Folglich ist die Muskelfaser blos der einzige Theil (x), welcher sich an lebendigen Thieren von selbst in Bewe- gung sezzt, und von der Ruhe wieder durch Reizmittel und Eisen, zur Bewegung erwekkt wird. Zu den Mus- keln gehören das Herz (y), die Gedärme (z), der Ma- gen (a), der Schlund (b), die Harnblase (c), die Ge- baermutter (d), und ein Theil der Schlageadern (e). Von der Gallenblase hat man noch keine völlige Gewis- heit (f), und man könnte es von den Blutadern vielmehr verneinen als bejahen (g). Aus den Versuchen, welche man an lebendigen Menschen angestellt, scheinet zu erhel- len, daß auch die Schleimsinus, und die Drüsen an der Reizbarkeit Theil nehmen (h).
Hingegen lassen sich diejenigen Bewegungen, welche von den schärfsten Giften hervorgebracht werden, so lange noch nach dem Tode, so sehr in trokknen und kalten Mem- branen wieder herstellen (i), und sie werden mit so grosser Zuverläßigkeit in denjenigen Theilen erregt, denen Nie- mand eine wirkliche und eigentümliche Bewegung jemals zuschreiben kann, daß man also diese Bewegungen zu kei- ner lebendigen Kraft mitzälen darf.
Wenn
(x)[Spaltenumbruch]VESALIUS pag. 264. LAURENTIUS p. 182. WIL- LIS mot. musc. p. 110. CIGNA. diss. cit. n. 4. BIRCH. T. III. pag. 396. ANDREAE pag. 8. HOUSSET p. 379. 408.
(y)L. IV. p. 465. seqq.
(z)Second. mem. Sect. 16.
(a)Sect. 15.
(b)CALDAN. p. 139. 140. Sect. 15. p. 310. seqq.
(c)Exp. 315. 317. 318. 327. 328. 329. HOUSSET. p. 335. CAL- DANI p. 115. TOSETTI Ep. II. Exp. 18.
(d)PUZOS. l. c. prem. mem. [Spaltenumbruch]
p. 60. Exp. 337. 338. 339. 340. 341. 342. CALDANI p. 117.
(e)L. II. pag. 71. 72. L. IV. p. 435. 440. L. VI. p. 206. seqq.
(f) Daß solche nicht reizbar sei, zeigt premier mem. p. 59. Exp. 313. daß sie sich zusammen ziehe, HOUSSET. p. 105.
(g)L. II. pag. 126.
(h)L. VII. p. 438 prem. mem. pag. 59. HARTLEY 174.
(i)prem. mem. p. 45. 397. sqq. response generale, p. 90. Die Gifte erweisen hier nichts, besiehe davon den ANDREAE pag. 8. BORDENAVE p. 250.
B 5
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
Folglich iſt die Muſkelfaſer blos der einzige Theil (x), welcher ſich an lebendigen Thieren von ſelbſt in Bewe- gung ſezzt, und von der Ruhe wieder durch Reizmittel und Eiſen, zur Bewegung erwekkt wird. Zu den Muſ- keln gehoͤren das Herz (y), die Gedaͤrme (z), der Ma- gen (a), der Schlund (b), die Harnblaſe (c), die Ge- baermutter (d), und ein Theil der Schlageadern (e). Von der Gallenblaſe hat man noch keine voͤllige Gewis- heit (f), und man koͤnnte es von den Blutadern vielmehr verneinen als bejahen (g). Aus den Verſuchen, welche man an lebendigen Menſchen angeſtellt, ſcheinet zu erhel- len, daß auch die Schleimſinus, und die Druͤſen an der Reizbarkeit Theil nehmen (h).
Hingegen laſſen ſich diejenigen Bewegungen, welche von den ſchaͤrfſten Giften hervorgebracht werden, ſo lange noch nach dem Tode, ſo ſehr in trokknen und kalten Mem- branen wieder herſtellen (i), und ſie werden mit ſo groſſer Zuverlaͤßigkeit in denjenigen Theilen erregt, denen Nie- mand eine wirkliche und eigentuͤmliche Bewegung jemals zuſchreiben kann, daß man alſo dieſe Bewegungen zu kei- ner lebendigen Kraft mitzaͤlen darf.
