an denen die Erfarung gemacht wird; sie mögen noch am thierischen Körper feste sein, oder längst schon davon abgeschnitten sein, und zwar seit vielen Stunden, und gan- zen Tagen, und wenn keine Spur von Empfindlichkeit mehr vorhanden ist, oder sich keine Bewegung von gereiz- ten Nerven mehr dazu mischen kann.
Den Giften kömmt das Erfrieren sehr nahe, denn vom Froste werden ebenfalls alle thierischen Theile (i) steif oder starre gemacht, und die Kälte ziehet eine belebte Haut (k) bald mit Runzeln zusammen.
Es mag übrigens das Zusammenziehen seinen Sizz, in welchem thierischen Theile es will, seinen Sizz haben, so geschicht es doch ebenfalls und allezeit (l) ohne ein wechsel- weises Nachlassen, und zwar vermöge ein fortgesezztes und gemeiniglich langsames Annähern der Faser gegen einan- der durch dieses Merkmal unterscheidet es sich offenbar von der Verkürzungskraft der meresten Muskeln.
§. 4. Die den Muskeln angeborne Kraft, sich zusammen zu ziehen.
Es ist fast kein einziger Theil eines belebten Körpers vorhanden, welcher nicht die beschriebne Gewalt ausüben sollte, wenn man nicht vielleicht die Knochen, die Zähne und das breiartige Wesen des Gehirns ausnehmen will. Die folgende Kraft, welche sich schon wirksamer bezeugt, ist allein den Muskeln eigen.
Man wird nämlich an dem Muskelfleische eines leben- den oder auch vor kurzem gestorbnen Thieres, oft von selbst eine Bewegung gewar, welche sich zusammenzieht,
schnell
(i)[Spaltenumbruch]BIRCH. T. IV. pag. 254. Leblose Körper werden vom Froste welk.
(k)BIANCHI pag. 173. KRAUSE von der Reizbarkeit. [Spaltenumbruch]KüHN de nonnullis motu musc. momentis p. 13. 14. VANDEN- BOS. de viv. corp. hum. sol. 39.
(l)BICKER p. 50. response a M. WHYTT p. 117.
Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
an denen die Erfarung gemacht wird; ſie moͤgen noch am thieriſchen Koͤrper feſte ſein, oder laͤngſt ſchon davon abgeſchnitten ſein, und zwar ſeit vielen Stunden, und gan- zen Tagen, und wenn keine Spur von Empfindlichkeit mehr vorhanden iſt, oder ſich keine Bewegung von gereiz- ten Nerven mehr dazu miſchen kann.
Den Giften koͤmmt das Erfrieren ſehr nahe, denn vom Froſte werden ebenfalls alle thieriſchen Theile (i) ſteif oder ſtarre gemacht, und die Kaͤlte ziehet eine belebte Haut (k) bald mit Runzeln zuſammen.
Es mag uͤbrigens das Zuſammenziehen ſeinen Sizz, in welchem thieriſchen Theile es will, ſeinen Sizz haben, ſo geſchicht es doch ebenfalls und allezeit (l) ohne ein wechſel- weiſes Nachlaſſen, und zwar vermoͤge ein fortgeſezztes und gemeiniglich langſames Annaͤhern der Faſer gegen einan- der durch dieſes Merkmal unterſcheidet es ſich offenbar von der Verkuͤrzungskraft der mereſten Muſkeln.
§. 4. Die den Muſkeln angeborne Kraft, ſich zuſammen zu ziehen.
Es iſt faſt kein einziger Theil eines belebten Koͤrpers vorhanden, welcher nicht die beſchriebne Gewalt ausuͤben ſollte, wenn man nicht vielleicht die Knochen, die Zaͤhne und das breiartige Weſen des Gehirns ausnehmen will. Die folgende Kraft, welche ſich ſchon wirkſamer bezeugt, iſt allein den Muſkeln eigen.
Man wird naͤmlich an dem Muſkelfleiſche eines leben- den oder auch vor kurzem geſtorbnen Thieres, oft von ſelbſt eine Bewegung gewar, welche ſich zuſammenzieht,
ſchnell
(i)[Spaltenumbruch]BIRCH. T. IV. pag. 254. Lebloſe Koͤrper werden vom Froſte welk.
(k)BIANCHI pag. 173. KRAUSE von der Reizbarkeit. [Spaltenumbruch]KüHN de nonnullis motu muſc. momentis p. 13. 14. VANDEN- BOS. de viv. corp. hum. ſol. 39.
(l)BICKER p. 50. reſponſe a M. WHYTT p. 117.
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Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
an denen die Erfarung gemacht wird; ſie moͤgen noch
am thieriſchen Koͤrper feſte ſein, oder laͤngſt ſchon davon
abgeſchnitten ſein, und zwar ſeit vielen Stunden, und gan-
zen Tagen, und wenn keine Spur von Empfindlichkeit
mehr vorhanden iſt, oder ſich keine Bewegung von gereiz-
ten Nerven mehr dazu miſchen kann.
Den Giften koͤmmt das Erfrieren ſehr nahe, denn
vom Froſte werden ebenfalls alle thieriſchen Theile (i)
ſteif oder ſtarre gemacht, und die Kaͤlte ziehet eine belebte
Haut (k) bald mit Runzeln zuſammen.
Es mag uͤbrigens das Zuſammenziehen ſeinen Sizz,
in welchem thieriſchen Theile es will, ſeinen Sizz haben, ſo
geſchicht es doch ebenfalls und allezeit (l) ohne ein wechſel-
weiſes Nachlaſſen, und zwar vermoͤge ein fortgeſezztes und
gemeiniglich langſames Annaͤhern der Faſer gegen einan-
der durch dieſes Merkmal unterſcheidet es ſich offenbar
von der Verkuͤrzungskraft der mereſten Muſkeln.
§. 4.
Die den Muſkeln angeborne Kraft, ſich
zuſammen zu ziehen.
Es iſt faſt kein einziger Theil eines belebten Koͤrpers
vorhanden, welcher nicht die beſchriebne Gewalt ausuͤben
ſollte, wenn man nicht vielleicht die Knochen, die Zaͤhne
und das breiartige Weſen des Gehirns ausnehmen will.
Die folgende Kraft, welche ſich ſchon wirkſamer bezeugt,
iſt allein den Muſkeln eigen.
Man wird naͤmlich an dem Muſkelfleiſche eines leben-
den oder auch vor kurzem geſtorbnen Thieres, oft von
ſelbſt eine Bewegung gewar, welche ſich zuſammenzieht,
ſchnell
(i)
BIRCH. T. IV. pag. 254.
Lebloſe Koͤrper werden vom Froſte
welk.
(k) BIANCHI pag. 173.
KRAUSE von der Reizbarkeit.
KüHN de nonnullis motu muſc.
momentis p. 13. 14. VANDEN-
BOS. de viv. corp. hum. ſol. 39.
(l) BICKER p. 50. reſponſe
a M. WHYTT p. 117.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/28>, abgerufen am 24.11.2024.
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