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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Der Geruch. XIV. Buch.
Materie, welche den Geruch verursacht, und sie enthält
überhaupt die besondern Kräfte derer Körper ganz, in
welchen sie anzutreffen ist, so daß ihre besondre Kraft,
nach Zerstörung dieses Elements völlig verschwindet.

Man hat davon an Dingen Exempel, welche offnen
Leib machen, Verzükkungen erwekken, an den einschläfren-
den, giftigen, kraftersezzenden, und tödtenden Mitteln,
die den Menschen, man weis nicht auf welche Art, plözz-
lich ums Leben bringen. Von den Purgiermitteln hat
bereits J. Nicolaus Pechlin (p) die Salze erklärt. Und
es ist gewis Niemand, der nicht diesen eke haften Geruch
der Sennesblätter, des Rhei, und selbst der Jalappa,
der noch feiner ist, scheuen sollte, so bald er nur ihre
Kräfte erfahren hat. Ein jeder plözlicher und heftiger
übler Geruch erregt so gleich Ekel und Erbrechen, so wie
der Geruch des deutschen Jngwers (arum) und des Bil-
senkrautes (hyosciamus) (p*). Doch hat man auch
Exempel, daß schon der blosse Geruch des geriebenen
hellebori (q), des rhei (r), Tabaks, der Koloquinten (s)
(Eselkürbisse) (t) des Spiesglases (u), der bleichen Ro-
sen (u*), der pilularum cochiarum (x), und verschied-
ner Arzeneien überhaupt (x*) offnen Leib gemacht, und
hiermit hat es eben die Beschaffenheit, als mit den Pul-
vern vom Scammoneo, der jalappa, und dem rheo,
wenn diese liegen, und nach Verfliegung dieser Kräfte
allmälich unwirksam werden (y).

Da
(p) [Spaltenumbruch] L. c. 7. p. 93.
(p*) FLOYER pharmacobas.
p.
30.
(q) BOYLE de natur. deter-
min. effluve. p
165.
(r) PECHLIN. P. 99.
(s) Idem ibid.
(t) BOYLE. l. c.
(u) PECHLIN. p. 115.
(u*) Hist. de l'Acad. 1699. p. 57.
(x) [Spaltenumbruch] FALLOPIUS med. purg.
simpl. p. 46. SALMUTH. L. III.
n.
14.
(x*) Von dem Leipzigerarzte
Pfeifel, SCHNEIDER. l. c. SAL-
MUTH. L. III. n.
8. Ein Exem-
pel giebt Alexander BENEDICTUS
de pestilentia. BLANCAARD.

Jaarreg. l. c. n. 66.
(y) PECHLIN. p. 133. der-
gleichen beim SCHNEIDER de
osse cribrif. p.
210.

Der Geruch. XIV. Buch.
Materie, welche den Geruch verurſacht, und ſie enthaͤlt
uͤberhaupt die beſondern Kraͤfte derer Koͤrper ganz, in
welchen ſie anzutreffen iſt, ſo daß ihre beſondre Kraft,
nach Zerſtoͤrung dieſes Elements voͤllig verſchwindet.

Man hat davon an Dingen Exempel, welche offnen
Leib machen, Verzuͤkkungen erwekken, an den einſchlaͤfren-
den, giftigen, krafterſezzenden, und toͤdtenden Mitteln,
die den Menſchen, man weis nicht auf welche Art, ploͤzz-
lich ums Leben bringen. Von den Purgiermitteln hat
bereits J. Nicolaus Pechlin (p) die Salze erklaͤrt. Und
es iſt gewis Niemand, der nicht dieſen eke haften Geruch
der Sennesblaͤtter, des Rhei, und ſelbſt der Jalappa,
der noch feiner iſt, ſcheuen ſollte, ſo bald er nur ihre
Kraͤfte erfahren hat. Ein jeder ploͤzlicher und heftiger
uͤbler Geruch erregt ſo gleich Ekel und Erbrechen, ſo wie
der Geruch des deutſchen Jngwers (arum) und des Bil-
ſenkrautes (hyoſciamus) (p*). Doch hat man auch
Exempel, daß ſchon der bloſſe Geruch des geriebenen
hellebori (q), des rhei (r), Tabaks, der Koloquinten (s)
(Eſelkuͤrbiſſe) (t) des Spiesglaſes (u), der bleichen Ro-
ſen (u*), der pilularum cochiarum (x), und verſchied-
ner Arzeneien uͤberhaupt (x*) offnen Leib gemacht, und
hiermit hat es eben die Beſchaffenheit, als mit den Pul-
vern vom Scammoneo, der jalappa, und dem rheo,
wenn dieſe liegen, und nach Verfliegung dieſer Kraͤfte
allmaͤlich unwirkſam werden (y).