Wenn
(x)[Spaltenumbruch]VESALIUS pag. 264. LAURENTIUS p. 182. WIL- LIS mot. muſc. p. 110. CIGNA. diſſ. cit. n. 4. BIRCH. T. III. pag. 396. ANDREÆ pag. 8. HOUSSET p. 379. 408.
(y)L. IV. p. 465. ſeqq.
(z)Second. mem. Sect. 16.
(a)Sect. 15.
(b)CALDAN. p. 139. 140. Sect. 15. p. 310. ſeqq.
(c)Exp. 315. 317. 318. 327. 328. 329. HOUSSET. p. 335. CAL- DANI p. 115. TOSETTI Ep. II. Exp. 18.
(d)PUZOS. l. c. prem. mem. [Spaltenumbruch]
p. 60. Exp. 337. 338. 339. 340. 341. 342. CALDANI p. 117.
(e)L. II. pag. 71. 72. L. IV. p. 435. 440. L. VI. p. 206. ſeqq.
(f) Daß ſolche nicht reizbar ſei, zeigt premier mem. p. 59. Exp. 313. daß ſie ſich zuſammen ziehe, HOUSSET. p. 105.
(g)L. II. pag. 126.
(h)L. VII. p. 438 prem. mem. pag. 59. HARTLEY 174.
(i)prem. mem. p. 45. 397. ſqq. réſponſe générale, p. 90. Die Gifte erweiſen hier nichts, beſiehe davon den ANDREÆ pag. 8. BORDENAVE p. 250.
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II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
Folglich iſt die Muſkelfaſer blos der einzige Theil (x),
welcher ſich an lebendigen Thieren von ſelbſt in Bewe-
gung ſezzt, und von der Ruhe wieder durch Reizmittel
und Eiſen, zur Bewegung erwekkt wird. Zu den Muſ-
keln gehoͤren das Herz (y), die Gedaͤrme (z), der Ma-
gen (a), der Schlund (b), die Harnblaſe (c), die Ge-
baermutter (d), und ein Theil der Schlageadern (e).
Von der Gallenblaſe hat man noch keine voͤllige Gewis-
heit (f), und man koͤnnte es von den Blutadern vielmehr
verneinen als bejahen (g). Aus den Verſuchen, welche
man an lebendigen Menſchen angeſtellt, ſcheinet zu erhel-
len, daß auch die Schleimſinus, und die Druͤſen an
der Reizbarkeit Theil nehmen (h).
Hingegen laſſen ſich diejenigen Bewegungen, welche
von den ſchaͤrfſten Giften hervorgebracht werden, ſo lange
noch nach dem Tode, ſo ſehr in trokknen und kalten Mem-
branen wieder herſtellen (i), und ſie werden mit ſo groſſer
Zuverlaͤßigkeit in denjenigen Theilen erregt, denen Nie-
mand eine wirkliche und eigentuͤmliche Bewegung jemals
zuſchreiben kann, daß man alſo dieſe Bewegungen zu kei-
ner lebendigen Kraft mitzaͤlen darf.
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VESALIUS pag. 264.
LAURENTIUS p. 182. WIL-
LIS mot. muſc. p. 110. CIGNA.
diſſ. cit. n. 4. BIRCH. T. III.
pag. 396. ANDREÆ pag. 8.
HOUSSET p. 379. 408.
(y) L. IV. p. 465. ſeqq.
(z) Second. mem. Sect. 16.
(a) Sect. 15.
(b) CALDAN. p. 139. 140.
Sect. 15. p. 310. ſeqq.
(c) Exp. 315. 317. 318. 327. 328.
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DANI p. 115. TOSETTI Ep.
II. Exp. 18.
(d) PUZOS. l. c. prem. mem.
p. 60. Exp. 337. 338. 339. 340. 341.
342. CALDANI p. 117.
(e) L. II. pag. 71. 72. L. IV.
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(f) Daß ſolche nicht reizbar ſei,
zeigt premier mem. p. 59. Exp.
313. daß ſie ſich zuſammen ziehe,
HOUSSET. p. 105.
(g) L. II. pag. 126.
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pag. 59. HARTLEY 174.
(i) prem. mem. p. 45. 397. ſqq.
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Gifte erweiſen hier nichts, beſiehe
davon den ANDREÆ pag. 8.
BORDENAVE p. 250.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/43>, abgerufen am 21.11.2024.
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