Da ich endlich glaubte, aus der Erkenntnis der kör- perlichen Ursachen beider Uebel im Gehirn, vieles zur Er- kenntnis der Absichten und Dienste der Gehirntheile, mit Nuzzen folgern zu können, so habe ich es gewagt, das zu sammlen, was ich von den Ursachen der Raserei und Dummheit gefunden. Jch habe aber wenig Fortgang gemacht, weil ich ausser den neusten Berichten, welche wir dem vortreflichen Morgagni zu danken haben, we- nig Berichte ausfindig machen können, und es mir an Gelegenheit gefehlt, die Sache selbst zu untersuchen.
Man fand in einer Fieberraserei, die Gefässe der dünnen Gehirnhaut voller Blut (n*), ein verhärteter Gallert zeigte sich unter der Gehirnhaut (n**), es war das Gehirn hart (n***), die Rose hatte sich ins Gehirn und Gehirnhaut gezogen, die Gehirnrinde war roth und entzündet (n****), und es hatten sich knochige Schup- pen ins Gehirn gesenkt (n+). Jn einem Trunknen, denn die Trunkenheit ist eine Art vom Phantasiren, fand man die Blutgefässe des Sehnervens, und der Nezzhaut so beschaffen, daß man sie mit blossen Augen sehen konnte (n++). An einem Wasserscheuen, einer damit verwand- ten Krankheit, war das Gehirn trokken (n+++), und das Blut wie geronnen; so wie die Gefässe der Gehirn- häute voller Blut (n++++).
Oft schien die Gehirnentzündung, von einer Entzün- dung der dünnen Gehirnhaut (o), des Gehirns (p), des
kleinen
(n*)[Spaltenumbruch]MORGAGNUS Sed & caus. morb. I. p. 53 54. 49.
(n**)IDEM. p. 49.
(n***)MORGAGN p. 80. 59. das kleine Gehirn war weich.
(n****)STORK ann. I. p. 101.
(n+)MANNE obss. p. 122.
(n++)COWPER adf. 28. ap- pend.
(n+++)[Spaltenumbruch]MORGAGN. ibidem p. 61 63.
(n++++)IDEM p. 62. 63.
(o)BONNET obs. 4. 5. 9. 17. 18. 19. 30. die Gehirnhäute voller Blut MORGAGN. I. p. 51. 52.
(p)BONNET obs. 7 11. 12 17. 21. 24. 25. 32. 33. 36. MEAD of pois. pag. 139. am Wasserschenen G. v. SWIETEN Conf. L. X. p. 218
Der Verſtand. XVII. Buch.
Da ich endlich glaubte, aus der Erkenntnis der koͤr- perlichen Urſachen beider Uebel im Gehirn, vieles zur Er- kenntnis der Abſichten und Dienſte der Gehirntheile, mit Nuzzen folgern zu koͤnnen, ſo habe ich es gewagt, das zu ſammlen, was ich von den Urſachen der Raſerei und Dummheit gefunden. Jch habe aber wenig Fortgang gemacht, weil ich auſſer den neuſten Berichten, welche wir dem vortreflichen Morgagni zu danken haben, we- nig Berichte ausfindig machen koͤnnen, und es mir an Gelegenheit gefehlt, die Sache ſelbſt zu unterſuchen.
Man fand in einer Fieberraſerei, die Gefaͤſſe der duͤnnen Gehirnhaut voller Blut (n*), ein verhaͤrteter Gallert zeigte ſich unter der Gehirnhaut (n**), es war das Gehirn hart (n***), die Roſe hatte ſich ins Gehirn und Gehirnhaut gezogen, die Gehirnrinde war roth und entzuͤndet (n****), und es hatten ſich knochige Schup- pen ins Gehirn geſenkt (n†). Jn einem Trunknen, denn die Trunkenheit iſt eine Art vom Phantaſiren, fand man die Blutgefaͤſſe des Sehnervens, und der Nezzhaut ſo beſchaffen, daß man ſie mit bloſſen Augen ſehen konnte (n††). An einem Waſſerſcheuen, einer damit verwand- ten Krankheit, war das Gehirn trokken (n†††), und das Blut wie geronnen; ſo wie die Gefaͤſſe der Gehirn- haͤute voller Blut (n††††).
