wie es an den Europäern gewönlich ist, mit einem freien Bogen, der so gleich auswächst, wenn man ihn ver- schneidet.
Wir haben gesagt, daß seine innere Fläche, die nach dem Knochen gekehrt ist, voller Furchen sei, und dieses verhält sich dergestalt, daß die Furchen gleichsam von mem- branosen Wänden abgesondert werden. Doch ist blos derjenige Theil furchig, welcher sich über dem kleinen Halb- monde entblöst, verlängert (u), und es reichen nicht die Furchen bis an diesen Halbmond (x).
Nun begiebt sich die Oberhaut an zweien Stellen zum Nagel. Sie pflegt bei dem obern Anfange der Haut gleichsam mit einer Mondfigur ausgeschnitten zu sein, da- mit die Haut zugleich auch den Nagel in sich nehmen könne. Doch ist sie nicht ausgeschnitten, sondern sie biegt sich wie- der gegen sich selbst zurükke, und kehrt wieder zur Wurzel des Nagels zurükke, und wächst theils im Anfange dieser Wurzel damit zusammen (y), theils verlängert sie sich auch vorne her, bis in einen deutlichen Theil des Nagels, wofern dieser nicht beschnitten wird. Solchergestalt wird daraus ein Blatt der Oberhaut, welches die entblöfte Fläche des Nagels bekleidet, und mit derselben weggeschnitten wird.
Doch es ist auch die inwendige Fläche des Nagels, wiewol an einer andern Stelle, an die Oberhaut angewach- sen. Wenn also die Oberhaut von dem empfindlichen Brei des äussersten Zees, der voller gewundenen Furchen ist, gegen den Ursprung des Nagels zurükke kehrt, so wächst sie selbst daselbst an den Nagel an, wo die Wärzchen auf- hören, und es fängt der Nagel an frei zu seyn, so daß man ihn ohne Schmerzen beschneiden kann (z).
Von
(u)[Spaltenumbruch]ALBIN L. II. ic. cit. g.
(x)Idem f.
(y)[Spaltenumbruch]KAAUW n. 363. 364. 365. 366. 368. ALBIN loc. cit.
(z)ALBIN pag. 57.
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
wie es an den Europaͤern gewoͤnlich iſt, mit einem freien Bogen, der ſo gleich auswaͤchſt, wenn man ihn ver- ſchneidet.
Wir haben geſagt, daß ſeine innere Flaͤche, die nach dem Knochen gekehrt iſt, voller Furchen ſei, und dieſes verhaͤlt ſich dergeſtalt, daß die Furchen gleichſam von mem- branoſen Waͤnden abgeſondert werden. Doch iſt blos derjenige Theil furchig, welcher ſich uͤber dem kleinen Halb- monde entbloͤſt, verlaͤngert (u), und es reichen nicht die Furchen bis an dieſen Halbmond (x).
Nun begiebt ſich die Oberhaut an zweien Stellen zum Nagel. Sie pflegt bei dem obern Anfange der Haut gleichſam mit einer Mondfigur ausgeſchnitten zu ſein, da- mit die Haut zugleich auch den Nagel in ſich nehmen koͤnne. Doch iſt ſie nicht ausgeſchnitten, ſondern ſie biegt ſich wie- der gegen ſich ſelbſt zuruͤkke, und kehrt wieder zur Wurzel des Nagels zuruͤkke, und waͤchſt theils im Anfange dieſer Wurzel damit zuſammen (y), theils verlaͤngert ſie ſich auch vorne her, bis in einen deutlichen Theil des Nagels, wofern dieſer nicht beſchnitten wird. Solchergeſtalt wird daraus ein Blatt der Oberhaut, welches die entbloͤfte Flaͤche des Nagels bekleidet, und mit derſelben weggeſchnitten wird.
Doch es iſt auch die inwendige Flaͤche des Nagels, wiewol an einer andern Stelle, an die Oberhaut angewach- ſen. Wenn alſo die Oberhaut von dem empfindlichen Brei des aͤuſſerſten Zees, der voller gewundenen Furchen iſt, gegen den Urſprung des Nagels zuruͤkke kehrt, ſo waͤchſt ſie ſelbſt daſelbſt an den Nagel an, wo die Waͤrzchen auf- hoͤren, und es faͤngt der Nagel an frei zu ſeyn, ſo daß man ihn ohne Schmerzen beſchneiden kann (z).
Von
(u)[Spaltenumbruch]ALBIN L. II. ic. cit. g.
(x)Idem f.
(y)[Spaltenumbruch]KAAUW n. 363. 364. 365. 366. 368. ALBIN loc. cit.
(z)ALBIN pag. 57.
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[272/0290]
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
wie es an den Europaͤern gewoͤnlich iſt, mit einem freien
Bogen, der ſo gleich auswaͤchſt, wenn man ihn ver-
ſchneidet.
Wir haben geſagt, daß ſeine innere Flaͤche, die nach
dem Knochen gekehrt iſt, voller Furchen ſei, und dieſes
verhaͤlt ſich dergeſtalt, daß die Furchen gleichſam von mem-
branoſen Waͤnden abgeſondert werden. Doch iſt blos
derjenige Theil furchig, welcher ſich uͤber dem kleinen Halb-
monde entbloͤſt, verlaͤngert (u), und es reichen nicht die
Furchen bis an dieſen Halbmond (x).
Nun begiebt ſich die Oberhaut an zweien Stellen zum
Nagel. Sie pflegt bei dem obern Anfange der Haut
gleichſam mit einer Mondfigur ausgeſchnitten zu ſein, da-
mit die Haut zugleich auch den Nagel in ſich nehmen koͤnne.
Doch iſt ſie nicht ausgeſchnitten, ſondern ſie biegt ſich wie-
der gegen ſich ſelbſt zuruͤkke, und kehrt wieder zur Wurzel
des Nagels zuruͤkke, und waͤchſt theils im Anfange dieſer
Wurzel damit zuſammen (y), theils verlaͤngert ſie ſich
auch vorne her, bis in einen deutlichen Theil des Nagels,
wofern dieſer nicht beſchnitten wird. Solchergeſtalt wird
daraus ein Blatt der Oberhaut, welches die entbloͤfte Flaͤche
des Nagels bekleidet, und mit derſelben weggeſchnitten
wird.
Doch es iſt auch die inwendige Flaͤche des Nagels,
wiewol an einer andern Stelle, an die Oberhaut angewach-
ſen. Wenn alſo die Oberhaut von dem empfindlichen
Brei des aͤuſſerſten Zees, der voller gewundenen Furchen
iſt, gegen den Urſprung des Nagels zuruͤkke kehrt, ſo waͤchſt
ſie ſelbſt daſelbſt an den Nagel an, wo die Waͤrzchen auf-
hoͤren, und es faͤngt der Nagel an frei zu ſeyn, ſo daß man
ihn ohne Schmerzen beſchneiden kann (z).
Von
(u)
ALBIN L. II. ic. cit. g.
(x) Idem f.
(y)
KAAUW n. 363. 364. 365.
366. 368. ALBIN loc. cit.
(z) ALBIN pag. 57.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/290>, abgerufen am 22.11.2024.
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