ner gegenseitigen Richtung, in Kreise zu laufen (k): so wie wir glauben, daß sich der Mond gleich mit uns be- wege, weil sich das Bild desselben, in unserm Auge nicht verändert (l).
Körper die in unsern Augen selbst zu gegen sind, glau- ben wir alle ausserhalb unserm Auge zu sehen, z. E. die Kügelchen, und durchsichtige Linien, denn dieses sind die Kügelchen und Gefässe der Nezzhaut (m): man sollte glauben, daß dieselben in dem kleinen Loche, durch wel- ches das Licht kömmt, genau liegen müsten. Daß sie zwi- schen der Nezzhaut und der gläsernen Feuchtigkeit ihre wahre Stelle haben, behauptet Smith(n), und wie es scheint auch Meister. Wir haben aber an der Nezz- haut zuverläßig rothe Schlagadern, die man an dem Glaßkörper noch nicht erwiesen hat, und es entstehen der- gleichen Flekke, wenn man ein sehr starkes Licht ansieht (o). Dieser Anblikk rührt die Nezzhaut, wo der Brenn- punkt ist, und nicht den gläsernen Körper, es hat schon Pecquet längst (p), und ohnlängst der berühmte Por- terfield(q), diese Geschwülste an der Nezzhaut abge- zeichnet.
§. 31. Das Urtheil von der Entfernung.
An dem Bilde selbst zeigt sich keine Verschiedenheit der Distanz, daher konnte sich jener Blinde beim Che- selden, auf keinerlei Art aus dem Jrrthum heraus fin- den (r), und es glauben die Kinder, daß alle entfernte
Dinge
(k)[Spaltenumbruch]PORTERFIELD II. p 425.
(l)STURM de visione p. 41.
(m) Besiehe die vortrefl. Dis- sertat. Cl. MEISTERI im Ham- burg. Magaz T. XXIII. pag. 269. & Conf. PITCARNE theor. morb. ocul. p. 17. SENAC Ess. 1735. p. 705. 507. BOERHAAVE morb. ocul. p. 34 35 38. SAUVAGES suffus. p. 13.
(n)[Spaltenumbruch]Remarks.
(o)BUFFON Mem. de 1743. p. 156.
(p) Beim MARIOTTE p. 504. la HIRE accid. p. 572.
(q)Edimb. Ess. T. III. p. 263. f. 14.
(r)BUFFON T. III. p. 312.
Das Sehen. XVI. Buch.
ner gegenſeitigen Richtung, in Kreiſe zu laufen (k): ſo wie wir glauben, daß ſich der Mond gleich mit uns be- wege, weil ſich das Bild deſſelben, in unſerm Auge nicht veraͤndert (l).
Koͤrper die in unſern Augen ſelbſt zu gegen ſind, glau- ben wir alle auſſerhalb unſerm Auge zu ſehen, z. E. die Kuͤgelchen, und durchſichtige Linien, denn dieſes ſind die Kuͤgelchen und Gefaͤſſe der Nezzhaut (m): man ſollte glauben, daß dieſelben in dem kleinen Loche, durch wel- ches das Licht koͤmmt, genau liegen muͤſten. Daß ſie zwi- ſchen der Nezzhaut und der glaͤſernen Feuchtigkeit ihre wahre Stelle haben, behauptet Smith(n), und wie es ſcheint auch Meiſter. Wir haben aber an der Nezz- haut zuverlaͤßig rothe Schlagadern, die man an dem Glaßkoͤrper noch nicht erwieſen hat, und es entſtehen der- gleichen Flekke, wenn man ein ſehr ſtarkes Licht anſieht (o). Dieſer Anblikk ruͤhrt die Nezzhaut, wo der Brenn- punkt iſt, und nicht den glaͤſernen Koͤrper, es hat ſchon Pecquet laͤngſt (p), und ohnlaͤngſt der beruͤhmte Por- terfield(q), dieſe Geſchwuͤlſte an der Nezzhaut abge- zeichnet.
