schlaflos (m). Eine traurige Nachricht überwältigte alle Wirksamkeit des Opii (n): Jener elende Gardelle, der seinen Gast umgebracht hatte, konnte ganzer vierzehn Nächte nicht schlafen, nachdem er vierzig Gran Opium eingenommen hatte (o).
Eben diese Kraft äussert auch der körperliche Schmerz, wie Boerhaave bei dem Gliederreissen erfuhr, und Pech- lin berichtet von einem achtmonatlichen Wachen. Wegen eines kleinen Fiebers konnte Maecenas(p) drei Jahre nicht schlafen. Dergleichen lieset man von dem verstekk- ten Gifte, von dem Bisse eines tollen Hundes (p*). Auch scharfe Fieber (q) benehmen den Schlaf, bis die Sache zum Tode ausbricht, oder Hoffnung zur Genesung sich zeigt. Thiere schlafen nicht in ihren Winterhölen, wenn man die äusserliche Kälte von ihnen abhält; weil ihre Säfte von der Wärme in Bewegung geraden (r).
Den Schlaf vertreibt ein warmer Trunk, der bald ins Blut geht, und dieses soll die Ursache gewesen sein (s), den Thee zu erfinden (t). Diese Kraft, hat der bekannte Kaffee (u), und noch besser. Sechs Tage lang erwehrte sich Alexander von Rhodes(x) des Schlafes.
Man findet nach langen Wachen das Gehirn ange- griffen, weich, voller Wasser, macerirt, und zum Theil verzehrt (y). Daher entsteht vom langen Wachen Un- sinnigkeit (z).
§, 11.
(m)[Spaltenumbruch]Facts p. 184.
(n)YOUNG opium p. 28.
(o)Gentl. Magazin 1761. April.
(p)PLINIUS L. VII. c. 51.
(p*)IAMES madness. p. 48.
(q) Die Seele wache wegen be- vorstehender Gefahr, CARL dieat. pag. 142.
(r)p. 603. Schlaget nach not. 593. pag. b.
(s)[Spaltenumbruch]OTINGTON tea p. 32.
(t)KAEMPFER amoen. exot. p. 609. 610.
(u)WILLIS pharmac. ration. pag. 163.
(x) Beim du FOUR de thea &c. p. 229. 230.
(y)INGRAM.
(z)BARTHOLIN. Cent. IV. hist. 70.
H. Phisiol. 5. B. E e e e
III. Abſchnitt. Der Schlaf.
ſchlaflos (m). Eine traurige Nachricht uͤberwaͤltigte alle Wirkſamkeit des Opii (n): Jener elende Gardelle, der ſeinen Gaſt umgebracht hatte, konnte ganzer vierzehn Naͤchte nicht ſchlafen, nachdem er vierzig Gran Opium eingenommen hatte (o).
Eben dieſe Kraft aͤuſſert auch der koͤrperliche Schmerz, wie Boerhaave bei dem Gliederreiſſen erfuhr, und Pech- lin berichtet von einem achtmonatlichen Wachen. Wegen eines kleinen Fiebers konnte Maecenas(p) drei Jahre nicht ſchlafen. Dergleichen lieſet man von dem verſtekk- ten Gifte, von dem Biſſe eines tollen Hundes (p*). Auch ſcharfe Fieber (q) benehmen den Schlaf, bis die Sache zum Tode ausbricht, oder Hoffnung zur Geneſung ſich zeigt. Thiere ſchlafen nicht in ihren Winterhoͤlen, wenn man die aͤuſſerliche Kaͤlte von ihnen abhaͤlt; weil ihre Saͤfte von der Waͤrme in Bewegung geraden (r).
Den Schlaf vertreibt ein warmer Trunk, der bald ins Blut geht, und dieſes ſoll die Urſache geweſen ſein (s), den Thee zu erfinden (t). Dieſe Kraft, hat der bekannte Kaffee (u), und noch beſſer. Sechs Tage lang erwehrte ſich Alexander von Rhodes(x) des Schlafes.
Man findet nach langen Wachen das Gehirn ange- griffen, weich, voller Waſſer, macerirt, und zum Theil verzehrt (y). Daher entſteht vom langen Wachen Un- ſinnigkeit (z).
§, 11.
(m)[Spaltenumbruch]Facts p. 184.
(n)YOUNG opium p. 28.
(o)Gentl. Magazin 1761. April.
(p)PLINIUS L. VII. c. 51.
(p*)IAMES madneſſ. p. 48.
(q) Die Seele wache wegen be- vorſtehender Gefahr, CARL dieat. pag. 142.
(r)p. 603. Schlaget nach not. 593. pag. b.
(s)[Spaltenumbruch]OTINGTON tea p. 32.
(t)KÆMPFER amoen. exot. p. 609. 610.
(u)WILLIS pharmac. ration. pag. 163.
(x) Beim du FOUR de thea &c. p. 229. 230.
(y)INGRAM.
(z)BARTHOLIN. Cent. IV. hiſt. 70.
H. Phiſiol. 5. B. E e e e
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III. Abſchnitt. Der Schlaf.
ſchlaflos (m). Eine traurige Nachricht uͤberwaͤltigte alle
Wirkſamkeit des Opii (n): Jener elende Gardelle, der
ſeinen Gaſt umgebracht hatte, konnte ganzer vierzehn
Naͤchte nicht ſchlafen, nachdem er vierzig Gran Opium
eingenommen hatte (o).
Eben dieſe Kraft aͤuſſert auch der koͤrperliche Schmerz,
wie Boerhaave bei dem Gliederreiſſen erfuhr, und Pech-
lin berichtet von einem achtmonatlichen Wachen. Wegen
eines kleinen Fiebers konnte Maecenas (p) drei Jahre
nicht ſchlafen. Dergleichen lieſet man von dem verſtekk-
ten Gifte, von dem Biſſe eines tollen Hundes (p*). Auch
ſcharfe Fieber (q) benehmen den Schlaf, bis die Sache
zum Tode ausbricht, oder Hoffnung zur Geneſung ſich
zeigt. Thiere ſchlafen nicht in ihren Winterhoͤlen, wenn
man die aͤuſſerliche Kaͤlte von ihnen abhaͤlt; weil ihre
Saͤfte von der Waͤrme in Bewegung geraden (r).
Den Schlaf vertreibt ein warmer Trunk, der bald
ins Blut geht, und dieſes ſoll die Urſache geweſen ſein (s),
den Thee zu erfinden (t). Dieſe Kraft, hat der bekannte
Kaffee (u), und noch beſſer. Sechs Tage lang erwehrte
ſich Alexander von Rhodes (x) des Schlafes.
Man findet nach langen Wachen das Gehirn ange-
griffen, weich, voller Waſſer, macerirt, und zum Theil
verzehrt (y). Daher entſteht vom langen Wachen Un-
ſinnigkeit (z).
§, 11.
(m)
Facts p. 184.
(n) YOUNG opium p. 28.
(o) Gentl. Magazin 1761. April.
(p) PLINIUS L. VII. c. 51.
(p*) IAMES madneſſ. p. 48.
(q) Die Seele wache wegen be-
vorſtehender Gefahr, CARL dieat.
pag. 142.
(r) p. 603. Schlaget nach not.
593. pag. b.
(s)
OTINGTON tea p. 32.
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p. 609. 610.
(u) WILLIS pharmac. ration.
pag. 163.
(x) Beim du FOUR de thea
&c. p. 229. 230.
(y) INGRAM.
(z) BARTHOLIN. Cent. IV.
hiſt. 70.
H. Phiſiol. 5. B. E e e e
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1187>, abgerufen am 23.11.2024.
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