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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Thierische Bewegung. XI. Buch.
sondern weil das Gehirn und die Seele Reize von feind-
lichen Vorstellungen empfindet, von denen sie sich auf das
eilfertigste befreien will.

Folglich sind die Nerven Boten zwischen den Ge-
schäften der Seele, und den Theilen des Körpers, ob sie
gleich in diesen Beispielen keine Befele des Willens über-
bringen.

Vielleicht tragen auch sonst noch auf andre Art die
Nerven etwas zur Vermerung der Reizkräfte mit bei,
indem es gewiß ist, daß die meresten Theile mit Schmerz
reizbar werden (x). Man hat ohnlängst die Mutmaßung
vorgetragen (y), daß Nerven nicht die Urheber, sondern
die Aufseher der reizbaren Kräfte, oder wirkliche Antago-
nisten sind.

§. 4.
Folglich wird die angeborne Kraft nicht vom
Willen beherrscht.

Wir müssen hier mit Bedacht anhören, was die vor-
mals und noch jezzo mächtige Partei des gelerten Stahls,
um die Ursache der angebornen Bewegung, welche in
den Theilen beständig wirksam ist, ihrer Seele zuzueignen,
vorzutragen habe (z). Sie sagen demnach, es könne
vom Körper keine einzige Bewegung herrühren, und es
müsse alle Bewegung, die Schwere nicht einmal ausge-

nom-
(x) [Spaltenumbruch] Die Bewegung des Lebens
erstrekkt sich nicht weit ohne Bei-
stand der Nerven. v. GEUNS
pag.
26. 27. Etwas, aber nur
wenig, tragen die Nerven zum
Schlagen des Herzens mit bei.
CALDAN pag. 471. Die thie-
rische und Lebensbewegung helfen
einander. GAUBIUS patheol.
pag.
75.
(y) ROGER p. 22 - - 25.
(z) [Spaltenumbruch] Jch konnte hier eine Wie-
derholung nicht vermeiden. Denn
da ich vor sechs Jahren in L. IV.
de cordis motu
handelte, war ich
gezwungen, STAHLII Säzze
zu berüren, und zwar pag. 481.
seqq.
Jch wuste in der That nicht,
ob ich bis zu diesem Theile noch
leben würde, und wollte doch nicht
gern darinnen, was ich von dem
Herzen zu sagen hatte, Lükken
lassen.

Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
ſondern weil das Gehirn und die Seele Reize von feind-
lichen Vorſtellungen empfindet, von denen ſie ſich auf das
eilfertigſte befreien will.

Folglich ſind die Nerven Boten zwiſchen den Ge-
ſchaͤften der Seele, und den Theilen des Koͤrpers, ob ſie
gleich in dieſen Beiſpielen keine Befele des Willens uͤber-
bringen.

Vielleicht tragen auch ſonſt noch auf andre Art die
Nerven etwas zur Vermerung der Reizkraͤfte mit bei,
indem es gewiß iſt, daß die mereſten Theile mit Schmerz
reizbar werden (x). Man hat ohnlaͤngſt die Mutmaßung
vorgetragen (y), daß Nerven nicht die Urheber, ſondern
die Aufſeher der reizbaren Kraͤfte, oder wirkliche Antago-
niſten ſind.

§. 4.
Folglich wird die angeborne Kraft nicht vom
Willen beherrſcht.

Wir muͤſſen hier mit Bedacht anhoͤren, was die vor-
mals und noch jezzo maͤchtige Partei des gelerten Stahls,
um die Urſache der angebornen Bewegung, welche in
den Theilen beſtaͤndig wirkſam iſt, ihrer Seele zuzueignen,
vorzutragen habe (z). Sie ſagen demnach, es koͤnne
vom Koͤrper keine einzige Bewegung herruͤhren, und es
muͤſſe alle Bewegung, die Schwere nicht einmal ausge-

nom-
(x) [Spaltenumbruch] Die Bewegung des Lebens
erſtrekkt ſich nicht weit ohne Bei-
ſtand der Nerven. v. GEUNS
pag.
26. 27. Etwas, aber nur
wenig, tragen die Nerven zum
Schlagen des Herzens mit bei.
CALDAN pag. 471. Die thie-
riſche und Lebensbewegung helfen
einander. GAUBIUS patheol.
pag.
75.
(y) ROGER p. 22 - - 25.
(z) [Spaltenumbruch] Jch konnte hier eine Wie-
derholung nicht vermeiden. Denn
da ich vor ſechs Jahren in L. IV.
de cordis motu
handelte, war ich
gezwungen, STAHLII Saͤzze
zu beruͤren, und zwar pag. 481.
ſeqq.
Jch wuſte in der That nicht,
ob ich bis zu dieſem Theile noch
leben wuͤrde, und wollte doch nicht
gern darinnen, was ich von dem
Herzen zu ſagen hatte, Luͤkken
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[126/0144] Thieriſche Bewegung. XI. Buch. ſondern weil das Gehirn und die Seele Reize von feind- lichen Vorſtellungen empfindet, von denen ſie ſich auf das eilfertigſte befreien will. Folglich ſind die Nerven Boten zwiſchen den Ge- ſchaͤften der Seele, und den Theilen des Koͤrpers, ob ſie gleich in dieſen Beiſpielen keine Befele des Willens uͤber- bringen. Vielleicht tragen auch ſonſt noch auf andre Art die Nerven etwas zur Vermerung der Reizkraͤfte mit bei, indem es gewiß iſt, daß die mereſten Theile mit Schmerz reizbar werden (x). Man hat ohnlaͤngſt die Mutmaßung vorgetragen (y), daß Nerven nicht die Urheber, ſondern die Aufſeher der reizbaren Kraͤfte, oder wirkliche Antago- niſten ſind. §. 4. Folglich wird die angeborne Kraft nicht vom Willen beherrſcht. Wir muͤſſen hier mit Bedacht anhoͤren, was die vor- mals und noch jezzo maͤchtige Partei des gelerten Stahls, um die Urſache der angebornen Bewegung, welche in den Theilen beſtaͤndig wirkſam iſt, ihrer Seele zuzueignen, vorzutragen habe (z). Sie ſagen demnach, es koͤnne vom Koͤrper keine einzige Bewegung herruͤhren, und es muͤſſe alle Bewegung, die Schwere nicht einmal ausge- nom- (x) Die Bewegung des Lebens erſtrekkt ſich nicht weit ohne Bei- ſtand der Nerven. v. GEUNS pag. 26. 27. Etwas, aber nur wenig, tragen die Nerven zum Schlagen des Herzens mit bei. CALDAN pag. 471. Die thie- riſche und Lebensbewegung helfen einander. GAUBIUS patheol. pag. 75. (y) ROGER p. 22 - - 25. (z) Jch konnte hier eine Wie- derholung nicht vermeiden. Denn da ich vor ſechs Jahren in L. IV. de cordis motu handelte, war ich gezwungen, STAHLII Saͤzze zu beruͤren, und zwar pag. 481. ſeqq. Jch wuſte in der That nicht, ob ich bis zu dieſem Theile noch leben wuͤrde, und wollte doch nicht gern darinnen, was ich von dem Herzen zu ſagen hatte, Luͤkken laſſen.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/144>, abgerufen am 21.11.2024.