rungsglas gebraucht (u), damit die Distanz, welche diese Körper durchlaufen, grösser werden möge, so sehen wir, daß sich Dinge, welche stille lagen, geschwinde genug be- wegen. Daher scheinen sich auch entfernte Körper nicht zu bewegen (x), weil wegen des zu kleinen Winkels, den sie machen, die Distanz des ersten und zweiten Orts nicht distinguirt werden kann. Dieses bestimmt G. Porter- field genauer, nemlich wenn der Raum, den ein beweg- ter Körper in einer Secunde durchläuft, sich zur Distanz vom Auge, wie 1. zu 1400. verhält (x*).
§. 33. Die Convexität und Concavität.
Es ist dieses Urtheil sehr willkührlich und betrüglich. Es hat uns die Erfahrung gelehrt, ein Körper sei über- haupt hohl, wenn er seinen Schatten auf der mit unserer rechten Hand übereinstimmigen Seite, und convex, wenn er seinen Schatten auf derjenigen Seite hat, die unserer linken Hand gegen über liegt.
Selbst unsere blosse Augen verführen uns nicht sehr, wofern wir sie nicht verdrehen. Denn wenn man sich diese Mühe giebt, und das Auge umdreht, und dieses ist mir jezzo, ob ich es gleich oft wiederholet habe, doch zum Behuf meiner Beschreibung nicht möglich, so ver- kehren sich so gleich bei mir die Convexitäten, und es scheinen mir die Graben, und z. E. am Siegel alles er- haben zu sein, was doch wirklich tief ist.
Hier verführet auch das Vergrösserungsglas sehr (y), und überhaupt macht es Dinge flache die convex sind, je stärker es vergrössert (z), und dieses ist die Ursache, war- um mäßig vergrössernde Glaslinsen, Blutkügelchen con-
vex,
(u)[Spaltenumbruch]HOOKE method. of im proving. &c. p. 13. 16.
(x)SENAC l. c. p. 584.
(x*)L. c. T. II. p. 423.
(y)[Spaltenumbruch]Conf. HOOKE microgra- phy vom Fliegenauge. & SBA- RAGLI vigil. p 626. 627.
(z)Cl. POZZI opist. ad Cl. SERAC p. 8.
IV. Abſchnitt. Das Sehen.
rungsglas gebraucht (u), damit die Diſtanz, welche dieſe Koͤrper durchlaufen, groͤſſer werden moͤge, ſo ſehen wir, daß ſich Dinge, welche ſtille lagen, geſchwinde genug be- wegen. Daher ſcheinen ſich auch entfernte Koͤrper nicht zu bewegen (x), weil wegen des zu kleinen Winkels, den ſie machen, die Diſtanz des erſten und zweiten Orts nicht diſtinguirt werden kann. Dieſes beſtimmt G. Porter- field genauer, nemlich wenn der Raum, den ein beweg- ter Koͤrper in einer Secunde durchlaͤuft, ſich zur Diſtanz vom Auge, wie 1. zu 1400. verhaͤlt (x*).
§. 33. Die Convexitaͤt und Concavitaͤt.
Es iſt dieſes Urtheil ſehr willkuͤhrlich und betruͤglich. Es hat uns die Erfahrung gelehrt, ein Koͤrper ſei uͤber- haupt hohl, wenn er ſeinen Schatten auf der mit unſerer rechten Hand uͤbereinſtimmigen Seite, und convex, wenn er ſeinen Schatten auf derjenigen Seite hat, die unſerer linken Hand gegen uͤber liegt.
Selbſt unſere bloſſe Augen verfuͤhren uns nicht ſehr, wofern wir ſie nicht verdrehen. Denn wenn man ſich dieſe Muͤhe giebt, und das Auge umdreht, und dieſes iſt mir jezzo, ob ich es gleich oft wiederholet habe, doch zum Behuf meiner Beſchreibung nicht moͤglich, ſo ver- kehren ſich ſo gleich bei mir die Convexitaͤten, und es ſcheinen mir die Graben, und z. E. am Siegel alles er- haben zu ſein, was doch wirklich tief iſt.
Hier verfuͤhret auch das Vergroͤſſerungsglas ſehr (y), und uͤberhaupt macht es Dinge flache die convex ſind, je ſtaͤrker es vergroͤſſert (z), und dieſes iſt die Urſache, war- um maͤßig vergroͤſſernde Glaslinſen, Blutkuͤgelchen con-
vex,
(u)[Spaltenumbruch]HOOKE method. of im proving. &c. p. 13. 16.
(x)SENAC l. c. p. 584.
(x*)L. c. T. II. p. 423.
(y)[Spaltenumbruch]Conf. HOOKE microgra- phy vom Fliegenauge. & SBA- RAGLI vigil. p 626. 627.
(z)Cl. POZZI opiſt. ad Cl. SERAC p. 8.
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Koͤrper durchlaufen, groͤſſer werden moͤge, ſo ſehen wir,
daß ſich Dinge, welche ſtille lagen, geſchwinde genug be-
wegen. Daher ſcheinen ſich auch entfernte Koͤrper nicht
zu bewegen (x), weil wegen des zu kleinen Winkels, den
ſie machen, die Diſtanz des erſten und zweiten Orts nicht
diſtinguirt werden kann. Dieſes beſtimmt G. Porter-
field genauer, nemlich wenn der Raum, den ein beweg-
ter Koͤrper in einer Secunde durchlaͤuft, ſich zur Diſtanz
vom Auge, wie 1. zu 1400. verhaͤlt (x*).
§. 33.
Die Convexitaͤt und Concavitaͤt.
Es iſt dieſes Urtheil ſehr willkuͤhrlich und betruͤglich.
Es hat uns die Erfahrung gelehrt, ein Koͤrper ſei uͤber-
haupt hohl, wenn er ſeinen Schatten auf der mit unſerer
rechten Hand uͤbereinſtimmigen Seite, und convex, wenn
er ſeinen Schatten auf derjenigen Seite hat, die unſerer
linken Hand gegen uͤber liegt.
Selbſt unſere bloſſe Augen verfuͤhren uns nicht ſehr,
wofern wir ſie nicht verdrehen. Denn wenn man ſich
dieſe Muͤhe giebt, und das Auge umdreht, und dieſes
iſt mir jezzo, ob ich es gleich oft wiederholet habe, doch
zum Behuf meiner Beſchreibung nicht moͤglich, ſo ver-
kehren ſich ſo gleich bei mir die Convexitaͤten, und es
ſcheinen mir die Graben, und z. E. am Siegel alles er-
haben zu ſein, was doch wirklich tief iſt.
Hier verfuͤhret auch das Vergroͤſſerungsglas ſehr (y),
und uͤberhaupt macht es Dinge flache die convex ſind, je
ſtaͤrker es vergroͤſſert (z), und dieſes iſt die Urſache, war-
um maͤßig vergroͤſſernde Glaslinſen, Blutkuͤgelchen con-
vex,
(u)
HOOKE method. of im
proving. &c. p. 13. 16.
(x) SENAC l. c. p. 584.
(x*) L. c. T. II. p. 423.
(y)
Conf. HOOKE microgra-
phy vom Fliegenauge. & SBA-
RAGLI vigil. p 626. 627.
(z) Cl. POZZI opiſt. ad Cl.
SERAC p. 8.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1039. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1057>, abgerufen am 23.11.2024.
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