Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Gehör. XV. Buch.

Aus diesen Drüsen fliesset ein gelber Saft, wie ein
dünnes Oel (m), der sich in dem Gange, an einem war-
men Orte, und mit Beitritt der Luft, in eine Art von
gelber, sehr bitterer, und im Feuer brennender Salbe
verwandelt (n). Mann nennt es Ohrenschmalz. Wenn
dieses stokkt, sich sammelt, so bildet es sich oftmals in
feste Cilinder (o), die den Gehirngang verstopfen, und
Leute gemeiniglich taub (o*) oder schwerhörend machen.
Man kan solche Personen leicht, mit Seife, die man in
Wasser zergehen lassen, und in den Gehörgang sprizzet,
wie ich oft gesehen, wieder herstellen (p). Man lieset hie
und da, daß das Ohrenschmalz bei sterbenden süsse wer-
den soll (q).

Man glaubt, daß das Ohrenschmalz, nicht nur Jn-
sekten, welche uns grosse Quaal verursachen könnten, ein-
wikkeln, sondern auch die gar zu grosse Heftigkeit starker
Töne brechen können (r). Ausserdem beschüzzt es, wie
sonst die Schmier die Haut wieder die Gewaltsamkeit der
Luft, und erhält sie weich, und empfindlich (s). Eben
diesen Nuzzen leistet auch die schleimige Membran in der
Frucht (s*).

Die Vögel haben kein Ohrenschmalz, sondern nur
diejenigen Thiere, die einen langen Gehörgang besizzen (t).

Es gehören die Drüsen des Bokkes (u) in das Ge-
schlecht der einfachen Drüsen, dergleichen eine Menge in
der Ohrendrüse vorkommen.

§. 10
(m) [Spaltenumbruch] BOERHAAVE de fabr.
glandul. p.
8.
(n) Idem. daß er den Schaum,
des aus der Ader gelassenen Bluts
auflöse du HaMEL, Corp. anim.
L. II. c.
4. Mit dem Bibergeil
vergleichts PECHLINUS.
(o) VALSALVA, pag. 12. DU-
VERNEY, p. 72. 157. PECHLIN
obs. L. II. c.
46.
(o*) Idem KENNEDY, opth-
ha[l]m. p.
108.
(p) [Spaltenumbruch] PECHLIN ibid.
(q) eph. Nat. cur. Dec. II. ann.
3. obs. 91. LISTER, p. 370. ex
GALLENO.
(r) BOURGELAT, hippiatr. L.
II. p.
211.
(s) Idem ibid. p. 209.
(s*) GORTER l. c.
(t) DERHAM l. c. p. 121.
(u) VALSALVA t. 1. f. 1.
Das Gehoͤr. XV. Buch.

Aus dieſen Druͤſen flieſſet ein gelber Saft, wie ein
duͤnnes Oel (m), der ſich in dem Gange, an einem war-
men Orte, und mit Beitritt der Luft, in eine Art von
gelber, ſehr bitterer, und im Feuer brennender Salbe
verwandelt (n). Mann nennt es Ohrenſchmalz. Wenn
dieſes ſtokkt, ſich ſammelt, ſo bildet es ſich oftmals in
feſte Cilinder (o), die den Gehirngang verſtopfen, und
Leute gemeiniglich taub (o*) oder ſchwerhoͤrend machen.
Man kan ſolche Perſonen leicht, mit Seife, die man in
Waſſer zergehen laſſen, und in den Gehoͤrgang ſprizzet,
wie ich oft geſehen, wieder herſtellen (p). Man lieſet hie
und da, daß das Ohrenſchmalz bei ſterbenden ſuͤſſe wer-
den ſoll (q).

Man glaubt, daß das Ohrenſchmalz, nicht nur Jn-
ſekten, welche uns groſſe Quaal verurſachen koͤnnten, ein-
wikkeln, ſondern auch die gar zu groſſe Heftigkeit ſtarker
Toͤne brechen koͤnnen (r). Auſſerdem beſchuͤzzt es, wie
ſonſt die Schmier die Haut wieder die Gewaltſamkeit der
Luft, und erhaͤlt ſie weich, und empfindlich (s). Eben
dieſen Nuzzen leiſtet auch die ſchleimige Membran in der
Frucht (s*).

