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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Das Gesicht. XVI. Buch.
§. 38.
Das Blutäderchen an der Mitte der Nezzhaut.

Hier von habe ich, und wie ich glaube, zuerst ge-
schrieben (k), und ich habe diese Mittelblutader in allen
Geschlechtern der vierfüßigen Thiere angetroffen. Es sind
nemlich die Aeste der Schlagader in der Nezzhaut nicht
einfach, sondern überhaupt doppelt, und es vermischen
sich hier die grossen Blutadern mit den Schlagadern. Sie
entspringt im Behältnisse aus dem Stamm (l) der Augen-
ader, am untersten Orte unter allen, scheinet durch die
Bekleidung des Sehenerven durch, taugt sich allmählig
tiefer ein, durchbohret zugleich die Siebplatte (m), und
verbreitet sich mit grösseren Zweigen durch die Nezzhaut
(n), und ich habe dieselbe öfters in verschiedenen vierfüßi-
gen Thieren, deutlich gesehen. Es sind aber deswegen
nicht alle rothe Gefässe der Nezzhaut, Blutadern (o).

§. 39.
Ob im Auge Fließwassergefässe vorkommen.

Ob gleich der höchst subtile, und sehr durchsichtige
Bau dieses Werkzeuges, durchsichtige Gefässe sehr ver-
muthen läßt, so sind selbige doch noch nicht durch die Er-
fahrung bestätdiget worden. Duverney redet von gros-
sen Gefässen, welche eine wäßrige Feuchtigkeit zurükkfüh-
ren (o*). Valsalva glaubte dergleichen an der Nezz-
haut des Ochsen gesehen zu haben (p), Steno (q) zählte
sie an dem Regenbogen und der Aderhaut, und Vieus-
senius
an der Traubenhaut (r), der berühmte Bertrandi
fand an derselben, und an beiden Platten durchsich-

tige
(k) [Spaltenumbruch] Prim. lin. n. 520.
(l) pag. 243.
(m) pag. 244.
(n) Solches hat auch BER-
TRANDI p.
65. 66.
(o) Es vermuthet ZINN. pag.
244.
(o*) [Spaltenumbruch] Posth. I. p. 144.
(p) pag. 50. Solches sagt &
BERTRANDI. p. 68.
(q) L. c.
(r) Obs. d' anat. & de med.
part. pag.
286. 287. diese Gänge
unterscheidet er von dem arteriis.
Das Geſicht. XVI. Buch.
§. 38.
Das Blutaͤderchen an der Mitte der Nezzhaut.

Hier von habe ich, und wie ich glaube, zuerſt ge-
ſchrieben (k), und ich habe dieſe Mittelblutader in allen
Geſchlechtern der vierfuͤßigen Thiere angetroffen. Es ſind
nemlich die Aeſte der Schlagader in der Nezzhaut nicht
einfach, ſondern uͤberhaupt doppelt, und es vermiſchen
ſich hier die groſſen Blutadern mit den Schlagadern. Sie
entſpringt im Behaͤltniſſe aus dem Stamm (l) der Augen-
ader, am unterſten Orte unter allen, ſcheinet durch die
Bekleidung des Sehenerven durch, taugt ſich allmaͤhlig
tiefer ein, durchbohret zugleich die Siebplatte (m), und
verbreitet ſich mit groͤſſeren Zweigen durch die Nezzhaut
(n), und ich habe dieſelbe oͤfters in verſchiedenen vierfuͤßi-
gen Thieren, deutlich geſehen. Es ſind aber deswegen
nicht alle rothe Gefaͤſſe der Nezzhaut, Blutadern (o).

§. 39.
Ob im Auge Fließwaſſergefaͤſſe vorkommen.

Ob gleich der hoͤchſt ſubtile, und ſehr durchſichtige
Bau dieſes Werkzeuges, durchſichtige Gefaͤſſe ſehr ver-
muthen laͤßt, ſo ſind ſelbige doch noch nicht durch die Er-
fahrung beſtaͤtdiget worden. Duverney redet von groſ-
ſen Gefaͤſſen, welche eine waͤßrige Feuchtigkeit zuruͤkkfuͤh-
ren (o*). Valſalva glaubte dergleichen an der Nezz-
haut des Ochſen geſehen zu haben (p), Steno (q) zaͤhlte
ſie an dem Regenbogen und der Aderhaut, und Vieuſ-
ſenius
an der Traubenhaut (r), der beruͤhmte Bertrandi
fand an derſelben, und an beiden Platten durchſich-

tige
(k) [Spaltenumbruch] Prim. lin. n. 520.
(l) pag. 243.
(m) pag. 244.
(n) Solches hat auch BER-
TRANDI p.
65. 66.
(o) Es vermuthet ZINN. pag.
244.
(o*) [Spaltenumbruch] Poſth. I. p. 144.
(p) pag. 50. Solches ſagt &
BERTRANDI. p. 68.
(q) L. c.
(r) Obſ. d’ anat. & de med.
part. pag.
286. 287. dieſe Gaͤnge
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[914/0932] Das Geſicht. XVI. Buch. §. 38. Das Blutaͤderchen an der Mitte der Nezzhaut. Hier von habe ich, und wie ich glaube, zuerſt ge- ſchrieben (k), und ich habe dieſe Mittelblutader in allen Geſchlechtern der vierfuͤßigen Thiere angetroffen. Es ſind nemlich die Aeſte der Schlagader in der Nezzhaut nicht einfach, ſondern uͤberhaupt doppelt, und es vermiſchen ſich hier die groſſen Blutadern mit den Schlagadern. Sie entſpringt im Behaͤltniſſe aus dem Stamm (l) der Augen- ader, am unterſten Orte unter allen, ſcheinet durch die Bekleidung des Sehenerven durch, taugt ſich allmaͤhlig tiefer ein, durchbohret zugleich die Siebplatte (m), und verbreitet ſich mit groͤſſeren Zweigen durch die Nezzhaut (n), und ich habe dieſelbe oͤfters in verſchiedenen vierfuͤßi- gen Thieren, deutlich geſehen. Es ſind aber deswegen nicht alle rothe Gefaͤſſe der Nezzhaut, Blutadern (o). §. 39. Ob im Auge Fließwaſſergefaͤſſe vorkommen. Ob gleich der hoͤchſt ſubtile, und ſehr durchſichtige Bau dieſes Werkzeuges, durchſichtige Gefaͤſſe ſehr ver- muthen laͤßt, ſo ſind ſelbige doch noch nicht durch die Er- fahrung beſtaͤtdiget worden. Duverney redet von groſ- ſen Gefaͤſſen, welche eine waͤßrige Feuchtigkeit zuruͤkkfuͤh- ren (o*). Valſalva glaubte dergleichen an der Nezz- haut des Ochſen geſehen zu haben (p), Steno (q) zaͤhlte ſie an dem Regenbogen und der Aderhaut, und Vieuſ- ſenius an der Traubenhaut (r), der beruͤhmte Bertrandi fand an derſelben, und an beiden Platten durchſich- tige (k) Prim. lin. n. 520. (l) pag. 243. (m) pag. 244. (n) Solches hat auch BER- TRANDI p. 65. 66. (o) Es vermuthet ZINN. pag. 244. (o*) Poſth. I. p. 144. (p) pag. 50. Solches ſagt & BERTRANDI. p. 68. (q) L. c. (r) Obſ. d’ anat. & de med. part. pag. 286. 287. dieſe Gaͤnge unterſcheidet er von dem arteriis.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 914. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/932>, abgerufen am 22.11.2024.