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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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II. Abschnitt. Werkzeug.
kehrt, wie die Durchmesser (z), oder Dikken, so daß also
eine doppelt so dikke Saite, doppelt so wenig Vibratio-
nen macht. Folglich ist A zu B, wie c zu C.

Folglich verhalten sich überhaupt die Zahlen der Vi-
brationen verkehrt, wie die Längen und Dikken, und ge-
doppelt wie die Spannungen, und es wird an der Sai-
te A diese Zahl = l c v T, an der Saite B. L C. v t
sein. Von beiden Saiten werden die Schwingungen
gleich groß werden, wenn l c v T = L. C. v t, (z*) ist.
Die Feinheiten der Glokkenschläge verhalten sich wie die
Schweren, oder das dreimal grössere Verhältniß der
Durchmesser (z**).

Allein man muß sich hierbei erinnern, daß keine Sai-
te, oder Pfeife ihren eignen Thon habe, sondern daß
sie wegen der verschiednen Natur ihrer Theile, welche
nicht auf einerlei Art gespannt sind, mehr als einen
Thon (a) von sich geben, und diese kann ein geübtes
Ohr, als fein und grob unterscheiden. Man hat Nach-
richten, daß sie bei dem Hauptthone zugleich die Oktave,
Quinte und Terz, die man zugleich hören können, von
sich gegeben (b); und man weiß, daß ein jedweder Thon,
aus einem Hauptthone, und aus zweien sehr feinen Thö-
nen, nehmlich dem zwölften und siebenzehnten, (c) zu-
sammengesezzt sei, wie die geübten Künstler lehren.

Die
(z) [Spaltenumbruch] NOLLET, p. 461. HELS-
HAM, p.
274. Ein gedoppelt so
grosses Verhältniß sezzet MER-
SENNUS, p.
268., doch ich sehe
nicht, daß ihm einer unter den
Neuern nachfolgt.
(z*) add. EULER, p. 7.
(z**) MERSENN.
(a) KIRCHER, Musutg. L. IX.
p. 103. F. tert. de LANIS, T. II.
L. X. pag. 444. ad 450. PER-
RAULT. ESTEVE, pag.
44.
[Spaltenumbruch] MAIRAN, Mem. de l' acad.
1737. p.
15.
(b) le CAT. pag. 167. PAR-
DIES, Mem. de Trev. 1722. pag.

1733. daß zwo Oktaven von einer
einzigen Saite gemacht werden die
man hören könne, da an einem
vollen Wasserglase der Ton um ei-
ne Oktave in die Höhe stieg, wur-
den alle Wellen um die Helfte kür-
zer, GALILEI dialoghi. I. p. 90.
(c) RAMEAU, de l' hatmonie
p.
13. 15.

II. Abſchnitt. Werkzeug.
kehrt, wie die Durchmeſſer (z), oder Dikken, ſo daß alſo
eine doppelt ſo dikke Saite, doppelt ſo wenig Vibratio-
nen macht. Folglich iſt A zu B, wie c zu C.

Folglich verhalten ſich uͤberhaupt die Zahlen der Vi-
brationen verkehrt, wie die Laͤngen und Dikken, und ge-
doppelt wie die Spannungen, und es wird an der Sai-
te A dieſe Zahl = l c v T, an der Saite B. L C. v t
ſein. Von beiden Saiten werden die Schwingungen
gleich groß werden, wenn l c v T = L. C. v t, (z*) iſt.
Die Feinheiten der Glokkenſchlaͤge verhalten ſich wie die
Schweren, oder das dreimal groͤſſere Verhaͤltniß der
Durchmeſſer (z**).

Allein man muß ſich hierbei erinnern, daß keine Sai-
te, oder Pfeife ihren eignen Thon habe, ſondern daß
ſie wegen der verſchiednen Natur ihrer Theile, welche
nicht auf einerlei Art geſpannt ſind, mehr als einen
Thon (a) von ſich geben, und dieſe kann ein geuͤbtes
Ohr, als fein und grob unterſcheiden. Man hat Nach-
richten, daß ſie bei dem Hauptthone zugleich die Oktave,
Quinte und Terz, die man zugleich hoͤren koͤnnen, von
ſich gegeben (b); und man weiß, daß ein jedweder Thon,
aus einem Hauptthone, und aus zweien ſehr feinen Thoͤ-
nen, nehmlich dem zwoͤlften und ſiebenzehnten, (c) zu-
ſammengeſezzt ſei, wie die geuͤbten Kuͤnſtler lehren.