Die Voͤgel haben kein Ohrenſchmalz, ſondern nur
diejenigen Thiere, die einen langen Gehoͤrgang beſizzen (t).

Es gehoͤren die Druͤſen des Bokkes (u) in das Ge-
ſchlecht der einfachen Druͤſen, dergleichen eine Menge in
der Ohrendruͤſe vorkommen.

§. 10
(m) [Spaltenumbruch] BOERHAAVE de fabr.
glandul. p.
8.
(n) Idem. daß er den Schaum,
des aus der Ader gelaſſenen Bluts
aufloͤſe du HaMEL, Corp. anim.
L. II. c.
4. Mit dem Bibergeil
vergleichts PECHLINUS.
(o) VALSALVA, pag. 12. DU-
VERNEY, p. 72. 157. PECHLIN
obſ. L. II. c.
46.
(o*) Idem KENNEDY, opth-
ha[l]m. p.
108.
(p) [Spaltenumbruch] PECHLIN ibid.
(q) eph. Nat. cur. Dec. II. ann.
3. obſ. 91. LISTER, p. 370. ex
GALLENO.
(r) BOURGELAT, hippiatr. L.
II. p.
211.
(s) Idem ibid. p. 209.
(s*) GORTER l. c.
(t) DERHAM l. c. p. 121.
(u) VALSALVA t. 1. f. 1.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0560" n="542"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Geho&#x0364;r. <hi rendition="#aq">XV.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
            <p>Aus die&#x017F;en Dru&#x0364;&#x017F;en flie&#x017F;&#x017F;et ein gelber Saft, wie ein<lb/>
du&#x0364;nnes Oel <note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BOERHAAVE</hi> de fabr.<lb/>
glandul. p.</hi> 8.</note>, der &#x017F;ich in dem Gange, an einem war-<lb/>
men Orte, und mit Beitritt der Luft, in eine Art von<lb/>
gelber, &#x017F;ehr bitterer, und im Feuer brennender Salbe<lb/>
verwandelt <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">Idem.</hi> daß er den Schaum,<lb/>
des aus der Ader gela&#x017F;&#x017F;enen Bluts<lb/>
auflo&#x0364;&#x017F;e <hi rendition="#aq">du H<hi rendition="#k">a</hi>MEL, Corp. anim.<lb/>
L. II. c.</hi> 4. Mit dem Bibergeil<lb/>
vergleichts <hi rendition="#aq">PECHLINUS.</hi></note>. Mann nennt es Ohren&#x017F;chmalz. Wenn<lb/>
die&#x017F;es &#x017F;tokkt, &#x017F;ich &#x017F;ammelt, &#x017F;o bildet es &#x017F;ich oftmals in<lb/>
fe&#x017F;te Cilinder <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">VALSALVA, pag. 12. DU-<lb/>
VERNEY, p. 72. 157. PECHLIN<lb/>
ob&#x017F;. L. II. c.</hi> 46.</note>, die den Gehirngang ver&#x017F;topfen, und<lb/>
Leute gemeiniglich taub <note place="foot" n="(o*)"><hi rendition="#aq">Idem KENNEDY, opth-<lb/>
ha<supplied>l</supplied>m. p.</hi> 108.</note> oder &#x017F;chwerho&#x0364;rend machen.<lb/>
Man kan &#x017F;olche Per&#x017F;onen leicht, mit Seife, die man in<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er zergehen la&#x017F;&#x017F;en, und in den Geho&#x0364;rgang &#x017F;prizzet,<lb/>
wie ich oft ge&#x017F;ehen, wieder her&#x017F;tellen <note place="foot" n="(p)"><cb/><hi rendition="#aq">PECHLIN ibid.</hi></note>. Man lie&#x017F;et hie<lb/>
und da, daß das Ohren&#x017F;chmalz bei &#x017F;terbenden &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e wer-<lb/>
den &#x017F;oll <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">eph. Nat. cur. Dec. II. ann.<lb/>
3. ob&#x017F;. 91. <hi rendition="#g">LISTER,</hi> p. 370. ex<lb/>
GALLENO.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Man glaubt, daß das Ohren&#x017F;chmalz, nicht nur Jn-<lb/>
&#x017F;ekten, welche uns gro&#x017F;&#x017F;e Quaal verur&#x017F;achen ko&#x0364;nnten, ein-<lb/>
wikkeln, &#x017F;ondern auch die gar zu gro&#x017F;&#x017F;e Heftigkeit &#x017F;tarker<lb/>
