Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Thierische Bewegung. XI. Buch.
mengezogen werden; oder sie nötigen, wenn nur ein
Muskel zur Probe gebraucht wird, denselben dadurch sich
zu verkürzen, daß sie seinen Nerven reizen. Und so fin-
den sie, ob bei dieser Anstrengung das Wasser niedersinkt,
oder in die Höhe steigt; sinkt es nieder, so ist der Muskel
kleiner geworden; steigt es in die Höhe, so hat derselbe
an Grösse zugenommen.

Nun hat Johann Swammerdam an dem Mus-
kel des Herzens im Frosche wahrgenommen (u), daß das
Wasser, wenn das aufgeblasene Herze schlägt, niedersinkt,
und dagegen in die Höhe steigt, wenn das Herz schlaff
wird.

Nach eben dieser Art sahe der berümte Goddard
(x) und Fr. Glisson (y), als sie den ganzen Arm in Was-
ser eintauchten, das Wasser im Gefässe niedersteigen, wenn
man sich anstrengte, und wieder in die Höhe steigen,
wenn der Mensch die Anstrengung nachlies (z).

Es haben andre diesen Versuch anders ausgelegt (a).
Swammerdam zweifelte selbst von seinem Versuche (b),
daß die Luft von dem zusammengezognen Herzen habe zu-
sammengedrükkt werden können, und er will nicht, daß
man dieses auf andre Muskeln anwende, weil der Erfolg
an denselben nicht eben so gut von statten gehen wollte (c).

Den glissonischen Versuch hat Boerhaave (d),
und Franz Boissier de Sauvages dergestalt verändert,
daß sie (e) anfänglich das Wasser niedersinken lassen, wenn
das Blut aus dem Muskel herausgetrieben wird; und es

steigt
(u) [Spaltenumbruch] pag. 846. 847.
(x) BIRCH. T. II. p. 356. 412.
T. III. p.
403.
(y) de ventric. et int. p. 167.
(z) BIRCH. l. c.
(a) ASTRUC. apud MAN-
GET.
theatr. pag.
37. nach der
Theorie BOERHAAV. praelect.
[Spaltenumbruch] T. III. pag. 411. 412. 413. B.
LANGRISCH elect. p.
81.
(b) pag. 849. 850.
(c) pag. 849.
(d) loc. cit.
(e) Physiolog. p. 133. Disp. XX.
sur le mouv. de muscles p.
81. 82.

Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
mengezogen werden; oder ſie noͤtigen, wenn nur ein
Muſkel zur Probe gebraucht wird, denſelben dadurch ſich
zu verkuͤrzen, daß ſie ſeinen Nerven reizen. Und ſo fin-
den ſie, ob bei dieſer Anſtrengung das Waſſer niederſinkt,
oder in die Hoͤhe ſteigt; ſinkt es nieder, ſo iſt der Muſkel
kleiner geworden; ſteigt es in die Hoͤhe, ſo hat derſelbe
an Groͤſſe zugenommen.

Nun hat Johann Swammerdam an dem Muſ-
kel des Herzens im Froſche wahrgenommen (u), daß das
Waſſer, wenn das aufgeblaſene Herze ſchlaͤgt, niederſinkt,
und dagegen in die Hoͤhe ſteigt, wenn das Herz ſchlaff
wird.

Nach eben dieſer Art ſahe der beruͤmte Goddard
(x) und Fr. Gliſſon (y), als ſie den ganzen Arm in Waſ-
ſer eintauchten, das Waſſer im Gefaͤſſe niederſteigen, wenn
man ſich anſtrengte, und wieder in die Hoͤhe ſteigen,
wenn der Menſch die Anſtrengung nachlies (z).

Es haben andre dieſen Verſuch anders ausgelegt (a).
Swammerdam zweifelte ſelbſt von ſeinem Verſuche (b),
daß die Luft von dem zuſammengezognen Herzen habe zu-
ſammengedruͤkkt werden koͤnnen, und er will nicht, daß
man dieſes auf andre Muſkeln anwende, weil der Erfolg
an denſelben nicht eben ſo gut von ſtatten gehen wollte (c).

