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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Der Schlaf. XVII. Buch.
zwei Quentchen, und vier und zwanzig Gran (a). Jn
einem andern Versuche gaben sechszehn Unzen Opii, im
Distilliren an etwas säuerlichem Phlegma zehn Quentchen,
an Geiste vier Unzen, und zwei Quentchen, an stinken-
den Oele zwo Unzen, an flüchtigen Laugensalze vier Gran,
an Todtenkopfe sechs Unzen, worinnen 105 Gran Erde,
und ein unfixes Salz stak (b). Wie sollte nun Opium
bei einer solchen Menge von hizzigem Oele und flüchtigen
Salze nicht reizzen, erhizzen, und das Schlagen des Her-
zens vermehren? Es ist aber die Resina viel wirksamer,
als das Extrakt, und kann mit wenig Gran tödten (b*).
Das wässrige Extrakt ist fast ohne Wirkung (b**). Eben
dieses ist, wie ich nicht ohne Nuzzen hinzufüge, die Ur-
sache, warum der vortrefliche Stork die Extrakte von
Bilsamkraut und Stramonio ohne Gefahr verschrieben;
weil die vornehmste Kraft davon raucht (b***). Ge-
kochtes und wieder getrokknetes Opium ist unkräftig (b+).

Die dritte Folge des Opii ist diese, daß es auf das
Gehirn einen Einfluß hat. Es verursacht nämlich eine
geringe Quantität Wein, oder Opii, eine Betäubung
des Schmerzens, eine Ruhe (c), eine aufgewekkte Seele
(d), Fröhlichkeit, einen Taumel (e), schnelle Gedanken,
mit sonderbarer Wollust (f), Schlaf und Gesichter (g),
und Lust zum Beischlafe (h).

Eine
(a) [Spaltenumbruch] MEAD. venen. p. 254.
(b) Edimb. Ess. T. V. p. 148.
149. 150.
(b*) Medit. de virib. hypnot.
pag.
167.
(b**) Ibid. p. 180.
(b***) Ibid.
(b+) SCHWARZ de opio p. 17.
(c) TRALLES hist. choler. p.
119. conf. PETIT napenthes p.
100.
(d) Phil. transact. n. 221.
(e) Am Hunde. SPROEGELIUS
p. 70. BIRCH II. p.
267.
(f) [Spaltenumbruch] Bangue beim ARVIEUX T.
III. HOOKE exper. p. 210. Conf.
CHARDIN T. IV. p.
207. 208.
(g) G. v. SWIETEN T. I. p. 818.
MORGAGN principl. pag. 353.
IONES myster. of opium reveald.
Phil. trans. n. 221. MEAD of pois
p. 256 THEVENOT Voy. II. p.
392. VENETTE p. 132. SPOLE-
TUS
beim MORGAGN. caus &
sed. morb. T. I. p. 55. ARVIEUX
l. c. ex Bangue,
auch RUSSEL
nat. hist. of Alepo. p.
83.
(h) TRALLES p. 129.

Der Schlaf. XVII. Buch.
zwei Quentchen, und vier und zwanzig Gran (a). Jn
einem andern Verſuche gaben ſechszehn Unzen Opii, im
Diſtilliren an etwas ſaͤuerlichem Phlegma zehn Quentchen,
an Geiſte vier Unzen, und zwei Quentchen, an ſtinken-
den Oele zwo Unzen, an fluͤchtigen Laugenſalze vier Gran,
an Todtenkopfe ſechs Unzen, worinnen 105 Gran Erde,
und ein unfixes Salz ſtak (b). Wie ſollte nun Opium
bei einer ſolchen Menge von hizzigem Oele und fluͤchtigen
Salze nicht reizzen, erhizzen, und das Schlagen des Her-
zens vermehren? Es iſt aber die Reſina viel wirkſamer,
als das Extrakt, und kann mit wenig Gran toͤdten (b*).
Das waͤſſrige Extrakt iſt faſt ohne Wirkung (b**). Eben
dieſes iſt, wie ich nicht ohne Nuzzen hinzufuͤge, die Ur-
ſache, warum der vortrefliche Stork die Extrakte von
Bilſamkraut und Stramonio ohne Gefahr verſchrieben;
weil die vornehmſte Kraft davon raucht (b***). Ge-
kochtes und wieder getrokknetes Opium iſt unkraͤftig (b†).

