ge ein Weg vorhanden ist, in so vielen Exempeln aus dem äussern Gange herausgeflossen; ja es glauben be- rümte Männer, daß die natürliche Feuchtigkeit der Trummel, auf eben diesem Wege, von der harten Ge- hirnhaut herkomme (y). Andre stellen sich dagegen vor, daß die Luft auf eben dieser Strasse zur harten Gehirn- haut eindringe (z). Man will auch, daß die durch die Eustachstrompete eingesprüzzte Säfte auf eben diesem Wege in das Gehirn übersteigen.
Jn der That finden sich an einem Knochengeribbe die Wege dazu (z*), allein sie sind in einem lebendigen Kör- per voller Gefässe, welche nicht das mindeste durchlas- sen, wenn man nicht Gewalt gebraucht, sie zu erwei- tern. Jch habe bisweilen in einigen schlimmen Zufäl- len, so gar die Felsenknochen gesprengt gesehen, und es kann auch an einem andern Orte, als in der Hirnschale, eine Schlagader zerrissen gewesen sein (a).
§. 28. Der Eingang, oder Mittelhöle des Jrrganges (vestibulum.)
Es ist noch der innerste Theil des Gehörwerkzeuges übrig, welchen man mit einem gemeinschaftlichen Na- men Jrrgang belegt; weil die Alten, bevor man die Zergliederungskunst genauer bestimmte, in dieser Ge- gend eine unzähliche Menge Kanäle annahmen (a*).
Der
(y)[Spaltenumbruch]VALSALV. p. 40.
(z)Idem 35. dergleichen Ver- suche beschreibet auch PACHIO- NUS, opuscul. scient. T. III. p. 135.
(z*)VALSALV. p. 34. seqq. CASSEBOHM, tab. 1. f. 3. n. et n. 22. Er sagt, daß es sich in Erwachsenen selten so befinde. [Spaltenumbruch]
Dergleichen hat auch CHAR- RIERE, p. 118. wenn ich nicht irre, et VAUGUYON, p. 321. Denn ich habe diese Schriften jezzt nicht bei der Hand.
(a)G. de la MOTTE, Chir. Compl. II. p. 335. et WEPFER, l. c.
(a*)Fabric. c. l.
Das Gehoͤr. XV. Buch.
ge ein Weg vorhanden iſt, in ſo vielen Exempeln aus dem aͤuſſern Gange herausgefloſſen; ja es glauben be- ruͤmte Maͤnner, daß die natuͤrliche Feuchtigkeit der Trummel, auf eben dieſem Wege, von der harten Ge- hirnhaut herkomme (y). Andre ſtellen ſich dagegen vor, daß die Luft auf eben dieſer Straſſe zur harten Gehirn- haut eindringe (z). Man will auch, daß die durch die Euſtachstrompete eingeſpruͤzzte Saͤfte auf eben dieſem Wege in das Gehirn uͤberſteigen.
Jn der That finden ſich an einem Knochengeribbe die Wege dazu (z*), allein ſie ſind in einem lebendigen Koͤr- per voller Gefaͤſſe, welche nicht das mindeſte durchlaſ- ſen, wenn man nicht Gewalt gebraucht, ſie zu erwei- tern. Jch habe bisweilen in einigen ſchlimmen Zufaͤl- len, ſo gar die Felſenknochen geſprengt geſehen, und es kann auch an einem andern Orte, als in der Hirnſchale, eine Schlagader zerriſſen geweſen ſein (a).
§. 28. Der Eingang, oder Mittelhoͤle des Jrrganges (veſtibulum.)
Es iſt noch der innerſte Theil des Gehoͤrwerkzeuges uͤbrig, welchen man mit einem gemeinſchaftlichen Na- men Jrrgang belegt; weil die Alten, bevor man die Zergliederungskunſt genauer beſtimmte, in dieſer Ge- gend eine unzaͤhliche Menge Kanaͤle annahmen (a*).
Der
(y)[Spaltenumbruch]VALSALV. p. 40.
(z)Idem 35. dergleichen Ver- ſuche beſchreibet auch PACHIO- NUS, opuſcul. ſcient. T. III. p. 135.
(z*)VALSALV. p. 34. ſeqq. CASSEBOHM, tab. 1. f. 3. n. et n. 22. Er ſagt, daß es ſich in Erwachſenen ſelten ſo befinde. [Spaltenumbruch]
Dergleichen hat auch CHAR- RIERE, p. 118. wenn ich nicht irre, et VAUGUYON, p. 321. Denn ich habe dieſe Schriften jezzt nicht bei der Hand.
(a)G. de la MOTTE, Chir. Compl. II. p. 335. et WEPFER, l. c.
