6. S. 15.
(c) Epiſt. phyſiolog. 34.
(d) Idèe de l’ homme phyſique
S. 326. daß nichts faſerbaftes ſey,
la CAMVS S. 9.
(e) ASTRVC de Phantaſia n. 7.
(f) BETBEDER de hydroce-
phalo S. 22. doch in Krankheiten.
(g) MISTICHELLI de apoplex.
(h) RAMSPEK ſpecim. inau-
gur. 1. S. 17.
(i) Libr. I. adnot. 12.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/84>, abgerufen am 18.12.2024.
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