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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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II. Abschnitt. Werkzeug.
§. 14.
Ursachen von dem Unterschiede der Thöne.

Wir müssen in Erwägung ziehen, warum einige Sai-
ten in einer gegebenen Zeit mehr Schwingungen ma-
chen, als andere. Hierzu giebt es verschiedene Ursa-
chen, und darunter ist die erste die verschiedene Span-
nung der Saiten. Folglich kann man durch verschiedne
Gewichte, welche eine und eben dieselbe Saite spannen,
an derselben alle Thöne hervorbringen: man sieht aber
leicht vorher, daß eine stärker gespannte Saite schnellere
Rükkschläge macht, und daß eine weniger gedehnte Sai-
te schwerer bewegt wird, und langsamer schwankt.

Man hat durch Erfahrungen gelernt, daß die An-
zahl der Vibrationen, oder die Feinheit des Thones sich
gedoppelt, wie die spannende Gewichter verhalten (o).
Wenn man daher eine Saite durch ein angehängtes Pfund
ausspannt, und der andern vier Pfunde zu tragen giebt,
so werden sich ihre Schwingungen wie 1 zu 2 verhalten,
und die Thöne werden um eine Oktave von einander un-
terschieden sein. Wenn die Saite a durch ein Pfund
gespannt wird, die andre b durch neun Pfunde, so wird
sich auch alsdenn die Anzahl der Vibrationen von b, wie
drei, zur Vibration des Körpers a verhalten.

Aus eben dem Grunde, werden ohne dehnende Ge-
wichter, Körper, die härter und elastischer sind, feiner
klingen, wie die aus zerbrechlichen Metallen zusammen-
gefetzte Glokken oder stälerne und kupferne Saiten; hin-
gegen werden diejenigen Körper gröber klingen, wel-
che aus einem weichern Metalle gemacht sind. Am gröb-
sten klingen unter den metallischen Saiten die goldne (p);

und
(o) [Spaltenumbruch] MERSENNUS, har-
moniae pag. 266. NOLLET,
pag. 460. HELSHAM, pag.

[Spaltenumbruch] 275. MUSSCHENBROECK
n.
1430.
(p) BARTOLI, p. 276.
II. Abſchnitt. Werkzeug.
§. 14.
Urſachen von dem Unterſchiede der Thoͤne.

Wir muͤſſen in Erwaͤgung ziehen, warum einige Sai-
ten in einer gegebenen Zeit mehr Schwingungen ma-
chen, als andere. Hierzu giebt es verſchiedene Urſa-
chen, und darunter iſt die erſte die verſchiedene Span-
nung der Saiten. Folglich kann man durch verſchiedne
Gewichte, welche eine und eben dieſelbe Saite ſpannen,
an derſelben alle Thoͤne hervorbringen: man ſieht aber
leicht vorher, daß eine ſtaͤrker geſpannte Saite ſchnellere
Ruͤkkſchlaͤge macht, und daß eine weniger gedehnte Sai-
te ſchwerer bewegt wird, und langſamer ſchwankt.

Man hat durch Erfahrungen gelernt, daß die An-
zahl der Vibrationen, oder die Feinheit des Thones ſich
gedoppelt, wie die ſpannende Gewichter verhalten (o).
Wenn man daher eine Saite durch ein angehaͤngtes Pfund
ausſpannt, und der andern vier Pfunde zu tragen giebt,
ſo werden ſich ihre Schwingungen wie 1 zu 2 verhalten,
und die Thoͤne werden um eine Oktave von einander un-
terſchieden ſein. Wenn die Saite a durch ein Pfund
geſpannt wird, die andre b durch neun Pfunde, ſo wird
ſich auch alsdenn die Anzahl der Vibrationen von b, wie
drei, zur Vibration des Koͤrpers a verhalten.

Aus eben dem Grunde, werden ohne dehnende Ge-
wichter, Koͤrper, die haͤrter und elaſtiſcher ſind, feiner
klingen, wie die aus zerbrechlichen Metallen zuſammen-
gefetzte Glokken oder ſtaͤlerne und kupferne Saiten; hin-
gegen werden diejenigen Koͤrper groͤber klingen, wel-
che aus einem weichern Metalle gemacht ſind. Am groͤb-
ſten klingen unter den metalliſchen Saiten die goldne (p);

und
(o) [Spaltenumbruch] MERSENNUS, har-
moniæ pag. 266. NOLLET,
pag. 460. HELSHAM, pag.

[Spaltenumbruch] 275. MUSSCHENBROECK
n.
1430.
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[653/0671] II. Abſchnitt. Werkzeug. §. 14. Urſachen von dem Unterſchiede der Thoͤne. Wir muͤſſen in Erwaͤgung ziehen, warum einige Sai- ten in einer gegebenen Zeit mehr Schwingungen ma- chen, als andere. Hierzu giebt es verſchiedene Urſa- chen, und darunter iſt die erſte die verſchiedene Span- nung der Saiten. Folglich kann man durch verſchiedne Gewichte, welche eine und eben dieſelbe Saite ſpannen, an derſelben alle Thoͤne hervorbringen: man ſieht aber leicht vorher, daß eine ſtaͤrker geſpannte Saite ſchnellere Ruͤkkſchlaͤge macht, und daß eine weniger gedehnte Sai- te ſchwerer bewegt wird, und langſamer ſchwankt. Man hat durch Erfahrungen gelernt, daß die An- zahl der Vibrationen, oder die Feinheit des Thones ſich gedoppelt, wie die ſpannende Gewichter verhalten (o). Wenn man daher eine Saite durch ein angehaͤngtes Pfund ausſpannt, und der andern vier Pfunde zu tragen giebt, ſo werden ſich ihre Schwingungen wie 1 zu 2 verhalten, und die Thoͤne werden um eine Oktave von einander un- terſchieden ſein. Wenn die Saite a durch ein Pfund geſpannt wird, die andre b durch neun Pfunde, ſo wird ſich auch alsdenn die Anzahl der Vibrationen von b, wie drei, zur Vibration des Koͤrpers a verhalten. Aus eben dem Grunde, werden ohne dehnende Ge- wichter, Koͤrper, die haͤrter und elaſtiſcher ſind, feiner klingen, wie die aus zerbrechlichen Metallen zuſammen- gefetzte Glokken oder ſtaͤlerne und kupferne Saiten; hin- gegen werden diejenigen Koͤrper groͤber klingen, wel- che aus einem weichern Metalle gemacht ſind. Am groͤb- ſten klingen unter den metalliſchen Saiten die goldne (p); und (o) MERSENNUS, har- moniæ pag. 266. NOLLET, pag. 460. HELSHAM, pag. 275. MUSSCHENBROECK n. 1430. (p) BARTOLI, p. 276.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/671>, abgerufen am 22.11.2024.