Ausstrekken: bisweilen gähnen sie, viele niesen, husten und leeren den Schleim aus. Sie harnen und leeren den Leib aus. Und so stellt sich in wenig Minuten der völlige Gebrauch der Vernunft, und der, dem Willen untergeordnete Muskel wieder ein.
Menschen und Thiere dehnen sich alsdann, weil sie gemeiniglich mit gebognen Gliedern schlafen, und aus die- ser beständigen Lage an den Muskeln eine Unbequemlich- keit erwächst, die sie durch das Ausstrekken heben.
Sie gähnen (u), um dem Blute, welches Kraft des Schlafes etwas langsamer durch die Lunge geht, den Weg zu erleichtern.
Sie niesen, und werfen die übrigen Faeces aus, wel- che sie die Nacht über gesammelt haben, und mit ihrer Menge, Dichtheit, einige auch mit ihrer Schärfe be- schwerlich fallen.
§. 14. Die Träume.
Bisher haben wir einen vollkommnen Schlaf beschrie- ben, wobei sich die Seele entweder aller Empfindungen enthält (x), oder sich doch dieser Empfindungen nicht er- innert, daß man also sagen sollte, sie hätte dieselben ganz und gar nicht (x*). Dergleichen Schlaf könnte in einer ganz sanften Ruhe (y), des Leibes und der Seele bestehen, die uns nach einem grossen Verluste der Kräfte ankömmt. Vielleicht ist dieses auch der Zustand in den ersten Stun- den des Schlafes (z), ich sage vielleicht, weil die Erfah- rung hier schwer zu machen ist und wir auch an den un-
ver-
(u)[Spaltenumbruch]GORTER perspir. n. 338. 339. 340. EBERHARD physiol. p. 1003.
(x) Daher werden Träume zu dem unvollkommnen Schlummer gezählt, MEYERUS Nachtwandler.
(x*)DEFIEU p. 163.
(y) Bei grossem Ueberflusse der [Spaltenumbruch]
Geister, und bei grossem Mangel finden keine Statt, nach dem FORMEY. Leute die niemals ge- träumt. LOCKE T. II. c. 1. GAS- SENDUS &c.
(z)FORMEY Mem. de l'Acad. de Berlin 1746. p. 326. & Hamb. Magaz. T. XVI.
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III. Abſchnitt. Der Schlaf.
Ausſtrekken: bisweilen gaͤhnen ſie, viele nieſen, huſten und leeren den Schleim aus. Sie harnen und leeren den Leib aus. Und ſo ſtellt ſich in wenig Minuten der voͤllige Gebrauch der Vernunft, und der, dem Willen untergeordnete Muſkel wieder ein.
Menſchen und Thiere dehnen ſich alsdann, weil ſie gemeiniglich mit gebognen Gliedern ſchlafen, und aus die- ſer beſtaͤndigen Lage an den Muſkeln eine Unbequemlich- keit erwaͤchſt, die ſie durch das Ausſtrekken heben.
Sie gaͤhnen (u), um dem Blute, welches Kraft des Schlafes etwas langſamer durch die Lunge geht, den Weg zu erleichtern.
Sie nieſen, und werfen die uͤbrigen Faeces aus, wel- che ſie die Nacht uͤber geſammelt haben, und mit ihrer Menge, Dichtheit, einige auch mit ihrer Schaͤrfe be- ſchwerlich fallen.
§. 14. Die Traͤume.
Bisher haben wir einen vollkommnen Schlaf beſchrie- ben, wobei ſich die Seele entweder aller Empfindungen enthaͤlt (x), oder ſich doch dieſer Empfindungen nicht er- innert, daß man alſo ſagen ſollte, ſie haͤtte dieſelben ganz und gar nicht (x*). Dergleichen Schlaf koͤnnte in einer ganz ſanften Ruhe (y), des Leibes und der Seele beſtehen, die uns nach einem groſſen Verluſte der Kraͤfte ankoͤmmt. Vielleicht iſt dieſes auch der Zuſtand in den erſten Stun- den des Schlafes (z), ich ſage vielleicht, weil die Erfah- rung hier ſchwer zu machen iſt und wir auch an den un-
ver-
(u)[Spaltenumbruch]GORTER perſpir. n. 338. 339. 340. EBERHARD phyſiol. p. 1003.
(x) Daher werden Traͤume zu dem unvollkommnen Schlummer gezaͤhlt, MEYERUS Nachtwandler.
(x*)DEFIEU p. 163.
(y) Bei groſſem Ueberfluſſe der [Spaltenumbruch]
Geiſter, und bei groſſem Mangel finden keine Statt, nach dem FORMEY. Leute die niemals ge- traͤumt. LOCKE T. II. c. 1. GAS- SENDUS &c.
(z)FORMEY Mém. de l’Acad. de Berlin 1746. p. 326. & Hamb. Magaz. T. XVI.
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III. Abſchnitt. Der Schlaf.
Ausſtrekken: bisweilen gaͤhnen ſie, viele nieſen, huſten
und leeren den Schleim aus. Sie harnen und leeren
den Leib aus. Und ſo ſtellt ſich in wenig Minuten der
voͤllige Gebrauch der Vernunft, und der, dem Willen
untergeordnete Muſkel wieder ein.
Menſchen und Thiere dehnen ſich alsdann, weil ſie
gemeiniglich mit gebognen Gliedern ſchlafen, und aus die-
ſer beſtaͤndigen Lage an den Muſkeln eine Unbequemlich-
keit erwaͤchſt, die ſie durch das Ausſtrekken heben.
Sie gaͤhnen (u), um dem Blute, welches Kraft des
Schlafes etwas langſamer durch die Lunge geht, den Weg
zu erleichtern.
Sie nieſen, und werfen die uͤbrigen Faeces aus, wel-
che ſie die Nacht uͤber geſammelt haben, und mit ihrer
Menge, Dichtheit, einige auch mit ihrer Schaͤrfe be-
ſchwerlich fallen.
§. 14.
Die Traͤume.
Bisher haben wir einen vollkommnen Schlaf beſchrie-
ben, wobei ſich die Seele entweder aller Empfindungen
enthaͤlt (x), oder ſich doch dieſer Empfindungen nicht er-
innert, daß man alſo ſagen ſollte, ſie haͤtte dieſelben ganz
und gar nicht (x*). Dergleichen Schlaf koͤnnte in einer
ganz ſanften Ruhe (y), des Leibes und der Seele beſtehen,
die uns nach einem groſſen Verluſte der Kraͤfte ankoͤmmt.
Vielleicht iſt dieſes auch der Zuſtand in den erſten Stun-
den des Schlafes (z), ich ſage vielleicht, weil die Erfah-
rung hier ſchwer zu machen iſt und wir auch an den un-
ver-
(u)
GORTER perſpir. n. 338.
339. 340. EBERHARD phyſiol. p.
1003.
(x) Daher werden Traͤume zu
dem unvollkommnen Schlummer
gezaͤhlt, MEYERUS Nachtwandler.
(x*) DEFIEU p. 163.
(y) Bei groſſem Ueberfluſſe der
Geiſter, und bei groſſem Mangel
finden keine Statt, nach dem
FORMEY. Leute die niemals ge-
traͤumt. LOCKE T. II. c. 1. GAS-
SENDUS &c.
(z) FORMEY Mém. de l’Acad.
de Berlin 1746. p. 326. & Hamb.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1193>, abgerufen am 23.11.2024.
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