Den gliſſoniſchen Verſuch hat Boerhaave (d),
und Franz Boiſſier de Sauvages dergeſtalt veraͤndert,
daß ſie (e) anfaͤnglich das Waſſer niederſinken laſſen, wenn
das Blut aus dem Muſkel herausgetrieben wird; und es

ſteigt
(u) [Spaltenumbruch] pag. 846. 847.
(x) BIRCH. T. II. p. 356. 412.
T. III. p.
403.
(y) de ventric. et int. p. 167.
(z) BIRCH. l. c.
(a) ASTRUC. apud MAN-
GET.
theatr. pag.
37. nach der
Theorie BOERHAAV. prælect.
[Spaltenumbruch] T. III. pag. 411. 412. 413. B.
LANGRISCH elect. p.
81.
(b) pag. 849. 850.
(c) pag. 849.
(d) loc. cit.
(e) Phyſiolog. p. 133. Diſp. XX.
ſur le mouv. de muſcles p.
81. 82.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0080" n="62"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Thieri&#x017F;che Bewegung. <hi rendition="#aq">XI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
mengezogen werden; oder &#x017F;ie no&#x0364;tigen, wenn nur ein<lb/>
Mu&#x017F;kel zur Probe gebraucht wird, den&#x017F;elben dadurch &#x017F;ich<lb/>
zu verku&#x0364;rzen, daß &#x017F;ie &#x017F;einen Nerven reizen. Und &#x017F;o fin-<lb/>
den &#x017F;ie, ob bei die&#x017F;er An&#x017F;trengung das Wa&#x017F;&#x017F;er nieder&#x017F;inkt,<lb/>
oder in die Ho&#x0364;he &#x017F;teigt; &#x017F;inkt es nieder, &#x017F;o i&#x017F;t der Mu&#x017F;kel<lb/>
kleiner geworden; &#x017F;teigt es in die Ho&#x0364;he, &#x017F;o hat der&#x017F;elbe<lb/>
an Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zugenommen.</p><lb/>
          <p>Nun hat Johann <hi rendition="#fr">Swammerdam</hi> an dem Mu&#x017F;-<lb/>
kel des Herzens im Fro&#x017F;che wahrgenommen <note place="foot" n="(u)"><cb/><hi rendition="#aq">pag.</hi> 846. 847.</note>, daß das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, wenn das aufgebla&#x017F;ene Herze &#x017F;chla&#x0364;gt, nieder&#x017F;inkt,<lb/>
und dagegen in die Ho&#x0364;he &#x017F;teigt, wenn das Herz &#x017F;chlaff<lb/>
wird.</p><lb/>
          <p>Nach eben die&#x017F;er Art &#x017F;ahe der beru&#x0364;mte <hi rendition="#fr">Goddard</hi><lb/><note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BIRCH.</hi> T. II. p. 356. 412.<lb/>
T. III. p.</hi> 403.</note> und Fr. <hi rendition="#fr">Gli&#x017F;&#x017F;on</hi> <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">de ventric. et int. p.</hi> 167.</note>, als &#x017F;ie den ganzen Arm in Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er eintauchten, das Wa&#x017F;&#x017F;er im Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nieder&#x017F;teigen, wenn<lb/>
man &#x017F;ich an&#x017F;trengte, und wieder in die Ho&#x0364;he &#x017F;teigen,<lb/>
wenn der Men&#x017F;ch die An&#x017F;trengung nachlies <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BIRCH.</hi> l. c.</hi></note>.</p><lb/>
          <p>Es haben andre die&#x017F;en Ver&#x017F;uch anders ausgelegt <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ASTRUC.</hi> apud <hi rendition="#g">MAN-<lb/>
GET.</hi> theatr. pag.</hi> 37. nach der<lb/>
Theorie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BOERHAAV.</hi> prælect.<lb/><cb/>
T. III. pag. 411. 412. 413. B.<lb/><hi rendition="#g">LANGRISCH</hi> elect. p.</hi> 81.</note>.<lb/><hi rendition="#fr">Swammerdam</hi> zweifelte &#x017F;elb&#x017F;t von &#x017F;einem Ver&#x017F;uche <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 849. 850.</note>,<lb/>
