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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Der Geruch. XIV. Buch.
oder Blumenzapfen des Kastanienbaums, an der Blume
des Knabenkrautes und dessen Wurzel; den Geruch der
weiblichen Schaam und der Heeringe in der stinkenden
Melte (vulvaria) und den Aasgestank an der Stapelia.

Es sei also unter den wohlriechenden Gerüchen der erste,
der Moschgeruch, mit welchen der Geruch der Ziebethiere
viel Aenlichkeit hat. Er hat seinen ursprünglichen Sizz in
dem thierischen Talge, den die Drüsen in ein Behältnis
ausschütten, worinnen er aufbehalten, und bis auf einen
gewissen Grad faul wird. Es ist nämlich der Mosch
selbst dergleichen schmierig Wesen, das sowohl im Mosch-
thiere (o) als in der Zibetkazze, im Krokkodile, Beutel-
thiere (p), im Schmerlfische (q), vom einerlei Geruche
angerroffen wird. Doch es riechet auch der auf Aekker
ausgestreute Mist (r), sonderlich in der ersten Winterkäl-
te, so wie der Koth der Schlangen (s) des Krokodils (t),
die Eule, dieser häsliche Vogel (u), der durch Ausdäm-
pfung verdikkte Urin der Kühe (x), die trokkne Schaam
der Kuh (y), die Galle (z), wenn man sie einige Monate
lang digerirt, wie auch deren, Kraft der Fäulnis im
Wasser niedersinkender Bodensazz, das Ochsenblut, der
Morgenschweis eines gesunden Menschen, auch an mir
selbst, und digerirter Kohl nach Mosch. Wie also dieser
Geruch bei Abnehmen der Fäulnis wohlriechend wird,
so riecht frischer Mosch so unangenehm, daß man davon
ein Nasenbluten bekömmt (a), und er entsteht dagegen,
wenn wan das faul gewordne Fleisch der Krokodile dige-
rirt (a*). Eben so wenig kann man an einer lebendigen

Zibet-
(o) [Spaltenumbruch] DENIS Amer. Septentr.
p.
279.
(p) DYSON, opassum p. 16.
Von dem Wieselchen, BUFFON
Hist. natur. T. VII. p.
165.
(q) BARTHOLIN Cent. IV.
Hist.
52. an der schwarzen Feuch-
tigkeit so die Blase anfüllt.
(r) BOYLE, orig. form. p. 144.
(s) RHOD, obs. 93 Cent. III.
(t) PLINIUS L. XXVIII. c. 27.
(u) [Spaltenumbruch] Histoir. natur. des anim.
T. III. p.
600.
(x) RUTTY, synops. of. miner.
wat. T. I. p.
457.
(y) BARTHOLIN util. peregr.
p.
30.
(z) RAMSAY de bile p. 11. 12.
ALSTON on quislim p.
35.
(a) CHARDIN, voyage de Perse
T. IV. p.
46.
(a*) BUFFON, T. IX. p 309. 313.

Der Geruch. XIV. Buch.
oder Blumenzapfen des Kaſtanienbaums, an der Blume
des Knabenkrautes und deſſen Wurzel; den Geruch der
weiblichen Schaam und der Heeringe in der ſtinkenden
Melte (vulvaria) und den Aasgeſtank an der Stapelia.

Es ſei alſo unter den wohlriechenden Geruͤchen der erſte,
der Moſchgeruch, mit welchen der Geruch der Ziebethiere
viel Aenlichkeit hat. Er hat ſeinen urſpruͤnglichen Sizz in
dem thieriſchen Talge, den die Druͤſen in ein Behaͤltnis
ausſchuͤtten, worinnen er aufbehalten, und bis auf einen
gewiſſen Grad faul wird. Es iſt naͤmlich der Moſch
ſelbſt dergleichen ſchmierig Weſen, das ſowohl im Moſch-
thiere (o) als in der Zibetkazze, im Krokkodile, Beutel-
thiere (p), im Schmerlfiſche (q), vom einerlei Geruche
angerroffen wird. Doch es riechet auch der auf Aekker
ausgeſtreute Miſt (r), ſonderlich in der erſten Winterkaͤl-
te, ſo wie der Koth der Schlangen (s) des Krokodils (t),
die Eule, dieſer haͤsliche Vogel (u), der durch Ausdaͤm-
pfung verdikkte Urin der Kuͤhe (x), die trokkne Schaam
der Kuh (y), die Galle (z), wenn man ſie einige Monate
lang digerirt, wie auch deren, Kraft der Faͤulnis im
Waſſer niederſinkender Bodenſazz, das Ochſenblut, der
Morgenſchweis eines geſunden Menſchen, auch an mir
ſelbſt, und digerirter Kohl nach Moſch. Wie alſo dieſer
Geruch bei Abnehmen der Faͤulnis wohlriechend wird,
ſo riecht friſcher Moſch ſo unangenehm, daß man davon
ein Naſenbluten bekoͤmmt (a), und er entſteht dagegen,
wenn wan das faul gewordne Fleiſch der Krokodile dige-
rirt (a*). Eben ſo wenig kann man an einer lebendigen