Oft ſchien die Gehirnentzuͤndung, von einer Entzuͤn- dung der duͤnnen Gehirnhaut (o), des Gehirns (p), des
kleinen
(n*)[Spaltenumbruch]MORGAGNUS Sed & cauſ. morb. I. p. 53 54. 49.
(n**)IDEM. p. 49.
(n***)MORGAGN p. 80. 59. das kleine Gehirn war weich.
(n****)STORK ann. I. p. 101.
(n†)MANNE obſſ. p. 122.
(n††)COWPER adf. 28. ap- pend.
(n†††)[Spaltenumbruch]MORGAGN. ibidem p. 61 63.
(n††††)IDEM p. 62. 63.
(o)BONNET obſ. 4. 5. 9. 17. 18. 19. 30. die Gehirnhaͤute voller Blut MORGAGN. I. p. 51. 52.
(p)BONNET obſ. 7 11. 12 17. 21. 24. 25. 32. 33. 36. MEAD of poiſ. pag. 139. am Waſſerſchenen G. v. SWIETEN Conf. L. X. p. 218
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f1124"n="1106"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Verſtand. <hirendition="#aq">XVII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Da ich endlich glaubte, aus der Erkenntnis der koͤr-<lb/>
perlichen Urſachen beider Uebel im Gehirn, vieles zur Er-<lb/>
kenntnis der Abſichten und Dienſte der Gehirntheile, mit<lb/>
Nuzzen folgern zu koͤnnen, ſo habe ich es gewagt, das zu<lb/>ſammlen, was ich von den Urſachen der Raſerei und<lb/>
Dummheit gefunden. Jch habe aber wenig Fortgang<lb/>
gemacht, weil ich auſſer den neuſten Berichten, welche<lb/>
wir dem vortreflichen <hirendition="#fr">Morgagni</hi> zu danken haben, we-<lb/>
nig Berichte ausfindig machen koͤnnen, und es mir an<lb/>
Gelegenheit gefehlt, die Sache ſelbſt zu unterſuchen.</p><lb/><p>Man fand in einer Fieberraſerei, die Gefaͤſſe der<lb/>
duͤnnen Gehirnhaut voller Blut <noteplace="foot"n="(n*)"><cb/><hirendition="#aq">MORGAGNUS Sed & cauſ.<lb/>
morb. I. p.</hi> 53 54. 49.</note>, ein verhaͤrteter<lb/>
Gallert zeigte ſich unter der Gehirnhaut <noteplace="foot"n="(n**)"><hirendition="#aq">IDEM. p.</hi> 49.</note>, es war<lb/>
das Gehirn hart <noteplace="foot"n="(n***)"><hirendition="#aq">MORGAGN p.</hi> 80. 59.<lb/>
das kleine Gehirn war weich.</note>, die Roſe hatte ſich ins Gehirn<lb/>
und Gehirnhaut gezogen, die Gehirnrinde war roth und<lb/>
entzuͤndet <noteplace="foot"n="(n****)"><hirendition="#aq">STORK ann. I. p.</hi> 101.</note>, und es hatten ſich knochige Schup-<lb/>
pen ins Gehirn geſenkt <noteplace="foot"n="(n†)"><hirendition="#aq">MANNE obſſ. p.</hi> 122.</note>. Jn einem Trunknen, denn<lb/>
die Trunkenheit iſt eine Art vom Phantaſiren, fand man<lb/>
die Blutgefaͤſſe des Sehnervens, und der Nezzhaut ſo<lb/>
beſchaffen, daß man ſie mit bloſſen Augen ſehen konnte<lb/><noteplace="foot"n="(n††)"><hirendition="#aq">COWPER adf. 28. ap-<lb/>
pend.</hi></note>. An einem Waſſerſcheuen, einer damit verwand-<lb/>
ten Krankheit, war das Gehirn trokken <noteplace="foot"n="(n†††)"><cb/><hirendition="#aq">MORGAGN. ibidem<lb/>
p.</hi> 61 63.</note>, und<lb/>
das Blut wie geronnen; ſo wie die Gefaͤſſe der Gehirn-<lb/>