(a*)Fabric. c. l.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0602"n="584"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Gehoͤr. <hirendition="#aq">XV.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
ge ein Weg vorhanden iſt, in ſo vielen Exempeln aus<lb/>
dem aͤuſſern Gange herausgefloſſen; ja es glauben be-<lb/>
ruͤmte Maͤnner, daß die natuͤrliche Feuchtigkeit der<lb/>
Trummel, auf eben dieſem Wege, von der harten Ge-<lb/>
hirnhaut herkomme <noteplace="foot"n="(y)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">VALSALV.</hi> p.</hi> 40.</note>. Andre ſtellen ſich dagegen vor,<lb/>
daß die Luft auf eben dieſer Straſſe zur harten Gehirn-<lb/>
haut eindringe <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#aq">Idem</hi> 35. dergleichen Ver-<lb/>ſuche beſchreibet auch <hirendition="#aq">PACHIO-<lb/>
NUS, opuſcul. ſcient. T. III.<lb/>
p.</hi> 135.</note>. Man will auch, daß die durch die<lb/>
Euſtachstrompete eingeſpruͤzzte Saͤfte auf eben dieſem<lb/>
Wege in das Gehirn uͤberſteigen.</p><lb/><p>Jn der That finden ſich an einem Knochengeribbe die<lb/>
Wege dazu <noteplace="foot"n="(z*)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">VALSALV.</hi> p. 34. ſeqq.<lb/>
CASSEBOHM, tab. 1. f. 3. n. et<lb/>
n.</hi> 22. Er ſagt, daß es ſich in<lb/>
Erwachſenen ſelten ſo befinde.<lb/><cb/>
Dergleichen hat auch <hirendition="#aq"><hirendition="#g">CHAR</hi>-<lb/>
RIERE, p.</hi> 118. wenn ich nicht<lb/>
irre, <hirendition="#aq">et VAUGUYON, p.</hi> 321.<lb/>
Denn ich habe dieſe Schriften<lb/>
jezzt nicht bei der Hand.</note>, allein ſie ſind in einem lebendigen Koͤr-<lb/>
per voller Gefaͤſſe, welche nicht das mindeſte durchlaſ-<lb/>ſen, wenn man nicht Gewalt gebraucht, ſie zu erwei-<lb/>
tern. Jch habe bisweilen in einigen ſchlimmen Zufaͤl-<lb/>
len, ſo gar die Felſenknochen geſprengt geſehen, und es<lb/>
kann auch an einem andern Orte, als in der Hirnſchale,<lb/>
eine Schlagader zerriſſen geweſen ſein <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">G. de la MOTTE, Chir.<lb/>
Compl. II. p. 335. et WEPFER,<lb/>
l. c.</hi></note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 28.<lb/>
Der Eingang, oder Mittelhoͤle des Jrrganges<lb/>
(<hirendition="#aq">veſtibulum.</hi>)</head><lb/><p>Es iſt noch der innerſte Theil des Gehoͤrwerkzeuges<lb/>
uͤbrig, welchen man mit einem gemeinſchaftlichen Na-<lb/>
men <hirendition="#fr">Jrrgang</hi> belegt; weil die Alten, bevor man die<lb/>
Zergliederungskunſt genauer beſtimmte, in dieſer Ge-<lb/>
gend eine unzaͤhliche Menge Kanaͤle annahmen <noteplace="foot"n="(a*)"><hirendition="#aq">Fabric. c. l.</hi></note>.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[584/0602]
Das Gehoͤr. XV. Buch.
ge ein Weg vorhanden iſt, in ſo vielen Exempeln aus
dem aͤuſſern Gange herausgefloſſen; ja es glauben be-
ruͤmte Maͤnner, daß die natuͤrliche Feuchtigkeit der
Trummel, auf eben dieſem Wege, von der harten Ge-
hirnhaut herkomme (y). Andre ſtellen ſich dagegen vor,
daß die Luft auf eben dieſer Straſſe zur harten Gehirn-
haut eindringe (z). Man will auch, daß die durch die
Euſtachstrompete eingeſpruͤzzte Saͤfte auf eben dieſem
Wege in das Gehirn uͤberſteigen.
Jn der That finden ſich an einem Knochengeribbe die
Wege dazu (z*), allein ſie ſind in einem lebendigen Koͤr-
per voller Gefaͤſſe, welche nicht das mindeſte durchlaſ-
ſen, wenn man nicht Gewalt gebraucht, ſie zu erwei-
tern. Jch habe bisweilen in einigen ſchlimmen Zufaͤl-
len, ſo gar die Felſenknochen geſprengt geſehen, und es
kann auch an einem andern Orte, als in der Hirnſchale,
eine Schlagader zerriſſen geweſen ſein (a).
§. 28.
Der Eingang, oder Mittelhoͤle des Jrrganges
(veſtibulum.)
Es iſt noch der innerſte Theil des Gehoͤrwerkzeuges
uͤbrig, welchen man mit einem gemeinſchaftlichen Na-
men Jrrgang belegt; weil die Alten, bevor man die
Zergliederungskunſt genauer beſtimmte, in dieſer Ge-
gend eine unzaͤhliche Menge Kanaͤle annahmen (a*).
Der
(y)
VALSALV. p. 40.
(z) Idem 35. dergleichen Ver-
ſuche beſchreibet auch PACHIO-
NUS, opuſcul. ſcient. T. III.
p. 135.
(z*) VALSALV. p. 34. ſeqq.
CASSEBOHM, tab. 1. f. 3. n. et
n. 22. Er ſagt, daß es ſich in
Erwachſenen ſelten ſo befinde.
Dergleichen hat auch CHAR-
RIERE, p. 118. wenn ich nicht
irre, et VAUGUYON, p. 321.
Denn ich habe dieſe Schriften
jezzt nicht bei der Hand.
(a) G. de la MOTTE, Chir.
Compl. II. p. 335. et WEPFER,
l. c.
(a*) Fabric. c. l.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/602>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.