Uebrigens können manche Menschen blosse liegende, und empfindlichere Nerven haben, entweder weil die höchst zarten Nerven vom Tabak zerstört werden, oder weil sie vom Kampfer angegriffen worden (g), oder auch durch einen organischen Feler (h), oder von unbekannten Ur- sachen (i) untauglich geworden, welche vermutlich in den besser bedekkten Nerven oder in weniger Nerven stekken kann.
Wenigstens lieset man hin und wieder von Menschen, welche kein Vermögen zu riechen haben (k).
Dahingegen kommen andre, oder auch ganze Völker- schaften, oder einzelne Menschen mit ihrer scharfen Kraft zu spüren, so gar den Thieren nahe. Kardan erwänt von sich selbst (l), daß er allezeit was zu riechen pflege. Eine Frauensperson, welche den Schwefelgeruch vor dem Gewitter unterscheiden konnte, führet der berümte Woodward(m) an, wie wir vor kurzem erzält haben. Von andern trift man hie und da dergleichen Exempel an (n). Ja es giebet ganze Völker, welche von feinem Geruche sind. Dieser Sinn ist für die Jndianer des nordlichen Amerika der Wegweiser, ihre Feinde auszu- spüren (o). Wir lesen bei glaubwürdigen Schriftstellern, daß es auf den antillischen Eilanden Negers gebe, welche durch den Geruch die Spur eines Negers, von der Spur eines Franzosen zu unterscheiden wissen (p).
Es scheinet fast, daß einfache Speisen Ursache davon sind, daß manche Menschen einen reinern Geruch besizzen,
wie
(g)[Spaltenumbruch]BARTHOLIN Cent. IV. hist. 91.
(h)SCHNEIDER de osse cri- briformi p 113. Lege p. 213. Alex. BENEDICTUS, anat. p. 446.
(i)BORELL cent. II. obs. 88.
(k)RIVIN, de morbo a vestitu pag. 18. ALEXANDER BENE- DICTUS p. 58.
(l)VARIET p. 16. auch so gar seinen eignen Körper.
(m)CASER p. 341.
(n)[Spaltenumbruch]Vide de cephalatum p. 170. CHARLETON l. c. welcher Kin- der von ferne riechen konnte. I. DO- WOLF p. 80. welcher Wasserottern LEHMANN CHRONIC pag. 612. welcher nasse Kleider von trokknen unterschied, VIRIDET du bon chyle p. 659. den Weg im wüsten Arabien bava bathra.
(o)v. RECK Reise der Salzbur- ger T. I. p. 862.
(p)le CATT p. 256.
Der Geruch. XIV. Buch.
Uebrigens koͤnnen manche Menſchen bloſſe liegende, und empfindlichere Nerven haben, entweder weil die hoͤchſt zarten Nerven vom Tabak zerſtoͤrt werden, oder weil ſie vom Kampfer angegriffen worden (g), oder auch durch einen organiſchen Feler (h), oder von unbekannten Ur- ſachen (i) untauglich geworden, welche vermutlich in den beſſer bedekkten Nerven oder in weniger Nerven ſtekken kann.
Wenigſtens lieſet man hin und wieder von Menſchen, welche kein Vermoͤgen zu riechen haben (k).
Dahingegen kommen andre, oder auch ganze Voͤlker- ſchaften, oder einzelne Menſchen mit ihrer ſcharfen Kraft zu ſpuͤren, ſo gar den Thieren nahe. Kardan erwaͤnt von ſich ſelbſt (l), daß er allezeit was zu riechen pflege. Eine Frauensperſon, welche den Schwefelgeruch vor dem Gewitter unterſcheiden konnte, fuͤhret der beruͤmte Woodward(m) an, wie wir vor kurzem erzaͤlt haben. Von andern trift man hie und da dergleichen Exempel an (n). Ja es giebet ganze Voͤlker, welche von feinem Geruche ſind. Dieſer Sinn iſt fuͤr die Jndianer des nordlichen Amerika der Wegweiſer, ihre Feinde auszu- ſpuͤren (o). Wir leſen bei glaubwuͤrdigen Schriftſtellern, daß es auf den antilliſchen Eilanden Negers gebe, welche durch den Geruch die Spur eines Negers, von der Spur eines Franzoſen zu unterſcheiden wiſſen (p).