daß die Luft von dem zu&#x017F;ammengezognen Herzen habe zu-<lb/>
&#x017F;ammengedru&#x0364;kkt werden ko&#x0364;nnen, und er will nicht, daß<lb/>
man die&#x017F;es auf andre Mu&#x017F;keln anwende, weil der Erfolg<lb/>
an den&#x017F;elben nicht eben &#x017F;o gut von &#x017F;tatten gehen wollte <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 849.</note>.</p><lb/>
          <p>Den <hi rendition="#fr">gli&#x017F;&#x017F;oni&#x017F;chen</hi> Ver&#x017F;uch hat <hi rendition="#fr">Boerhaave</hi> <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">loc. cit.</hi></note>,<lb/>
und Franz <hi rendition="#fr">Boi&#x017F;&#x017F;ier</hi> de <hi rendition="#fr">Sauvages</hi> derge&#x017F;talt vera&#x0364;ndert,<lb/>
daß &#x017F;ie <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">Phy&#x017F;iolog. p. 133. Di&#x017F;p. XX.<lb/>
&#x017F;ur le mouv. de mu&#x017F;cles p.</hi> 81. 82.</note> anfa&#x0364;nglich das Wa&#x017F;&#x017F;er nieder&#x017F;inken la&#x017F;&#x017F;en, wenn<lb/>
das Blut aus dem Mu&#x017F;kel herausgetrieben wird; und es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;teigt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0080] Thieriſche Bewegung. XI. Buch. mengezogen werden; oder ſie noͤtigen, wenn nur ein Muſkel zur Probe gebraucht wird, denſelben dadurch ſich zu verkuͤrzen, daß ſie ſeinen Nerven reizen. Und ſo fin- den ſie, ob bei dieſer Anſtrengung das Waſſer niederſinkt, oder in die Hoͤhe ſteigt; ſinkt es nieder, ſo iſt der Muſkel kleiner geworden; ſteigt es in die Hoͤhe, ſo hat derſelbe an Groͤſſe zugenommen. Nun hat Johann Swammerdam an dem Muſ- kel des Herzens im Froſche wahrgenommen (u), daß das Waſſer, wenn das aufgeblaſene Herze ſchlaͤgt, niederſinkt, und dagegen in die Hoͤhe ſteigt, wenn das Herz ſchlaff wird. Nach eben dieſer Art ſahe der beruͤmte Goddard (x) und Fr. Gliſſon (y), als ſie den ganzen Arm in Waſ- ſer eintauchten, das Waſſer im Gefaͤſſe niederſteigen, wenn man ſich anſtrengte, und wieder in die Hoͤhe ſteigen, wenn der Menſch die Anſtrengung nachlies (z). Es haben andre dieſen Verſuch anders ausgelegt (a). Swammerdam zweifelte ſelbſt von ſeinem Verſuche (b), daß die Luft von dem zuſammengezognen Herzen habe zu- ſammengedruͤkkt werden koͤnnen, und er will nicht, daß man dieſes auf andre Muſkeln anwende, weil der Erfolg an denſelben nicht eben ſo gut von ſtatten gehen wollte (c). Den gliſſoniſchen Verſuch hat Boerhaave (d), und Franz Boiſſier de Sauvages dergeſtalt veraͤndert, daß ſie (e) anfaͤnglich das Waſſer niederſinken laſſen, wenn das Blut aus dem Muſkel herausgetrieben wird; und es ſteigt (u) pag. 846. 847. (x) BIRCH. T. II. p. 356. 412. T. III. p. 403. (y) de ventric. et int. p. 167. (z) BIRCH. l. c. (a) ASTRUC. apud MAN- GET. theatr. pag. 37. nach der Theorie BOERHAAV. prælect. T. III. pag. 411. 412. 413. B. LANGRISCH elect. p. 81. (b) pag. 849. 850. (c) pag. 849. (d) loc. cit. (e) Phyſiolog. p. 133. Diſp. XX. ſur le mouv. de muſcles p. 81. 82.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/80
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/80>, abgerufen am 24.11.2024.