Geruch und das Ansehn eines weislichen etwas undurch- sichtigen Wassers. Bleibt dieser Schweis in der Falte der Weichen sizzen, und häuft er sich daselbst, wie ge- wönlich, oder in einer andern Falte an, so nimmt er in kurzer Zeit einen durchdringenden unangenemen Ge- ruch an sich, der keinem andern Geruche änlich ist, ohne nur, daß er mit dem elektrischen Funken, ich weis selbst nicht, was übereinstimmendes hat. Es wirkte die Wär- me in dieses Wasser, sie machte die sanfte Theile flüchtig, und sie fügte ihnen eine stehende Schärfe bei.
So verursacht die Fäulnis in der geruchlosen Galle, aus dem im dünnen Gedärme geruchlosen Kothe erst einen durchdringenden Gestank, hierauf einen höchst angene- men Geruch, und beide entstehen doch ohne allen Bei- tritt einer neuen Materie.
Es scheinet demnach daß Theilchen, die im thierischen Wasser sumpf, ohne Geruch und sanfter Art sind, so- bald ein Theil des Wassers verraucht, von einer zarten Wärme geruchbar gemacht werden. Sie werden zu glei- cher Zeit zärter gemacht, wenn ihre flüchtige Theile in der Luft verfliegen. Ueberhaupt scheint die Natur der Gerüche auf eine Zartmachung der Theile anzukommen, welche uns durch die Luft zufliegen, so wie auf eine ge- wisse Schärfe, welche macht, daß sie unsre Nase rühren. Vielleicht ist selbst die unbezwingliche Härte der Wasser- theile Ursache, daß das Wasser, indem es Gerüche aus- dampfet, keinen Geruch annimmt; indessen sind beide Eigenschaften notwendig zu verbinden, wofern ein Ge- ruch entstehen soll (u). Es sind die Mittelsalze scharf, aber ohne flüchtig zu sein; es ist das Wasser flüchtig, ohne scharf zu sein; es riechen die flüchtigen Salze, weil sie beide Eigenschaften mit einander verbinden. Ja es ist fast kein einziger Körper, Wasser ausgenommen, welcher
nicht,
(u)[Spaltenumbruch]
Blos die Zartheit HERA- CLITUS; Er sagt, alles was zu [Spaltenumbruch]
Rauch wird, kann gerochen werden ARISTOTELES, de sensu n. 5.
Der Geruch. XIV. Buch.
Geruch und das Anſehn eines weislichen etwas undurch- ſichtigen Waſſers. Bleibt dieſer Schweis in der Falte der Weichen ſizzen, und haͤuft er ſich daſelbſt, wie ge- woͤnlich, oder in einer andern Falte an, ſo nimmt er in kurzer Zeit einen durchdringenden unangenemen Ge- ruch an ſich, der keinem andern Geruche aͤnlich iſt, ohne nur, daß er mit dem elektriſchen Funken, ich weis ſelbſt nicht, was uͤbereinſtimmendes hat. Es wirkte die Waͤr- me in dieſes Waſſer, ſie machte die ſanfte Theile fluͤchtig, und ſie fuͤgte ihnen eine ſtehende Schaͤrfe bei.
So verurſacht die Faͤulnis in der geruchloſen Galle, aus dem im duͤnnen Gedaͤrme geruchloſen Kothe erſt einen durchdringenden Geſtank, hierauf einen hoͤchſt angene- men Geruch, und beide entſtehen doch ohne allen Bei- tritt einer neuen Materie.
Es ſcheinet demnach daß Theilchen, die im thieriſchen Waſſer ſumpf, ohne Geruch und ſanfter Art ſind, ſo- bald ein Theil des Waſſers verraucht, von einer zarten Waͤrme geruchbar gemacht werden. Sie werden zu glei- cher Zeit zaͤrter gemacht, wenn ihre fluͤchtige Theile in der Luft verfliegen. Ueberhaupt ſcheint die Natur der Geruͤche auf eine Zartmachung der Theile anzukommen, welche uns durch die Luft zufliegen, ſo wie auf eine ge- wiſſe Schaͤrfe, welche macht, daß ſie unſre Naſe ruͤhren. Vielleicht iſt ſelbſt die unbezwingliche Haͤrte der Waſſer- theile Urſache, daß das Waſſer, indem es Geruͤche aus- dampfet, keinen Geruch annimmt; indeſſen ſind beide Eigenſchaften notwendig zu verbinden, wofern ein Ge- ruch entſtehen ſoll (u). Es ſind die Mittelſalze ſcharf, aber ohne fluͤchtig zu ſein; es iſt das Waſſer fluͤchtig, ohne ſcharf zu ſein; es riechen die fluͤchtigen Salze, weil ſie beide Eigenſchaften mit einander verbinden. Ja es iſt faſt kein einziger Koͤrper, Waſſer ausgenommen, welcher
nicht,
(u)[Spaltenumbruch]
Blos die Zartheit HERA- CLITUS; Er ſagt, alles was zu [Spaltenumbruch]
Rauch wird, kann gerochen werden ARISTOTELES, de ſenſu n. 5.
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Der Geruch. XIV. Buch.
Geruch und das Anſehn eines weislichen etwas undurch-
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der Weichen ſizzen, und haͤuft er ſich daſelbſt, wie ge-
woͤnlich, oder in einer andern Falte an, ſo nimmt er
in kurzer Zeit einen durchdringenden unangenemen Ge-
ruch an ſich, der keinem andern Geruche aͤnlich iſt, ohne
nur, daß er mit dem elektriſchen Funken, ich weis ſelbſt
nicht, was uͤbereinſtimmendes hat. Es wirkte die Waͤr-
me in dieſes Waſſer, ſie machte die ſanfte Theile fluͤchtig,
und ſie fuͤgte ihnen eine ſtehende Schaͤrfe bei.
So verurſacht die Faͤulnis in der geruchloſen Galle,
aus dem im duͤnnen Gedaͤrme geruchloſen Kothe erſt einen
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men Geruch, und beide entſtehen doch ohne allen Bei-
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Es ſcheinet demnach daß Theilchen, die im thieriſchen
Waſſer ſumpf, ohne Geruch und ſanfter Art ſind, ſo-
bald ein Theil des Waſſers verraucht, von einer zarten
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cher Zeit zaͤrter gemacht, wenn ihre fluͤchtige Theile in
der Luft verfliegen. Ueberhaupt ſcheint die Natur der
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welche uns durch die Luft zufliegen, ſo wie auf eine ge-
wiſſe Schaͤrfe, welche macht, daß ſie unſre Naſe ruͤhren.
Vielleicht iſt ſelbſt die unbezwingliche Haͤrte der Waſſer-
theile Urſache, daß das Waſſer, indem es Geruͤche aus-
dampfet, keinen Geruch annimmt; indeſſen ſind beide
Eigenſchaften notwendig zu verbinden, wofern ein Ge-
ruch entſtehen ſoll (u). Es ſind die Mittelſalze ſcharf,
aber ohne fluͤchtig zu ſein; es iſt das Waſſer fluͤchtig,
ohne ſcharf zu ſein; es riechen die fluͤchtigen Salze, weil
ſie beide Eigenſchaften mit einander verbinden. Ja es iſt
faſt kein einziger Koͤrper, Waſſer ausgenommen, welcher
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/514>, abgerufen am 22.11.2024.
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