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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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IV. Abschnitt. Nuzzen.
den Unterricht der Natur beibehalten, und uns an die
eingebildete Gesezze des Wohlstandes nicht keren. Wir
biegen nämlich den ganzen Körperstamm, wenn er über
der Hüfte des rechten unbeweglichen Fusses feste ist, nach
vorne über, theils vermittelst einer bestimmten Nachlassung
der Ausstrekker, theils vermittelst der Anstrengung des
Darmknochen Lendenmuskels, doch aber an der festen Seite,
und vermittelst des geraden Unterbauchsmuskels (c) und
der schiefen. Auf diese Art pflegen die Alpenbewoner
das Gebirge zu besteigen, indem sie den Leib nach vorne
überbiegen, wodurch sie weniger müde werden, als wenn
wir es vor ein Stükk des Wohlstandes halten, den Kör-
per gerade zu halten.

Nun würden wir aber bei dem vorgebeugten Leibe
notwendig fallen müssen, weil die durch den Schwerpunkt
gezogene Linie nunmehr vor dem auf die Erde aufge-
stemten Fus niedersinkt, und wir fallen auch wirklich,
wenn wir den rechten Fus (d) feste zu sezzen verabsäumen.
Allein wir sezzen, wenn wir gesund und aufmerksam sind,
nunmehr den rechten Fus, sobald die erhebende Muskeln
nachlassen, hingegen die Beugemuskeln das Gegentheil
thun, auf die Erde nieder (e), damit die senkrechte Linie
zwischen ihn, und den linken Fus fallen möge. Hierbei
ergreifen wir gleichsam, wie vorher, mit den Beuge-
muskeln der Zeen den Erdboden.

§. 4.
Das Laufen und Springen.

Das Laufen unterscheidet sich nicht blos vom Gehen,
durch die Geschwindigkeit der Bewegung, sondern auch
durch die Art und Weise. Es wird der Fus, welcher sich
vermittelst des Wadenmuskels, und den helfenden grossen
Wadenmuskeln erhebt, dergestalt rükkwerts in die Höhe ge-

hoben
(c) [Spaltenumbruch] TAUVRY pag. 415.
(d) BORELL. prop. 140.
(e) [Spaltenumbruch] BORELL. prop. 158.

IV. Abſchnitt. Nuzzen.
den Unterricht der Natur beibehalten, und uns an die
eingebildete Geſezze des Wohlſtandes nicht keren. Wir
biegen naͤmlich den ganzen Koͤrperſtamm, wenn er uͤber
der Huͤfte des rechten unbeweglichen Fuſſes feſte iſt, nach
vorne uͤber, theils vermittelſt einer beſtimmten Nachlaſſung
der Ausſtrekker, theils vermittelſt der Anſtrengung des
Darmknochen Lendenmuſkels, doch aber an der feſten Seite,
und vermittelſt des geraden Unterbauchsmuſkels (c) und
der ſchiefen. Auf dieſe Art pflegen die Alpenbewoner
das Gebirge zu beſteigen, indem ſie den Leib nach vorne
uͤberbiegen, wodurch ſie weniger muͤde werden, als wenn
wir es vor ein Stuͤkk des Wohlſtandes halten, den Koͤr-
per gerade zu halten.

Nun wuͤrden wir aber bei dem vorgebeugten Leibe
notwendig fallen muͤſſen, weil die durch den Schwerpunkt
gezogene Linie nunmehr vor dem auf die Erde aufge-
ſtemten Fus niederſinkt, und wir fallen auch wirklich,
wenn wir den rechten Fus (d) feſte zu ſezzen verabſaͤumen.
Allein wir ſezzen, wenn wir geſund und aufmerkſam ſind,
nunmehr den rechten Fus, ſobald die erhebende Muſkeln
nachlaſſen, hingegen die Beugemuſkeln das Gegentheil
thun, auf die Erde nieder (e), damit die ſenkrechte Linie
zwiſchen ihn, und den linken Fus fallen moͤge. Hierbei
ergreifen wir gleichſam, wie vorher, mit den Beuge-
muſkeln der Zeen den Erdboden.

§. 4.
Das Laufen und Springen.

Das Laufen unterſcheidet ſich nicht blos vom Gehen,
durch die Geſchwindigkeit der Bewegung, ſondern auch
durch die Art und Weiſe. Es wird der Fus, welcher ſich
vermittelſt des Wadenmuſkels, und den helfenden groſſen
Wadenmuſkeln erhebt, dergeſtalt ruͤkkwerts in die Hoͤhe ge-

hoben
(c) [Spaltenumbruch] TAUVRY pag. 415.
(d) BORELL. prop. 140.
(e) [Spaltenumbruch] BORELL. prop. 158.
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[207/0225] IV. Abſchnitt. Nuzzen. den Unterricht der Natur beibehalten, und uns an die eingebildete Geſezze des Wohlſtandes nicht keren. Wir biegen naͤmlich den ganzen Koͤrperſtamm, wenn er uͤber der Huͤfte des rechten unbeweglichen Fuſſes feſte iſt, nach vorne uͤber, theils vermittelſt einer beſtimmten Nachlaſſung der Ausſtrekker, theils vermittelſt der Anſtrengung des Darmknochen Lendenmuſkels, doch aber an der feſten Seite, und vermittelſt des geraden Unterbauchsmuſkels (c) und der ſchiefen. Auf dieſe Art pflegen die Alpenbewoner das Gebirge zu beſteigen, indem ſie den Leib nach vorne uͤberbiegen, wodurch ſie weniger muͤde werden, als wenn wir es vor ein Stuͤkk des Wohlſtandes halten, den Koͤr- per gerade zu halten. Nun wuͤrden wir aber bei dem vorgebeugten Leibe notwendig fallen muͤſſen, weil die durch den Schwerpunkt gezogene Linie nunmehr vor dem auf die Erde aufge- ſtemten Fus niederſinkt, und wir fallen auch wirklich, wenn wir den rechten Fus (d) feſte zu ſezzen verabſaͤumen. Allein wir ſezzen, wenn wir geſund und aufmerkſam ſind, nunmehr den rechten Fus, ſobald die erhebende Muſkeln nachlaſſen, hingegen die Beugemuſkeln das Gegentheil thun, auf die Erde nieder (e), damit die ſenkrechte Linie zwiſchen ihn, und den linken Fus fallen moͤge. Hierbei ergreifen wir gleichſam, wie vorher, mit den Beuge- muſkeln der Zeen den Erdboden. §. 4. Das Laufen und Springen. Das Laufen unterſcheidet ſich nicht blos vom Gehen, durch die Geſchwindigkeit der Bewegung, ſondern auch durch die Art und Weiſe. Es wird der Fus, welcher ſich vermittelſt des Wadenmuſkels, und den helfenden groſſen Wadenmuſkeln erhebt, dergeſtalt ruͤkkwerts in die Hoͤhe ge- hoben (c) TAUVRY pag. 415. (d) BORELL. prop. 140. (e) BORELL. prop. 158.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/225>, abgerufen am 24.11.2024.