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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Thierische Bewegung. XI. Buch.

Aber so leicht läst sich nicht die Verhältniskraft der
Muskeln herausbringen. Pitkarne (g) hat sie schlecht-
hin nach der Stärke, wie die Lasten, berechnet, und es schäz-
zen sie andre nach der Menge der Fasern (g*), oder nach
dem Queerdurchschnitte (h) und nach der Dikke (i). Doch
es kann das Gewicht eines Muskels vom fetten Blute,
und von der Sehne anwachsen, ohne daß eben die Mus-
kelkraft zunehmen darf. Es kann ferner die Kraft eines
Muskels überhaupt von der Anzal der Nerven, und von
ihrer Entblössung (k), bald so, bald anders werden, und
diese Veränderung läst sich auch von der angebornen
Reizbarkeit, von der Gewalt eines Reizes (l), der dem
Muskel beigebracht worden, und vielleicht auch von der
natürlichen (m) oder verursachten Härte der Fasern be-
greiflich machen (n). Das Herz, welches doch kleiner, als
die meisten Muskeln ist, übertrift dennoch an Stärke,
und Dauer alle andre. So sind die türkischen Träger
noch einmal so stark, als die Lastträger in England, und
es verhält sich die Stärke der Engländer, gegen die
Stärke der Franzosen (o), wie 7 zu 5.

Was die Grösse der Bewegung betrift, so hänget
selbige von der Länge der Fasern ab (p), und es biegen

sich
(g) [Spaltenumbruch] de modo, quo cibi u. s. f.
(g*) HAMBERGER p. 604.
n. 1190. et p.
605.
(h) SAUVAGES physiol. p.
137.
(i) Mem. avant. 1699. T. I. p.
249. Die absoluten Kräfte der
verschiednen menschlichen Körper
und Glieder verhalten sich fast in
ratione sequestriplicata
der Men-
schen, und der Glieder. MAR-
TIN.
simil. p.
87.
(k) L. IV. p. 489. Von einem
sehr starken Menschen. BAGLI-
VIUS
loc. cit.
(l) wovon die Kräfte ein Be-
weis sind, die von scharfen, am
Nerven nagenden Säften entste-
[Spaltenumbruch] hen, oder auch die äusserst hefti-
gen Bewegungen zeugen, die in
rasenden Personen entstehen.
(m) Der Löwe hat harte, krau-
se und feste Muskelfasern. BA-
GLIVIUS
p.
267. sie sind hart
in den schnellen Vögeln.
(n) Die Muskeln sind allezeit
härter, welche ein Künstler am
meisten gebrauchet. CHEYNE
sanit. infirm. p.
124.
(o) DESAGULIERS T. I.
p.
264.
(p) BOERHAAVE Comm.
p. 484. Mem. avant. 1699. l. c.
SAUVAGES phys. pag. 138.
theor. tumor. p.
7.
Thieriſche Bewegung. XI. Buch.

Aber ſo leicht laͤſt ſich nicht die Verhaͤltniskraft der
Muſkeln herausbringen. Pitkarne (g) hat ſie ſchlecht-
hin nach der Staͤrke, wie die Laſten, berechnet, und es ſchaͤz-
zen ſie andre nach der Menge der Faſern (g*), oder nach
dem Queerdurchſchnitte (h) und nach der Dikke (i). Doch
es kann das Gewicht eines Muſkels vom fetten Blute,
und von der Sehne anwachſen, ohne daß eben die Muſ-
kelkraft zunehmen darf. Es kann ferner die Kraft eines
Muſkels uͤberhaupt von der Anzal der Nerven, und von
ihrer Entbloͤſſung (k), bald ſo, bald anders werden, und
dieſe Veraͤnderung laͤſt ſich auch von der angebornen
Reizbarkeit, von der Gewalt eines Reizes (l), der dem
Muſkel beigebracht worden, und vielleicht auch von der
natuͤrlichen (m) oder verurſachten Haͤrte der Faſern be-
greiflich machen (n). Das Herz, welches doch kleiner, als
die meiſten Muſkeln iſt, uͤbertrift dennoch an Staͤrke,
und Dauer alle andre. So ſind die tuͤrkiſchen Traͤger
noch einmal ſo ſtark, als die Laſttraͤger in England, und
es verhaͤlt ſich die Staͤrke der Englaͤnder, gegen die
Staͤrke der Franzoſen (o), wie 7 zu 5.

