Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Thierische Bewegung. XI. Buch.
brachten Reize überein. Es läst sich eben diese Kraft,
wie es scheint, vom Gebrauche des Opium (u) schwächen,
weil sich alsdenn im ganzen Körper das Wasser anhäuft,
wie auch von dem Einschmieren mit Oel, von erweichen-
den Arzneien, und allen Entkräftungen verringern. Sie
wächst von einer mittelmäßigen Ausdehnung des reizba-
ren Theiles, wie man an dem Einblasen der Luft sehen
kann. Sie hört in einer zu heftigen Spannung auf.
So verliert das Herzohr (x) oder die Kammer des Her-
zens (y), wenn sie sehr mit Blut angefüllt sind, das Ge-
därme (z), wenn es eben so von der Luft ausgedehnt ist,
und die Harnblase, die mit Harn überladen wird (a),
ihre reizbare Beschaffenheit. Es verstattet mir die weit-
läuftige Arbeit, und die gegenwärtige Sache nicht, daß
ich dieses umständlicher ausführe.

Es scheinen übrigens die kleinen Thiere mehr Reiz-
barkeit und die grossen weniger zu besizzen (b). Man
mus einem Pferde übermäßige Dosen von Brechmitteln
und Klistiren reichen, wenn die Gedärme gereizt werden
sollen, um sich auszuleeren.

Es scheint auch, daß diese oder jene Theile des Kör-
pers von einerlei Reizmitteln anders angegriffen werden
(c). So verträgt die Harnblase einen sehr scharfen Urin,
aber nicht so gut laulich Wasser, welches man in sie sprizzt.

Der
(u) [Spaltenumbruch] Sie kann im Zuvielen, und
im Zuwenigen sündigen. GAU-
BIUS
I. C. p
79.
(x) Exp. 545.
(y) HOUSSET p. 343. 405.
407.
(z) CALDAN. p. 115. 116.
(a) dergleichen tödliches Ver-
halten des Harnes geschicht oft
auch ohne äusserliche Feler. Jn
einem Exempel schien die Reizbar-
keit völlig aufgehoben zu sein, da
bei einer tödlichen Harnverhaltung
[Spaltenumbruch] auch so gar die Klistire am Ge-
därme keine Bewegung hervor-
brachten. MARTII obs. 4.
(b) BONSI hippiat. pag. 97.
115. Es ist die Dosis von Purgir-
mitteln gegen den Menschen ge-
rechnet 16 pla et 36 pla. MO-
RIGI
riflessioni p.
37. Es ver-
tragen die Ochsen vier bis sechs
Qventgen Spiesglasleber. MAU-
CHART de lue vaccar.
(c) WHYTT. vital mot. p.
50. Conf. de Man. p.
4.

Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
brachten Reize uͤberein. Es laͤſt ſich eben dieſe Kraft,
wie es ſcheint, vom Gebrauche des Opium (u) ſchwaͤchen,
weil ſich alsdenn im ganzen Koͤrper das Waſſer anhaͤuft,
wie auch von dem Einſchmieren mit Oel, von erweichen-
den Arzneien, und allen Entkraͤftungen verringern. Sie
waͤchſt von einer mittelmaͤßigen Ausdehnung des reizba-
ren Theiles, wie man an dem Einblaſen der Luft ſehen
kann. Sie hoͤrt in einer zu heftigen Spannung auf.
So verliert das Herzohr (x) oder die Kammer des Her-
zens (y), wenn ſie ſehr mit Blut angefuͤllt ſind, das Ge-
daͤrme (z), wenn es eben ſo von der Luft ausgedehnt iſt,
und die Harnblaſe, die mit Harn uͤberladen wird (a),
ihre reizbare Beſchaffenheit. Es verſtattet mir die weit-
laͤuftige Arbeit, und die gegenwaͤrtige Sache nicht, daß
ich dieſes umſtaͤndlicher ausfuͤhre.

Es ſcheinen uͤbrigens die kleinen Thiere mehr Reiz-
barkeit und die groſſen weniger zu beſizzen (b). Man
mus einem Pferde uͤbermaͤßige Doſen von Brechmitteln
und Kliſtiren reichen, wenn die Gedaͤrme gereizt werden
ſollen, um ſich auszuleeren.

Es ſcheint auch, daß dieſe oder jene Theile des Koͤr-
pers von einerlei Reizmitteln anders angegriffen werden
(c). So vertraͤgt die Harnblaſe einen ſehr ſcharfen Urin,
aber nicht ſo gut laulich Waſſer, welches man in ſie ſprizzt.