Es ſcheinet faſt, daß einfache Speiſen Urſache davon ſind, daß manche Menſchen einen reinern Geruch beſizzen,
wie
(g)[Spaltenumbruch]BARTHOLIN Cent. IV. hiſt. 91.
(h)SCHNEIDER de oſſe cri- briformi p 113. Lege p. 213. Alex. BENEDICTUS, anat. p. 446.
(i)BORELL cent. II. obſ. 88.
(k)RIVIN, de morbo a veſtitu pag. 18. ALEXANDER BENE- DICTUS p. 58.
(l)VARIET p. 16. auch ſo gar ſeinen eignen Koͤrper.
(m)CASER p. 341.
(n)[Spaltenumbruch]Vide de cephalatum p. 170. CHARLETON l. c. welcher Kin- der von ferne riechen konnte. I. DO- WOLF p. 80. welcher Waſſerottern LEHMANN CHRONIC pag. 612. welcher naſſe Kleider von trokknen unterſchied, VIRIDET du bon chyle p. 659. den Weg im wuͤſten Arabien bava bathra.
(o)v. RECK Reiſe der Salzbur- ger T. I. p. 862.
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Der Geruch. XIV. Buch.
Uebrigens koͤnnen manche Menſchen bloſſe liegende,
und empfindlichere Nerven haben, entweder weil die hoͤchſt
zarten Nerven vom Tabak zerſtoͤrt werden, oder weil ſie
vom Kampfer angegriffen worden (g), oder auch durch
einen organiſchen Feler (h), oder von unbekannten Ur-
ſachen (i) untauglich geworden, welche vermutlich in den
beſſer bedekkten Nerven oder in weniger Nerven ſtekken
kann.
Wenigſtens lieſet man hin und wieder von Menſchen,
welche kein Vermoͤgen zu riechen haben (k).
Dahingegen kommen andre, oder auch ganze Voͤlker-
ſchaften, oder einzelne Menſchen mit ihrer ſcharfen Kraft
zu ſpuͤren, ſo gar den Thieren nahe. Kardan erwaͤnt
von ſich ſelbſt (l), daß er allezeit was zu riechen pflege.
Eine Frauensperſon, welche den Schwefelgeruch vor
dem Gewitter unterſcheiden konnte, fuͤhret der beruͤmte
Woodward (m) an, wie wir vor kurzem erzaͤlt haben.
Von andern trift man hie und da dergleichen Exempel
an (n). Ja es giebet ganze Voͤlker, welche von feinem
Geruche ſind. Dieſer Sinn iſt fuͤr die Jndianer des
nordlichen Amerika der Wegweiſer, ihre Feinde auszu-
ſpuͤren (o). Wir leſen bei glaubwuͤrdigen Schriftſtellern,
daß es auf den antilliſchen Eilanden Negers gebe, welche
durch den Geruch die Spur eines Negers, von der Spur
eines Franzoſen zu unterſcheiden wiſſen (p).
Es ſcheinet faſt, daß einfache Speiſen Urſache davon
ſind, daß manche Menſchen einen reinern Geruch beſizzen,
wie
(g)
BARTHOLIN Cent. IV.
hiſt. 91.
(h) SCHNEIDER de oſſe cri-
briformi p 113. Lege p. 213. Alex.
BENEDICTUS, anat. p. 446.
(i) BORELL cent. II. obſ. 88.
(k) RIVIN, de morbo a veſtitu
pag. 18. ALEXANDER BENE-
DICTUS p. 58.
(l) VARIET p. 16. auch ſo gar
ſeinen eignen Koͤrper.
(m) CASER p. 341.
(n)
Vide de cephalatum p. 170.
CHARLETON l. c. welcher Kin-
der von ferne riechen konnte. I. DO-
WOLF p. 80. welcher Waſſerottern
LEHMANN CHRONIC pag. 612.
welcher naſſe Kleider von trokknen
unterſchied, VIRIDET du bon
chyle p. 659. den Weg im wuͤſten
Arabien bava bathra.
(o) v. RECK Reiſe der Salzbur-
ger T. I. p. 862.
(p) le CATT p. 256.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/530>, abgerufen am 22.11.2024.
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