Die
(z) [Spaltenumbruch] NOLLET, p. 461. HELS-
HAM, p.
274. Ein gedoppelt ſo
groſſes Verhaͤltniß ſezzet MER-
SENNUS, p.
268., doch ich ſehe
nicht, daß ihm einer unter den
Neuern nachfolgt.
(z*) add. EULER, p. 7.
(z**) MERSENN.
(a) KIRCHER, Muſutg. L. IX.
p. 103. F. tert. de LANIS, T. II.
L. X. pag. 444. ad 450. PER-
RAULT. ESTEVE, pag.
44.
[Spaltenumbruch] MAIRAN, Mem. de l’ acad.
1737. p.
15.
(b) le CAT. pag. 167. PAR-
DIES, Mem. de Trev. 1722. pag.

1733. daß zwo Oktaven von einer
einzigen Saite gemacht werden die
man hoͤren koͤnne, da an einem
vollen Waſſerglaſe der Ton um ei-
ne Oktave in die Hoͤhe ſtieg, wur-
den alle Wellen um die Helfte kuͤr-
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13. 15.
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[655/0673] II. Abſchnitt. Werkzeug. kehrt, wie die Durchmeſſer (z), oder Dikken, ſo daß alſo eine doppelt ſo dikke Saite, doppelt ſo wenig Vibratio- nen macht. Folglich iſt A zu B, wie c zu C. Folglich verhalten ſich uͤberhaupt die Zahlen der Vi- brationen verkehrt, wie die Laͤngen und Dikken, und ge- doppelt wie die Spannungen, und es wird an der Sai- te A dieſe Zahl = l c v T, an der Saite B. L C. v t ſein. Von beiden Saiten werden die Schwingungen gleich groß werden, wenn l c v T = L. C. v t, (z*) iſt. Die Feinheiten der Glokkenſchlaͤge verhalten ſich wie die Schweren, oder das dreimal groͤſſere Verhaͤltniß der Durchmeſſer (z**). Allein man muß ſich hierbei erinnern, daß keine Sai- te, oder Pfeife ihren eignen Thon habe, ſondern daß ſie wegen der verſchiednen Natur ihrer Theile, welche nicht auf einerlei Art geſpannt ſind, mehr als einen Thon (a) von ſich geben, und dieſe kann ein geuͤbtes Ohr, als fein und grob unterſcheiden. Man hat Nach- richten, daß ſie bei dem Hauptthone zugleich die Oktave, Quinte und Terz, die man zugleich hoͤren koͤnnen, von ſich gegeben (b); und man weiß, daß ein jedweder Thon, aus einem Hauptthone, und aus zweien ſehr feinen Thoͤ- nen, nehmlich dem zwoͤlften und ſiebenzehnten, (c) zu- ſammengeſezzt ſei, wie die geuͤbten Kuͤnſtler lehren. Die (z) NOLLET, p. 461. HELS- HAM, p. 274. Ein gedoppelt ſo groſſes Verhaͤltniß ſezzet MER- SENNUS, p. 268., doch ich ſehe nicht, daß ihm einer unter den Neuern nachfolgt. (z*) add. EULER, p. 7. (z**) MERSENN. (a) KIRCHER, Muſutg. L. IX. p. 103. F. tert. de LANIS, T. II. L. X. pag. 444. ad 450. PER- RAULT. ESTEVE, pag. 44. MAIRAN, Mem. de l’ acad. 1737. p. 15. (b) le CAT. pag. 167. PAR- DIES, Mem. de Trev. 1722. pag. 1733. daß zwo Oktaven von einer einzigen Saite gemacht werden die man hoͤren koͤnne, da an einem vollen Waſſerglaſe der Ton um ei- ne Oktave in die Hoͤhe ſtieg, wur- den alle Wellen um die Helfte kuͤr- zer, GALILEI dialoghi. I. p. 90. (c) RAMEAU, de l’ hatmonie p. 13. 15.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/673>, abgerufen am 29.06.2024.