Der
(u) [Spaltenumbruch] Sie kann im Zuvielen, und
im Zuwenigen ſuͤndigen. GAU-
BIUS
I. C. p
79.
(x) Exp. 545.
(y) HOUSSET p. 343. 405.
407.
(z) CALDAN. p. 115. 116.
(a) dergleichen toͤdliches Ver-
halten des Harnes geſchicht oft
auch ohne aͤuſſerliche Feler. Jn
einem Exempel ſchien die Reizbar-
keit voͤllig aufgehoben zu ſein, da
bei einer toͤdlichen Harnverhaltung
[Spaltenumbruch] auch ſo gar die Kliſtire am Ge-
daͤrme keine Bewegung hervor-
brachten. MARTII obſ. 4.
(b) BONSI hippiat. pag. 97.
115. Es iſt die Doſis von Purgir-
mitteln gegen den Menſchen ge-
rechnet 16 pla et 36 pla. MO-
RIGI
rifleſſioni p.
37. Es ver-
tragen die Ochſen vier bis ſechs
Qventgen Spiesglasleber. MAU-
CHART de lue vaccar.
(c) WHYTT. vital mot. p.
50. Conf. de Man. p.
4.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0060" n="42"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Thieri&#x017F;che Bewegung. <hi rendition="#aq">XI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
brachten Reize u&#x0364;berein. Es la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich eben die&#x017F;e Kraft,<lb/>
wie es &#x017F;cheint, vom Gebrauche des Opium <note place="foot" n="(u)"><cb/>
Sie kann im Zuvielen, und<lb/>
im Zuwenigen &#x017F;u&#x0364;ndigen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">GAU-<lb/>
BIUS</hi> I. C. p</hi> 79.</note> &#x017F;chwa&#x0364;chen,<lb/>
weil &#x017F;ich alsdenn im ganzen Ko&#x0364;rper das Wa&#x017F;&#x017F;er anha&#x0364;uft,<lb/>
wie auch von dem Ein&#x017F;chmieren mit Oel, von erweichen-<lb/>
den Arzneien, und allen Entkra&#x0364;ftungen verringern. Sie<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;t von einer mittelma&#x0364;ßigen Ausdehnung des reizba-<lb/>
ren Theiles, wie man an dem Einbla&#x017F;en der Luft &#x017F;ehen<lb/>
kann. Sie ho&#x0364;rt in einer zu heftigen Spannung auf.<lb/>
So verliert das Herzohr <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">Exp.</hi> 545.</note> oder die Kammer des Her-<lb/>
zens <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HOUSSET</hi> p.</hi> 343. 405.<lb/>
407.</note>, wenn &#x017F;ie &#x017F;ehr mit Blut angefu&#x0364;llt &#x017F;ind, das Ge-<lb/>
da&#x0364;rme <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CALDAN.</hi> p.</hi> 115. 116.</note>, wenn es eben &#x017F;o von der Luft ausgedehnt i&#x017F;t,<lb/>
und die Harnbla&#x017F;e, die mit Harn u&#x0364;berladen wird <note place="foot" n="(a)">dergleichen to&#x0364;dliches Ver-<lb/>
halten des Harnes ge&#x017F;chicht oft<lb/>
auch ohne a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Feler. Jn<lb/>
einem Exempel &#x017F;chien die Reizbar-<lb/>
keit vo&#x0364;llig aufgehoben zu &#x017F;ein, da<lb/>
bei einer to&#x0364;dlichen Harnverhaltung<lb/><cb/>
auch &#x017F;o gar die Kli&#x017F;tire am Ge-<lb/>
da&#x0364;rme keine Bewegung hervor-<lb/>
brachten. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MARTII</hi> ob&#x017F;.</hi> 4.</note>,<lb/>
ihre reizbare Be&#x017F;chaffenheit. Es ver&#x017F;tattet mir die weit-<lb/>
la&#x0364;uftige Arbeit, und die gegenwa&#x0364;rtige Sache nicht, daß<lb/>
ich die&#x017F;es um&#x017F;ta&#x0364;ndlicher ausfu&#x0364;hre.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;cheinen u&#x0364;brigens die kleinen Thiere mehr Reiz-<lb/>
barkeit und die gro&#x017F;&#x017F;en weniger zu be&#x017F;izzen <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BONSI</hi> hippiat. pag.</hi> 97.<lb/>
