Lefzen, eine flachgedrükkte Nase, woran man ihn auch in einer Bildsäule kennen kann, ohne daß man die Farbe dabei zu Hülfe nehmen darf.
Dagegen ist es den Europäern, um die Farbe ausser Acht zu lassen, natürlich, gerade Haare, kleine Lippen, und eine vorstehende Nase zu haben.
Ferner werden die Europäer in diesen brennenden Morenländern zwar schwarz, doch so, daß sie ihre übrige Statur, Haare und Natur genau behalten (h), und niemals weder zu schwarzen Moren werden, noch die übrige Leibesbeschaffenheit derselbe annehmen (i). Doch es arten auch die Mauren nicht, welche unter den Moren leben, in dieser ihre Statur aus, und sie haben keine ölige Haut. Ja, man erblikkt in diesen heissen Ländern ganze weisse Nationen.
Dagegen sind die Negern, welche von ihren Vätern und Grosvätern in den am wenigsten europäischen Pflanz- städten gezeugt worden, ebenfalls schwarz (k), und sie bleichen nicht von der Kälte des Himmelsstriches aus.
Es ist gar nichts neues, daß in eben diesen Gegenden, unter gleicher Sonnenhizze, weisse Nationen, mit schwar- zen vermischt, gefunden werden (l).
Dahingegen lesen wir, daß in eben diesem Afrika, oder auf den heissen Zukkerinseln, vom Beischlafe eines weissen Mannes mit einer schwarzen Frau, oder umgekehrt, die
Farbe
(h)[Spaltenumbruch]LOPEZ Congo pag. 9. Auch die Kinder derjenigen Por- tugiesen, die hundert Jahre dar- auf, mit einem Weibe von Congo, erzeugt worden, werden weislich.
(i) Zwischen dem 12ten und 14ten Grade auf dem heil. Geist- lande. Voyage aux terres austr. 1. pag. 325. Auf dem Eilande Pa- schal, T. II. pag. 232. und 245. Einen Grad vom Aequator abgete- [Spaltenumbruch]
gen, I. p. 160. Dergleichen mehr erinnert PECHLIN.
(k) Nach vielen Zeugungen, KALM Amer. resa, T. II. p. 481. 482. 542.
(l)T. austral. l. c. de V. voy. au Madagascar c. 28. Auf Ma- dagaskar sind die Eingebornen weis; hingegen die Ankömmlinge von Mozenbika schwarz.
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
Lefzen, eine flachgedruͤkkte Naſe, woran man ihn auch in einer Bildſaͤule kennen kann, ohne daß man die Farbe dabei zu Huͤlfe nehmen darf.
Dagegen iſt es den Europaͤern, um die Farbe auſſer Acht zu laſſen, natuͤrlich, gerade Haare, kleine Lippen, und eine vorſtehende Naſe zu haben.
Ferner werden die Europaͤer in dieſen brennenden Morenlaͤndern zwar ſchwarz, doch ſo, daß ſie ihre uͤbrige Statur, Haare und Natur genau behalten (h), und niemals weder zu ſchwarzen Moren werden, noch die uͤbrige Leibesbeſchaffenheit derſelbe annehmen (i). Doch es arten auch die Mauren nicht, welche unter den Moren leben, in dieſer ihre Statur aus, und ſie haben keine oͤlige Haut. Ja, man erblikkt in dieſen heiſſen Laͤndern ganze weiſſe Nationen.
Dagegen ſind die Negern, welche von ihren Vaͤtern und Grosvaͤtern in den am wenigſten europaͤiſchen Pflanz- ſtaͤdten gezeugt worden, ebenfalls ſchwarz (k), und ſie bleichen nicht von der Kaͤlte des Himmelsſtriches aus.
Es iſt gar nichts neues, daß in eben dieſen Gegenden, unter gleicher Sonnenhizze, weiſſe Nationen, mit ſchwar- zen vermiſcht, gefunden werden (l).
