vor der Linse dergestalt hervortreten gesehen, daß der- selben gleichsam in einem kreißförmigen Thal derselben sein Laager hat, und der Traubenhaut von vorne so nahe kommt, daß er sie zu berühren scheint. Doch ich will hiervon weitläuftiger reden.
§. 20. Die Kapsel der Crystallinse.
Es bestehet die Crystallinse, von welcher wir gehan- delt haben, aus ihrer Kapsel und den Körper.
Die Alten haben uns einigermassen, doch aber nicht vollständig eine Geschichte dieser Kapsel hinterlassen (i), und sie haben sie viel zu dünne, und gleich einem Spin- nengewebe beschrieben (k).
Es ist nehmlich die ganze Linse nicht nur mit ihrem vordern Theile (l), sondern auch allenthalben in eine Mem- bran eingeschlossen, welche ihr eigenthümlich gehöret (m), und welche nicht von der Glashaut ihren Ursprung be- kömmt (n), es ergiebet sich nehmlich, wenn man in sie bläset, daß sich der petitische Kreiß allein aufbläst, daß die Luft weder in die Linse noch in den Glaskörper ein- dringt, und daß dieser Kreiß also gegen die Linse von der Kapsel verschlossen ist (o). Es läßt sich ferner die Linsen- kapsel allein leicht aufblasen, und alsdenn gehet die Luft weder in den Kreiß noch in den Glaskörper hinein. Es nimmt ferner der Glaskörper das Blasen an, ohne daß die Luft in die Linse oder in den petitischen Ring eindringt.
Es ist diese Kapsel ferner, sonderlich von vorne her, von einem hornartigen Weesen (p) durchsichtig, elastisch,
und
(i)[Spaltenumbruch]Krustalloeides RUFUS ap pell. I. p. 37. II. p. 55.
(k)ORIBASIUS p. 42.
(l) Wie GALENUS de usu part. L. X. c. 6. ORIBAS p. 42. VESAL. p. 801. auch ohnlängst DUDDELL p. 136.
(m)MORGAGN. Epist. XVII. n. 25. FALLOP. p. 214. a. b. Aus [Spaltenumbruch]
ihm COITER tab. ocul. FABRI- CIUS de ocul. p. 86. LINDEN p. 488.
(n)DU HAMEL corp. anim. L. II. c. 5.
(o) Auch ZINN p. 137.
(p)PETIT Mem. de l'Acad. 1723. p. 44. fast Knorpig DU- VERN. I. p. 148.
II. Abſchnitt. Das Auge.
vor der Linſe dergeſtalt hervortreten geſehen, daß der- ſelben gleichſam in einem kreißfoͤrmigen Thal derſelben ſein Laager hat, und der Traubenhaut von vorne ſo nahe kommt, daß er ſie zu beruͤhren ſcheint. Doch ich will hiervon weitlaͤuftiger reden.
§. 20. Die Kapſel der Cryſtallinſe.
Es beſtehet die Cryſtallinſe, von welcher wir gehan- delt haben, aus ihrer Kapſel und den Koͤrper.
Die Alten haben uns einigermaſſen, doch aber nicht vollſtaͤndig eine Geſchichte dieſer Kapſel hinterlaſſen (i), und ſie haben ſie viel zu duͤnne, und gleich einem Spin- nengewebe beſchrieben (k).
Es iſt nehmlich die ganze Linſe nicht nur mit ihrem vordern Theile (l), ſondern auch allenthalben in eine Mem- bran eingeſchloſſen, welche ihr eigenthuͤmlich gehoͤret (m), und welche nicht von der Glashaut ihren Urſprung be- koͤmmt (n), es ergiebet ſich nehmlich, wenn man in ſie blaͤſet, daß ſich der petitiſche Kreiß allein aufblaͤſt, daß die Luft weder in die Linſe noch in den Glaskoͤrper ein- dringt, und daß dieſer Kreiß alſo gegen die Linſe von der Kapſel verſchloſſen iſt (o). Es laͤßt ſich ferner die Linſen- kapſel allein leicht aufblaſen, und alsdenn gehet die Luft weder in den Kreiß noch in den Glaskoͤrper hinein. Es nimmt ferner der Glaskoͤrper das Blaſen an, ohne daß die Luft in die Linſe oder in den petitiſchen Ring eindringt.
