108 Fahrenh. Graden kein Schweis gewesen, bei 102 Graden aber ausgebrochen sei. Ein andrer schwizzte im Quartanfieber beim hunderten Grade (i). Jn einem Bade, dessen Hizze mit dem 34 Grade des Reaumur überein kam (k), floß der Schweis, obgleich der Puls kaum vermehrt war.
So wie das Hin- und Herwerfen den Schweis sehr hindert, so befördert eine vollkommene Ruhe, wenn man die Glieder unter dem Dekkbette hält (l), den Schweis ungemein. Wir wollen zum Voraus die Ursache geben. Es erweichet nämlich die Ausdünstung, welche sich um einen ruhigen und gekrümmten Körper anhäuft, die Haut dergestalt, daß sie der dünstenden Nässe viel leichter nach- giebt. Vielleicht ist dieses der willkürliche Schweis des Oligerius Paulus(m). Es schwizzte der berümte Adanson(n) nicht einmal in der grösten Hizze, wenn ein trokkner Wind dabei wehete. Jn nassen Sommern findet sich bei Fiebern kein Schweis, und dieser erfolgt erst bei erfolgendem Regenwetter.
Es geschicht nicht selten, daß irgend ein Theil des Leibes allein schwizzt, als die Stirn, die Achsel und die Schaamseiten.
So ist auch der Schweis an einer Seite allein nicht ungewönlich, und wenn ich merkte, daß meine rechte Seite schwizzte, so dünstete die linke noch nicht. Ein Schweis an der rechten Wange ist von andern bemerkt worden (p).
(o)
§. 2.
(i)[Spaltenumbruch]SCHWENKE p. 100.
(k)le MONNIER Mem. de l'Acad. 1747.
(l)DOMERGE moyen de con- server la sante, er fügt hinzu, man müsse sich den Bauch auf- blasen.
(m)Act. Hafn. ann. IV. obs. 82.
(n)[Spaltenumbruch]Relation pag. 162.
(p)MARCELL. DONAT. p. 21. HARTMANN sudor unius Jateris p. 37. Hist. de l'acad. 1740. p. 1. hier von zerstörter Oberhaut.
(o)GALEN. Comm. ad Pro- gnost. III. p. 4.
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
108 Fahrenh. Graden kein Schweis geweſen, bei 102 Graden aber ausgebrochen ſei. Ein andrer ſchwizzte im Quartanfieber beim hunderten Grade (i). Jn einem Bade, deſſen Hizze mit dem 34 Grade des Reaumur uͤberein kam (k), floß der Schweis, obgleich der Puls kaum vermehrt war.
So wie das Hin- und Herwerfen den Schweis ſehr hindert, ſo befoͤrdert eine vollkommene Ruhe, wenn man die Glieder unter dem Dekkbette haͤlt (l), den Schweis ungemein. Wir wollen zum Voraus die Urſache geben. Es erweichet naͤmlich die Ausduͤnſtung, welche ſich um einen ruhigen und gekruͤmmten Koͤrper anhaͤuft, die Haut dergeſtalt, daß ſie der duͤnſtenden Naͤſſe viel leichter nach- giebt. Vielleicht iſt dieſes der willkuͤrliche Schweis des Oligerius Paulus(m). Es ſchwizzte der beruͤmte Adanſon(n) nicht einmal in der groͤſten Hizze, wenn ein trokkner Wind dabei wehete. Jn naſſen Sommern findet ſich bei Fiebern kein Schweis, und dieſer erfolgt erſt bei erfolgendem Regenwetter.
Es geſchicht nicht ſelten, daß irgend ein Theil des Leibes allein ſchwizzt, als die Stirn, die Achſel und die Schaamſeiten.
So iſt auch der Schweis an einer Seite allein nicht ungewoͤnlich, und wenn ich merkte, daß meine rechte Seite ſchwizzte, ſo duͤnſtete die linke noch nicht. Ein Schweis an der rechten Wange iſt von andern bemerkt worden (p).
(o)
§. 2.
(i)[Spaltenumbruch]SCHWENKE p. 100.
(k)le MONNIER Mem. de l’Acad. 1747.
(l)DOMERGE moyen de con- ſerver la ſanté, er fuͤgt hinzu, man muͤſſe ſich den Bauch auf- blaſen.
(m)Act. Hafn. ann. IV. obſ. 82.
(n)[Spaltenumbruch]Rélation pag. 162.
(p)MARCELL. DONAT. p. 21. HARTMANN ſudor unius Jateris p. 37. Hiſt. de l’acad. 1740. p. 1. hier von zerſtoͤrter Oberhaut.
(o)GALEN. Comm. ad Pro- gnoſt. III. p. 4.
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Das Gefuͤhl. XII. Buch.
108 Fahrenh. Graden kein Schweis geweſen, bei 102
Graden aber ausgebrochen ſei. Ein andrer ſchwizzte im
Quartanfieber beim hunderten Grade (i). Jn einem
Bade, deſſen Hizze mit dem 34 Grade des Reaumur
uͤberein kam (k), floß der Schweis, obgleich der Puls
kaum vermehrt war.
So wie das Hin- und Herwerfen den Schweis ſehr
hindert, ſo befoͤrdert eine vollkommene Ruhe, wenn man
die Glieder unter dem Dekkbette haͤlt (l), den Schweis
ungemein. Wir wollen zum Voraus die Urſache geben.
Es erweichet naͤmlich die Ausduͤnſtung, welche ſich um
einen ruhigen und gekruͤmmten Koͤrper anhaͤuft, die Haut
dergeſtalt, daß ſie der duͤnſtenden Naͤſſe viel leichter nach-
giebt. Vielleicht iſt dieſes der willkuͤrliche Schweis des
Oligerius Paulus (m). Es ſchwizzte der beruͤmte
Adanſon (n) nicht einmal in der groͤſten Hizze, wenn
ein trokkner Wind dabei wehete. Jn naſſen Sommern
findet ſich bei Fiebern kein Schweis, und dieſer erfolgt
erſt bei erfolgendem Regenwetter.
Es geſchicht nicht ſelten, daß irgend ein Theil des
Leibes allein ſchwizzt, als die Stirn, die Achſel und die
Schaamſeiten.
So iſt auch der Schweis an einer Seite allein nicht
ungewoͤnlich, und wenn ich merkte, daß meine rechte
Seite ſchwizzte, ſo duͤnſtete die linke noch nicht. Ein
Schweis an der rechten Wange iſt von andern bemerkt
worden (p).
§. 2.
(o)
(i)
SCHWENKE p. 100.
(k) le MONNIER Mem. de
l’Acad. 1747.
(l) DOMERGE moyen de con-
ſerver la ſanté, er fuͤgt hinzu,
man muͤſſe ſich den Bauch auf-
blaſen.
(m) Act. Hafn. ann. IV. obſ.
82.
(n)
Rélation pag. 162.
(p) MARCELL. DONAT. p. 21.
HARTMANN ſudor unius Jateris
p. 37. Hiſt. de l’acad. 1740. p. 1.
hier von zerſtoͤrter Oberhaut.
(o) GALEN. Comm. ad Pro-
gnoſt. III. p. 4.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/322>, abgerufen am 24.11.2024.
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