Die dritte Folge des Opii iſt dieſe, daß es auf das
Gehirn einen Einfluß hat. Es verurſacht naͤmlich eine
geringe Quantitaͤt Wein, oder Opii, eine Betaͤubung
des Schmerzens, eine Ruhe (c), eine aufgewekkte Seele
(d), Froͤhlichkeit, einen Taumel (e), ſchnelle Gedanken,
mit ſonderbarer Wolluſt (f), Schlaf und Geſichter (g),
und Luſt zum Beiſchlafe (h).

Eine
(a) [Spaltenumbruch] MEAD. venen. p. 254.
(b) Edimb. Eſſ. T. V. p. 148.
149. 150.
(b*) Medit. de virib. hypnot.
pag.
167.
(b**) Ibid. p. 180.
(b***) Ibid.
(b†) SCHWARZ de opio p. 17.
(c) TRALLES hiſt. choler. p.
119. conf. PETIT napenthes p.
100.
(d) Phil. tranſact. n. 221.
(e) Am Hunde. SPROEGELIUS
p. 70. BIRCH II. p.
267.
(f) [Spaltenumbruch] Bangue beim ARVIEUX T.
III. HOOKE exper. p. 210. Conf.
CHARDIN T. IV. p.
207. 208.
(g) G. v. SWIETEN T. I. p. 818.
MORGAGN principl. pag. 353.
IONES myſter. of opium reveald.
Phil. tranſ. n. 221. MEAD of pois
p. 256 THEVENOT Voy. II. p.
392. VENETTE p. 132. SPOLE-
TUS
beim MORGAGN. cauſ &
ſed. morb. T. I. p. 55. ARVIEUX
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83.
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[1162/1180] Der Schlaf. XVII. Buch. zwei Quentchen, und vier und zwanzig Gran (a). Jn einem andern Verſuche gaben ſechszehn Unzen Opii, im Diſtilliren an etwas ſaͤuerlichem Phlegma zehn Quentchen, an Geiſte vier Unzen, und zwei Quentchen, an ſtinken- den Oele zwo Unzen, an fluͤchtigen Laugenſalze vier Gran, an Todtenkopfe ſechs Unzen, worinnen 105 Gran Erde, und ein unfixes Salz ſtak (b). Wie ſollte nun Opium bei einer ſolchen Menge von hizzigem Oele und fluͤchtigen Salze nicht reizzen, erhizzen, und das Schlagen des Her- zens vermehren? Es iſt aber die Reſina viel wirkſamer, als das Extrakt, und kann mit wenig Gran toͤdten (b*). Das waͤſſrige Extrakt iſt faſt ohne Wirkung (b**). Eben dieſes iſt, wie ich nicht ohne Nuzzen hinzufuͤge, die Ur- ſache, warum der vortrefliche Stork die Extrakte von Bilſamkraut und Stramonio ohne Gefahr verſchrieben; weil die vornehmſte Kraft davon raucht (b***). Ge- kochtes und wieder getrokknetes Opium iſt unkraͤftig (b†). Die dritte Folge des Opii iſt dieſe, daß es auf das Gehirn einen Einfluß hat. Es verurſacht naͤmlich eine geringe Quantitaͤt Wein, oder Opii, eine Betaͤubung des Schmerzens, eine Ruhe (c), eine aufgewekkte Seele (d), Froͤhlichkeit, einen Taumel (e), ſchnelle Gedanken, mit ſonderbarer Wolluſt (f), Schlaf und Geſichter (g), und Luſt zum Beiſchlafe (h). Eine (a) MEAD. venen. p. 254. (b) Edimb. Eſſ. T. V. p. 148. 149. 150. (b*) Medit. de virib. hypnot. pag. 167. (b**) Ibid. p. 180. (b***) Ibid. (b†) SCHWARZ de opio p. 17. (c) TRALLES hiſt. choler. p. 119. conf. PETIT napenthes p. 100. (d) Phil. tranſact. n. 221. (e) Am Hunde. SPROEGELIUS p. 70. BIRCH II. p. 267. (f) Bangue beim ARVIEUX T. III. HOOKE exper. p. 210. Conf. CHARDIN T. IV. p. 207. 208. (g) G. v. SWIETEN T. I. p. 818. MORGAGN principl. pag. 353. IONES myſter. of opium reveald. Phil. tranſ. n. 221. MEAD of pois p. 256 THEVENOT Voy. II. p. 392. VENETTE p. 132. SPOLE- TUS beim MORGAGN. cauſ & ſed. morb. T. I. p. 55. ARVIEUX l. c. ex Bangue, auch RUSSEL nat. hiſt. of Alepo. p. 83. (h) TRALLES p. 129.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1180>, abgerufen am 16.07.2024.