Es iſt dieſe Kapſel ferner, ſonderlich von vorne her, von einem hornartigen Weeſen (p) durchſichtig, elaſtiſch,
und
(i)[Spaltenumbruch]Kruſtalloeides RUFUS ap pell. I. p. 37. II. p. 55.
(k)ORIBASIUS p. 42.
(l) Wie GALENUS de uſu part. L. X. c. 6. ORIBAS p. 42. VESAL. p. 801. auch ohnlaͤngſt DUDDELL p. 136.
(m)MORGAGN. Epiſt. XVII. n. 25. FALLOP. p. 214. a. b. Aus [Spaltenumbruch]
ihm COITER tab. ocul. FABRI- CIUS de ocul. p. 86. LINDEN p. 488.
(n)DU HAMEL corp. anim. L. II. c. 5.
(o) Auch ZINN p. 137.
(p)PETIT Mém. de l’Acad. 1723. p. 44. faſt Knorpig DU- VERN. I. p. 148.
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II. Abſchnitt. Das Auge.
vor der Linſe dergeſtalt hervortreten geſehen, daß der-
ſelben gleichſam in einem kreißfoͤrmigen Thal derſelben ſein
Laager hat, und der Traubenhaut von vorne ſo nahe
kommt, daß er ſie zu beruͤhren ſcheint. Doch ich will
hiervon weitlaͤuftiger reden.
§. 20.
Die Kapſel der Cryſtallinſe.
Es beſtehet die Cryſtallinſe, von welcher wir gehan-
delt haben, aus ihrer Kapſel und den Koͤrper.
Die Alten haben uns einigermaſſen, doch aber nicht
vollſtaͤndig eine Geſchichte dieſer Kapſel hinterlaſſen (i),
und ſie haben ſie viel zu duͤnne, und gleich einem Spin-
nengewebe beſchrieben (k).
Es iſt nehmlich die ganze Linſe nicht nur mit ihrem
vordern Theile (l), ſondern auch allenthalben in eine Mem-
bran eingeſchloſſen, welche ihr eigenthuͤmlich gehoͤret (m),
und welche nicht von der Glashaut ihren Urſprung be-
koͤmmt (n), es ergiebet ſich nehmlich, wenn man in ſie
blaͤſet, daß ſich der petitiſche Kreiß allein aufblaͤſt, daß
die Luft weder in die Linſe noch in den Glaskoͤrper ein-
dringt, und daß dieſer Kreiß alſo gegen die Linſe von der
Kapſel verſchloſſen iſt (o). Es laͤßt ſich ferner die Linſen-
kapſel allein leicht aufblaſen, und alsdenn gehet die Luft
weder in den Kreiß noch in den Glaskoͤrper hinein. Es
nimmt ferner der Glaskoͤrper das Blaſen an, ohne daß die
Luft in die Linſe oder in den petitiſchen Ring eindringt.
Es iſt dieſe Kapſel ferner, ſonderlich von vorne her,
von einem hornartigen Weeſen (p) durchſichtig, elaſtiſch,
und
(i)
Kruſtalloeides RUFUS ap
pell. I. p. 37. II. p. 55.
(k) ORIBASIUS p. 42.
(l) Wie GALENUS de uſu part.
L. X. c. 6. ORIBAS p. 42. VESAL.
p. 801. auch ohnlaͤngſt DUDDELL
p. 136.
(m) MORGAGN. Epiſt. XVII.
n. 25. FALLOP. p. 214. a. b. Aus
ihm COITER tab. ocul. FABRI-
CIUS de ocul. p. 86. LINDEN
p. 488.
(n) DU HAMEL corp. anim.
L. II. c. 5.
(o) Auch ZINN p. 137.
(p) PETIT Mém. de l’Acad.
1723. p. 44. faſt Knorpig DU-
VERN. I. p. 148.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 859. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/877>, abgerufen am 22.11.2024.
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