To&#x0364;ne brechen ko&#x0364;nnen <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">BOURGELAT, hippiatr. L.<lb/>
II. p.</hi> 211.</note>. Au&#x017F;&#x017F;erdem be&#x017F;chu&#x0364;zzt es, wie<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t die Schmier die Haut wieder die Gewalt&#x017F;amkeit der<lb/>
Luft, und erha&#x0364;lt &#x017F;ie weich, und empfindlich <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">Idem ibid. p.</hi> 209.</note>. Eben<lb/>
die&#x017F;en Nuzzen lei&#x017F;tet auch die &#x017F;chleimige Membran in der<lb/>
Frucht <note place="foot" n="(s*)"><hi rendition="#aq">GORTER l. c.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Die Vo&#x0364;gel haben kein Ohren&#x017F;chmalz, &#x017F;ondern nur<lb/>
diejenigen Thiere, die einen langen Geho&#x0364;rgang be&#x017F;izzen <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">DERHAM l. c. p.</hi> 121.</note>.</p><lb/>
            <p>Es geho&#x0364;ren die Dru&#x0364;&#x017F;en des Bokkes <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">VALSALVA t. 1. f.</hi> 1.</note> in das Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht der einfachen Dru&#x0364;&#x017F;en, dergleichen eine Menge in<lb/>
der Ohrendru&#x0364;&#x017F;e vorkommen.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 10</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[542/0560] Das Gehoͤr. XV. Buch. Aus dieſen Druͤſen flieſſet ein gelber Saft, wie ein duͤnnes Oel (m), der ſich in dem Gange, an einem war- men Orte, und mit Beitritt der Luft, in eine Art von gelber, ſehr bitterer, und im Feuer brennender Salbe verwandelt (n). Mann nennt es Ohrenſchmalz. Wenn dieſes ſtokkt, ſich ſammelt, ſo bildet es ſich oftmals in feſte Cilinder (o), die den Gehirngang verſtopfen, und Leute gemeiniglich taub (o*) oder ſchwerhoͤrend machen. Man kan ſolche Perſonen leicht, mit Seife, die man in Waſſer zergehen laſſen, und in den Gehoͤrgang ſprizzet, wie ich oft geſehen, wieder herſtellen (p). Man lieſet hie und da, daß das Ohrenſchmalz bei ſterbenden ſuͤſſe wer- den ſoll (q). Man glaubt, daß das Ohrenſchmalz, nicht nur Jn- ſekten, welche uns groſſe Quaal verurſachen koͤnnten, ein- wikkeln, ſondern auch die gar zu groſſe Heftigkeit ſtarker Toͤne brechen koͤnnen (r). Auſſerdem beſchuͤzzt es, wie ſonſt die Schmier die Haut wieder die Gewaltſamkeit der Luft, und erhaͤlt ſie weich, und empfindlich (s). Eben dieſen Nuzzen leiſtet auch die ſchleimige Membran in der Frucht (s*). Die Voͤgel haben kein Ohrenſchmalz, ſondern nur diejenigen Thiere, die einen langen Gehoͤrgang beſizzen (t). Es gehoͤren die Druͤſen des Bokkes (u) in das Ge- ſchlecht der einfachen Druͤſen, dergleichen eine Menge in der Ohrendruͤſe vorkommen. §. 10 (m) BOERHAAVE de fabr. glandul. p. 8. (n) Idem. daß er den Schaum, des aus der Ader gelaſſenen Bluts aufloͤſe du HaMEL, Corp. anim. L. II. c. 4. Mit dem Bibergeil vergleichts PECHLINUS. (o) VALSALVA, pag. 12. DU- VERNEY, p. 72. 157. PECHLIN obſ. L. II. c. 46. (o*) Idem KENNEDY, opth- halm. p. 108. (p) PECHLIN ibid. (q) eph. Nat. cur. Dec. II. ann. 3. obſ. 91. LISTER, p. 370. ex GALLENO. (r) BOURGELAT, hippiatr. L. II. p. 211. (s) Idem ibid. p. 209. (s*) GORTER l. c. (t) DERHAM l. c. p. 121. (u) VALSALVA t. 1. f. 1.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/560
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/560>, abgerufen am 22.11.2024.