Zibet-
(o) [Spaltenumbruch] DENIS Amer. Septentr.
p.
279.
(p) DYSON, opaſſum p. 16.
Von dem Wieſelchen, BUFFON
Hiſt. natur. T. VII. p.
165.
(q) BARTHOLIN Cent. IV.
Hiſt.
52. an der ſchwarzen Feuch-
tigkeit ſo die Blaſe anfuͤllt.
(r) BOYLE, orig. form. p. 144.
(s) RHOD, obſ. 93 Cent. III.
(t) PLINIUS L. XXVIII. c. 27.
(u) [Spaltenumbruch] Hiſtoir. natur. des anim.
T. III. p.
600.
(x) RUTTY, ſynopſ. of. miner.
wat. T. I. p.
457.
(y) BARTHOLIN util. peregr.
p.
30.
(z) RAMSAY de bile p. 11. 12.
ALSTON on quislim p.
35.
(a) CHARDIN, voyage de Perſe
T. IV. p.
46.
(a*) BUFFON, T. IX. p 309. 313.
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[486/0504] Der Geruch. XIV. Buch. oder Blumenzapfen des Kaſtanienbaums, an der Blume des Knabenkrautes und deſſen Wurzel; den Geruch der weiblichen Schaam und der Heeringe in der ſtinkenden Melte (vulvaria) und den Aasgeſtank an der Stapelia. Es ſei alſo unter den wohlriechenden Geruͤchen der erſte, der Moſchgeruch, mit welchen der Geruch der Ziebethiere viel Aenlichkeit hat. Er hat ſeinen urſpruͤnglichen Sizz in dem thieriſchen Talge, den die Druͤſen in ein Behaͤltnis ausſchuͤtten, worinnen er aufbehalten, und bis auf einen gewiſſen Grad faul wird. Es iſt naͤmlich der Moſch ſelbſt dergleichen ſchmierig Weſen, das ſowohl im Moſch- thiere (o) als in der Zibetkazze, im Krokkodile, Beutel- thiere (p), im Schmerlfiſche (q), vom einerlei Geruche angerroffen wird. Doch es riechet auch der auf Aekker ausgeſtreute Miſt (r), ſonderlich in der erſten Winterkaͤl- te, ſo wie der Koth der Schlangen (s) des Krokodils (t), die Eule, dieſer haͤsliche Vogel (u), der durch Ausdaͤm- pfung verdikkte Urin der Kuͤhe (x), die trokkne Schaam der Kuh (y), die Galle (z), wenn man ſie einige Monate lang digerirt, wie auch deren, Kraft der Faͤulnis im Waſſer niederſinkender Bodenſazz, das Ochſenblut, der Morgenſchweis eines geſunden Menſchen, auch an mir ſelbſt, und digerirter Kohl nach Moſch. Wie alſo dieſer Geruch bei Abnehmen der Faͤulnis wohlriechend wird, ſo riecht friſcher Moſch ſo unangenehm, daß man davon ein Naſenbluten bekoͤmmt (a), und er entſteht dagegen, wenn wan das faul gewordne Fleiſch der Krokodile dige- rirt (a*). Eben ſo wenig kann man an einer lebendigen Zibet- (o) DENIS Amer. Septentr. p. 279. (p) DYSON, opaſſum p. 16. Von dem Wieſelchen, BUFFON Hiſt. natur. T. VII. p. 165. (q) BARTHOLIN Cent. IV. Hiſt. 52. an der ſchwarzen Feuch- tigkeit ſo die Blaſe anfuͤllt. (r) BOYLE, orig. form. p. 144. (s) RHOD, obſ. 93 Cent. III. (t) PLINIUS L. XXVIII. c. 27. (u) Hiſtoir. natur. des anim. T. III. p. 600. (x) RUTTY, ſynopſ. of. miner. wat. T. I. p. 457. (y) BARTHOLIN util. peregr. p. 30. (z) RAMSAY de bile p. 11. 12. ALSTON on quislim p. 35. (a) CHARDIN, voyage de Perſe T. IV. p. 46. (a*) BUFFON, T. IX. p 309. 313.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/504>, abgerufen am 22.11.2024.