Da
(p) [Spaltenumbruch] L. c. 7. p. 93.
(p*) FLOYER pharmacobaſ.
p.
30.
(q) BOYLE de natur. deter-
min. effluve. p
165.
(r) PECHLIN. P. 99.
(s) Idem ibid.
(t) BOYLE. l. c.
(u) PECHLIN. p. 115.
(u*) Hiſt. de l’Acad. 1699. p. 57.
(x) [Spaltenumbruch] FALLOPIUS med. purg.
ſimpl. p. 46. SALMUTH. L. III.
n.
14.
(x*) Von dem Leipzigerarzte
Pfeifel, SCHNEIDER. l. c. SAL-
MUTH. L. III. n.
8. Ein Exem-
pel giebt Alexander BENEDICTUS
de peſtilentia. BLANCAARD.

Jaarreg. l. c. n. 66.
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gleichen beim SCHNEIDER de
oſſe cribrif. p.
210.
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[480/0498] Der Geruch. XIV. Buch. Materie, welche den Geruch verurſacht, und ſie enthaͤlt uͤberhaupt die beſondern Kraͤfte derer Koͤrper ganz, in welchen ſie anzutreffen iſt, ſo daß ihre beſondre Kraft, nach Zerſtoͤrung dieſes Elements voͤllig verſchwindet. Man hat davon an Dingen Exempel, welche offnen Leib machen, Verzuͤkkungen erwekken, an den einſchlaͤfren- den, giftigen, krafterſezzenden, und toͤdtenden Mitteln, die den Menſchen, man weis nicht auf welche Art, ploͤzz- lich ums Leben bringen. Von den Purgiermitteln hat bereits J. Nicolaus Pechlin (p) die Salze erklaͤrt. Und es iſt gewis Niemand, der nicht dieſen eke haften Geruch der Sennesblaͤtter, des Rhei, und ſelbſt der Jalappa, der noch feiner iſt, ſcheuen ſollte, ſo bald er nur ihre Kraͤfte erfahren hat. Ein jeder ploͤzlicher und heftiger uͤbler Geruch erregt ſo gleich Ekel und Erbrechen, ſo wie der Geruch des deutſchen Jngwers (arum) und des Bil- ſenkrautes (hyoſciamus) (p*). Doch hat man auch Exempel, daß ſchon der bloſſe Geruch des geriebenen hellebori (q), des rhei (r), Tabaks, der Koloquinten (s) (Eſelkuͤrbiſſe) (t) des Spiesglaſes (u), der bleichen Ro- ſen (u*), der pilularum cochiarum (x), und verſchied- ner Arzeneien uͤberhaupt (x*) offnen Leib gemacht, und hiermit hat es eben die Beſchaffenheit, als mit den Pul- vern vom Scammoneo, der jalappa, und dem rheo, wenn dieſe liegen, und nach Verfliegung dieſer Kraͤfte allmaͤlich unwirkſam werden (y). Da (p) L. c. 7. p. 93. (p*) FLOYER pharmacobaſ. p. 30. (q) BOYLE de natur. deter- min. effluve. p 165. (r) PECHLIN. P. 99. (s) Idem ibid. (t) BOYLE. l. c. (u) PECHLIN. p. 115. (u*) Hiſt. de l’Acad. 1699. p. 57. (x) FALLOPIUS med. purg. ſimpl. p. 46. SALMUTH. L. III. n. 14. (x*) Von dem Leipzigerarzte Pfeifel, SCHNEIDER. l. c. SAL- MUTH. L. III. n. 8. Ein Exem- pel giebt Alexander BENEDICTUS de peſtilentia. BLANCAARD. Jaarreg. l. c. n. 66. (y) PECHLIN. p. 133. der- gleichen beim SCHNEIDER de oſſe cribrif. p. 210.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/498>, abgerufen am 29.06.2024.