den Füssen in die Erde eine Grube eindrükken wollte, wobei am Sprungknochen ein deutlicher Winkel entsteht. Es stehet ferner das Knie sehr ansenlich vorwerts hervor, die Hüften sinken, vermittelst eben derselben Beugemuskeln, über das Schienbein, hingegen das Bekken und der ganze Körper über die Hüfte nieder. Hierauf verlängern sich die Hüften nach vorne hin, und es wird auf solche Weise der ganze Mensch viel kleiner, als er an sich selbst ist (k).
Kurz darauf strekket sich der ganze Leib, schnell und mit grosser Gewalt aus (l), die Füsse heben sich vermit- telst der Fussolenmuskeln rükkwerts in die Höhe, das Schienbein hebt sich mittelst der Ausstrekker nach vorne zu, und die Hüfte zu gleicher Zeit mittelst der Gesäsmuskeln nach hinten zu, der ganze Körper wirft sich rükkwerts, und zugleich stöst der ganze Körper von der harten, und widerstehenden Erde, welche wir mit den Füssen drükkten, ab und in die Höhe. Das Springen ermüdet wegen der grossen Beugungen, und Ausstrekkungen ungemein sehr (m).
Doch ich darf mich, wegen der diesem Werke bestimm- ten Schranken, hierüber nicht weitläuftiger erklären. Wir finden davon etwas in den Alten (n), und denen, welche ihren Grundsäzzen gefolgt sind; unter den Neuern schreibt davon sonderlich J. Alfonsus Borellus(p), der aber die Natur, die sonst zusammen gesezzte Kräfte gebraucht, auf eine matematische Einfachheit zu bringen gesucht. Unter (o)
an-
(k)[Spaltenumbruch]BORELLUS fig. cit.
(l)Idem pag. 173.
(m) Diese Kraft wird so gros gemacht vom BORELLUS, daß das Bestreben 2900 mal grösser, als die Schwere des aufgehobnen Körpers ist.
(n)ARISTOTELES de in- cessu n. 9. GALEN. de util. [Spaltenumbruch]
part. L. XV. c. 8. de gressu et statione.
(p)VERDUC. tum BAYLE, REGIS L. VII. pag. 612. vom Sprunge MAJOW p. 378. oper.
(o)FABRICIUS de gressu. Doch er läst sich nicht in die Ge- nauigkeit ein.
H. Phisiol. 5. B. O
IV. Abſchnitt. Nuzzen.
den Fuͤſſen in die Erde eine Grube eindruͤkken wollte, wobei am Sprungknochen ein deutlicher Winkel entſteht. Es ſtehet ferner das Knie ſehr anſenlich vorwerts hervor, die Huͤften ſinken, vermittelſt eben derſelben Beugemuſkeln, uͤber das Schienbein, hingegen das Bekken und der ganze Koͤrper uͤber die Huͤfte nieder. Hierauf verlaͤngern ſich die Huͤften nach vorne hin, und es wird auf ſolche Weiſe der ganze Menſch viel kleiner, als er an ſich ſelbſt iſt (k).
Kurz darauf ſtrekket ſich der ganze Leib, ſchnell und mit groſſer Gewalt aus (l), die Fuͤſſe heben ſich vermit- telſt der Fusſolenmuſkeln ruͤkkwerts in die Hoͤhe, das Schienbein hebt ſich mittelſt der Ausſtrekker nach vorne zu, und die Huͤfte zu gleicher Zeit mittelſt der Geſaͤsmuſkeln nach hinten zu, der ganze Koͤrper wirft ſich ruͤkkwerts, und zugleich ſtoͤſt der ganze Koͤrper von der harten, und widerſtehenden Erde, welche wir mit den Fuͤſſen druͤkkten, ab und in die Hoͤhe. Das Springen ermuͤdet wegen der groſſen Beugungen, und Ausſtrekkungen ungemein ſehr (m).