§. 31. Das Urtheil von der Entfernung.
An dem Bilde ſelbſt zeigt ſich keine Verſchiedenheit der Diſtanz, daher konnte ſich jener Blinde beim Che- ſelden, auf keinerlei Art aus dem Jrrthum heraus fin- den (r), und es glauben die Kinder, daß alle entfernte
Dinge
(k)[Spaltenumbruch]PORTERFIELD II. p 425.
(l)STURM de viſione p. 41.
(m) Beſiehe die vortrefl. Diſ- ſertat. Cl. MEISTERI im Ham- burg. Magaz T. XXIII. pag. 269. & Conf. PITCARNE theor. morb. ocul. p. 17. SENAC Eſſ. 1735. p. 705. 507. BOERHAAVE morb. ocul. p. 34 35 38. SAUVAGES ſuffuſ. p. 13.
(n)[Spaltenumbruch]Remarks.
(o)BUFFON Mém. de 1743. p. 156.
(p) Beim MARIOTTE p. 504. la HIRE accid. p. 572.
(q)Edimb. Eſſ. T. III. p. 263. f. 14.
(r)BUFFON T. III. p. 312.
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Das Sehen. XVI. Buch.
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wege, weil ſich das Bild deſſelben, in unſerm Auge nicht
veraͤndert (l).
Koͤrper die in unſern Augen ſelbſt zu gegen ſind, glau-
ben wir alle auſſerhalb unſerm Auge zu ſehen, z. E. die
Kuͤgelchen, und durchſichtige Linien, denn dieſes ſind die
Kuͤgelchen und Gefaͤſſe der Nezzhaut (m): man ſollte
glauben, daß dieſelben in dem kleinen Loche, durch wel-
ches das Licht koͤmmt, genau liegen muͤſten. Daß ſie zwi-
ſchen der Nezzhaut und der glaͤſernen Feuchtigkeit ihre
wahre Stelle haben, behauptet Smith (n), und wie es
ſcheint auch Meiſter. Wir haben aber an der Nezz-
haut zuverlaͤßig rothe Schlagadern, die man an dem
Glaßkoͤrper noch nicht erwieſen hat, und es entſtehen der-
gleichen Flekke, wenn man ein ſehr ſtarkes Licht anſieht
(o). Dieſer Anblikk ruͤhrt die Nezzhaut, wo der Brenn-
punkt iſt, und nicht den glaͤſernen Koͤrper, es hat ſchon
Pecquet laͤngſt (p), und ohnlaͤngſt der beruͤhmte Por-
terfield (q), dieſe Geſchwuͤlſte an der Nezzhaut abge-
zeichnet.
§. 31.
Das Urtheil von der Entfernung.
An dem Bilde ſelbſt zeigt ſich keine Verſchiedenheit
der Diſtanz, daher konnte ſich jener Blinde beim Che-
ſelden, auf keinerlei Art aus dem Jrrthum heraus fin-
den (r), und es glauben die Kinder, daß alle entfernte
Dinge
(k)
PORTERFIELD II. p 425.
(l) STURM de viſione p. 41.
(m) Beſiehe die vortrefl. Diſ-
ſertat. Cl. MEISTERI im Ham-
burg. Magaz T. XXIII. pag. 269.
& Conf. PITCARNE theor. morb.
ocul. p. 17. SENAC Eſſ. 1735. p.
705. 507. BOERHAAVE morb.
ocul. p. 34 35 38. SAUVAGES
ſuffuſ. p. 13.
(n)
Remarks.
(o) BUFFON Mém. de 1743.
p. 156.
(p) Beim MARIOTTE p. 504.
la HIRE accid. p. 572.
(q) Edimb. Eſſ. T. III. p. 263.
f. 14.
(r) BUFFON T. III. p. 312.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1034. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1052>, abgerufen am 22.11.2024.
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