115. Es i&#x017F;t die Do&#x017F;is von Purgir-<lb/>
mitteln gegen den Men&#x017F;chen ge-<lb/>
rechnet 16 <hi rendition="#aq">pla et 36 pla. <hi rendition="#g">MO-<lb/>
RIGI</hi> rifle&#x017F;&#x017F;ioni p.</hi> 37. Es ver-<lb/>
tragen die Och&#x017F;en vier bis &#x017F;echs<lb/>
Qventgen Spiesglasleber. <hi rendition="#aq">MAU-<lb/>
CHART de lue vaccar.</hi></note>. Man<lb/>
mus einem Pferde u&#x0364;berma&#x0364;ßige Do&#x017F;en von Brechmitteln<lb/>
und Kli&#x017F;tiren reichen, wenn die Geda&#x0364;rme gereizt werden<lb/>
&#x017F;ollen, um &#x017F;ich auszuleeren.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;cheint auch, daß die&#x017F;e oder jene Theile des Ko&#x0364;r-<lb/>
pers von einerlei Reizmitteln anders angegriffen werden<lb/><note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">WHYTT.</hi> vital mot. p.<lb/>
50. Conf. de Man. p.</hi> 4.</note>. So vertra&#x0364;gt die Harnbla&#x017F;e einen &#x017F;ehr &#x017F;charfen Urin,<lb/>
aber nicht &#x017F;o gut laulich Wa&#x017F;&#x017F;er, welches man in &#x017F;ie &#x017F;prizzt.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0060] Thieriſche Bewegung. XI. Buch. brachten Reize uͤberein. Es laͤſt ſich eben dieſe Kraft, wie es ſcheint, vom Gebrauche des Opium (u) ſchwaͤchen, weil ſich alsdenn im ganzen Koͤrper das Waſſer anhaͤuft, wie auch von dem Einſchmieren mit Oel, von erweichen- den Arzneien, und allen Entkraͤftungen verringern. Sie waͤchſt von einer mittelmaͤßigen Ausdehnung des reizba- ren Theiles, wie man an dem Einblaſen der Luft ſehen kann. Sie hoͤrt in einer zu heftigen Spannung auf. So verliert das Herzohr (x) oder die Kammer des Her- zens (y), wenn ſie ſehr mit Blut angefuͤllt ſind, das Ge- daͤrme (z), wenn es eben ſo von der Luft ausgedehnt iſt, und die Harnblaſe, die mit Harn uͤberladen wird (a), ihre reizbare Beſchaffenheit. Es verſtattet mir die weit- laͤuftige Arbeit, und die gegenwaͤrtige Sache nicht, daß ich dieſes umſtaͤndlicher ausfuͤhre. Es ſcheinen uͤbrigens die kleinen Thiere mehr Reiz- barkeit und die groſſen weniger zu beſizzen (b). Man mus einem Pferde uͤbermaͤßige Doſen von Brechmitteln und Kliſtiren reichen, wenn die Gedaͤrme gereizt werden ſollen, um ſich auszuleeren. Es ſcheint auch, daß dieſe oder jene Theile des Koͤr- pers von einerlei Reizmitteln anders angegriffen werden (c). So vertraͤgt die Harnblaſe einen ſehr ſcharfen Urin, aber nicht ſo gut laulich Waſſer, welches man in ſie ſprizzt. Der (u) Sie kann im Zuvielen, und im Zuwenigen ſuͤndigen. GAU- BIUS I. C. p 79. (x) Exp. 545. (y) HOUSSET p. 343. 405. 407. (z) CALDAN. p. 115. 116. (a) dergleichen toͤdliches Ver- halten des Harnes geſchicht oft auch ohne aͤuſſerliche Feler. Jn einem Exempel ſchien die Reizbar- keit voͤllig aufgehoben zu ſein, da bei einer toͤdlichen Harnverhaltung auch ſo gar die Kliſtire am Ge- daͤrme keine Bewegung hervor- brachten. MARTII obſ. 4. (b) BONSI hippiat. pag. 97. 115. Es iſt die Doſis von Purgir- mitteln gegen den Menſchen ge- rechnet 16 pla et 36 pla. MO- RIGI rifleſſioni p. 37. Es ver- tragen die Ochſen vier bis ſechs Qventgen Spiesglasleber. MAU- CHART de lue vaccar. (c) WHYTT. vital mot. p. 50. Conf. de Man. p. 4.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/60
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/60>, abgerufen am 21.11.2024.