Doch ich darf mich, wegen der dieſem Werke beſtimm- ten Schranken, hieruͤber nicht weitlaͤuftiger erklaͤren. Wir finden davon etwas in den Alten (n), und denen, welche ihren Grundſaͤzzen gefolgt ſind; unter den Neuern ſchreibt davon ſonderlich J. Alfonſus Borellus(p), der aber die Natur, die ſonſt zuſammen geſezzte Kraͤfte gebraucht, auf eine matematiſche Einfachheit zu bringen geſucht. Unter (o)
an-
(k)[Spaltenumbruch]BORELLUS fig. cit.
(l)Idem pag. 173.
(m) Dieſe Kraft wird ſo gros gemacht vom BORELLUS, daß das Beſtreben 2900 mal groͤſſer, als die Schwere des aufgehobnen Koͤrpers iſt.
(n)ARISTOTELES de in- ceſſu n. 9. GALEN. de util. [Spaltenumbruch]
part. L. XV. c. 8. de greſſu et ſtatione.
(p)VERDUC. tum BAYLE, REGIS L. VII. pag. 612. vom Sprunge MAJOW p. 378. oper.
(o)FABRICIUS de greſſu. Doch er laͤſt ſich nicht in die Ge- nauigkeit ein.
H. Phiſiol. 5. B. O
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0227"n="209"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">IV.</hi> Abſchnitt. Nuzzen.</hi></fw><lb/>
den Fuͤſſen in die Erde eine Grube eindruͤkken wollte,<lb/>
wobei am Sprungknochen ein deutlicher Winkel entſteht.<lb/>
Es ſtehet ferner das Knie ſehr anſenlich vorwerts hervor,<lb/>
die Huͤften ſinken, vermittelſt eben derſelben Beugemuſkeln,<lb/>
uͤber das Schienbein, hingegen das Bekken und der ganze<lb/>
Koͤrper uͤber die Huͤfte nieder. Hierauf verlaͤngern ſich die<lb/>
Huͤften nach vorne hin, und es wird auf ſolche Weiſe der<lb/>
ganze Menſch viel kleiner, als er an ſich ſelbſt iſt <noteplace="foot"n="(k)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">BORELLUS</hi> fig. cit.</hi></note>.</p><lb/><p>Kurz darauf ſtrekket ſich der ganze Leib, ſchnell und<lb/>
mit groſſer Gewalt aus <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">Idem pag.</hi> 173.</note>, die Fuͤſſe heben ſich vermit-<lb/>
telſt der Fusſolenmuſkeln ruͤkkwerts in die Hoͤhe, das<lb/>
Schienbein hebt ſich mittelſt der Ausſtrekker nach vorne zu,<lb/>
und die Huͤfte zu gleicher Zeit mittelſt der Geſaͤsmuſkeln<lb/>
nach hinten zu, der ganze Koͤrper wirft ſich ruͤkkwerts,<lb/>
und zugleich ſtoͤſt der ganze Koͤrper von der harten, und<lb/>
widerſtehenden Erde, welche wir mit den Fuͤſſen druͤkkten,<lb/>
ab und in die Hoͤhe. Das Springen ermuͤdet wegen<lb/>
der groſſen Beugungen, und Ausſtrekkungen ungemein<lb/>ſehr <noteplace="foot"n="(m)">Dieſe Kraft wird ſo gros<lb/>
gemacht vom <hirendition="#aq"><hirendition="#g">BORELLUS,</hi></hi> daß<lb/>
das Beſtreben 2900 mal groͤſſer,<lb/>
als die Schwere des aufgehobnen<lb/>
Koͤrpers iſt.</note>.</p><lb/><p>Doch ich darf mich, wegen der dieſem Werke beſtimm-<lb/>
ten Schranken, hieruͤber nicht weitlaͤuftiger erklaͤren. Wir<lb/>
finden davon etwas in den Alten <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">ARISTOTELES</hi> de in-<lb/>
ceſſu n. 9. <hirendition="#g">GALEN.</hi> de util.<lb/><cb/>
part. L. XV. c. 8. de greſſu et<lb/>ſtatione.</hi></note>, und denen, welche<lb/>
ihren Grundſaͤzzen gefolgt ſind; unter den Neuern ſchreibt<lb/>
davon ſonderlich J. Alfonſus <hirendition="#fr">Borellus</hi><noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">VERDUC.</hi> tum BAYLE,<lb/><hirendition="#g">REGIS</hi> L. VII. pag.</hi> 612. vom<lb/>
Sprunge <hirendition="#aq">MAJOW p. 378. oper.</hi></note>, der aber die<lb/>
Natur, die ſonſt zuſammen geſezzte Kraͤfte gebraucht, auf<lb/>
eine matematiſche Einfachheit zu bringen geſucht. Unter<lb/><fwplace="bottom"type="catch">an-</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">H. Phiſiol. 5. B.</hi> O</fw><lb/><noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">FABRICIUS</hi> de greſſu.</hi><lb/>
Doch er laͤſt ſich nicht in die Ge-<lb/>
nauigkeit ein.</note><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[209/0227]
