Hierzu könnte man noch fügen, wenn dieser Theil beschädigt, oder die Strasse der Luft gehemmt, und davon der Weg der riechenden Ausflüsse abgeleitet worden, so müsse auch der Geruch schwach werden, und endlich gar verschwinden; und es ist sehr warscheinlich, daß dieser Theil, welcher an Nerven einen Ueberfluß hat, auch leichter für das Werkzeug des Geruches angesehen werden könne.
Wenn man dieses zum Grunde sezzet: so finden wir in der obern Nasenscheidewand eine Stelle, welche den Ausflüssen der Luft ausgesezzt ist, eine Menge Nerven, eine dikke Schleimhaut, und weiter nichts von einem beson- dern Bau.
An den Schleimhölen finden wir, daß die Kinder, welche doch einen scharfen Geruch haben, keine Schleim- hölen haben, und daß sie auch einigen erwachsenen Per- sonen, bei denen doch dieser Sinn ganz gut ist, mangeln (q); daß sie eine zärtere Membran, keine so deutliche Ner- ven, und einen knochigen Bau haben, welcher vielmehr geschikkt ist, den Schleim zu beherbergen, als einen be- sondern Sinn auszuüben.
An den schwammigen Knochen finden wir beinahe alle Eigenschaften beisammen, welche wir anfangs ver- langten. Sie kommen vor in den Fischen, Vögeln, und in den vierfüßigen Thieren. Sie sind besonders plattenwei- se gebaut, und bestehen in den Fischen aus geraden (r) einander parallelen, zalreichen Platten, wie im Stör (tursio) (s) an einem Fische aus dem Geschlechte der Seehunde (t), am Karpen (u) Rochen (x), und der Schildkröte (y). Diese Plättchen sind in einer besondern Höle oder Sinus der Gehirnschale enthalten. Sie be-
stehen
(q)[Spaltenumbruch]SCHNEIDER de Catarr. L. I. c. 6.
(r)PERRAULT, ess. de phys. T. III. p. 264. tab. 9. f. 3.
(s)TYSON, p. 39.
(t)[Spaltenumbruch]STENON. Myolog. spec. tab. 7. f. 1.
(u)COLLINUS, tab. 64. f. 1.
(x)Idem tab. 61. f. 1. 2. t. 62. f. 1. p. 1043.
(y)CALDESI, p. 14.
III. Abſchnitt. Werkzeug.
Hierzu koͤnnte man noch fuͤgen, wenn dieſer Theil beſchaͤdigt, oder die Straſſe der Luft gehemmt, und davon der Weg der riechenden Ausfluͤſſe abgeleitet worden, ſo muͤſſe auch der Geruch ſchwach werden, und endlich gar verſchwinden; und es iſt ſehr warſcheinlich, daß dieſer Theil, welcher an Nerven einen Ueberfluß hat, auch leichter fuͤr das Werkzeug des Geruches angeſehen werden koͤnne.
Wenn man dieſes zum Grunde ſezzet: ſo finden wir in der obern Naſenſcheidewand eine Stelle, welche den Ausfluͤſſen der Luft ausgeſezzt iſt, eine Menge Nerven, eine dikke Schleimhaut, und weiter nichts von einem beſon- dern Bau.
An den Schleimhoͤlen finden wir, daß die Kinder, welche doch einen ſcharfen Geruch haben, keine Schleim- hoͤlen haben, und daß ſie auch einigen erwachſenen Per- ſonen, bei denen doch dieſer Sinn ganz gut iſt, mangeln (q); daß ſie eine zaͤrtere Membran, keine ſo deutliche Ner- ven, und einen knochigen Bau haben, welcher vielmehr geſchikkt iſt, den Schleim zu beherbergen, als einen be- ſondern Sinn auszuuͤben.