Was die Groͤſſe der Bewegung betrift, ſo haͤnget
ſelbige von der Laͤnge der Faſern ab (p), und es biegen

ſich
(g) [Spaltenumbruch] de modo, quo cibi u. ſ. f.
(g*) HAMBERGER p. 604.
n. 1190. et p.
605.
(h) SAUVAGES phyſiol. p.
137.
(i) Mem. avant. 1699. T. I. p.
249. Die abſoluten Kraͤfte der
verſchiednen menſchlichen Koͤrper
und Glieder verhalten ſich faſt in
ratione ſequeſtriplicata
der Men-
ſchen, und der Glieder. MAR-
TIN.
ſimil. p.
87.
(k) L. IV. p. 489. Von einem
ſehr ſtarken Menſchen. BAGLI-
VIUS
loc. cit.
(l) wovon die Kraͤfte ein Be-
weis ſind, die von ſcharfen, am
Nerven nagenden Saͤften entſte-
[Spaltenumbruch] hen, oder auch die aͤuſſerſt hefti-
gen Bewegungen zeugen, die in
raſenden Perſonen entſtehen.
(m) Der Loͤwe hat harte, krau-
ſe und feſte Muſkelfaſern. BA-
GLIVIUS
p.
267. ſie ſind hart
in den ſchnellen Voͤgeln.
(n) Die Muſkeln ſind allezeit
haͤrter, welche ein Kuͤnſtler am
meiſten gebrauchet. CHEYNE
ſanit. infirm. p.
124.
(o) DESAGULIERS T. I.
p.
264.
(p) BOERHAAVE Comm.
p. 484. Mem. avant. 1699. l. c.
SAUVAGES phyſ. pag. 138.
theor. tumor. p.
7.
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[92/0110] Thieriſche Bewegung. XI. Buch. Aber ſo leicht laͤſt ſich nicht die Verhaͤltniskraft der Muſkeln herausbringen. Pitkarne (g) hat ſie ſchlecht- hin nach der Staͤrke, wie die Laſten, berechnet, und es ſchaͤz- zen ſie andre nach der Menge der Faſern (g*), oder nach dem Queerdurchſchnitte (h) und nach der Dikke (i). Doch es kann das Gewicht eines Muſkels vom fetten Blute, und von der Sehne anwachſen, ohne daß eben die Muſ- kelkraft zunehmen darf. Es kann ferner die Kraft eines Muſkels uͤberhaupt von der Anzal der Nerven, und von ihrer Entbloͤſſung (k), bald ſo, bald anders werden, und dieſe Veraͤnderung laͤſt ſich auch von der angebornen Reizbarkeit, von der Gewalt eines Reizes (l), der dem Muſkel beigebracht worden, und vielleicht auch von der natuͤrlichen (m) oder verurſachten Haͤrte der Faſern be- greiflich machen (n). Das Herz, welches doch kleiner, als die meiſten Muſkeln iſt, uͤbertrift dennoch an Staͤrke, und Dauer alle andre. So ſind die tuͤrkiſchen Traͤger noch einmal ſo ſtark, als die Laſttraͤger in England, und es verhaͤlt ſich die Staͤrke der Englaͤnder, gegen die Staͤrke der Franzoſen (o), wie 7 zu 5. Was die Groͤſſe der Bewegung betrift, ſo haͤnget ſelbige von der Laͤnge der Faſern ab (p), und es biegen ſich (g) de modo, quo cibi u. ſ. f. (g*) HAMBERGER p. 604. n. 1190. et p. 605. (h) SAUVAGES phyſiol. p. 137. (i) Mem. avant. 1699. T. I. p. 249. Die abſoluten Kraͤfte der verſchiednen menſchlichen Koͤrper und Glieder verhalten ſich faſt in ratione ſequeſtriplicata der Men- ſchen, und der Glieder. MAR- TIN. ſimil. p. 87. (k) L. IV. p. 489. Von einem ſehr ſtarken Menſchen. BAGLI- VIUS loc. cit. (l) wovon die Kraͤfte ein Be- weis ſind, die von ſcharfen, am Nerven nagenden Saͤften entſte- hen, oder auch die aͤuſſerſt hefti- gen Bewegungen zeugen, die in raſenden Perſonen entſtehen. (m) Der Loͤwe hat harte, krau- ſe und feſte Muſkelfaſern. BA- GLIVIUS p. 267. ſie ſind hart in den ſchnellen Voͤgeln. (n) Die Muſkeln ſind allezeit haͤrter, welche ein Kuͤnſtler am meiſten gebrauchet. CHEYNE ſanit. infirm. p. 124. (o) DESAGULIERS T. I. p. 264. (p) BOERHAAVE Comm. p. 484. Mem. avant. 1699. l. c. SAUVAGES phyſ. pag. 138. theor. tumor. p. 7.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/110>, abgerufen am 21.11.2024.