IV. Abſchnitt. Nuzzen.
den Fuͤſſen in die Erde eine Grube eindruͤkken wollte,
wobei am Sprungknochen ein deutlicher Winkel entſteht.
Es ſtehet ferner das Knie ſehr anſenlich vorwerts hervor,
die Huͤften ſinken, vermittelſt eben derſelben Beugemuſkeln,
uͤber das Schienbein, hingegen das Bekken und der ganze
Koͤrper uͤber die Huͤfte nieder. Hierauf verlaͤngern ſich die
Huͤften nach vorne hin, und es wird auf ſolche Weiſe der
ganze Menſch viel kleiner, als er an ſich ſelbſt iſt (k).
Kurz darauf ſtrekket ſich der ganze Leib, ſchnell und
mit groſſer Gewalt aus (l), die Fuͤſſe heben ſich vermit-
telſt der Fusſolenmuſkeln ruͤkkwerts in die Hoͤhe, das
Schienbein hebt ſich mittelſt der Ausſtrekker nach vorne zu,
und die Huͤfte zu gleicher Zeit mittelſt der Geſaͤsmuſkeln
nach hinten zu, der ganze Koͤrper wirft ſich ruͤkkwerts,
und zugleich ſtoͤſt der ganze Koͤrper von der harten, und
widerſtehenden Erde, welche wir mit den Fuͤſſen druͤkkten,
ab und in die Hoͤhe. Das Springen ermuͤdet wegen
der groſſen Beugungen, und Ausſtrekkungen ungemein
ſehr (m).
Doch ich darf mich, wegen der dieſem Werke beſtimm-
ten Schranken, hieruͤber nicht weitlaͤuftiger erklaͤren. Wir
finden davon etwas in den Alten (n), und denen, welche
ihren Grundſaͤzzen gefolgt ſind; unter den Neuern ſchreibt
davon ſonderlich J. Alfonſus Borellus (p), der aber die
Natur, die ſonſt zuſammen geſezzte Kraͤfte gebraucht, auf
eine matematiſche Einfachheit zu bringen geſucht. Unter
an-
(o)
(k)
BORELLUS fig. cit.
(l) Idem pag. 173.
(m) Dieſe Kraft wird ſo gros
gemacht vom BORELLUS, daß
das Beſtreben 2900 mal groͤſſer,
als die Schwere des aufgehobnen
Koͤrpers iſt.
(n) ARISTOTELES de in-
ceſſu n. 9. GALEN. de util.
part. L. XV. c. 8. de greſſu et
ſtatione.
(p) VERDUC. tum BAYLE,
REGIS L. VII. pag. 612. vom
Sprunge MAJOW p. 378. oper.
(o) FABRICIUS de greſſu.
Doch er laͤſt ſich nicht in die Ge-
nauigkeit ein.
H. Phiſiol. 5. B. O
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/227>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.