Dahingegen leſen wir, daß in eben dieſem Afrika, oder auf den heiſſen Zukkerinſeln, vom Beiſchlafe eines weiſſen Mannes mit einer ſchwarzen Frau, oder umgekehrt, die
Farbe
(h)[Spaltenumbruch]LOPEZ Congo pag. 9. Auch die Kinder derjenigen Por- tugieſen, die hundert Jahre dar- auf, mit einem Weibe von Congo, erzeugt worden, werden weislich.
(i) Zwiſchen dem 12ten und 14ten Grade auf dem heil. Geiſt- lande. Voyage aux terres auſtr. 1. pag. 325. Auf dem Eilande Pa- ſchal, T. II. pag. 232. und 245. Einen Grad vom Aequator abgete- [Spaltenumbruch]
gen, I. p. 160. Dergleichen mehr erinnert PECHLIN.
(k) Nach vielen Zeugungen, KALM Amer. reſa, T. II. p. 481. 482. 542.
(l)T. auſtral. l. c. de V. voy. au Madagaſcar c. 28. Auf Ma- dagaſkar ſind die Eingebornen weis; hingegen die Ankoͤmmlinge von Mozenbika ſchwarz.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0284"n="266"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Gefuͤhl. <hirendition="#aq">XII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Lefzen, eine flachgedruͤkkte Naſe, woran man ihn auch in<lb/>
einer Bildſaͤule kennen kann, ohne daß man die Farbe<lb/>
dabei zu Huͤlfe nehmen darf.</p><lb/><p>Dagegen iſt es den Europaͤern, um die Farbe auſſer<lb/>
Acht zu laſſen, natuͤrlich, gerade Haare, kleine Lippen,<lb/>
und eine vorſtehende Naſe zu haben.</p><lb/><p>Ferner werden die Europaͤer in dieſen brennenden<lb/>
Morenlaͤndern zwar ſchwarz, doch ſo, daß ſie ihre uͤbrige<lb/>
Statur, Haare und Natur genau behalten <noteplace="foot"n="(h)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">LOPEZ</hi> Congo pag.</hi> 9.<lb/>
Auch die Kinder derjenigen Por-<lb/>
tugieſen, die hundert Jahre dar-<lb/>
auf, mit einem Weibe von <hirendition="#aq">Congo,</hi><lb/>
erzeugt worden, werden weislich.</note>, und<lb/>
niemals weder zu ſchwarzen Moren werden, noch die<lb/>
uͤbrige Leibesbeſchaffenheit derſelbe annehmen <noteplace="foot"n="(i)">Zwiſchen dem 12ten und<lb/>
14ten Grade auf dem heil. Geiſt-<lb/>
lande. <hirendition="#aq">Voyage aux terres auſtr. 1.<lb/>
pag.</hi> 325. Auf dem Eilande Pa-<lb/>ſchal, <hirendition="#aq">T. II. pag.</hi> 232. und 245.<lb/>
Einen Grad vom Aequator abgete-<lb/><cb/>
gen, <hirendition="#aq">I. p.</hi> 160. Dergleichen mehr<lb/>
erinnert <hirendition="#aq"><hirendition="#g">PECHLIN.</hi></hi></note>. Doch<lb/>
es arten auch die Mauren nicht, welche unter den Moren<lb/>
leben, in dieſer ihre Statur aus, und ſie haben keine<lb/>
oͤlige Haut. Ja, man erblikkt in dieſen heiſſen Laͤndern<lb/>
ganze weiſſe Nationen.</p><lb/><p>Dagegen ſind die Negern, welche von ihren Vaͤtern<lb/>
und Grosvaͤtern in den am wenigſten europaͤiſchen Pflanz-<lb/>ſtaͤdten gezeugt worden, ebenfalls ſchwarz <noteplace="foot"n="(k)">Nach vielen Zeugungen,<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">KALM</hi> Amer. reſa, T. II. p.</hi> 481.<lb/>
