Dieser wurde zugleich mit den Gängen selbst be- kandt: denn es wußte schon Galen, Avicenna und Vegetius, nebst andern Alten, daß dieselben nach der Nase zu führen. Es ist vom Salomon Alberti(m) genauer beschrieben worden. Nur waren berühmte Männer nicht darinnen eins, ob man ihn schlechtweg den grossen Gang nennen müßte (n); oder ob man an diesem Gange zwei Stükke zu betrachten habe, eines unter der Haut, welches man gemeiniglich den Thrä- nensakk nennet, und dasjenige, welches durch die da- zwischen liegende Knochen herab läuft, und von andern, ein Nasengang geheissen wird.
Es ist also der Thränensakk, damit wir die Be- schreibung theilen mögen, um ein gutes Theil grösser, als die Kanäle, welche die Thränen herbei bringen. Seine äussere Bekleidung besteht aus einer dichten, fadenartigen gleichsam aponeurotischen Membran; die inwendige aus der eigenen rothen und pulpösen Schleim- haut (o), welche von der Nase dahin hinaufsteigt (p), und an welcher berühmte Männer, wie an der Nase, Drüsen gesehen haben wollen (q), die ganz klein sind, und, welche ich ebenfalls einmal zu Gesichte bekom-
men
(m)[Spaltenumbruch]
Er nennet es sinus n. 19. 27. etc. Auch in den Thieren. Lacus nennet es GLASER de cerebr. p. 82.
(n) Wie vom Ill. MORGAG- NO advers. I. etc.
(o)ZINN p. 257. ziemlich dik- ke, nicht dichte SAL. ALBERTI n. 21. Eine weisse nervige Mem- bran ZINN p. 257.
(p)[Spaltenumbruch]
Jm Thränensakke habe ich oft genung Schleim gesehen.
(q) Hat BIANCHI p. 23. po- ros beim ALBERTI n. 21. add. MOLINELLI Comm. Bonon. T. II. P. I. p. 162. Als etwas wahr- scheinliches WINSLOW n. 349. Solches leugnet BERTRANDI p. 88.
H. Phisiol. 5. B. B b b
I. Abſchnitt. Werkzeug.
§. 22. Der Thraͤnenſakk.
Dieſer wurde zugleich mit den Gaͤngen ſelbſt be- kandt: denn es wußte ſchon Galen, Avicenna und Vegetius, nebſt andern Alten, daß dieſelben nach der Naſe zu fuͤhren. Es iſt vom Salomon Alberti(m) genauer beſchrieben worden. Nur waren beruͤhmte Maͤnner nicht darinnen eins, ob man ihn ſchlechtweg den groſſen Gang nennen muͤßte (n); oder ob man an dieſem Gange zwei Stuͤkke zu betrachten habe, eines unter der Haut, welches man gemeiniglich den Thraͤ- nenſakk nennet, und dasjenige, welches durch die da- zwiſchen liegende Knochen herab laͤuft, und von andern, ein Naſengang geheiſſen wird.
Es iſt alſo der Thraͤnenſakk, damit wir die Be- ſchreibung theilen moͤgen, um ein gutes Theil groͤſſer, als die Kanaͤle, welche die Thraͤnen herbei bringen. Seine aͤuſſere Bekleidung beſteht aus einer dichten, fadenartigen gleichſam aponeurotiſchen Membran; die inwendige aus der eigenen rothen und pulpoͤſen Schleim- haut (o), welche von der Naſe dahin hinaufſteigt (p), und an welcher beruͤhmte Maͤnner, wie an der Naſe, Druͤſen geſehen haben wollen (q), die ganz klein ſind, und, welche ich ebenfalls einmal zu Geſichte bekom-
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(m)[Spaltenumbruch]
Er nennet es ſinus n. 19. 27. etc. Auch in den Thieren. Lacus nennet es GLASER de cerebr. p. 82.
(n) Wie vom Ill. MORGAG- NO adverſ. I. etc.
(o)ZINN p. 257. ziemlich dik- ke, nicht dichte SAL. ALBERTI n. 21. Eine weiſſe nervige Mem- bran ZINN p. 257.
(p)[Spaltenumbruch]
Jm Thraͤnenſakke habe ich oft genung Schleim geſehen.
(q) Hat BIANCHI p. 23. po- ros beim ALBERTI n. 21. add. MOLINELLI Comm. Bonon. T. II. P. I. p. 162. Als etwas wahr- ſcheinliches WINSLOW n. 349. Solches leugnet BERTRANDI p. 88.
H. Phiſiol. 5. B. B b b
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I. Abſchnitt. Werkzeug.
§. 22.
Der Thraͤnenſakk.
Dieſer wurde zugleich mit den Gaͤngen ſelbſt be-
kandt: denn es wußte ſchon Galen, Avicenna und
Vegetius, nebſt andern Alten, daß dieſelben nach der
Naſe zu fuͤhren. Es iſt vom Salomon Alberti (m)
genauer beſchrieben worden. Nur waren beruͤhmte
Maͤnner nicht darinnen eins, ob man ihn ſchlechtweg
den groſſen Gang nennen muͤßte (n); oder ob man
an dieſem Gange zwei Stuͤkke zu betrachten habe, eines
unter der Haut, welches man gemeiniglich den Thraͤ-
nenſakk nennet, und dasjenige, welches durch die da-
zwiſchen liegende Knochen herab laͤuft, und von andern,
ein Naſengang geheiſſen wird.
Es iſt alſo der Thraͤnenſakk, damit wir die Be-
ſchreibung theilen moͤgen, um ein gutes Theil groͤſſer,
als die Kanaͤle, welche die Thraͤnen herbei bringen.
Seine aͤuſſere Bekleidung beſteht aus einer dichten,
fadenartigen gleichſam aponeurotiſchen Membran; die
inwendige aus der eigenen rothen und pulpoͤſen Schleim-
haut (o), welche von der Naſe dahin hinaufſteigt (p),
und an welcher beruͤhmte Maͤnner, wie an der Naſe,
Druͤſen geſehen haben wollen (q), die ganz klein ſind,
und, welche ich ebenfalls einmal zu Geſichte bekom-
men
(m)
Er nennet es ſinus n. 19.
27. etc. Auch in den Thieren.
Lacus nennet es GLASER de
cerebr. p. 82.
(n) Wie vom Ill. MORGAG-
NO adverſ. I. etc.
(o) ZINN p. 257. ziemlich dik-
ke, nicht dichte SAL. ALBERTI
n. 21. Eine weiſſe nervige Mem-
bran ZINN p. 257.
(p)
Jm Thraͤnenſakke habe ich
oft genung Schleim geſehen.
(q) Hat BIANCHI p. 23. po-
ros beim ALBERTI n. 21. add.
MOLINELLI Comm. Bonon. T.
II. P. I. p. 162. Als etwas wahr-
ſcheinliches WINSLOW n. 349.
Solches leugnet BERTRANDI
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/771>, abgerufen am 22.11.2024.
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