haͤute voller Blut <noteplace="foot"n="(n††††)"><hirendition="#aq">IDEM p.</hi> 62. 63.</note>.</p><lb/><p>Oft ſchien die Gehirnentzuͤndung, von einer Entzuͤn-<lb/>
dung der duͤnnen Gehirnhaut <noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq">BONNET obſ.</hi> 4. 5. 9. 17.<lb/>
18. 19. 30. die Gehirnhaͤute voller<lb/>
Blut <hirendition="#aq">MORGAGN. I. p.</hi> 51. 52.</note>, des Gehirns <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">BONNET obſ. 7 11. 12 17.<lb/>
21. 24. 25. 32. 33. 36. MEAD of<lb/>
poiſ. pag.</hi> 139. am Waſſerſchenen<lb/><hirendition="#aq">G. v. SWIETEN Conf. L. X. p.</hi> 218</note>, des<lb/><fwplace="bottom"type="catch">kleinen</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[1106/1124]
Der Verſtand. XVII. Buch.
Da ich endlich glaubte, aus der Erkenntnis der koͤr-
perlichen Urſachen beider Uebel im Gehirn, vieles zur Er-
kenntnis der Abſichten und Dienſte der Gehirntheile, mit
Nuzzen folgern zu koͤnnen, ſo habe ich es gewagt, das zu
ſammlen, was ich von den Urſachen der Raſerei und
Dummheit gefunden. Jch habe aber wenig Fortgang
gemacht, weil ich auſſer den neuſten Berichten, welche
wir dem vortreflichen Morgagni zu danken haben, we-
nig Berichte ausfindig machen koͤnnen, und es mir an
Gelegenheit gefehlt, die Sache ſelbſt zu unterſuchen.
Man fand in einer Fieberraſerei, die Gefaͤſſe der
duͤnnen Gehirnhaut voller Blut (n*), ein verhaͤrteter
Gallert zeigte ſich unter der Gehirnhaut (n**), es war
das Gehirn hart (n***), die Roſe hatte ſich ins Gehirn
und Gehirnhaut gezogen, die Gehirnrinde war roth und
entzuͤndet (n****), und es hatten ſich knochige Schup-
pen ins Gehirn geſenkt (n†). Jn einem Trunknen, denn
die Trunkenheit iſt eine Art vom Phantaſiren, fand man
die Blutgefaͤſſe des Sehnervens, und der Nezzhaut ſo
beſchaffen, daß man ſie mit bloſſen Augen ſehen konnte
(n††). An einem Waſſerſcheuen, einer damit verwand-
ten Krankheit, war das Gehirn trokken (n†††), und
das Blut wie geronnen; ſo wie die Gefaͤſſe der Gehirn-
haͤute voller Blut (n††††).
Oft ſchien die Gehirnentzuͤndung, von einer Entzuͤn-
dung der duͤnnen Gehirnhaut (o), des Gehirns (p), des
kleinen
(n*)
MORGAGNUS Sed & cauſ.
morb. I. p. 53 54. 49.
(n**) IDEM. p. 49.
(n***) MORGAGN p. 80. 59.
das kleine Gehirn war weich.
(n****) STORK ann. I. p. 101.
(n†) MANNE obſſ. p. 122.
(n††) COWPER adf. 28. ap-
pend.
(n†††)
MORGAGN. ibidem
p. 61 63.
(n††††) IDEM p. 62. 63.
(o) BONNET obſ. 4. 5. 9. 17.
18. 19. 30. die Gehirnhaͤute voller
Blut MORGAGN. I. p. 51. 52.
(p) BONNET obſ. 7 11. 12 17.
21. 24. 25. 32. 33. 36. MEAD of
poiſ. pag. 139. am Waſſerſchenen
G. v. SWIETEN Conf. L. X. p. 218
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1124>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.