482. 542.</note>, und ſie<lb/>
bleichen nicht von der Kaͤlte des Himmelsſtriches aus.</p><lb/><p>Es iſt gar nichts neues, daß in eben dieſen Gegenden,<lb/>
unter gleicher Sonnenhizze, weiſſe Nationen, mit ſchwar-<lb/>
zen vermiſcht, gefunden werden <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">T. auſtral. l. c. de V. voy.<lb/>
au <hirendition="#i">Madagaſcar</hi> c.</hi> 28. Auf Ma-<lb/>
dagaſkar ſind die Eingebornen<lb/>
weis; hingegen die Ankoͤmmlinge<lb/>
von Mozenbika ſchwarz.</note>.</p><lb/><p>Dahingegen leſen wir, daß in eben dieſem Afrika, oder<lb/>
auf den heiſſen Zukkerinſeln, vom Beiſchlafe eines weiſſen<lb/>
Mannes mit einer ſchwarzen Frau, oder umgekehrt, die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Farbe</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[266/0284]
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
Lefzen, eine flachgedruͤkkte Naſe, woran man ihn auch in
einer Bildſaͤule kennen kann, ohne daß man die Farbe
dabei zu Huͤlfe nehmen darf.
Dagegen iſt es den Europaͤern, um die Farbe auſſer
Acht zu laſſen, natuͤrlich, gerade Haare, kleine Lippen,
und eine vorſtehende Naſe zu haben.
Ferner werden die Europaͤer in dieſen brennenden
Morenlaͤndern zwar ſchwarz, doch ſo, daß ſie ihre uͤbrige
Statur, Haare und Natur genau behalten (h), und
niemals weder zu ſchwarzen Moren werden, noch die
uͤbrige Leibesbeſchaffenheit derſelbe annehmen (i). Doch
es arten auch die Mauren nicht, welche unter den Moren
leben, in dieſer ihre Statur aus, und ſie haben keine
oͤlige Haut. Ja, man erblikkt in dieſen heiſſen Laͤndern
ganze weiſſe Nationen.
Dagegen ſind die Negern, welche von ihren Vaͤtern
und Grosvaͤtern in den am wenigſten europaͤiſchen Pflanz-
ſtaͤdten gezeugt worden, ebenfalls ſchwarz (k), und ſie
bleichen nicht von der Kaͤlte des Himmelsſtriches aus.
Es iſt gar nichts neues, daß in eben dieſen Gegenden,
unter gleicher Sonnenhizze, weiſſe Nationen, mit ſchwar-
zen vermiſcht, gefunden werden (l).
Dahingegen leſen wir, daß in eben dieſem Afrika, oder
auf den heiſſen Zukkerinſeln, vom Beiſchlafe eines weiſſen
Mannes mit einer ſchwarzen Frau, oder umgekehrt, die
Farbe
(h)
LOPEZ Congo pag. 9.
Auch die Kinder derjenigen Por-
tugieſen, die hundert Jahre dar-
auf, mit einem Weibe von Congo,
erzeugt worden, werden weislich.
(i) Zwiſchen dem 12ten und
14ten Grade auf dem heil. Geiſt-
lande. Voyage aux terres auſtr. 1.
pag. 325. Auf dem Eilande Pa-
ſchal, T. II. pag. 232. und 245.
Einen Grad vom Aequator abgete-
gen, I. p. 160. Dergleichen mehr
erinnert PECHLIN.
(k) Nach vielen Zeugungen,
KALM Amer. reſa, T. II. p. 481.
482. 542.
(l) T. auſtral. l. c. de V. voy.
au Madagaſcar c. 28. Auf Ma-
dagaſkar ſind die Eingebornen
weis; hingegen die Ankoͤmmlinge
von Mozenbika ſchwarz.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/284>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.