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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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III. Abschnitt. Der Schlaf.
Bei dieser Sache mus man Grade festsezzen (n), und es
wird die geringste Geschwindigkeit des, zum Gehirn ge-
henden, Blutes den Schlaf eine mittelmäßige, das Nacht-
wachen, und ein grösserer Wahnwizz, die gröste Schläf-
rigkeit machen, wie man an der Trunkenheit deutlich sieht.
Dahingegen macht ein geschwinder und hurtiger Umlauf
der Geister, das Wachen, ein langsamerer, den Schlaf,
ein starker; doch mit Beschwerlichkeit und Widerstreben
verbundner Umlauf derselben, einen unruhigen Schlaf
voller Bilder.

Daher können das Zusammenfallen der Geisterröhr-
chen (o) im Schlafe, die Erschlaffung der Fasern im Ge-
hirn (p) (q), das Sinken der Gehirnkammern (r), der
Mangel der Geister (s), oder die verminderte Absonde-
rung (t), die Verstopfung der geistigen Röhrchen (u), und
was sonst die Autores für Ursachen des Schlafes mehr an-
geben, theils die Ursachen nicht vollständig machen, theils
nichts, als Muthmassungen heissen.

§. 12.
Die Folge des Schlafes.

Folglich mildert der Schlaf diejenige Zerstörung der
menschlichen Maschine, welche von der Bewegung der
Seele, und des Leibes hervorgebracht wird, und beide
Bewegungen macht der Schlaf schwächer, oder er hebt
sie so gar auf. Blos das Herz schlägt noch, und spornet
das Blut an, welches im Wachen Muskeln und Nerven

ausser-
(n) [Spaltenumbruch] Zu antworten auf die Ein-
würfe des. D. de la CAZE idee
de l'homme methaphysique pag.
248. seqq.
(o) ad DESCARTES de hom.
pag.
22. Schlaffe Nerven p. 180.
Die Zwischenräume in den Nerven
sind im Wachen breitere Sechsekke,
und werden im Schlafe enger, und
dreiekkig, nach dem Urtheile des
CRAANEN p. 426.
(p) GODART. de l'ame p. 306.
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(r) HARTLEY p. 48. als wä-
ren sie jemals ausgedehnt gewesen
c. 50. VERHEYEN L. II. p. 245.
de MOOR. p.
84 Schlaf wegen
dieser Kammern ISAG. ANAT.
(s) BAYLE p. 520
(t) ZENKER de opio pag. 19.
STUART Phil. trans. n.
427.
(u) VIEUSSENS histoire de
l'Academie des sciences 1709. p.
12.
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III. Abſchnitt. Der Schlaf.
Bei dieſer Sache mus man Grade feſtſezzen (n), und es
wird die geringſte Geſchwindigkeit des, zum Gehirn ge-
henden, Blutes den Schlaf eine mittelmaͤßige, das Nacht-
wachen, und ein groͤſſerer Wahnwizz, die groͤſte Schlaͤf-
rigkeit machen, wie man an der Trunkenheit deutlich ſieht.
Dahingegen macht ein geſchwinder und hurtiger Umlauf
der Geiſter, das Wachen, ein langſamerer, den Schlaf,
ein ſtarker; doch mit Beſchwerlichkeit und Widerſtreben
verbundner Umlauf derſelben, einen unruhigen Schlaf
voller Bilder.

Daher koͤnnen das Zuſammenfallen der Geiſterroͤhr-
chen (o) im Schlafe, die Erſchlaffung der Faſern im Ge-
hirn (p) (q), das Sinken der Gehirnkammern (r), der
Mangel der Geiſter (s), oder die verminderte Abſonde-
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was ſonſt die Autores fuͤr Urſachen des Schlafes mehr an-
geben, theils die Urſachen nicht vollſtaͤndig machen, theils
nichts, als Muthmaſſungen heiſſen.

§. 12.
Die Folge des Schlafes.