An den ſchwammigen Knochen finden wir beinahe alle Eigenſchaften beiſammen, welche wir anfangs ver- langten. Sie kommen vor in den Fiſchen, Voͤgeln, und in den vierfuͤßigen Thieren. Sie ſind beſonders plattenwei- ſe gebaut, und beſtehen in den Fiſchen aus geraden (r) einander parallelen, zalreichen Platten, wie im Stoͤr (turſio) (s) an einem Fiſche aus dem Geſchlechte der Seehunde (t), am Karpen (u) Rochen (x), und der Schildkroͤte (y). Dieſe Plaͤttchen ſind in einer beſondern Hoͤle oder Sinus der Gehirnſchale enthalten. Sie be-
ſtehen
(q)[Spaltenumbruch]SCHNEIDER de Catarr. L. I. c. 6.
(r)PERRAULT, eſſ. de phyſ. T. III. p. 264. tab. 9. f. 3.
(s)TYSON, p. 39.
(t)[Spaltenumbruch]STENON. Myolog. ſpec. tab. 7. f. 1.
(u)COLLINUS, tab. 64. f. 1.
(x)Idem tab. 61. f. 1. 2. t. 62. f. 1. p. 1043.
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[507/0525]
III. Abſchnitt. Werkzeug.
Hierzu koͤnnte man noch fuͤgen, wenn dieſer Theil
beſchaͤdigt, oder die Straſſe der Luft gehemmt, und davon
der Weg der riechenden Ausfluͤſſe abgeleitet worden, ſo
muͤſſe auch der Geruch ſchwach werden, und endlich gar
verſchwinden; und es iſt ſehr warſcheinlich, daß dieſer Theil,
welcher an Nerven einen Ueberfluß hat, auch leichter fuͤr
das Werkzeug des Geruches angeſehen werden koͤnne.
Wenn man dieſes zum Grunde ſezzet: ſo finden wir
in der obern Naſenſcheidewand eine Stelle, welche den
Ausfluͤſſen der Luft ausgeſezzt iſt, eine Menge Nerven, eine
dikke Schleimhaut, und weiter nichts von einem beſon-
dern Bau.
An den Schleimhoͤlen finden wir, daß die Kinder,
welche doch einen ſcharfen Geruch haben, keine Schleim-
hoͤlen haben, und daß ſie auch einigen erwachſenen Per-
ſonen, bei denen doch dieſer Sinn ganz gut iſt, mangeln
(q); daß ſie eine zaͤrtere Membran, keine ſo deutliche Ner-
ven, und einen knochigen Bau haben, welcher vielmehr
geſchikkt iſt, den Schleim zu beherbergen, als einen be-
ſondern Sinn auszuuͤben.
An den ſchwammigen Knochen finden wir beinahe
alle Eigenſchaften beiſammen, welche wir anfangs ver-
langten. Sie kommen vor in den Fiſchen, Voͤgeln, und in
den vierfuͤßigen Thieren. Sie ſind beſonders plattenwei-
ſe gebaut, und beſtehen in den Fiſchen aus geraden (r)
einander parallelen, zalreichen Platten, wie im Stoͤr
(turſio) (s) an einem Fiſche aus dem Geſchlechte der
Seehunde (t), am Karpen (u) Rochen (x), und der
Schildkroͤte (y). Dieſe Plaͤttchen ſind in einer beſondern
Hoͤle oder Sinus der Gehirnſchale enthalten. Sie be-
ſtehen
(q)
SCHNEIDER de Catarr. L.
I. c. 6.
(r) PERRAULT, eſſ. de phyſ.
T. III. p. 264. tab. 9. f. 3.
(s) TYSON, p. 39.
(t)
STENON. Myolog. ſpec.
tab. 7. f. 1.
(u) COLLINUS, tab. 64. f. 1.
(x) Idem tab. 61. f. 1. 2. t. 62.
f. 1. p. 1043.
(y) CALDESI, p. 14.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/525>, abgerufen am 22.11.2024.
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