Folglich mildert der Schlaf diejenige Zerſtoͤrung der
menſchlichen Maſchine, welche von der Bewegung der
Seele, und des Leibes hervorgebracht wird, und beide
Bewegungen macht der Schlaf ſchwaͤcher, oder er hebt
ſie ſo gar auf. Blos das Herz ſchlaͤgt noch, und ſpornet
das Blut an, welches im Wachen Muſkeln und Nerven

auſſer-
(n) [Spaltenumbruch] Zu antworten auf die Ein-
wuͤrfe des. D. de la CAZE idée
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(o) ad DESCARTES de hom.
pag.
22. Schlaffe Nerven p. 180.
Die Zwiſchenraͤume in den Nerven
ſind im Wachen breitere Sechsekke,
und werden im Schlafe enger, und
dreiekkig, nach dem Urtheile des
CRAANEN p. 426.
(p) GODART. de l’ame p. 306.
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ren ſie jemals ausgedehnt geweſen
c. 50. VERHEYEN L. II. p. 245.
de MOOR. p.
84 Schlaf wegen
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(s) BAYLE p. 520
(t) ZENKER de opio pag. 19.
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[1171/1189] III. Abſchnitt. Der Schlaf. Bei dieſer Sache mus man Grade feſtſezzen (n), und es wird die geringſte Geſchwindigkeit des, zum Gehirn ge- henden, Blutes den Schlaf eine mittelmaͤßige, das Nacht- wachen, und ein groͤſſerer Wahnwizz, die groͤſte Schlaͤf- rigkeit machen, wie man an der Trunkenheit deutlich ſieht. Dahingegen macht ein geſchwinder und hurtiger Umlauf der Geiſter, das Wachen, ein langſamerer, den Schlaf, ein ſtarker; doch mit Beſchwerlichkeit und Widerſtreben verbundner Umlauf derſelben, einen unruhigen Schlaf voller Bilder. Daher koͤnnen das Zuſammenfallen der Geiſterroͤhr- chen (o) im Schlafe, die Erſchlaffung der Faſern im Ge- hirn (p) (q), das Sinken der Gehirnkammern (r), der Mangel der Geiſter (s), oder die verminderte Abſonde- rung (t), die Verſtopfung der geiſtigen Roͤhrchen (u), und was ſonſt die Autores fuͤr Urſachen des Schlafes mehr an- geben, theils die Urſachen nicht vollſtaͤndig machen, theils nichts, als Muthmaſſungen heiſſen. §. 12. Die Folge des Schlafes. Folglich mildert der Schlaf diejenige Zerſtoͤrung der menſchlichen Maſchine, welche von der Bewegung der Seele, und des Leibes hervorgebracht wird, und beide Bewegungen macht der Schlaf ſchwaͤcher, oder er hebt ſie ſo gar auf. Blos das Herz ſchlaͤgt noch, und ſpornet das Blut an, welches im Wachen Muſkeln und Nerven auſſer- (n) Zu antworten auf die Ein- wuͤrfe des. D. de la CAZE idée de l’homme méthaphyſique pag. 248. ſeqq. (o) ad DESCARTES de hom. pag. 22. Schlaffe Nerven p. 180. Die Zwiſchenraͤume in den Nerven ſind im Wachen breitere Sechsekke, und werden im Schlafe enger, und dreiekkig, nach dem Urtheile des CRAANEN p. 426. (p) GODART. de l’ame p. 306. (q) CHIRAC. de incubo p. 47. (r) HARTLEY p. 48. als waͤ- ren ſie jemals ausgedehnt geweſen c. 50. VERHEYEN L. II. p. 245. de MOOR. p. 84 Schlaf wegen dieſer Kammern ISAG. ANAT. (s) BAYLE p. 520 (t) ZENKER de opio pag. 19. STUART Phil. tranſ. n. 427. (u) VIEUSSENS hiſtoire de l’Academie des ſciences 1709. p. 12. E e e e 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1189>, abgerufen am 23.11.2024.